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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 8. Berlin, Wien, 1917.

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an der 3-6 schmale biegsame Querbandeisen angebracht sind, die sich jedem Brust- und Gliedumfang anpassen lassen; dabei soll die Schiene eine Extension des peripheren Gliedabschnitts gestatten. Eiselsberg hat aus dem schmiegsamen Material der Cramer-Schiene ein solches Muster hergestellt (äußere Längsschiene mit 2 seitlichen Flügeln für Becken und Knie), das sich im Feld bereits gut bewährt hat.1

Für die Rettungskästen ist die Schienenfrage deshalb von besonderer Bedeutung, weil die Länge dieser Behelfe die Größe der Kästen mit bestimmt und ihr Gewicht die Kästen stark belastet. Der Einheitlichkeit halber wären nur Cramersche Schienen bereit zu halten und jedem Satz ein Eiselsbergsches Modell für den Oberschenkel beizugeben. Die Blechstiefel werden dabei ganz entbehrlich, weil man die Cramersche Schiene am gesunden Bein leicht für diese Verwendung zurechtbiegen kann und sie dann wesentlich bessere Dienste leistet, da man dem Kniegelenk eine beliebige Beugestellung geben und die Gliedmaßen extendieren und suspendieren kann. Auch die preußisch-hessischen Rettungskästen enthalten nur mehr Cramersche Schienen. Da das Gewicht derselben ein beträchtliches ist, empfiehlt es sich, sie gesondert in Säcken aus Segeltuch unterzubringen; sie sind so leicht zu befördern und die Rettungskästen werden nicht nur entlastet, sondern man erhält größere Freiheit für ihre Dimensionierung und gewinnt Raum für eine größere Zahl von Einzelverbänden. In den Rettungskästen wären dann nur mehr Schusterspan, Pappschienen und einige Hohlschienen aus Holz bereitzuhalten sowie reichliches Material zur Polsterung (Kompressen, geleimte Watte).

4. Befreiung Eingeklemmter. Gar nicht so selten kommen bei Entgleisungen und Zusammenstößen Einklemmungen einzelner Gliedmaßen oder größerer Körperteile vor, deren Lösung ganz beträchtliche Schwierigkeiten verursachen kann. Die zahlreichen Möglichkeiten, die sich dabei ergeben können, sind auch nicht annähernd zu übersehen; erwähnt seien: Einschließung zwischen zertrümmerten Wagenbestandteilen in ihren kaum auszudenkenden Möglichkeiten, die Einklemmung einzelner Extremitäten im unteren Bremsgestänge der Maschine beim Überfahrenwerden, das Eingeschlossenwerden des Lokomotivpersonals auf seinen durch Absturz der Maschine oder Anprall von außen eingedrückten Ständen u. s. w. Die mechanische Arbeit der Befreiung fällt selbstverständlich den Technikern zu, aber auch dem Arzt und Samariter erwachsen dabei vielerlei wichtige und schwere Aufgaben. Vor allem ist bei Eingeschlossenen für freie Atmung und genügende Luftzufuhr zu sorgen, die häufigere Verabreichung von entsprechenden Labemitteln nicht zu versäumen; Wunden sind durch Bedecken mit steriler Gaze vor jeder Verunreinigung durch Berührung, Hineingelangen von Schmutz aller Art (Erde, Tetanusgefahr!) sowie bei der Arbeit abspringenden Holz- und Eisensplittern zu schützen, um Infektionen, die unter solchen Verhältnissen besonders leicht eintreten und fortschreiten, zu verhüten. Ein besonderes Augenmerk ist darauf zu richten, daß die Befreiungsversuche nicht zu lange fortgesetzt werden, da die Erschöpfung (namentlich bei gleichzeitigen Blutverlusten) schon nach wenigen Stunden so hochgradig werden kann, daß die Verunglückten nach der schließlichen Bergung kaum erhalten werden können oder nachher unabweislichen operativen Eingriffen zum Opfer fallen; auch große Schmerzhaftigkeit der Bergungsarbeit verlangt gelegentlich ihr vorzeitiges Abbrechen, weil die Shokwirkung sonst tödlich werden kann. Der Puls ist deshalb an zugänglichen Körperstellen sorgfältig zu kontrollieren und sobald er schwach oder aussetzend wird, Inkontinenz oder Trübungen des Bewußtseins sich einstellen, dann ist es hohe Zeit, alle weiteren Versuche aufzugeben und gegebenenfalls lieber eine Extremität zu opfern, als das Leben ernstlich zu gefährden. Da derartige verstümmelnde Eingriffe ungewöhnliche Schwierigkeiten bereiten und an die Geschicklichkeit und Findigkeit des Operateurs hohe Anforderungen stellen können, so muß die verfügbare Zeit zur Herbeischaffung aller erforderlichen Behelfe (Medikamente) sowie eines erfahrenen Chirurgen benutzt werden. Als schnellstes Mittel zur Behebung von Einklemmungen hat sich das Sauerstoffschneideverfahren bewährt, daher in den preußisch-hessischen Gerätewagen solche Apparate vorhanden sind, deren Gewinde auch zu den Masken und Schläuchen benutzt werden können, die der Sauerstoffzufuhr beim Menschen dienen.

