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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 4. Berlin, Wien, 1913.

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Ende der Halle liegen die Restaurationsräume. Quer über die Gleise führen drei Brückensteige. Zwei davon dienen dem Personenverkehr. Zwischen beiden liegen die Wartesäle. Von hier führen Treppen zu den Bahnsteigen herab. Die dritte Brücke am äußeren Ende der Bahnsteighalle dient dem Gepäckverkehr und ist mit Gepäckaufzügen versehen. Die andere Längsfront wird von Diensträumen eingenommen, hier liegen auch die Aborte. Die Kopfseite des Gebäudes dient der Ankunft. Dort befindet sich eine durch die ganze Breite des Gebäudes gehende Gepäckausgabe mit wellenförmig angeordnetem Gepäcktisch. Besondere Treppen führen zu ihr empor. Das Gepäck wird mit Bändern von den Bahnsteigen heraufbefördert. Davor liegt eine überdeckte Droschkenvorfahrt.

D. England.

In England sind die Raumansprüche gering. Es rührt dies von der Gepflogenheit des Engländers her, den Bahnhof erst kurz vor Abgang des Zuges zu betreten und von seiner Abneigung Speisen und Getränke in öffentlichen Räumen anders als in Eile und stehend einzunehmen. Infolgedessen kommt man selbst bei größeren Anlagen mit mäßigen Abmessungen der Wartesäle und Speiseräume aus. Auch die Fahrkartenausgabe kann sehr einfach gehalten sein, da ein Teil der Fahrkarten vorher in den in der Stadt gelegenen Ausgabestellen gekauft wird. Auch das Gepäck kann unmittelbar von Wohnung zu Wohnung geschickt werden. Die Abfertigung des zum Bahnhof gebrachten Gepäcks vollzieht sich in den einfachsten Formen ohne Ausfertigung eines Gepäckscheines. Die Einrichtungen für die Gepäckannahme beschränken sich auf eine Wage und einen Schrank mit den Beklebezetteln. Nur im Verkehr mit dem Festland werden Gepäckscheine verabfolgt und sind Gepäckabfertigungsstellen notwendig, eine Gepäckaufbewahrungsstelle ist stets vorhanden.

Neben dem Personenverkehr betreiben die Eisenbahngesellschaften einen umfangreichen Paketverkehr, der große Räume erfordert. Selbst bei den kleinsten Anlagen ist ein Wartesaal für Frauen vorgesehen, von dem aus die zugehörigen Waschräume und Aborte zugänglich sind. Im übrigen dient die Halle als Warteraum. Bei größeren Anlagen kommt ein Warteraum für die übrigen Reisenden hinzu und nur bei ganz großen Bahnhöfen findet man Warteräume für die einzelnen Wagenklassen, dann aber auch für jede Klasse ein Zimmer für Frauen. Auf die Ausstattung der Waschräume und Aborte wird besondere Sorgfalt verwendet. An Stelle der Restauration tritt ein Erfrischungsraum (Bar) bestehend aus einem Schanktisch, an dem man die Speisen stehend oder auf Schemeln sitzend, genießt. Auf großen Bahnhöfen ist außerdem noch ein Speisesaal vorhanden. Die verschiedenen Räume werden häufig einfach aneinander gereiht und erhalten ihren Zugang lediglich vom Bahnsteig aus.

