Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 6. Berlin, Wien, 1914.Formel (s. Zentralbl. der Bauverw. 1908, S. 559 oder Hütte d. Bauing., 21. Aufl., S. 1025) nachzuprüfen. VI. Bauarten der Dächer und Hallen. A. Anordnung der Binder und Hallenabschluß. a) Bahnsteigdächer. Je nachdem das Dach von einer oder zwei Säulenreihen getragen wird, spricht man von einstieligen oder zweistieligen Bahnsteigdächern. Abb. 17. Gera alt, Hauptbahnsteigdach. Derartige Dächer sind in Holz, Eisen und Eisenbeton ausgeführt. Die bereits erwähnten neueren Holzbauweisen können auch hier Anwendung finden. Die Binderhöhe und die Säulenbreite ist bei diesen Anordnungen jedoch größer als bei Eisenkonstruktionen, so daß sie für Bahnsteigdächer weniger vorteilhaft sind als diese. Dasselbe gilt auch vom Eisenbeton. Auf dem Hauptbahnsteig schließt das Dach unmittelbar an das Empfangsgebäude an. Es kann in diesem Falle als Kragdach ausgebildet werden, wobei die Binder als Kragträger frei über den Bahnsteig ausladen und nach dem Gebäude zu verankert sind. Dabei entfällt die den Verkehr behindernde Säulenreihe. Die Verankerung der Binder ist jedoch unbequem; Kragdächer kommen daher nur für kleinere Ausladungen in Frage. In den meisten Fällen ist an der Gleisseite zur Unterstützung der Binder eine Säulenreihe vorgesehen, während die Binder an der Längswand des Gebäudes auf Konsolen oder in Nischen ruhen. Die Binder dieser Dächer sind als Fachwerkträger (Abb. 17, Gera alt), meist aber als einfache Walzträger (Abb. 18, Augsburg) ausgebildet. Das Dach ist meist ein Pultdach oder, namentlich bei größerer Bahnsteigbreite, ein Pultdach mit Stulp, wodurch wesentlich an Höhe gespart wird. Dieser Vorteil ist von Abb. 18. Überdachung des Hauptbahnsteigs, Augsburg. Abb. 19. Einstielige Bahnsteigdächer auf Haupt- und Zwischenbahnsteig. Für die Überdachung der Hauptbahnsteige können auch einstielige und zweistielige Dächer verwendet werden (Abb. 19). Hierbei ist es zweckmäßig, der Dachfläche ein Gefälle nach der Bahnsteigmitte hin zu geben (s. auch Abb. 21, Sonneberg), weil dabei der Übergang zwischen Hauswand und Dachfläche leichter zu dichten ist. Bei beiderseitigem Gefälle nach außen muß zwischen Hauswand und Dachtraufe innen eine Rinne vorgesehen werden, was sehr unbequem werden kann. Bei Gefälle Formel (s. Zentralbl. der Bauverw. 1908, S. 559 oder Hütte d. Bauing., 21. Aufl., S. 1025) nachzuprüfen. VI. Bauarten der Dächer und Hallen. A. Anordnung der Binder und Hallenabschluß. a) Bahnsteigdächer. Je nachdem das Dach von einer oder zwei Säulenreihen getragen wird, spricht man von einstieligen oder zweistieligen Bahnsteigdächern. Abb. 17. Gera alt, Hauptbahnsteigdach. Derartige Dächer sind in Holz, Eisen und Eisenbeton ausgeführt. Die bereits erwähnten neueren Holzbauweisen können auch hier Anwendung finden. Die Binderhöhe und die Säulenbreite ist bei diesen Anordnungen jedoch größer als bei Eisenkonstruktionen, so daß sie für Bahnsteigdächer weniger vorteilhaft sind als diese. Dasselbe gilt auch vom Eisenbeton. Auf dem Hauptbahnsteig schließt das Dach unmittelbar an das Empfangsgebäude an. Es kann in diesem Falle als Kragdach ausgebildet werden, wobei die Binder als Kragträger frei über den Bahnsteig ausladen und nach dem Gebäude zu verankert sind. Dabei entfällt die den Verkehr behindernde Säulenreihe. Die Verankerung der Binder ist jedoch unbequem; Kragdächer kommen daher nur für kleinere Ausladungen in Frage. In den meisten Fällen ist an der Gleisseite zur Unterstützung der Binder eine Säulenreihe vorgesehen, während die Binder an der Längswand des Gebäudes auf Konsolen oder in Nischen ruhen. Die Binder