5. Schmerzstillung. Eine der wichtigsten und den Verletzten wohltuendsten Aufgaben des Samariters besteht in der Linderung und Beseitigung der Schmerzen, für die in erster Linie die subkutane Einverleibung von Morphium in Betracht kommt. Die Rettungskästen sollen daher eine Injektionsspritze und Morphiumlösung in Phiolen enthalten; ebenso stellt man zur gleichen Einverleibung Kampferöl bereit, um bei Shok und Kollaps mit demselben nicht zu sparen. Die deutschen Rettungskästen

1 Demonstriert auf der Chirurgentagung in Brüssel. Zentralbl. f. Chir. 1915, S. 359.

an der 3–6 schmale biegsame Querbandeisen angebracht sind, die sich jedem Brust- und Gliedumfang anpassen lassen; dabei soll die Schiene eine Extension des peripheren Gliedabschnitts gestatten. Eiselsberg hat aus dem schmiegsamen Material der Cramer-Schiene ein solches Muster hergestellt (äußere Längsschiene mit 2 seitlichen Flügeln für Becken und Knie), das sich im Feld bereits gut bewährt hat.1

Für die Rettungskästen ist die Schienenfrage deshalb von besonderer Bedeutung, weil die Länge dieser Behelfe die Größe der Kästen mit bestimmt und ihr Gewicht die Kästen stark belastet. Der Einheitlichkeit halber wären nur Cramersche Schienen bereit zu halten und jedem Satz ein Eiselsbergsches Modell für den Oberschenkel beizugeben. Die Blechstiefel werden dabei ganz entbehrlich, weil man die Cramersche Schiene am gesunden Bein leicht für diese Verwendung zurechtbiegen kann und sie dann wesentlich bessere Dienste leistet, da man dem Kniegelenk eine beliebige Beugestellung geben und die Gliedmaßen extendieren und suspendieren kann. Auch die preußisch-hessischen Rettungskästen enthalten nur mehr Cramersche Schienen. Da das Gewicht derselben ein beträchtliches ist, empfiehlt es sich, sie gesondert in Säcken aus Segeltuch unterzubringen; sie sind so leicht zu befördern und die Rettungskästen werden nicht nur entlastet, sondern man erhält größere Freiheit für ihre Dimensionierung und gewinnt Raum für eine größere Zahl von Einzelverbänden. In den Rettungskästen wären dann nur mehr Schusterspan, Pappschienen und einige Hohlschienen aus Holz bereitzuhalten sowie reichliches Material zur Polsterung (Kompressen, geleimte Watte).

