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[Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772.

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Vieh tief ein, und was zwischen ihren Tritte
stehen bleibt, das bewächst, und wird dichte.
Endlich wird die Wiese so hügelicht und un-
gleich, daß niemand glatt mähen kann, ohne
sich die Sense zu verderben; man muß alsdenn
das Gras hoch abhauen, also sehr viel stehen
laßen. Dieß wird verhindert, wenn man die
Maulwurfhaufen auseinander wirft, und nicht
bewachsen läßt, auch kein Vieh auf sehr wei-
chen Wiesen weiden läßt.
3) Durch gar zu öfteres Abmähen in einem
Jahre; denn, Kinder! auf der Wiese stehen
vielerley Kräuter, und Grasarten. Viele zwar
schlagen jährlich aus der Wurzel, oder dem
Stiele aus; viele darunter aber tragen Samen,
welcher ausfällt, und eine neue Pflanze bringt.
Läßt man diesen nicht reif werden, sondern
mäht das Kraut ab, ehe es reif wird, so kann
er nicht ausfallen, und keine neue Pflanze kann
daraus wachsen.

Sehr gut ist es den Wiesen, wenn sie zu
solchen Zeiten überschwemmt werden können,
da es ihnen keinen Schaden bringt, als im Früh-
linge und Herbst, oder Winter. Trockne Wie-
sen werden mit Asche, oder andern Dünger,
wenn ihn der Acker entbehren kann, mit Nutzen
gedüngt. Alle Arten von Vieh freßen nicht
einerley Art Heu: Pferde, Rind- und Schaf-

Vieh


Vieh tief ein, und was zwiſchen ihren Tritte
ſtehen bleibt, das bewaͤchſt, und wird dichte.
Endlich wird die Wieſe ſo huͤgelicht und un-
gleich, daß niemand glatt maͤhen kann, ohne
ſich die Senſe zu verderben; man muß alsdenn
das Gras hoch abhauen, alſo ſehr viel ſtehen
laßen. Dieß wird verhindert, wenn man die
Maulwurfhaufen auseinander wirft, und nicht
bewachſen laͤßt, auch kein Vieh auf ſehr wei-
chen Wieſen weiden laͤßt.
3) Durch gar zu oͤfteres Abmaͤhen in einem
Jahre; denn, Kinder! auf der Wieſe ſtehen
vielerley Kraͤuter, und Grasarten. Viele zwar
ſchlagen jaͤhrlich aus der Wurzel, oder dem
Stiele aus; viele darunter aber tragen Samen,
welcher ausfaͤllt, und eine neue Pflanze bringt.
Laͤßt man dieſen nicht reif werden, ſondern
maͤht das Kraut ab, ehe es reif wird, ſo kann
er nicht ausfallen, und keine neue Pflanze kann
daraus wachſen.

Sehr gut iſt es den Wieſen, wenn ſie zu
ſolchen Zeiten uͤberſchwemmt werden koͤnnen,
da es ihnen keinen Schaden bringt, als im Fruͤh-
linge und Herbſt, oder Winter. Trockne Wie-
ſen werden mit Aſche, oder andern Duͤnger,
wenn ihn der Acker entbehren kann, mit Nutzen
geduͤngt. Alle Arten von Vieh freßen nicht
einerley Art Heu: Pferde, Rind- und Schaf-

Vieh
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[146/0168] Vieh tief ein, und was zwiſchen ihren Tritte ſtehen bleibt, das bewaͤchſt, und wird dichte. Endlich wird die Wieſe ſo huͤgelicht und un- gleich, daß niemand glatt maͤhen kann, ohne ſich die Senſe zu verderben; man muß alsdenn das Gras hoch abhauen, alſo ſehr viel ſtehen laßen. Dieß wird verhindert, wenn man die Maulwurfhaufen auseinander wirft, und nicht bewachſen laͤßt, auch kein Vieh auf ſehr wei- chen Wieſen weiden laͤßt. 3) Durch gar zu oͤfteres Abmaͤhen in einem Jahre; denn, Kinder! auf der Wieſe ſtehen vielerley Kraͤuter, und Grasarten. Viele zwar ſchlagen jaͤhrlich aus der Wurzel, oder dem Stiele aus; viele darunter aber tragen Samen, welcher ausfaͤllt, und eine neue Pflanze bringt. Laͤßt man dieſen nicht reif werden, ſondern maͤht das Kraut ab, ehe es reif wird, ſo kann er nicht ausfallen, und keine neue Pflanze kann daraus wachſen. Sehr gut iſt es den Wieſen, wenn ſie zu ſolchen Zeiten uͤberſchwemmt werden koͤnnen, da es ihnen keinen Schaden bringt, als im Fruͤh- linge und Herbſt, oder Winter. Trockne Wie- ſen werden mit Aſche, oder andern Duͤnger, wenn ihn der Acker entbehren kann, mit Nutzen geduͤngt. Alle Arten von Vieh freßen nicht einerley Art Heu: Pferde, Rind- und Schaf- Vieh

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Zitationshilfe: [Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rochow_versuch_1772/168>, abgerufen am 29.04.2024.