Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

weil das Land locker genung seyn wird.
Das Sprichwort: "Je mehr Fahren, je
mehr Ahren, ist wahr; nur hat nicht ein
jeder Zeit, mehr als drey Pflugarten zur
Wintersaat, vorzunehmen, wer aber kann,
hut wohl daran.

Drittens. Er muß auch tief genung
pflügen, wenn es der Erdboden zuläßt. Es
ist ein schädlicher Fehler bey der Acker-Wirth-
schaft, wenn man nur so oben hin, dem
Lande die Haut abschindet. Die Ursachen,
ieben Kinder, sollt ihr gleich begreifen.

a) Wird, durchs flache Pflügen, bey dem
Brach- und Wendfahrepflügen, kein Un-
kraut recht ausgewurzelt, welches doch
sehr wichtig ist. Denn es ist bekannt,
daß das Unkraut überhaupt sehr tiefe
Wurzeln schlägt.
b) Kriegt das Korn nicht lockere Erde,
oder Krume genung, worinn es sich
recht bestauden kann. Es ist also dem
Verdorren oder Verscheinen, sonderlich
im leichten Lande, sehr ausgesetzt;
c) Weil die Wurzel des Korns oben auf
liegt, so kann der Wind, im leichten
Lande, die Wurzel bald bloß wehen.
Wenn denn das Korn einmal doch ge-
räth, so giebt es leicht, Lagerkorn, das
heißt,

weil das Land locker genung ſeyn wird.
Das Sprichwort: „Je mehr Fahren, je
mehr Ahren, iſt wahr; nur hat nicht ein
jeder Zeit, mehr als drey Pflugarten zur
Winterſaat, vorzunehmen, wer aber kann,
hut wohl daran.

Drittens. Er muß auch tief genung
pfluͤgen, wenn es der Erdboden zulaͤßt. Es
iſt ein ſchaͤdlicher Fehler bey der Acker-Wirth-
ſchaft, wenn man nur ſo oben hin, dem
Lande die Haut abſchindet. Die Urſachen,
ieben Kinder, ſollt ihr gleich begreifen.

a) Wird, durchs flache Pfluͤgen, bey dem
Brach- und Wendfahrepfluͤgen, kein Un-
kraut recht ausgewurzelt, welches doch
ſehr wichtig iſt. Denn es iſt bekannt,
daß das Unkraut uͤberhaupt ſehr tiefe
Wurzeln ſchlaͤgt.
b) Kriegt das Korn nicht lockere Erde,
oder Krume genung, worinn es ſich
recht beſtauden kann. Es iſt alſo dem
Verdorren oder Verſcheinen, ſonderlich
im leichten Lande, ſehr ausgeſetzt;
c) Weil die Wurzel des Korns oben auf
liegt, ſo kann der Wind, im leichten
Lande, die Wurzel bald bloß wehen.
Wenn denn das Korn einmal doch ge-
raͤth, ſo giebt es leicht, Lagerkorn, das
heißt,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0158" n="136"/>
weil das Land locker genung &#x017F;eyn wird.<lb/>
Das Sprichwort: &#x201E;<hi rendition="#fr">Je mehr Fahren, je<lb/>
mehr Ahren,</hi> i&#x017F;t wahr; nur hat nicht ein<lb/>
jeder Zeit, mehr als drey Pflugarten zur<lb/>
Winter&#x017F;aat, vorzunehmen, wer aber kann,<lb/>
hut wohl daran.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Drittens.</hi> Er muß auch tief genung<lb/>
pflu&#x0364;gen, wenn es der Erdboden zula&#x0364;ßt. Es<lb/>
i&#x017F;t ein &#x017F;cha&#x0364;dlicher Fehler bey der Acker-Wirth-<lb/>
&#x017F;chaft, wenn man nur &#x017F;o oben hin, dem<lb/>
Lande die Haut ab&#x017F;chindet. Die Ur&#x017F;achen,<lb/>
ieben Kinder, &#x017F;ollt ihr gleich begreifen.</p><lb/>
          <list>
            <item><hi rendition="#aq">a)</hi> Wird, durchs flache Pflu&#x0364;gen, bey dem<lb/>
Brach- und Wendfahrepflu&#x0364;gen, kein Un-<lb/>
kraut recht ausgewurzelt, welches doch<lb/>
&#x017F;ehr wichtig i&#x017F;t. Denn es i&#x017F;t bekannt,<lb/>
daß das Unkraut u&#x0364;berhaupt &#x017F;ehr tiefe<lb/>
Wurzeln &#x017F;chla&#x0364;gt.</item><lb/>
            <item><hi rendition="#aq">b)</hi> Kriegt das Korn nicht lockere Erde,<lb/>
oder Krume genung, worinn es &#x017F;ich<lb/>
recht be&#x017F;tauden kann. Es i&#x017F;t al&#x017F;o dem<lb/>
Verdorren oder Ver&#x017F;cheinen, &#x017F;onderlich<lb/>
im leichten Lande, &#x017F;ehr ausge&#x017F;etzt;</item><lb/>
            <item><hi rendition="#aq">c)</hi> Weil die Wurzel des Korns oben auf<lb/>
liegt, &#x017F;o kann der Wind, im leichten<lb/>
Lande, die Wurzel bald bloß wehen.<lb/>
Wenn denn das Korn einmal doch ge-<lb/>
ra&#x0364;th, &#x017F;o giebt es leicht, Lagerkorn, das<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">heißt,</fw><lb/></item>
          </list>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[136/0158] weil das Land locker genung ſeyn wird. Das Sprichwort: „Je mehr Fahren, je mehr Ahren, iſt wahr; nur hat nicht ein jeder Zeit, mehr als drey Pflugarten zur Winterſaat, vorzunehmen, wer aber kann, hut wohl daran. Drittens. Er muß auch tief genung pfluͤgen, wenn es der Erdboden zulaͤßt. Es iſt ein ſchaͤdlicher Fehler bey der Acker-Wirth- ſchaft, wenn man nur ſo oben hin, dem Lande die Haut abſchindet. Die Urſachen, ieben Kinder, ſollt ihr gleich begreifen. a) Wird, durchs flache Pfluͤgen, bey dem Brach- und Wendfahrepfluͤgen, kein Un- kraut recht ausgewurzelt, welches doch ſehr wichtig iſt. Denn es iſt bekannt, daß das Unkraut uͤberhaupt ſehr tiefe Wurzeln ſchlaͤgt. b) Kriegt das Korn nicht lockere Erde, oder Krume genung, worinn es ſich recht beſtauden kann. Es iſt alſo dem Verdorren oder Verſcheinen, ſonderlich im leichten Lande, ſehr ausgeſetzt; c) Weil die Wurzel des Korns oben auf liegt, ſo kann der Wind, im leichten Lande, die Wurzel bald bloß wehen. Wenn denn das Korn einmal doch ge- raͤth, ſo giebt es leicht, Lagerkorn, das heißt,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rochow_versuch_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rochow_versuch_1772/158
Zitationshilfe: [Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rochow_versuch_1772/158>, abgerufen am 28.04.2024.