Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite

mann bald, daß Hans dumm und einfältig
war. Er fieng also an, vom Schatzgraben
zu reden, und rühmte, daß er verschiedne
Schätze wüßte. Das gefiel Hansen wohl.
Er bezahlte einen Krug Bier nach dem an-
dern für den Bergmann. Beym Trunke
wurden sie recht vertraut. Da erfuhr Hans
vom Bergmanne, daß vor dem Dorf, im
Busch ein Schatz stünde. "Bruder! sagte der
Bauer, "wenn du ihn weißt, warum hast du
"ihn nicht schon gehoben? Ja, sagte der
"Bergmann, das geht nicht sogleich. Ich
"bin arm, wenn ich 33 Rthlr. 3 Gr. 3 Pf.
"in Gold, Silber, und Kupfergelde hätte,
"denn wollte ich ihn gleich heben." Bruder!
rief Hans voller Freuden, so viel habe ich
eben in der Tasche, und wohl mehr. Ich
habe heut ein Pferd verkauft -- 11 Duka-
ten, 3 Silbergroschen, und 1 Kupferdreyer --
Nicht wahr? Das macht 33 Rthlr. 3 Gr.
3 Pf. und ist dreyerley Geld. Gut, sagte
der Bergmann, um 12 Uhr in der Nacht,
gehn wir hin, und du sollst die Hälfte vom
Schatz haben, weil du das Geld hergiebst."

Sie giengen also hin in den Busch. Der
Bergmann nahm die 33 Rthl. 3 Gr. 3 Pf.
in Empfang, und stellte Hansen an einen
Eichbaum, und verbot ihm, bey Lebens-Ge-

fahr,

mann bald, daß Hans dumm und einfaͤltig
war. Er fieng alſo an, vom Schatzgraben
zu reden, und ruͤhmte, daß er verſchiedne
Schaͤtze wuͤßte. Das gefiel Hanſen wohl.
Er bezahlte einen Krug Bier nach dem an-
dern fuͤr den Bergmann. Beym Trunke
wurden ſie recht vertraut. Da erfuhr Hans
vom Bergmanne, daß vor dem Dorf, im
Buſch ein Schatz ſtuͤnde. „Bruder! ſagte der
Bauer, „wenn du ihn weißt, warum haſt du
„ihn nicht ſchon gehoben? Ja, ſagte der
„Bergmann, das geht nicht ſogleich. Ich
„bin arm, wenn ich 33 Rthlr. 3 Gr. 3 Pf.
„in Gold, Silber, und Kupfergelde haͤtte,
„denn wollte ich ihn gleich heben.‟ Bruder!
rief Hans voller Freuden, ſo viel habe ich
eben in der Taſche, und wohl mehr. Ich
habe heut ein Pferd verkauft — 11 Duka-
ten, 3 Silbergroſchen, und 1 Kupferdreyer —
Nicht wahr? Das macht 33 Rthlr. 3 Gr.
3 Pf. und iſt dreyerley Geld. Gut, ſagte
der Bergmann, um 12 Uhr in der Nacht,
gehn wir hin, und du ſollſt die Haͤlfte vom
Schatz haben, weil du das Geld hergiebſt.‟

Sie giengen alſo hin in den Buſch. Der
Bergmann nahm die 33 Rthl. 3 Gr. 3 Pf.
in Empfang, und ſtellte Hanſen an einen
Eichbaum, und verbot ihm, bey Lebens-Ge-