Auf Durchgangsstationen werden meistens Außensteige angelegt, die durch eine Brücke, seltener durch einen Bahnsteigtunnel, verbunden sind; an jedem Außensteige steht ein E. in Gleichlage; bisweilen ist eines derselben einfacher gestaltet, häufig aber sind beide gleich. Vereinzelt ist auch das E. an eine Straßenüberführung quer über die Gleise gelegt und besteht nur aus der Halle mit Fahrkartenausgabe und einem Raum für die Paketannahme. Auf den Bahnsteigen steht dann je ein kleines Gebäude mit Wartesälen und Aborten. Auf Knotenpunktstationen finden sich Inselgebäude mit besonderen Vorgebäuden. In größeren Städten sind Kopfbahnhöfe angelegt, die weit in das Stadtinnere vorgeschoben sind. Es erklärt sich dies mit aus dem Wettbewerb der verschiedenen Eisenbahngesellschaften, die ihren Fahrgästen den Weg von und zum Bahnhofe zu verkürzen trachten. Bei diesen Kopfbahnhöfen liegt das E. bisweilen seitlich der Gleise, bisweilen zwischen den Gleisen, meistens aber vor Kopf und seitlich. Auf bequeme Droschkenzu- und Abfahrten ist besonderer Wert gelegt; in der Regel ist eine Droschkenstraße über den Ankunftsbahnsteig geführt. Die Zufahrt geschieht von einer Straßenüberführung aus mit einer Rampe, die Abfahrt erfolgt durch das E.

Auf den großen Bahnhöfen sind meistens Bahnhotels (s. d.) mit den E. verbunden. Sie liegen entweder in dem oberen Stockwerke der E. oder in einem besonderen Gebäude seitlich davon. Die Seitenlage wird neuerdings bevorzugt, weil die Lage unmittelbar am Bahnsteige zu geräuschvoll ist. Das Hotel ist dann durch einen gedeckten Gang und einen Tunnel mit dem E. oder den Bahnsteigen verbunden. Abb. 266 zeigt den Grundriß einer mittelgroßen Durchgangsstation.

Abb. 267 und 268 stellen das E. auf Bahnhof Nottingham dar. Der Bahnhof besitzt zwei Inselbahnsteige mit je zwei Durchgangsgleisen und beiderseits zwei Kopfgleise. Die Gleise liegen im Einschnitt. Das E. ist seitlich angeordnet und ist mit der gegenüberliegenden Parallelstraße durch eine Fußgängerbrücke verbunden, die aber keine Zugänge zu den Bahnsteigen hat.

Das E. enthält nur die Halle mit Fahrkartenausgabe und Handgepäckaufbewahrung, sowie den Paketaufgaberaum mit besonderer Vorfahrt. Von der Halle führt eine Brücke mit anschließenden Treppen zu den Bahnsteigen. Das Gepäck und die Pakete werden in Aufzügen gesenkt und gelangen zu einem

Ende der Halle liegen die Restaurationsräume. Quer über die Gleise führen drei Brückensteige. Zwei davon dienen dem Personenverkehr. Zwischen beiden liegen die Wartesäle. Von hier führen Treppen zu den Bahnsteigen herab. Die dritte Brücke am äußeren Ende der Bahnsteighalle dient dem Gepäckverkehr und ist mit Gepäckaufzügen versehen. Die andere Längsfront wird von Diensträumen eingenommen, hier liegen auch die Aborte. Die Kopfseite des Gebäudes dient der Ankunft. Dort befindet sich eine durch die ganze Breite des Gebäudes gehende Gepäckausgabe mit wellenförmig angeordnetem Gepäcktisch. Besondere Treppen führen zu ihr empor. Das Gepäck wird mit Bändern von den Bahnsteigen heraufbefördert. Davor liegt eine überdeckte Droschkenvorfahrt.

D. England.

In England sind die Raumansprüche gering. Es rührt dies von der Gepflogenheit des Engländers her, den Bahnhof erst kurz vor Abgang des Zuges zu betreten und von seiner Abneigung Speisen und Getränke in öffentlichen Räumen anders als in Eile und stehend einzunehmen. Infolgedessen kommt man selbst bei größeren Anlagen mit mäßigen Abmessungen der Wartesäle und Speiseräume aus. Auch die Fahrkartenausgabe kann sehr einfach gehalten sein, da ein Teil der Fahrkarten vorher in den in der Stadt gelegenen Ausgabestellen gekauft wird. Auch das Gepäck kann unmittelbar von Wohnung zu Wohnung geschickt werden. Die Abfertigung des zum Bahnhof gebrachten Gepäcks vollzieht sich in den einfachsten Formen ohne Ausfertigung eines Gepäckscheines. Die Einrichtungen für die Gepäckannahme beschränken sich auf eine Wage und einen Schrank mit den Beklebezetteln. Nur im Verkehr mit dem Festland werden Gepäckscheine verabfolgt und sind Gepäckabfertigungsstellen notwendig, eine Gepäckaufbewahrungsstelle ist stets vorhanden.

