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[Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772.

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Pferde alle nacheinander um. Und wollte
der Bauer vier andre haben, so mußte er
zu den mit den Lohnfuhren verdienten hun-
dert Thalern, noch funfzig Thaler aus seinem
Vermögen zulegen, und litt doch noch an
der künftigen Erndte Schaden. Durch Scha-
den klug gemacht, schafte er den untreuen
Knecht ab, und keiner in der Nachbarschaft
wollte ihn wieder annehmen; denn er hatte
sich bey den Lohnfuhren, das Saufen ange-
wöhnt.

Doch Pferde müßen zum Hofdienst, Vor-
spann etc. von jedem Ackerwirth, dem derglei-
chen oblieget, gehalten werden. Aber der
kluge Wirth hält deren nur so viel, als er
nöthig hat; um nicht in Futtermangel zu ge-
rathen, und dem übrigen, viel nützlichern
Vieh, nicht die Nothdurft zu entziehen. Man
thut beßer, mittelmäßig große, und dabey
starke Pferde, zu halten, als sehr große, oder
sehr kleine; die Mittelsorte thut gemeiniglich
die besten Dienste, und hält sich beßer am
Leibe, als sehr große Pferde. Von den klei-
nen kann man wenig Arbeit fordern, und
kosten doch fast so viel Futter, als starke
Mittelpferde.

Wenn der Ackerwirth fleißig ist, und zu
rechter Zeit aufsteht, kann er mit vier Pfer-

den



Pferde alle nacheinander um. Und wollte
der Bauer vier andre haben, ſo mußte er
zu den mit den Lohnfuhren verdienten hun-
dert Thalern, noch funfzig Thaler aus ſeinem
Vermoͤgen zulegen, und litt doch noch an
der kuͤnftigen Erndte Schaden. Durch Scha-
den klug gemacht, ſchafte er den untreuen
Knecht ab, und keiner in der Nachbarſchaft
wollte ihn wieder annehmen; denn er hatte
ſich bey den Lohnfuhren, das Saufen ange-
woͤhnt.

Doch Pferde muͤßen zum Hofdienſt, Vor-
ſpann ꝛc. von jedem Ackerwirth, dem derglei-
chen oblieget, gehalten werden. Aber der
kluge Wirth haͤlt deren nur ſo viel, als er
noͤthig hat; um nicht in Futtermangel zu ge-
rathen, und dem uͤbrigen, viel nuͤtzlichern
Vieh, nicht die Nothdurft zu entziehen. Man
thut beßer, mittelmaͤßig große, und dabey
ſtarke Pferde, zu halten, als ſehr große, oder
ſehr kleine; die Mittelſorte thut gemeiniglich
die beſten Dienſte, und haͤlt ſich beßer am
Leibe, als ſehr große Pferde. Von den klei-
nen kann man wenig Arbeit fordern, und
koſten doch faſt ſo viel Futter, als ſtarke
Mittelpferde.

Wenn der Ackerwirth fleißig iſt, und zu
rechter Zeit aufſteht, kann er mit vier Pfer-

den
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[141/0163] Pferde alle nacheinander um. Und wollte der Bauer vier andre haben, ſo mußte er zu den mit den Lohnfuhren verdienten hun- dert Thalern, noch funfzig Thaler aus ſeinem Vermoͤgen zulegen, und litt doch noch an der kuͤnftigen Erndte Schaden. Durch Scha- den klug gemacht, ſchafte er den untreuen Knecht ab, und keiner in der Nachbarſchaft wollte ihn wieder annehmen; denn er hatte ſich bey den Lohnfuhren, das Saufen ange- woͤhnt. Doch Pferde muͤßen zum Hofdienſt, Vor- ſpann ꝛc. von jedem Ackerwirth, dem derglei- chen oblieget, gehalten werden. Aber der kluge Wirth haͤlt deren nur ſo viel, als er noͤthig hat; um nicht in Futtermangel zu ge- rathen, und dem uͤbrigen, viel nuͤtzlichern Vieh, nicht die Nothdurft zu entziehen. Man thut beßer, mittelmaͤßig große, und dabey ſtarke Pferde, zu halten, als ſehr große, oder ſehr kleine; die Mittelſorte thut gemeiniglich die beſten Dienſte, und haͤlt ſich beßer am Leibe, als ſehr große Pferde. Von den klei- nen kann man wenig Arbeit fordern, und koſten doch faſt ſo viel Futter, als ſtarke Mittelpferde. Wenn der Ackerwirth fleißig iſt, und zu rechter Zeit aufſteht, kann er mit vier Pfer- den

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Zitationshilfe: [Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rochow_versuch_1772/163>, abgerufen am 28.04.2024.