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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 4. Berlin, Wien, 1913.

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4. die Bremsen, die Sandstreuvorrichtungen und die Signaleinrichtungen.

Unter Laufwerk versteht man die zur unmittelbaren Fortbewegung des Motorwagens dienenden Teile, also Räderpaare samt Lagerung und Führung. Je nach der Anzahl der Räderpaare unterscheidet man 2- und 4achsige Motorwagen und unter ersteren je nach Anordnung des Laufwerkes:

a) Motorwagen mit festen Achsen,

b) Motorwagen mit beweglichen Achsen (Lenkachsen) und

c) Motorwagen mit einachsigen Drehgestellen.

Die zweiachsigen Motorwagen mit festgelagerten Achsen (Abb. 155), besitzen zumeist eigene Untergestelle, auf denen der Wagenkasten (mittels Bolzen oder Federgehänge verbunden) aufruht. Diese Bauart hat den besonderen Vorteil, daß die Motoren und die Bremseinrichtung im Untergestell leicht eingebaut werden können, und daß die beim Fahren und Bremsen auftretenden Stöße und Erschütterungen infolge der mehrfachen Abfederung sehr abgeschwächt auf den Wagenkasten übertragen werden, wodurch ein weicher, stoßfreier Lauf des Motorwagens erzielt wird. Weiters gestattet diese Ausführung die rasche Auswechslung der gesamten im Untergestell vereinigten motorischen und Bremseinrichtungen. Der übliche Radstand ist 1·5-2·2 m.

Die zweiachsigen Motorwagen mit beweglichen Achsen (sog. "freien Lenkachsen") (Abb. 156), entbehren gewöhnlich eines eigenen Untergestelles. Dafür sind die Unterzüge (Längsträger) des Wagenkastens entsprechend stark ausgebildet. Das Laufwerk ist sehr leicht und seine Bauart eine einfache. Der Wagenkasten ruht mittels Tragfedern unmittelbar auf den Achslagern, die in Achsgabeln geführt sind, jedoch in der Längs- und Querrichtung größeres Spiel besitzen, um den Achsen Beweglichkeit in den Krümmungen und ein leichteres Befahren derselben zu ermöglichen. Der Vorteil dieser Bauart liegt in der Verminderung des Wagengewichtes, der Verwendung eines größeren Radstandes (bis 4·0 m), dem dadurch ermöglichten größeren Fassungsraume, sowie ferner im ruhigen Lauf des Wagens; dagegen ist eine gute Abfederung wegen der Bremsen schwieriger zu erreichen, und es übertragen sich, da die Motoren und Bremseinrichtungen direkt am Wagenkasten befestigt sind, die Stöße und Erschütterungen unmittelbar auf letzteren. Überdies zeitigen die Lenkachsen beim Befahren von Krümmungen häufig Übelstände durch nicht radiales Einstellen der vorderen Achse, welcher Umstand einen größeren Widerstand in den Kurven zur Folge hat und eine starke Abnutzung sowohl der Räder als auch der Schienen nach sich zieht. Jedenfalls genügt aber schon die radiale Einstellung der Hinterachse, bei der der Schnittpunkt der Achsen auf der konkaven Seite des Bogens liegt, um viel bessere Verhältnisse als bei Wagen mit festen Achsen zu erzielen. Der


Abb. 157. Einachsiges Drehgestell für Motorwagen.
C = Drehpunkte - R = Gleitrollen.
zu großen Schienenabnutzung bei scharfer Kurve und enger Rille kann weiters durch die jetzt vielfach Anwendung findenden Auflaufschienen im äußeren Bogen (Schienen mit flacher Rille auf denen der Spurkranz aufläuft) abgeholfen werden.

Das Bestreben, eine gute radiale Einstellung der beweglichen Achsen und eine weiche Federung herbeizuführen, zeitigte den Bau des einachsigen Drehgestelles (Abb. 157). Hier ist jede Achse in einem Rahmen federnd gelagert, der sich um einen, gegen die Wagenmitte zu gelegenen Drehpunkt frei bewegen kann, jedoch nach Verlassen der Kurve durch geeignete Einrichtungen (Federkraft, Wagengewicht) immer wieder in die ursprüngliche

4. die Bremsen, die Sandstreuvorrichtungen und die Signaleinrichtungen.