Neben dem Personenverkehr betreiben die Eisenbahngesellschaften einen umfangreichen Paketverkehr, der große Räume erfordert. Selbst bei den kleinsten Anlagen ist ein Wartesaal für Frauen vorgesehen, von dem aus die zugehörigen Waschräume und Aborte zugänglich sind. Im übrigen dient die Halle als Warteraum. Bei größeren Anlagen kommt ein Warteraum für die übrigen Reisenden hinzu und nur bei ganz großen Bahnhöfen findet man Warteräume für die einzelnen Wagenklassen, dann aber auch für jede Klasse ein Zimmer für Frauen. Auf die Ausstattung der Waschräume und Aborte wird besondere Sorgfalt verwendet. An Stelle der Restauration tritt ein Erfrischungsraum (Bar) bestehend aus einem Schanktisch, an dem man die Speisen stehend oder auf Schemeln sitzend, genießt. Auf großen Bahnhöfen ist außerdem noch ein Speisesaal vorhanden. Die verschiedenen Räume werden häufig einfach aneinander gereiht und erhalten ihren Zugang lediglich vom Bahnsteig aus.

Auf Durchgangsstationen werden meistens Außensteige angelegt, die durch eine Brücke, seltener durch einen Bahnsteigtunnel, verbunden sind; an jedem Außensteige steht ein E. in Gleichlage; bisweilen ist eines derselben einfacher gestaltet, häufig aber sind beide gleich. Vereinzelt ist auch das E. an eine Straßenüberführung quer über die Gleise gelegt und besteht nur aus der Halle mit Fahrkartenausgabe und einem Raum für die Paketannahme. Auf den Bahnsteigen steht dann je ein kleines Gebäude mit Wartesälen und Aborten. Auf Knotenpunktstationen finden sich Inselgebäude mit besonderen Vorgebäuden. In größeren Städten sind Kopfbahnhöfe angelegt, die weit in das Stadtinnere vorgeschoben sind. Es erklärt sich dies mit aus dem Wettbewerb der verschiedenen Eisenbahngesellschaften, die ihren Fahrgästen den Weg von und zum Bahnhofe zu verkürzen trachten. Bei diesen Kopfbahnhöfen liegt das E. bisweilen seitlich der Gleise, bisweilen zwischen den Gleisen, meistens aber vor Kopf und seitlich. Auf bequeme Droschkenzu- und Abfahrten ist besonderer Wert gelegt; in der Regel ist eine Droschkenstraße über den Ankunftsbahnsteig geführt. Die Zufahrt geschieht von einer Straßenüberführung aus mit einer Rampe, die Abfahrt erfolgt durch das E.

Auf den großen Bahnhöfen sind meistens Bahnhotels (s. d.) mit den E. verbunden. Sie liegen entweder in dem oberen Stockwerke der E. oder in einem besonderen Gebäude seitlich davon. Die Seitenlage wird neuerdings bevorzugt, weil die Lage unmittelbar am Bahnsteige zu geräuschvoll ist. Das Hotel ist dann durch einen gedeckten Gang und einen Tunnel mit dem E. oder den Bahnsteigen verbunden. Abb. 266 zeigt den Grundriß einer mittelgroßen Durchgangsstation.