fahr,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0054" n="32"/>
mann bald, daß Hans dumm und einfa&#x0364;ltig<lb/>
war. Er fieng al&#x017F;o an, vom Schatzgraben<lb/>
zu reden, und ru&#x0364;hmte, daß er ver&#x017F;chiedne<lb/>
Scha&#x0364;tze wu&#x0364;ßte. Das gefiel Han&#x017F;en wohl.<lb/>
Er bezahlte einen Krug Bier nach dem an-<lb/>
dern fu&#x0364;r den Bergmann. Beym Trunke<lb/>
wurden &#x017F;ie recht vertraut. Da erfuhr Hans<lb/>
vom Bergmanne, daß vor dem Dorf, im<lb/>
Bu&#x017F;ch ein Schatz &#x017F;tu&#x0364;nde. &#x201E;Bruder! &#x017F;agte der<lb/>
Bauer, &#x201E;wenn du ihn weißt, warum ha&#x017F;t du<lb/>
&#x201E;ihn nicht &#x017F;chon gehoben? Ja, &#x017F;agte der<lb/>
&#x201E;Bergmann, das geht nicht &#x017F;ogleich. Ich<lb/>
&#x201E;bin arm, wenn ich 33 Rthlr. 3 Gr. 3 Pf.<lb/>
&#x201E;in Gold, Silber, und Kupfergelde ha&#x0364;tte,<lb/>
&#x201E;denn wollte ich ihn gleich heben.&#x201F; Bruder!<lb/>
rief Hans voller Freuden, &#x017F;o viel habe ich<lb/>
eben in der Ta&#x017F;che, und wohl mehr. Ich<lb/>
habe heut ein Pferd verkauft &#x2014; 11 Duka-<lb/>
ten, 3 Silbergro&#x017F;chen, und 1 Kupferdreyer &#x2014;<lb/>
Nicht wahr? Das macht 33 Rthlr. 3 Gr.<lb/>
3 Pf. und i&#x017F;t dreyerley Geld. Gut, &#x017F;agte<lb/>
der Bergmann, um 12 Uhr in der Nacht,<lb/>
gehn wir hin, und du &#x017F;oll&#x017F;t die Ha&#x0364;lfte vom<lb/>
Schatz haben, weil du das Geld hergieb&#x017F;t.&#x201F;</p><lb/>
          <p>Sie giengen al&#x017F;o hin in den Bu&#x017F;ch. Der<lb/>
Bergmann nahm die 33 Rthl. 3 Gr. 3 Pf.<lb/>
in Empfang, und &#x017F;tellte Han&#x017F;en an einen<lb/>
Eichbaum, und verbot ihm, bey Lebens-Ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">fahr,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[32/0054] mann bald, daß Hans dumm und einfaͤltig war. Er fieng alſo an, vom Schatzgraben zu reden, und ruͤhmte, daß er verſchiedne Schaͤtze wuͤßte. Das gefiel Hanſen wohl. Er bezahlte einen Krug Bier nach dem an- dern fuͤr den Bergmann. Beym Trunke wurden ſie recht vertraut. Da erfuhr Hans vom Bergmanne, daß vor dem Dorf, im Buſch ein Schatz ſtuͤnde. „Bruder! ſagte der Bauer, „wenn du ihn weißt, warum haſt du „ihn nicht ſchon gehoben? Ja, ſagte der „Bergmann, das geht nicht ſogleich. Ich „bin arm, wenn ich 33 Rthlr. 3 Gr. 3 Pf. „in Gold, Silber, und Kupfergelde haͤtte, „denn wollte ich ihn gleich heben.‟ Bruder! rief Hans voller Freuden, ſo viel habe ich eben in der Taſche, und wohl mehr. Ich habe heut ein Pferd verkauft — 11 Duka- ten, 3 Silbergroſchen, und 1 Kupferdreyer — Nicht wahr? Das macht 33 Rthlr. 3 Gr. 3 Pf. und iſt dreyerley Geld. Gut, ſagte der Bergmann, um 12 Uhr in der Nacht, gehn wir hin, und du ſollſt die Haͤlfte vom Schatz haben, weil du das Geld hergiebſt.‟ Sie giengen alſo hin in den Buſch. Der Bergmann nahm die 33 Rthl. 3 Gr. 3 Pf. in Empfang, und ſtellte Hanſen an einen Eichbaum, und verbot ihm, bey Lebens-Ge- fahr,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rochow_versuch_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rochow_versuch_1772/54
Zitationshilfe: [Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rochow_versuch_1772/54>, abgerufen am 03.05.2024.