Unter Laufwerk versteht man die zur unmittelbaren Fortbewegung des Motorwagens dienenden Teile, also Räderpaare samt Lagerung und Führung. Je nach der Anzahl der Räderpaare unterscheidet man 2- und 4achsige Motorwagen und unter ersteren je nach Anordnung des Laufwerkes:

a) Motorwagen mit festen Achsen,

b) Motorwagen mit beweglichen Achsen (Lenkachsen) und

c) Motorwagen mit einachsigen Drehgestellen.

Die zweiachsigen Motorwagen mit festgelagerten Achsen (Abb. 155), besitzen zumeist eigene Untergestelle, auf denen der Wagenkasten (mittels Bolzen oder Federgehänge verbunden) aufruht. Diese Bauart hat den besonderen Vorteil, daß die Motoren und die Bremseinrichtung im Untergestell leicht eingebaut werden können, und daß die beim Fahren und Bremsen auftretenden Stöße und Erschütterungen infolge der mehrfachen Abfederung sehr abgeschwächt auf den Wagenkasten übertragen werden, wodurch ein weicher, stoßfreier Lauf des Motorwagens erzielt wird. Weiters gestattet diese Ausführung die rasche Auswechslung der gesamten im Untergestell vereinigten motorischen und Bremseinrichtungen. Der übliche Radstand ist 1·5–2·2 m.

Die zweiachsigen Motorwagen mit beweglichen Achsen (sog. „freien Lenkachsen“) (Abb. 156), entbehren gewöhnlich eines eigenen Untergestelles. Dafür sind die Unterzüge (Längsträger) des Wagenkastens entsprechend stark ausgebildet. Das Laufwerk ist sehr leicht und seine Bauart eine einfache. Der Wagenkasten ruht mittels Tragfedern unmittelbar auf den Achslagern, die in Achsgabeln geführt sind, jedoch in der Längs- und Querrichtung größeres Spiel besitzen, um den Achsen Beweglichkeit in den Krümmungen und ein leichteres Befahren derselben zu ermöglichen. Der Vorteil dieser Bauart liegt in der Verminderung des Wagengewichtes, der Verwendung eines größeren Radstandes (bis 4·0 m), dem dadurch ermöglichten größeren Fassungsraume, sowie ferner im ruhigen Lauf des Wagens; dagegen ist eine gute Abfederung wegen der Bremsen schwieriger zu erreichen, und es übertragen sich, da die Motoren und Bremseinrichtungen direkt am Wagenkasten befestigt sind, die Stöße und Erschütterungen unmittelbar auf letzteren. Überdies zeitigen die Lenkachsen beim Befahren von Krümmungen häufig Übelstände durch nicht radiales Einstellen der vorderen Achse, welcher Umstand einen größeren Widerstand in den Kurven zur Folge hat und eine starke Abnutzung sowohl der Räder als auch der Schienen nach sich zieht. Jedenfalls genügt aber schon die radiale Einstellung der Hinterachse, bei der der Schnittpunkt der Achsen auf der konkaven Seite des Bogens liegt, um viel bessere Verhältnisse als bei Wagen mit festen Achsen zu erzielen. Der


Abb. 157. Einachsiges Drehgestell für Motorwagen.
C = Drehpunkte – R = Gleitrollen.
zu großen Schienenabnutzung bei scharfer Kurve und enger Rille kann weiters durch die jetzt vielfach Anwendung findenden Auflaufschienen im äußeren Bogen (Schienen mit flacher Rille auf denen der Spurkranz aufläuft) abgeholfen werden.

