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[Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772.

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wozu er im Sommer oder Herbst keine Zeit hat,
als Ausbeßern der Zäune, Gebäude, Holzfuh-
ren, Verfertigung des Ackergeräthes etc. Wie
schön wäre es, lieben Kinder, wenn ihr das
lerntet! wenn ihr euer hölzern Ackergeräthe
euch selbst machen lerntet! Wie lustig ist der-
gleichen Arbeit! Manches Geld und Mühe
wird erspart, wenn man sich selbst helfen kann.
Vor eurer Zeit war ein Mann, der konnte
gar nichts, als hinter dem Pfluge hergehn,
und fahren; er war so unwißend, daß er nicht
einmal einen Pflug stellen konnte. Wenn nun
viele zusammen waren, so lief er immer hin,
und bat einen, daß er den Pflug stellen mußte.
Ein jeder lachte, und sie hießen ihn nur den
dummen Michel. Brach ihm etwas, so zog
er nach Hause; und es mogte noch so gering
seyn, so gieng oder fuhr er damit nach der
Stadt, und versäumte die Zeit.
5) Er muß eine fromme und arbeitsame
Person zu heyrathen suchen; und dieses, so
bald er Wirth wird. Denn, Kinder, wenn
ihr seht, wie nöthig eure Mütter im Hause
sind, so werdet ihr leicht begreifen, daß eine
Landwirthschaft, ohne Hausmutter nicht lange
gut geht. Auf eine gute Wirthin kommt vie-
les an. Euer Wohl und Weh hängt von die-
ser Wahl ab. Bittet daher Gott um Weis-
heit


wozu er im Sommer oder Herbſt keine Zeit hat,
als Ausbeßern der Zaͤune, Gebaͤude, Holzfuh-
ren, Verfertigung des Ackergeraͤthes ꝛc. Wie
ſchoͤn waͤre es, lieben Kinder, wenn ihr das
lerntet! wenn ihr euer hoͤlzern Ackergeraͤthe
euch ſelbſt machen lerntet! Wie luſtig iſt der-
gleichen Arbeit! Manches Geld und Muͤhe
wird erſpart, wenn man ſich ſelbſt helfen kann.
Vor eurer Zeit war ein Mann, der konnte
gar nichts, als hinter dem Pfluge hergehn,
und fahren; er war ſo unwißend, daß er nicht
einmal einen Pflug ſtellen konnte. Wenn nun
viele zuſammen waren, ſo lief er immer hin,
und bat einen, daß er den Pflug ſtellen mußte.
Ein jeder lachte, und ſie hießen ihn nur den
dummen Michel. Brach ihm etwas, ſo zog
er nach Hauſe; und es mogte noch ſo gering
ſeyn, ſo gieng oder fuhr er damit nach der
Stadt, und verſaͤumte die Zeit.
5) Er muß eine fromme und arbeitſame
Perſon zu heyrathen ſuchen; und dieſes, ſo
bald er Wirth wird. Denn, Kinder, wenn
ihr ſeht, wie noͤthig eure Muͤtter im Hauſe
ſind, ſo werdet ihr leicht begreifen, daß eine
Landwirthſchaft, ohne Hausmutter nicht lange
gut geht. Auf eine gute Wirthin kommt vie-
les an. Euer Wohl und Weh haͤngt von die-
ſer Wahl ab. Bittet daher Gott um Weis-
heit
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[150/0172] wozu er im Sommer oder Herbſt keine Zeit hat, als Ausbeßern der Zaͤune, Gebaͤude, Holzfuh- ren, Verfertigung des Ackergeraͤthes ꝛc. Wie ſchoͤn waͤre es, lieben Kinder, wenn ihr das lerntet! wenn ihr euer hoͤlzern Ackergeraͤthe euch ſelbſt machen lerntet! Wie luſtig iſt der- gleichen Arbeit! Manches Geld und Muͤhe wird erſpart, wenn man ſich ſelbſt helfen kann. Vor eurer Zeit war ein Mann, der konnte gar nichts, als hinter dem Pfluge hergehn, und fahren; er war ſo unwißend, daß er nicht einmal einen Pflug ſtellen konnte. Wenn nun viele zuſammen waren, ſo lief er immer hin, und bat einen, daß er den Pflug ſtellen mußte. Ein jeder lachte, und ſie hießen ihn nur den dummen Michel. Brach ihm etwas, ſo zog er nach Hauſe; und es mogte noch ſo gering ſeyn, ſo gieng oder fuhr er damit nach der Stadt, und verſaͤumte die Zeit. 5) Er muß eine fromme und arbeitſame Perſon zu heyrathen ſuchen; und dieſes, ſo bald er Wirth wird. Denn, Kinder, wenn ihr ſeht, wie noͤthig eure Muͤtter im Hauſe ſind, ſo werdet ihr leicht begreifen, daß eine Landwirthſchaft, ohne Hausmutter nicht lange gut geht. Auf eine gute Wirthin kommt vie- les an. Euer Wohl und Weh haͤngt von die- ſer Wahl ab. Bittet daher Gott um Weis- heit

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Zitationshilfe: [Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rochow_versuch_1772/172>, abgerufen am 29.04.2024.