Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 4. Berlin, Wien, 1913.d) Bildung des Massenprofiles aus dem Flächenprofil, tunlichst unter Benutzung der mittleren Trapezhöhen des Flächenprofiles. e) Wahl und Festsetzung der Förderarten nach Förderumfang und mittlerer Förderweite sowie Aufstellung der Tafeln über die Förderpreise. f) Ermittlung der günstigsten Verteilungslinien unter Berücksichtigung der Förderpreise einschließlich der Steigungszuschläge und der Aufwendungen für Grunderwerb der Seitenablagerungen und Seitenentnahmen sowie für Gewinnung von Entnahmemassen. g) Bestimmung der Schwerpunktslagen für die einzelnen Erdkörper durch Flächenverwandlung im Massenprofil und damit der mittleren Förderweiten. h) Kostenberechnung der Längsförderungen und Zusammenstellung der Ergebnisse in einer Zahlentafel unter Zusatz der Gewinnungs-, der Querförderungs- und der Aushaltekosten, sowie der Kosten für die Bildung der Erdkörper von Nebenanlagen (Wegrampen u. dgl.), etwa nach dem auf S. 394 gegebenem Muster. Literatur: v. Bauernfeind, Grundriß der Vorlesungen über Erd- und Straßenbau. München 1875. - Henz-Streckert, Praktische Anleitung zum Erdbau. Berlin 1874. - Heyne, Der Erdbau in seiner Anwendung auf Straßen und Eisenbahnen. Wien 1876. - Winkler, Vorträge über Eisenbahnbau. 5. Heft, Eisenbahnunterbau, Prag 1877. - v. Kaven, Vorträge über Eisenbahnbau. V. Erdarbeiten, Aachen 1877; Handbuch der Ingenieurwissenschaften. I. Band, Abt. I. - Contag, Über die Bodengewinnung bei größeren Erdarbeiten, insbesonders Kanalbauten und über die Wirtschaftlichkeit des Handbetriebes und des Maschinenbetriebes bei diesen Arbeiten. Doktorarbeit, Berlin 1909. - Sanio, Über die Wirtschaftlichkeit moderner Trockenbagger und verwandter Bodenförderungsanlagen. Doktorarbeit, Berlin 1911. - Buhle, Massentransport, Leipzig-Stuttgart 1908. - Eickemeyer, Das Massennivellement und dessen praktischer Gebrauch, Leipzig 1870. - Launhardt, Das Massennivellement. Hannover 1877. - Göring, Massenermittlung, Massenverteilung u. s. w. Berlin. - Barkhausen, Handbuch der Baukunde. Abt. III, Heft 4, Leipzig 1892. - Löwe, Straßenbaukunde. Wiesbaden 1906. - Förster, Taschenbuch für Bauingenieure, Abschnitt Erdbau. Berlin 1911. Lucas. Erddruck. Das Erddruckproblem tritt bei den technischen Aufgaben der Berechnung von Stützmauern, von Gewölbe- und Bogenwiderlagern, von Speicherwänden (Silos) und Fundamenten auf. Es wird statisch gefaßt als die Bestimmung des Gleichgewichts pulverförmiger schwerer Massen, die durch ihre Reibung in gewissem Maße zusammengehalten werden. Die Aufgabe läßt ebenso wie die Reibungsaufgaben fester Körper unendlich viele Lösungen zu, von denen technisch am wichtigsten die Lösungen an den Grenzen des Gleichgewichtgebiets sind, also z. B. die Lösungen, die dem Zustand der gerade nachgebenden Stützmauer (aktiver E.), bzw. des gerade in den Erdboden eindringenden Widerlagers (passiver E.) entsprechen. Der günstige Einfluß der Kohäsion des Erdreichs bei geringer Feuchtigkeit wird besser nicht berücksichtigt, dagegen ist die Verringerung des Reibungskoeffizienten bei etwa möglicher starker Durchnässung des Erdreichs zu beachten. Die Natur des betrachteten körnigen Stoffes wird gekennzeichnet durch den sogenannten Reibungs- oder Böschungswinkel, hier r genannt. Es darf nämlich die Gesamtspannung, die sich aus Druck- und Schubspannung zusammensetzt, an