Das Bestreben, eine gute radiale Einstellung der beweglichen Achsen und eine weiche Federung herbeizuführen, zeitigte den Bau des einachsigen Drehgestelles (Abb. 157). Hier ist jede Achse in einem Rahmen federnd gelagert, der sich um einen, gegen die Wagenmitte zu gelegenen Drehpunkt frei bewegen kann, jedoch nach Verlassen der Kurve durch geeignete Einrichtungen (Federkraft, Wagengewicht) immer wieder in die ursprüngliche

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[234/0244] 4. die Bremsen, die Sandstreuvorrichtungen und die Signaleinrichtungen. Unter Laufwerk versteht man die zur unmittelbaren Fortbewegung des Motorwagens dienenden Teile, also Räderpaare samt Lagerung und Führung. Je nach der Anzahl der Räderpaare unterscheidet man 2- und 4achsige Motorwagen und unter ersteren je nach Anordnung des Laufwerkes: a) Motorwagen mit festen Achsen, b) Motorwagen mit beweglichen Achsen (Lenkachsen) und c) Motorwagen mit einachsigen Drehgestellen. Die zweiachsigen Motorwagen mit festgelagerten Achsen (Abb. 155), besitzen zumeist eigene Untergestelle, auf denen der Wagenkasten (mittels Bolzen oder Federgehänge verbunden) aufruht. Diese Bauart hat den besonderen Vorteil, daß die Motoren und die Bremseinrichtung im Untergestell leicht eingebaut werden können, und daß die beim Fahren und Bremsen auftretenden Stöße und Erschütterungen infolge der mehrfachen Abfederung sehr abgeschwächt auf den Wagenkasten übertragen werden, wodurch ein weicher, stoßfreier Lauf des Motorwagens erzielt wird. Weiters gestattet diese Ausführung die rasche Auswechslung der gesamten im Untergestell vereinigten motorischen und Bremseinrichtungen. Der übliche Radstand ist 1·5–2·2 m. Die zweiachsigen Motorwagen mit beweglichen Achsen (sog. „freien Lenkachsen“) (Abb. 156), entbehren gewöhnlich eines eigenen Untergestelles. Dafür sind die Unterzüge (Längsträger) des Wagenkastens entsprechend stark ausgebildet. Das Laufwerk ist sehr leicht und seine Bauart eine einfache. Der Wagenkasten ruht mittels Tragfedern unmittelbar auf den Achslagern, die in Achsgabeln geführt sind, jedoch in der Längs- und Querrichtung größeres Spiel besitzen, um den Achsen Beweglichkeit in den Krümmungen und ein leichteres Befahren derselben zu ermöglichen. Der Vorteil dieser Bauart liegt in der Verminderung des Wagengewichtes, der Verwendung eines größeren Radstandes (bis 4·0 m), dem dadurch ermöglichten größeren Fassungsraume, sowie ferner im ruhigen Lauf des Wagens; dagegen ist eine gute Abfederung wegen der Bremsen schwieriger zu erreichen, und es übertragen sich, da die Motoren und Bremseinrichtungen direkt am Wagenkasten befestigt sind, die Stöße und Erschütterungen unmittelbar auf letzteren. Überdies zeitigen die Lenkachsen beim Befahren von Krümmungen häufig Übelstände durch nicht radiales Einstellen der vorderen Achse, welcher Umstand einen größeren Widerstand in den Kurven zur Folge hat und eine starke Abnutzung sowohl der Räder als auch der Schienen nach sich zieht. Jedenfalls genügt aber schon die radiale Einstellung der Hinterachse, bei der der Schnittpunkt der Achsen auf der konkaven Seite des Bogens liegt, um viel bessere Verhältnisse als bei Wagen mit festen Achsen zu erzielen. Der [Abbildung Abb. 157. Einachsiges Drehgestell für Motorwagen. C = Drehpunkte – R = Gleitrollen. ] zu großen Schienenabnutzung bei scharfer Kurve und enger Rille kann weiters durch die jetzt vielfach Anwendung findenden Auflaufschienen im äußeren Bogen (Schienen mit flacher Rille auf denen der Spurkranz aufläuft) abgeholfen werden. Das Bestreben, eine gute radiale Einstellung der beweglichen Achsen und eine weiche Federung herbeizuführen, zeitigte den Bau des einachsigen Drehgestelles (Abb. 157). Hier ist jede Achse in einem Rahmen federnd gelagert, der sich um einen, gegen die Wagenmitte zu gelegenen Drehpunkt frei bewegen kann, jedoch nach Verlassen der Kurve durch geeignete Einrichtungen (Federkraft, Wagengewicht) immer wieder in die ursprüngliche

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 4. Berlin, Wien, 1913, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen04_1913/244>, abgerufen am 24.11.2024.