4. Befreiung Eingeklemmter. Gar nicht so selten kommen bei Entgleisungen und Zusammenstößen Einklemmungen einzelner Gliedmaßen oder größerer Körperteile vor, deren Lösung ganz beträchtliche Schwierigkeiten verursachen kann. Die zahlreichen Möglichkeiten, die sich dabei ergeben können, sind auch nicht annähernd zu übersehen; erwähnt seien: Einschließung zwischen zertrümmerten Wagenbestandteilen in ihren kaum auszudenkenden Möglichkeiten, die Einklemmung einzelner Extremitäten im unteren Bremsgestänge der Maschine beim Überfahrenwerden, das Eingeschlossenwerden des Lokomotivpersonals auf seinen durch Absturz der Maschine oder Anprall von außen eingedrückten Ständen u. s. w. Die mechanische Arbeit der Befreiung fällt selbstverständlich den Technikern zu, aber auch dem Arzt und Samariter erwachsen dabei vielerlei wichtige und schwere Aufgaben. Vor allem ist bei Eingeschlossenen für freie Atmung und genügende Luftzufuhr zu sorgen, die häufigere Verabreichung von entsprechenden Labemitteln nicht zu versäumen; Wunden sind durch Bedecken mit steriler Gaze vor jeder Verunreinigung durch Berührung, Hineingelangen von Schmutz aller Art (Erde, Tetanusgefahr!) sowie bei der Arbeit abspringenden Holz- und Eisensplittern zu schützen, um Infektionen, die unter solchen Verhältnissen besonders leicht eintreten und fortschreiten, zu verhüten. Ein besonderes Augenmerk ist darauf zu richten, daß die Befreiungsversuche nicht zu lange fortgesetzt werden, da die Erschöpfung (namentlich bei gleichzeitigen Blutverlusten) schon nach wenigen Stunden so hochgradig werden kann, daß die Verunglückten nach der schließlichen Bergung kaum erhalten werden können oder nachher unabweislichen operativen Eingriffen zum Opfer fallen; auch große Schmerzhaftigkeit der Bergungsarbeit verlangt gelegentlich ihr vorzeitiges Abbrechen, weil die Shokwirkung sonst tödlich werden kann. Der Puls ist deshalb an zugänglichen Körperstellen sorgfältig zu kontrollieren und sobald er schwach oder aussetzend wird, Inkontinenz oder Trübungen des Bewußtseins sich einstellen, dann ist es hohe Zeit, alle weiteren Versuche aufzugeben und gegebenenfalls lieber eine Extremität zu opfern, als das Leben ernstlich zu gefährden. Da derartige verstümmelnde Eingriffe ungewöhnliche Schwierigkeiten bereiten und an die Geschicklichkeit und Findigkeit des Operateurs hohe Anforderungen stellen können, so muß die verfügbare Zeit zur Herbeischaffung aller erforderlichen Behelfe (Medikamente) sowie eines erfahrenen Chirurgen benutzt werden. Als schnellstes Mittel zur Behebung von Einklemmungen hat sich das Sauerstoffschneideverfahren bewährt, daher in den preußisch-hessischen Gerätewagen solche Apparate vorhanden sind, deren Gewinde auch zu den Masken und Schläuchen benutzt werden können, die der Sauerstoffzufuhr beim Menschen dienen.

5. Schmerzstillung. Eine der wichtigsten und den Verletzten wohltuendsten Aufgaben des Samariters besteht in der Linderung und Beseitigung der Schmerzen, für die in erster Linie die subkutane Einverleibung von Morphium in Betracht kommt. Die Rettungskästen sollen daher eine Injektionsspritze und Morphiumlösung in Phiolen enthalten; ebenso stellt man zur gleichen Einverleibung Kampferöl bereit, um bei Shok und Kollaps mit demselben nicht zu sparen. Die deutschen Rettungskästen