keinem Flächenelement den Reibungswinkel mit der Flächennormalen überschreiten. Hierfür ist z. B. erforderlich, daß eine freie Grenzfläche eines der Schwere unterliegenden Sandkörpers, den Reibungswinkel mit der Wagerechten nicht überschreitet. Eine Grenzfläche, die den Reibungswinkel gerade einschließt, heißt Böschung, und der Böschungswinkel ist also neben dem spezifischen Gewicht bezeichnend für den Reibungszusammenhang. Die folgende Tabelle gibt Durchschnittswerte von Böschungswinkel r und spezifischem Gewicht g für die häufigsten Stoffe:
Es soll hier die Erddrucktheorie nur soweit gebracht werden, als sie bisher zu unmittelbaren technischen Anwendungen geführt hat. Nicht die umfassenden Ansätze von F. Kötter, die die Erddruckaufgabe als eine Aufgabe der Variationsrechnung darstellen, sollen hier behandelt werden, auch nicht die Theorie der gekrümmten Gleitflächen von F. Kötter und H. Müller-Breslau, desgleichen nicht die Weiterführungen der Rankineschen Theorie des gleichmäßigen Grenzzustandes, wie sie von J. Boussinesq, St. Venaut, M. Levy, E. Winkler, O. Mohr u. a. geleistet worden sind. (Siehe hierüber F. Kötters Referat oder des Verfassers Referat in der Enzykl. d. Math. Wiss.). d) Bildung des Massenprofiles aus dem Flächenprofil, tunlichst unter Benutzung der mittleren Trapezhöhen des Flächenprofiles. e) Wahl und Festsetzung der Förderarten nach Förderumfang und mittlerer Förderweite sowie Aufstellung der Tafeln über die Förderpreise. f) Ermittlung der günstigsten Verteilungslinien unter Berücksichtigung der Förderpreise einschließlich der Steigungszuschläge und der Aufwendungen für Grunderwerb der Seitenablagerungen und Seitenentnahmen sowie für Gewinnung von Entnahmemassen. g) Bestimmung der Schwerpunktslagen für die einzelnen Erdkörper durch Flächenverwandlung im Massenprofil und damit der mittleren Förderweiten. h) Kostenberechnung der Längsförderungen und Zusammenstellung der Ergebnisse in einer Zahlentafel unter Zusatz der Gewinnungs-, der Querförderungs- und der Aushaltekosten, sowie der Kosten für die Bildung der Erdkörper von Nebenanlagen (Wegrampen u. dgl.), etwa nach dem auf S. 394 gegebenem Muster. Literatur: v. Bauernfeind, Grundriß der Vorlesungen über Erd- und Straßenbau. München 1875. – Henz-Streckert, Praktische Anleitung zum Erdbau. Berlin 1874. – Heyne, Der Erdbau in seiner Anwendung auf Straßen und Eisenbahnen. Wien 1876. – Winkler, Vorträge über Eisenbahnbau. 5. Heft, Eisenbahnunterbau, Prag 1877. – v. Kaven, Vorträge über Eisenbahnbau. V. Erdarbeiten, Aachen 1877; Handbuch der Ingenieurwissenschaften. I. Band, Abt. I. – Contag, Über die Bodengewinnung bei größeren Erdarbeiten, insbesonders Kanalbauten und über die Wirtschaftlichkeit des Handbetriebes und des Maschinenbetriebes bei diesen Arbeiten. Doktorarbeit, Berlin 1909. – Sanio, Über die Wirtschaftlichkeit moderner Trockenbagger und verwandter Bodenförderungsanlagen. Doktorarbeit, Berlin 1911. – Buhle, Massentransport, Leipzig-Stuttgart 1908. – Eickemeyer, Das Massennivellement und dessen praktischer Gebrauch, Leipzig 1870. – Launhardt, Das Massennivellement. Hannover 1877. – Göring, Massenermittlung, Massenverteilung u. s. w. Berlin. – Barkhausen, Handbuch der Baukunde. Abt. III, Heft 4, Leipzig 1892. – Löwe, Straßenbaukunde. Wiesbaden 1906. – Förster, Taschenbuch für Bauingenieure, Abschnitt Erdbau. Berlin 1911. Lucas. Erddruck. Das