[Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772.In der Stadt waren einmal Schauspie- Da merkten die Aeltern, daß die Krankheit da- E 2
In der Stadt waren einmal Schauſpie- Da merkten die Aeltern, daß die Krankheit da- E 2
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In der Stadt waren einmal Schauſpie-
ler, die fuͤr Geld, in einem großen Hauſe,
des Abends, ihre Kunſt ſehen ließen. Ei-
ner von meinen Bekannten wollte, mit ſei-
ner Frau und zwey Kindern, hingehen, und
hatte ſchon alles beſtellt. Die Kinder freu-
ten ſich beſonders ſehr auf das Schauſpiel,
auf die vielen Lichter, die bunten Kleider,
die Muſik, und was ihnen ſonſt noch ange-
nehm dabey vorkam. Auf den Mittag
wird der Mann ſehr krank, da mußte die
Frau zu Hauſe bleiben, und ohne ihre Ael-
tern ſollten die Kinder nicht ins Schauſpiel
gehen. Da weinten die Kinder ſehr, daß
von ihnen dieſe Luſt vergebens gehoft waͤre.
Das eine Kind war ſo unwillig, daß es
gar ſagte: „Warum mußte der Vater eben
heute krank werden? Eben heute, da wir ein-
mal eine Luſt haben ſollten? Aber hoͤrt,
Kinder! was geſchah? Den Abend kam
Feuer im Schauſpielhauſe aus, es brannte
bis auf den Grund, ab, und die meiſten Zu-
ſchauer wurden erdruͤckt im Gedraͤnge, oder
erſtickten vom Rauch, oder verbrannten in
der Flamme.
Da merkten die Aeltern, daß die Krankheit
des Vaters eine wohlthaͤtige Schickung und
Regierung Gottes geweſen, und lobten Gott
da-
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