dieser Dächer sind als Fachwerkträger (Abb. 17, Gera alt), meist aber als einfache Walzträger (Abb. 18, Augsburg) ausgebildet. Das Dach ist meist ein Pultdach oder, namentlich bei größerer Bahnsteigbreite, ein Pultdach mit Stulp, wodurch wesentlich an Höhe gespart wird. Dieser Vorteil ist von Abb. 18. Überdachung des Hauptbahnsteigs, Augsburg. Abb. 19. Einstielige Bahnsteigdächer auf Haupt- und Zwischenbahnsteig. Für die Überdachung der Hauptbahnsteige können auch einstielige und zweistielige Dächer verwendet werden (Abb. 19). Hierbei ist es zweckmäßig, der Dachfläche ein Gefälle nach der Bahnsteigmitte hin zu geben (s. auch Abb. 21, Sonneberg), weil dabei der Übergang zwischen Hauswand und Dachfläche leichter zu dichten ist. Bei beiderseitigem Gefälle nach außen muß zwischen Hauswand und Dachtraufe innen eine Rinne vorgesehen werden, was sehr unbequem werden kann. Bei Gefälle <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0094" n="83"/> Formel (s. Zentralbl. der Bauverw. 1908, S. 559 oder Hütte d. Bauing., 21. 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Formel (s. Zentralbl. der Bauverw. 1908, S. 559 oder Hütte d. Bauing., 21. Aufl., S. 1025) nachzuprüfen.
VI. Bauarten der Dächer und Hallen.
A. Anordnung der Binder und Hallenabschluß.
a) Bahnsteigdächer. Je nachdem das Dach von einer oder zwei Säulenreihen getragen wird, spricht man von einstieligen oder zweistieligen Bahnsteigdächern.
[Abbildung Abb. 17. Gera alt, Hauptbahnsteigdach.
]
Derartige Dächer sind in Holz, Eisen und Eisenbeton ausgeführt. Die bereits erwähnten neueren Holzbauweisen können auch hier Anwendung finden. Die Binderhöhe und die Säulenbreite ist bei diesen Anordnungen jedoch größer als bei Eisenkonstruktionen, so daß sie für Bahnsteigdächer weniger vorteilhaft sind als diese. Dasselbe gilt auch vom Eisenbeton.
Auf dem Hauptbahnsteig schließt das Dach unmittelbar an das Empfangsgebäude an. Es kann in diesem Falle als Kragdach ausgebildet werden, wobei die Binder als Kragträger frei über den Bahnsteig ausladen und nach dem Gebäude zu verankert sind. Dabei entfällt die den Verkehr behindernde Säulenreihe. Die Verankerung der Binder ist jedoch unbequem; Kragdächer kommen daher nur für kleinere Ausladungen in Frage. In den meisten Fällen ist an der Gleisseite zur Unterstützung der Binder eine Säulenreihe vorgesehen, während die Binder an der Längswand des Gebäudes auf Konsolen oder in Nischen ruhen. Die Binder dieser Dächer sind als Fachwerkträger (Abb. 17, Gera alt), meist aber als einfache Walzträger (Abb. 18, Augsburg) ausgebildet. Das Dach ist meist ein Pultdach oder, namentlich bei größerer Bahnsteigbreite, ein Pultdach mit Stulp, wodurch wesentlich an Höhe gespart wird. Dieser Vorteil ist von
[Abbildung Abb. 18. Überdachung des Hauptbahnsteigs, Augsburg.
]
besonderer Bedeutung mit Rücksicht auf die Höhenlage der Fenster des Stationsgebäudes (Abb. 17, Gera alt). Ferner ist zu beachten, daß die Austeilung der Säulen und Binder mit der
[Abbildung Abb. 19. Einstielige Bahnsteigdächer auf Haupt- und Zwischenbahnsteig.
]
Achsenteilung des Stationsgebäudes in Einklang steht.
Für die Überdachung der Hauptbahnsteige können auch einstielige und zweistielige Dächer verwendet werden (Abb. 19). Hierbei ist es zweckmäßig, der Dachfläche ein Gefälle nach der Bahnsteigmitte hin zu geben (s. auch Abb. 21, Sonneberg), weil dabei der Übergang zwischen Hauswand und Dachfläche leichter zu dichten ist. Bei beiderseitigem Gefälle nach außen muß zwischen Hauswand und Dachtraufe innen eine Rinne vorgesehen werden, was sehr unbequem werden kann. Bei Gefälle
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