Erddruckproblem tritt bei den technischen Aufgaben der Berechnung von Stützmauern, von Gewölbe- und Bogenwiderlagern, von Speicherwänden (Silos) und Fundamenten auf. Es wird statisch gefaßt als die Bestimmung des Gleichgewichts pulverförmiger schwerer Massen, die durch ihre Reibung in gewissem Maße zusammengehalten werden. Die Aufgabe läßt ebenso wie die Reibungsaufgaben fester Körper unendlich viele Lösungen zu, von denen technisch am wichtigsten die Lösungen an den Grenzen des Gleichgewichtgebiets sind, also z. B. die Lösungen, die dem Zustand der gerade nachgebenden Stützmauer (aktiver E.), bzw. des gerade in den Erdboden eindringenden Widerlagers (passiver E.) entsprechen. Der günstige Einfluß der Kohäsion des Erdreichs bei geringer Feuchtigkeit wird besser nicht berücksichtigt, dagegen ist die Verringerung des Reibungskoeffizienten bei etwa möglicher starker Durchnässung des Erdreichs zu beachten. Die Natur des betrachteten körnigen Stoffes wird gekennzeichnet durch den sogenannten Reibungs- oder Böschungswinkel, hier ρ genannt. Es darf nämlich die Gesamtspannung, die sich aus Druck- und Schubspannung zusammensetzt, an keinem Flächenelement den Reibungswinkel mit der Flächennormalen überschreiten. Hierfür ist z. B. erforderlich, daß eine freie Grenzfläche eines der Schwere unterliegenden Sandkörpers, den Reibungswinkel mit der Wagerechten nicht überschreitet. Eine Grenzfläche, die den Reibungswinkel gerade einschließt, heißt Böschung, und der Böschungswinkel ist also neben dem spezifischen Gewicht bezeichnend für den Reibungszusammenhang. Die folgende Tabelle gibt Durchschnittswerte von Böschungswinkel ρ und spezifischem Gewicht γ für die häufigsten Stoffe:
Es soll hier die Erddrucktheorie nur soweit gebracht werden, als sie bisher zu unmittelbaren technischen Anwendungen geführt hat. Nicht die umfassenden Ansätze von F. Kötter, die die Erddruckaufgabe als eine Aufgabe der Variationsrechnung darstellen, sollen hier behandelt werden, auch nicht die Theorie der gekrümmten Gleitflächen von F. Kötter und H. Müller-Breslau, desgleichen nicht die Weiterführungen der Rankineschen Theorie des gleichmäßigen Grenzzustandes, wie sie von J. Boussinesq, St. Venaut, M. Lévy, E. Winkler, O. Mohr u. a. geleistet worden sind. (Siehe hierüber F. Kötters Referat oder des Verfassers Referat in der Enzykl. d. Math. 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Doktorarbeit, Berlin 1911. – <hi rendition="#g">Buhle</hi>, Massentransport, Leipzig-Stuttgart 1908. – <hi rendition="#g">Eickemeyer</hi>, Das Massennivellement und dessen praktischer Gebrauch, Leipzig 1870. – <hi rendition="#g">Launhardt</hi>, Das Massennivellement. Hannover 1877. – <hi rendition="#g">Göring</hi>, Massenermittlung, Massenverteilung u. s. w. Berlin. – <hi rendition="#g">Barkhausen</hi>, Handbuch der Baukunde. Abt. III, Heft 4, Leipzig 1892. – <hi rendition="#g">Löwe</hi>, Straßenbaukunde. Wiesbaden 1906. – <hi rendition="#g">Förster</hi>, Taschenbuch für Bauingenieure, Abschnitt Erdbau. 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Eine Grenzfläche, die den Reibungswinkel gerade einschließt, heißt Böschung, und der Böschungswinkel ist also neben dem spezifischen Gewicht bezeichnend für den Reibungszusammenhang.