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[Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772.

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heit zu dieser Wahl; und wenn ihr größer
werdet, so sehet nicht zuerst nach Reichthum
oder Ansehen, sondern nach gottesfürchtigen
und arbeitsamen Personen. Denn durch eine
fleißige und ordentliche Wirthin, wird der
Mann reich. Leset deßhalb die Sprüchwör-
ter Salomons, Jesus Sirach, und das Buch
der Weisheit, an vielen Stellen, nach.

Nun will ich auch von den Dienstpflichten
des Landmanns gegen seine Obrigkeit, handeln.
Was Obrigkeit ist, wißt ihr; was verschiede-
ne Stände sind, und was Gehorsam gegen
die Einrichtung Gottes in der Welt, ist, wißt
ihr auch. Es kann euch auch nicht unbekannt
seyn, daß eure Aeltern gewiße Dienste und Ga-
ben an die Obrigkeit thun und abgeben. Hier-
bey aber ist noch nöthig, daß ihr auch lernt,
was es mit diesen Diensten vor eine Bewand-
niß hat, und wie es gekommen ist, daß ihr
dienen und Pacht geben müßt.

Seht! Kinder, eure Vorältern haben die
Güter, die sie jetzt besitzen, die Stellen, die sie
als Häusler, oder Taglöhner, bewohnen, un-
ter der Bedingung von der damaligen Obrig-
keit erhalten, daß sie der Obrigkeit gewiße Ta-
ge lang, mit Spanndiensten oder Handdiensten
dienen, auch Pächte und Gaben geben sollten.
Wollten sie diese Bedingungen sich nicht gefal-

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heit zu dieſer Wahl; und wenn ihr groͤßer
werdet, ſo ſehet nicht zuerſt nach Reichthum
oder Anſehen, ſondern nach gottesfuͤrchtigen
und arbeitſamen Perſonen. Denn durch eine
fleißige und ordentliche Wirthin, wird der
Mann reich. Leſet deßhalb die Spruͤchwoͤr-
ter Salomons, Jeſus Sirach, und das Buch
der Weisheit, an vielen Stellen, nach.

Nun will ich auch von den Dienſtpflichten
des Landmanns gegen ſeine Obrigkeit, handeln.
Was Obrigkeit iſt, wißt ihr; was verſchiede-
ne Staͤnde ſind, und was Gehorſam gegen
die Einrichtung Gottes in der Welt, iſt, wißt
ihr auch. Es kann euch auch nicht unbekannt
ſeyn, daß eure Aeltern gewiße Dienſte und Ga-
ben an die Obrigkeit thun und abgeben. Hier-
bey aber iſt noch noͤthig, daß ihr auch lernt,
was es mit dieſen Dienſten vor eine Bewand-
niß hat, und wie es gekommen iſt, daß ihr
dienen und Pacht geben muͤßt.

Seht! Kinder, eure Voraͤltern haben die
Guͤter, die ſie jetzt beſitzen, die Stellen, die ſie
als Haͤusler, oder Tagloͤhner, bewohnen, un-
ter der Bedingung von der damaligen Obrig-
keit erhalten, daß ſie der Obrigkeit gewiße Ta-
ge lang, mit Spanndienſten oder Handdienſten
dienen, auch Paͤchte und Gaben geben ſollten.
Wollten ſie dieſe Bedingungen ſich nicht gefal-

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[151/0173] heit zu dieſer Wahl; und wenn ihr groͤßer werdet, ſo ſehet nicht zuerſt nach Reichthum oder Anſehen, ſondern nach gottesfuͤrchtigen und arbeitſamen Perſonen. Denn durch eine fleißige und ordentliche Wirthin, wird der Mann reich. Leſet deßhalb die Spruͤchwoͤr- ter Salomons, Jeſus Sirach, und das Buch der Weisheit, an vielen Stellen, nach. Nun will ich auch von den Dienſtpflichten des Landmanns gegen ſeine Obrigkeit, handeln. Was Obrigkeit iſt, wißt ihr; was verſchiede- ne Staͤnde ſind, und was Gehorſam gegen die Einrichtung Gottes in der Welt, iſt, wißt ihr auch. Es kann euch auch nicht unbekannt ſeyn, daß eure Aeltern gewiße Dienſte und Ga- ben an die Obrigkeit thun und abgeben. Hier- bey aber iſt noch noͤthig, daß ihr auch lernt, was es mit dieſen Dienſten vor eine Bewand- niß hat, und wie es gekommen iſt, daß ihr dienen und Pacht geben muͤßt. Seht! Kinder, eure Voraͤltern haben die Guͤter, die ſie jetzt beſitzen, die Stellen, die ſie als Haͤusler, oder Tagloͤhner, bewohnen, un- ter der Bedingung von der damaligen Obrig- keit erhalten, daß ſie der Obrigkeit gewiße Ta- ge lang, mit Spanndienſten oder Handdienſten dienen, auch Paͤchte und Gaben geben ſollten. Wollten ſie dieſe Bedingungen ſich nicht gefal- len K 4

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Zitationshilfe: [Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rochow_versuch_1772/173>, abgerufen am 29.04.2024.