Abb. 267 und 268 stellen das E. auf Bahnhof Nottingham dar. Der Bahnhof besitzt zwei Inselbahnsteige mit je zwei Durchgangsgleisen und beiderseits zwei Kopfgleise. Die Gleise liegen im Einschnitt. Das E. ist seitlich angeordnet und ist mit der gegenüberliegenden Parallelstraße durch eine Fußgängerbrücke verbunden, die aber keine Zugänge zu den Bahnsteigen hat.

Das E. enthält nur die Halle mit Fahrkartenausgabe und Handgepäckaufbewahrung, sowie den Paketaufgaberaum mit besonderer Vorfahrt. Von der Halle führt eine Brücke mit anschließenden Treppen zu den Bahnsteigen. Das Gepäck und die Pakete werden in Aufzügen gesenkt und gelangen zu einem

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Ende der Halle liegen die Restaurationsräume. Quer über die Gleise führen drei Brückensteige. Zwei davon dienen dem Personenverkehr. Zwischen beiden liegen die Wartesäle. Von hier führen Treppen zu den Bahnsteigen herab. Die dritte Brücke am äußeren Ende der Bahnsteighalle dient dem Gepäckverkehr und ist mit Gepäckaufzügen versehen. Die andere Längsfront wird von Diensträumen eingenommen, hier liegen auch die Aborte. Die Kopfseite des Gebäudes dient der Ankunft. Dort befindet sich eine durch die ganze Breite des Gebäudes gehende Gepäckausgabe mit wellenförmig angeordnetem Gepäcktisch. Besondere Treppen führen zu ihr empor. Das Gepäck wird mit Bändern von den Bahnsteigen heraufbefördert. Davor liegt eine überdeckte Droschkenvorfahrt.</p><lb/>
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[334/0349] Ende der Halle liegen die Restaurationsräume. Quer über die Gleise führen drei Brückensteige. Zwei davon dienen dem Personenverkehr. Zwischen beiden liegen die Wartesäle. Von hier führen Treppen zu den Bahnsteigen herab. Die dritte Brücke am äußeren Ende der Bahnsteighalle dient dem Gepäckverkehr und ist mit Gepäckaufzügen versehen. Die andere Längsfront wird von Diensträumen eingenommen, hier liegen auch die Aborte. Die Kopfseite des Gebäudes dient der Ankunft. Dort befindet sich eine durch die ganze Breite des Gebäudes gehende Gepäckausgabe mit wellenförmig angeordnetem Gepäcktisch. Besondere Treppen führen zu ihr empor. Das Gepäck wird mit Bändern von den Bahnsteigen heraufbefördert. Davor liegt eine überdeckte Droschkenvorfahrt. D. England. In England sind die Raumansprüche gering. Es rührt dies von der Gepflogenheit des Engländers her, den Bahnhof erst kurz vor Abgang des Zuges zu betreten und von seiner Abneigung Speisen und Getränke in öffentlichen Räumen anders als in Eile und stehend einzunehmen. Infolgedessen kommt man selbst bei größeren Anlagen mit mäßigen Abmessungen der Wartesäle und Speiseräume aus. Auch die Fahrkartenausgabe kann sehr einfach gehalten sein, da ein Teil der Fahrkarten vorher in den in der Stadt gelegenen Ausgabestellen gekauft wird. Auch das Gepäck kann unmittelbar von Wohnung zu Wohnung geschickt werden. Die Abfertigung des zum Bahnhof gebrachten Gepäcks vollzieht sich in den einfachsten Formen ohne Ausfertigung eines Gepäckscheines. Die Einrichtungen für die Gepäckannahme beschränken sich auf eine Wage und einen Schrank mit den Beklebezetteln. Nur im Verkehr mit dem Festland werden Gepäckscheine verabfolgt und sind Gepäckabfertigungsstellen notwendig, eine Gepäckaufbewahrungsstelle ist stets vorhanden. Neben dem Personenverkehr betreiben die Eisenbahngesellschaften einen umfangreichen