</p><lb/> <p>Die folgende Tabelle gibt Durchschnittswerte von Böschungswinkel ρ und spezifischem Gewicht γ für die häufigsten Stoffe:</p><lb/> <table> <row> <cell><hi rendition="#g">Dammerde</hi>:</cell> <cell rendition="#c">ρ</cell> <cell rendition="#c">γ</cell> </row><lb/> <row> <cell>trocken</cell> <cell rendition="#c">35–40°</cell> <cell rendition="#c">1400</cell> </row><lb/> <row> <cell>feucht</cell> <cell rendition="#c">45°</cell> <cell rendition="#c">1600</cell> </row><lb/> <row> <cell>naß</cell> <cell rendition="#c">27°</cell> <cell rendition="#c">1800</cell> </row><lb/> <row> <cell><hi rendition="#g">Sand</hi>:</cell> <cell rendition="#c"/> <cell rendition="#c"/> </row><lb/> <row> <cell>trocken</cell> <cell rendition="#c">30–35°</cell> <cell rendition="#c">1580–1650</cell> </row><lb/> <row> <cell>feucht</cell> <cell rendition="#c">40°</cell> <cell rendition="#c">1800</cell> </row><lb/> <row> <cell>naß</cell> <cell rendition="#c">25°</cell> <cell rendition="#c">2000</cell> </row><lb/> <row> <cell><hi rendition="#g">Lehmboden</hi>:</cell> <cell rendition="#c"/> <cell rendition="#c"/> </row><lb/> <row> <cell>feucht</cell> <cell rendition="#c">40–45°</cell> <cell rendition="#c">1500</cell> </row><lb/> <row> <cell>naß</cell> <cell rendition="#c">20–25°</cell> <cell rendition="#c">1900</cell> </row><lb/> <row> <cell><hi rendition="#g">Kies</hi>:</cell> <cell rendition="#c"/> <cell rendition="#c"/> </row><lb/> <row> <cell>trocken</cell> <cell rendition="#c">35–40°</cell> <cell rendition="#c">1800–1850</cell> </row><lb/> <row> <cell><hi rendition="#g">Gerölle</hi>:</cell> <cell rendition="#c"/> <cell rendition="#c"/> </row><lb/> <row> <cell>eckig</cell> <cell rendition="#c">45°</cell> <cell rendition="#c">1800</cell> </row><lb/> <row> <cell>rund</cell> <cell rendition="#c">30°</cell> <cell rendition="#c">1800</cell> </row><lb/> </table> <p>Es soll hier die Erddrucktheorie nur soweit gebracht werden, als sie bisher zu unmittelbaren technischen Anwendungen geführt hat. Nicht die umfassenden Ansätze von F. Kötter, die die Erddruckaufgabe als eine Aufgabe der Variationsrechnung darstellen, sollen hier behandelt werden, auch nicht die Theorie der gekrümmten Gleitflächen von F. Kötter und H. Müller-Breslau, desgleichen nicht die Weiterführungen der Rankineschen Theorie des gleichmäßigen Grenzzustandes, wie sie von J. Boussinesq, St. Venaut, M. Lévy, E. Winkler, O. Mohr u. a. geleistet worden sind. (Siehe hierüber F. Kötters Referat oder des Verfassers Referat in der Enzykl. d. Math. Wiss.). </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [395/0411]
d) Bildung des Massenprofiles aus dem Flächenprofil, tunlichst unter Benutzung der mittleren Trapezhöhen des Flächenprofiles.
e) Wahl und Festsetzung der Förderarten nach Förderumfang und mittlerer Förderweite sowie Aufstellung der Tafeln über die Förderpreise.
f) Ermittlung der günstigsten Verteilungslinien unter Berücksichtigung der Förderpreise einschließlich der Steigungszuschläge und der Aufwendungen für Grunderwerb der Seitenablagerungen und Seitenentnahmen sowie für Gewinnung von Entnahmemassen.
g) Bestimmung der Schwerpunktslagen für die einzelnen Erdkörper durch Flächenverwandlung im Massenprofil und damit der mittleren Förderweiten.
h) Kostenberechnung der Längsförderungen und Zusammenstellung der Ergebnisse in einer Zahlentafel unter Zusatz der Gewinnungs-, der Querförderungs- und der Aushaltekosten, sowie der Kosten für die Bildung der Erdkörper von Nebenanlagen (Wegrampen u. dgl.), etwa nach dem auf S. 394 gegebenem Muster.
