Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite



Vieh lieben ihre besondere Arten Heu, und die
Kunst des Landmanns äußertsich darinn, wenn
er diese Arten zu kennen und zu wählen weiß.

Diß sey genung, lieben Kinder, von diesen
Hauptstücken des Landbaus. Nun müßt ihr
auch wißen, wie der Ackersmann in seinem
Hause die gehörigen Pflichten ausübt, ohne
welche seine Wirthschaft nicht bestehen kann.

1) Er muß auf Ordnung halten. Jedes
Stück Haus- oder Ackergeräthe, muß an sei-
nem Orte seyn, nicht krumm und verworfen,
über einander herliegen. Jedes muß verwahrt,
oder doch so aufgehoben seyn, daß es nicht vor
der Zeit abgängig wird, und wieder ersetzt wer-
den muß. Das hölzerne und eiserne Geräthe
muß vor Fäulniß und Näße; und Leder und
Leinen Zeug, auch vor Beschädigung verwahrt
werden. Ich will euch davon eine Geschichte
erzählen.
Ein gewißer Bauer war verarmt, und kei-
ner wußte, wie das zugieng. Da war ein
verständiger Mann im Dorfe, der sagte: "Kin-
"der! das will ich euch wohl sagen; den Mann
",hat das Lohn an die Handwerker zu Grunde
"gerichtet. Er mußte Holz kaufen, das war
"theuer. Alles hölzerne Ackergeräthe aber ließ
"er im Schnee und Regen, auf der naßen Er-
"de stehen und liegen, das war denn allezeit
"ver-
K 2



Vieh lieben ihre beſondere Arten Heu, und die
Kunſt des Landmanns aͤußertſich darinn, wenn
er dieſe Arten zu kennen und zu waͤhlen weiß.

Diß ſey genung, lieben Kinder, von dieſen
Hauptſtuͤcken des Landbaus. Nun muͤßt ihr
auch wißen, wie der Ackersmann in ſeinem
Hauſe die gehoͤrigen Pflichten ausuͤbt, ohne
welche ſeine Wirthſchaft nicht beſtehen kann.