1 Demonstriert auf der Chirurgentagung in Brüssel. Zentralbl. f. Chir. 1915, S. 359.
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[203/0217] an der 3–6 schmale biegsame Querbandeisen angebracht sind, die sich jedem Brust- und Gliedumfang anpassen lassen; dabei soll die Schiene eine Extension des peripheren Gliedabschnitts gestatten. Eiselsberg hat aus dem schmiegsamen Material der Cramer-Schiene ein solches Muster hergestellt (äußere Längsschiene mit 2 seitlichen Flügeln für Becken und Knie), das sich im Feld bereits gut bewährt hat. 1 Für die Rettungskästen ist die Schienenfrage deshalb von besonderer Bedeutung, weil die Länge dieser Behelfe die Größe der Kästen mit bestimmt und ihr Gewicht die Kästen stark belastet. Der Einheitlichkeit halber wären nur Cramersche Schienen bereit zu halten und jedem Satz ein Eiselsbergsches Modell für den Oberschenkel beizugeben. Die Blechstiefel werden dabei ganz entbehrlich, weil man die Cramersche Schiene am gesunden Bein leicht für diese Verwendung zurechtbiegen kann und sie dann wesentlich bessere Dienste leistet, da man dem Kniegelenk eine beliebige Beugestellung geben und die Gliedmaßen extendieren und suspendieren kann. Auch die preußisch-hessischen Rettungskästen enthalten nur mehr Cramersche Schienen. Da das Gewicht derselben ein beträchtliches ist, empfiehlt es sich, sie gesondert in Säcken aus Segeltuch unterzubringen; sie sind so leicht zu befördern und die Rettungskästen werden nicht nur entlastet, sondern man erhält größere Freiheit für ihre Dimensionierung und gewinnt Raum für eine größere Zahl von Einzelverbänden. In den Rettungskästen wären dann nur mehr Schusterspan, Pappschienen und einige Hohlschienen aus Holz bereitzuhalten sowie reichliches Material zur Polsterung (Kompressen, geleimte Watte). 4. Befreiung Eingeklemmter. Gar nicht so selten kommen bei Entgleisungen und Zusammenstößen Einklemmungen einzelner Gliedmaßen oder größerer Körperteile vor, deren Lösung ganz beträchtliche Schwierigkeiten verursachen kann. Die zahlreichen Möglichkeiten, die sich dabei ergeben können, sind auch nicht annähernd zu übersehen; erwähnt seien: Einschließung zwischen zertrümmerten Wagenbestandteilen in ihren kaum auszudenkenden Möglichkeiten, die Einklemmung einzelner Extremitäten im unteren Bremsgestänge der Maschine beim Überfahrenwerden, das Eingeschlossenwerden des Lokomotivpersonals auf seinen durch Absturz der Maschine oder Anprall von außen eingedrückten Ständen u. s. w. Die mechanische Arbeit der Befreiung fällt selbstverständlich den Technikern zu, aber auch dem Arzt und Samariter erwachsen dabei vielerlei wichtige und schwere Aufgaben. Vor allem ist bei Eingeschlossenen für freie Atmung und genügende Luftzufuhr zu sorgen, die häufigere Verabreichung von entsprechenden Labemitteln nicht zu versäumen; Wunden sind durch Bedecken mit steriler Gaze vor jeder Verunreinigung durch Berührung, Hineingelangen von Schmutz aller Art (Erde, Tetanusgefahr!) sowie bei der Arbeit abspringenden Holz- und Eisensplittern zu schützen, um Infektionen, die unter solchen Verhältnissen besonders leicht eintreten und fortschreiten, zu verhüten. Ein besonderes Augenmerk ist darauf zu richten, daß die Befreiungsversuche nicht zu lange fortgesetzt werden, da die Erschöpfung (namentlich bei gleichzeitigen Blutverlusten) schon nach wenigen Stunden so hochgradig werden kann, daß die Verunglückten nach der schließlichen Bergung kaum erhalten werden können oder nachher unabweislichen operativen Eingriffen zum Opfer fallen; auch große Schmerzhaftigkeit der Bergungsarbeit verlangt gelegentlich ihr vorzeitiges Abbrechen, weil die Shokwirkung sonst tödlich werden kann. Der Puls ist deshalb an zugänglichen Körperstellen sorgfältig zu kontrollieren und sobald er schwach oder aussetzend wird, Inkontinenz oder Trübungen des Bewußtseins sich einstellen, dann ist es hohe Zeit, alle weiteren Versuche aufzugeben und gegebenenfalls lieber eine Extremität zu opfern, als das Leben ernstlich zu gefährden. Da derartige verstümmelnde Eingriffe ungewöhnliche Schwierigkeiten bereiten und an die Geschicklichkeit und Findigkeit des Operateurs hohe Anforderungen stellen können, so muß die verfügbare Zeit zur Herbeischaffung aller erforderlichen Behelfe (Medikamente) sowie eines erfahrenen Chirurgen benutzt werden. Als schnellstes Mittel zur Behebung von Einklemmungen hat sich das Sauerstoffschneideverfahren bewährt, daher in den preußisch-hessischen Gerätewagen solche Apparate vorhanden sind, deren Gewinde auch zu den Masken und Schläuchen benutzt werden können, die der Sauerstoffzufuhr beim Menschen dienen. 5. Schmerzstillung. Eine der wichtigsten und den Verletzten wohltuendsten Aufgaben des Samariters besteht in der Linderung und Beseitigung der Schmerzen, für die in erster Linie die subkutane Einverleibung von Morphium in Betracht kommt. Die Rettungskästen sollen daher eine Injektionsspritze und Morphiumlösung in Phiolen enthalten; ebenso stellt man zur gleichen Einverleibung Kampferöl bereit, um bei Shok und Kollaps mit demselben nicht zu sparen. Die deutschen Rettungskästen 1 Demonstriert auf der Chirurgentagung in Brüssel. Zentralbl. f. Chir. 1915, S. 359.

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 8. Berlin, Wien, 1917, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen08_1917/217>, abgerufen am 01.11.2024.