Literatur: v. Bauernfeind, Grundriß der Vorlesungen über Erd- und Straßenbau. München 1875. – Henz-Streckert, Praktische Anleitung zum Erdbau. Berlin 1874. – Heyne, Der Erdbau in seiner Anwendung auf Straßen und Eisenbahnen. Wien 1876. – Winkler, Vorträge über Eisenbahnbau. 5. Heft, Eisenbahnunterbau, Prag 1877. – v. Kaven, Vorträge über Eisenbahnbau. V. Erdarbeiten, Aachen 1877; Handbuch der Ingenieurwissenschaften. I. Band, Abt. I. – Contag, Über die Bodengewinnung bei größeren Erdarbeiten, insbesonders Kanalbauten und über die Wirtschaftlichkeit des Handbetriebes und des Maschinenbetriebes bei diesen Arbeiten. Doktorarbeit, Berlin 1909. – Sanio, Über die Wirtschaftlichkeit moderner Trockenbagger und verwandter Bodenförderungsanlagen. Doktorarbeit, Berlin 1911. – Buhle, Massentransport, Leipzig-Stuttgart 1908. – Eickemeyer, Das Massennivellement und dessen praktischer Gebrauch, Leipzig 1870. – Launhardt, Das Massennivellement. Hannover 1877. – Göring, Massenermittlung, Massenverteilung u. s. w. Berlin. – Barkhausen, Handbuch der Baukunde. Abt. III, Heft 4, Leipzig 1892. – Löwe, Straßenbaukunde. Wiesbaden 1906. – Förster, Taschenbuch für Bauingenieure, Abschnitt Erdbau. Berlin 1911.
Lucas.
Erddruck. Das Erddruckproblem tritt bei den technischen Aufgaben der Berechnung von Stützmauern, von Gewölbe- und Bogenwiderlagern, von Speicherwänden (Silos) und Fundamenten auf.
Es wird statisch gefaßt als die Bestimmung des Gleichgewichts pulverförmiger schwerer Massen, die durch ihre Reibung in gewissem Maße zusammengehalten werden.
Die Aufgabe läßt ebenso wie die Reibungsaufgaben fester Körper unendlich viele Lösungen zu, von denen technisch am wichtigsten die Lösungen an den Grenzen des Gleichgewichtgebiets sind, also z. B. die Lösungen, die dem Zustand der gerade nachgebenden Stützmauer (aktiver E.), bzw. des gerade in den Erdboden eindringenden Widerlagers (passiver E.) entsprechen.
Der günstige Einfluß der Kohäsion des Erdreichs bei geringer Feuchtigkeit wird besser nicht berücksichtigt, dagegen ist die Verringerung des Reibungskoeffizienten bei etwa möglicher starker Durchnässung des Erdreichs zu beachten.
Die Natur des betrachteten körnigen Stoffes wird gekennzeichnet durch den sogenannten Reibungs- oder Böschungswinkel, hier ρ genannt.
Es darf nämlich die Gesamtspannung, die sich aus Druck- und Schubspannung zusammensetzt, an keinem Flächenelement den Reibungswinkel mit der Flächennormalen überschreiten. Hierfür ist z. B. erforderlich, daß eine freie Grenzfläche eines der Schwere unterliegenden Sandkörpers, den Reibungswinkel mit der Wagerechten nicht überschreitet. Eine Grenzfläche, die den Reibungswinkel gerade einschließt, heißt Böschung, und der Böschungswinkel ist also neben dem spezifischen Gewicht bezeichnend für den Reibungszusammenhang.
Die folgende Tabelle gibt Durchschnittswerte von Böschungswinkel ρ und spezifischem Gewicht γ für die häufigsten Stoffe:
Dammerde: ρ γ
trocken 35–40° 1400
feucht 45° 1600
naß 27° 1800
Sand:
trocken 30–35° 1580–1650
feucht 40° 1800
naß 25° 2000
Lehmboden:
feucht 40–45° 1500
naß 20–25° 1900
Kies:
trocken 35–40° 1800–1850
Gerölle:
eckig 45° 1800
rund 30° 1800
Es soll hier die Erddrucktheorie nur soweit gebracht werden, als sie bisher zu unmittelbaren technischen Anwendungen geführt hat. Nicht die umfassenden Ansätze von F. Kötter, die die Erddruckaufgabe als eine Aufgabe der Variationsrechnung darstellen, sollen hier behandelt werden, auch nicht die Theorie der gekrümmten Gleitflächen von F. Kötter und H. Müller-Breslau, desgleichen nicht die Weiterführungen der Rankineschen Theorie des gleichmäßigen Grenzzustandes, wie sie von J. Boussinesq, St. Venaut, M. Lévy, E. Winkler, O. Mohr u. a. geleistet worden sind. (Siehe hierüber F. Kötters Referat oder des Verfassers Referat in der Enzykl. d. Math. Wiss.).
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