1) Er muß auf Ordnung halten. Jedes
Stuͤck Haus- oder Ackergeraͤthe, muß an ſei-
nem Orte ſeyn, nicht krumm und verworfen,
uͤber einander herliegen. Jedes muß verwahrt,
oder doch ſo aufgehoben ſeyn, daß es nicht vor
der Zeit abgaͤngig wird, und wieder erſetzt wer-
den muß. Das hoͤlzerne und eiſerne Geraͤthe
muß vor Faͤulniß und Naͤße; und Leder und
Leinen Zeug, auch vor Beſchaͤdigung verwahrt
werden. Ich will euch davon eine Geſchichte
erzaͤhlen.
Ein gewißer Bauer war verarmt, und kei-
ner wußte, wie das zugieng. Da war ein
verſtaͤndiger Mann im Dorfe, der ſagte: „Kin-
„der! das will ich euch wohl ſagen; den Mann
„,hat das Lohn an die Handwerker zu Grunde
„gerichtet. Er mußte Holz kaufen, das war
„theuer. Alles hoͤlzerne Ackergeraͤthe aber ließ
„er im Schnee und Regen, auf der naßen Er-
„de ſtehen und liegen, das war denn allezeit
„ver-
K 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0169" n="147"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
Vieh lieben ihre be&#x017F;ondere Arten Heu, und die<lb/>
Kun&#x017F;t des Landmanns a&#x0364;ußert&#x017F;ich darinn, wenn<lb/>
er die&#x017F;e Arten zu kennen und zu wa&#x0364;hlen weiß.</p><lb/>
          <p>Diß &#x017F;ey genung, lieben Kinder, von die&#x017F;en<lb/>
Haupt&#x017F;tu&#x0364;cken des Landbaus. Nun mu&#x0364;ßt ihr<lb/>
auch wißen, wie der Ackersmann in &#x017F;einem<lb/>
Hau&#x017F;e die geho&#x0364;rigen Pflichten ausu&#x0364;bt, ohne<lb/>
welche &#x017F;eine Wirth&#x017F;chaft nicht be&#x017F;tehen kann.</p><lb/>
          <list>
            <item>
              <list>
                <item>1) Er muß auf Ordnung halten. Jedes<lb/>
Stu&#x0364;ck Haus- oder Ackergera&#x0364;the, muß an &#x017F;ei-<lb/>
nem Orte &#x017F;eyn, nicht krumm und verworfen,<lb/>
u&#x0364;ber einander herliegen. Jedes muß verwahrt,<lb/>
oder doch &#x017F;o aufgehoben &#x017F;eyn, daß es nicht vor<lb/>
der Zeit abga&#x0364;ngig wird, und wieder er&#x017F;etzt wer-<lb/>
den muß. Das ho&#x0364;lzerne und ei&#x017F;erne Gera&#x0364;the<lb/>
muß vor Fa&#x0364;ulniß und Na&#x0364;ße; und Leder und<lb/>
Leinen Zeug, auch vor Be&#x017F;cha&#x0364;digung verwahrt<lb/>
werden. Ich will euch davon eine Ge&#x017F;chichte<lb/>
erza&#x0364;hlen.<lb/><list><item>Ein gewißer Bauer war verarmt, und kei-<lb/>
ner wußte, wie das zugieng. Da war ein<lb/>
ver&#x017F;ta&#x0364;ndiger Mann im Dorfe, der &#x017F;agte: &#x201E;Kin-<lb/>
&#x201E;der! das will ich euch wohl &#x017F;agen; den Mann<lb/>
&#x201E;,hat das Lohn an die Handwerker zu Grunde<lb/>
&#x201E;gerichtet. Er mußte Holz kaufen, das war<lb/>
&#x201E;theuer. Alles ho&#x0364;lzerne Ackergera&#x0364;the aber ließ<lb/>
&#x201E;er im Schnee und Regen, auf der naßen Er-<lb/>
&#x201E;de &#x017F;tehen und liegen, das war denn allezeit<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 2</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x201E;ver-</fw><lb/></item></list></item>
              </list>
            </item>
          </list>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[147/0169] Vieh lieben ihre beſondere Arten Heu, und die Kunſt des Landmanns aͤußertſich darinn, wenn er dieſe Arten zu kennen und zu waͤhlen weiß. Diß ſey genung, lieben Kinder, von dieſen Hauptſtuͤcken des Landbaus. Nun muͤßt ihr auch wißen, wie der Ackersmann in ſeinem Hauſe die gehoͤrigen Pflichten ausuͤbt, ohne welche ſeine Wirthſchaft nicht beſtehen kann. 1) Er muß auf Ordnung halten. Jedes Stuͤck Haus- oder Ackergeraͤthe, muß an ſei- nem Orte ſeyn, nicht krumm und verworfen, uͤber einander herliegen. Jedes muß verwahrt, oder doch ſo aufgehoben ſeyn, daß es nicht vor der Zeit abgaͤngig wird, und wieder erſetzt wer- den muß. Das hoͤlzerne und eiſerne Geraͤthe muß vor Faͤulniß und Naͤße; und Leder und Leinen Zeug, auch vor Beſchaͤdigung verwahrt werden. Ich will euch davon eine Geſchichte erzaͤhlen. Ein gewißer Bauer war verarmt, und kei- ner wußte, wie das zugieng. Da war ein verſtaͤndiger Mann im Dorfe, der ſagte: „Kin- „der! das will ich euch wohl ſagen; den Mann „,hat das Lohn an die Handwerker zu Grunde „gerichtet. Er mußte Holz kaufen, das war „theuer. Alles hoͤlzerne Ackergeraͤthe aber ließ „er im Schnee und Regen, auf der naßen Er- „de ſtehen und liegen, das war denn allezeit „ver- K 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rochow_versuch_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rochow_versuch_1772/169
Zitationshilfe: [Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rochow_versuch_1772/169>, abgerufen am 29.04.2024.