Paketverkehr, der große Räume erfordert. Selbst bei den kleinsten Anlagen ist ein Wartesaal für Frauen vorgesehen, von dem aus die zugehörigen Waschräume und Aborte zugänglich sind. Im übrigen dient die Halle als Warteraum. Bei größeren Anlagen kommt ein Warteraum für die übrigen Reisenden hinzu und nur bei ganz großen Bahnhöfen findet man Warteräume für die einzelnen Wagenklassen, dann aber auch für jede Klasse ein Zimmer für Frauen. Auf die Ausstattung der Waschräume und Aborte wird besondere Sorgfalt verwendet. An Stelle der Restauration tritt ein Erfrischungsraum (Bar) bestehend aus einem Schanktisch, an dem man die Speisen stehend oder auf Schemeln sitzend, genießt. Auf großen Bahnhöfen ist außerdem noch ein Speisesaal vorhanden. Die verschiedenen Räume werden häufig einfach aneinander gereiht und erhalten ihren Zugang lediglich vom Bahnsteig aus. Auf Durchgangsstationen werden meistens Außensteige angelegt, die durch eine Brücke, seltener durch einen Bahnsteigtunnel, verbunden sind; an jedem Außensteige steht ein E. in Gleichlage; bisweilen ist eines derselben einfacher gestaltet, häufig aber sind beide gleich. Vereinzelt ist auch das E. an eine Straßenüberführung quer über die Gleise gelegt und besteht nur aus der Halle mit Fahrkartenausgabe und einem Raum für die Paketannahme. Auf den Bahnsteigen steht dann je ein kleines Gebäude mit Wartesälen und Aborten. Auf Knotenpunktstationen finden sich Inselgebäude mit besonderen Vorgebäuden. In größeren Städten sind Kopfbahnhöfe angelegt, die weit in das Stadtinnere vorgeschoben sind. Es erklärt sich dies mit aus dem Wettbewerb der verschiedenen Eisenbahngesellschaften, die ihren Fahrgästen den Weg von und zum Bahnhofe zu verkürzen trachten. Bei diesen Kopfbahnhöfen liegt das E. bisweilen seitlich der Gleise, bisweilen zwischen den Gleisen, meistens aber vor Kopf und seitlich. Auf bequeme Droschkenzu- und Abfahrten ist besonderer Wert gelegt; in der Regel ist eine Droschkenstraße über den Ankunftsbahnsteig geführt. Die Zufahrt geschieht von einer Straßenüberführung aus mit einer Rampe, die Abfahrt erfolgt durch das E. Auf den großen Bahnhöfen sind meistens Bahnhotels (s. d.) mit den E. verbunden. Sie liegen entweder in dem oberen Stockwerke der E. oder in einem besonderen Gebäude seitlich davon. Die Seitenlage wird neuerdings bevorzugt, weil die Lage unmittelbar am Bahnsteige zu geräuschvoll ist. Das Hotel ist dann durch einen gedeckten Gang und einen Tunnel mit dem E. oder den Bahnsteigen verbunden. Abb. 266 zeigt den Grundriß einer mittelgroßen Durchgangsstation. Abb. 267 und 268 stellen das E. auf Bahnhof Nottingham dar. Der Bahnhof besitzt zwei Inselbahnsteige mit je zwei Durchgangsgleisen und beiderseits zwei Kopfgleise. Die Gleise liegen im Einschnitt. Das E. ist seitlich angeordnet und ist mit der gegenüberliegenden Parallelstraße durch eine Fußgängerbrücke verbunden, die aber keine Zugänge zu den Bahnsteigen hat. Das E. enthält nur die Halle mit Fahrkartenausgabe und Handgepäckaufbewahrung, sowie den Paketaufgaberaum mit besonderer Vorfahrt. Von der Halle führt eine Brücke mit anschließenden Treppen zu den Bahnsteigen. Das Gepäck und die Pakete werden in Aufzügen gesenkt und gelangen zu einem

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 4. Berlin, Wien, 1913, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen04_1913/349>, abgerufen am 22.11.2024.