Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 8. Berlin, Wien, 1917.enthalten alle diese Behelfe und außerdem Chloroform zur Inhalation; leicht ließe sich auch Äther in zugeschmolzenen Glasröhren bereit halten, da der Ätherrausch für diese Zwecke weitaus vorzuziehen ist und der Feuergefahr leicht begegnet werden kann, sobald man sich derselben nur bewußt bleibt. Bei schmerzhaften Knochenbrüchen, namentlich den komplizierten Formen, wird man ausgiebige Morphiumdosen nicht entbehren können, um alle heftigeren Bewegungen hintanzuhalten, die die umgebenden Weichteile schädigen und (vor der Versorgung) durch Reiben an schmutzigen Kleidern u. s. w. zu bedenklichen Infektionen führen können. Das gleiche gilt für das kritische Stadium der Atem- und Erstickungsnot bei Verletzungen des Halses und der Luftröhre, für die Linderung des peinigenden Hustenreizes bei Rippenbrüchen mit Brustfellschädigung u. s. w. Besonders qualvoll können die Leiden Eingeklemmter sein (bei weit aufgerissenen Weichteilen, gebrochenen Knochen, Verletzungen des Unterleibs, bei Fremdkörpern) und man wird hier schon um der seelischen Qualen willen kaum ohne ausgiebige Anästhesierung auskommen. Auch beim Transport soll mit Morphium nicht gespart werden, da seine wohltätige Wirkung die Beförderung oft günstiger beeinflußt als die beste und weichste Lagerung.1 6. Herrichtung zum Transport. Eine sehr wesentliche und keineswegs immer leicht zu erfüllende Aufgabe der ersten Hilfe besteht darin, die Verletzten transportfähig zu machen. Schon bei Weichteilwunden ist genau darauf Rücksicht zu nehmen, daß der Deckverband für den Transport sicher hält; Binden und Tücher müssen so angelegt sein, daß sie weder ab- noch zusammenrutschen, ohne jedoch einzuschnüren; das Scheuern der Gaze auf der Wunde ist recht schmerzhaft und kann außerdem die gestillte Blutung wieder in Gang bringen. Umsomehr müssen Knochenbrüche für den Transport ruhig gestellt werden, weil mangelhafte Fixation schmerzhafte Verschiebungen der Bruchstücke und damit weitere Verletzungen zur Folge haben kann. Die Art und Weise, wie dies zu geschehen hat, wird durch die getroffene Örtlichkeit und die Lebenswichtigkeit der anliegenden Organe und Gewebe bestimmt. So erfordern Brüche der Schädelknochen meist nur einen Deckverband, weil die Fragmente hier nur selten beweglich, sondern im Gegenteil eher starr eingedrückt sind und erst durch Hebel und Meißel des Chirurgen in die richtige Lage gebracht werden können. Bei vielen glatten Brüchen des Schlüsselbeins, des Schulterblatts und der oberen Extremität genügt das Armtragtuch mit allfälliger Befestigung des Armes am Brustkorb; sonst verwendet man bei Oberarmbrüchen eine an Stelle des Ellbogengelenks rechtwinklig abgebogene Cramersche Außenschiene, deren freies, oberes, die Schulter überragendes Ende man nach einwärts abbiegen kann, um das obere Fragment mit einer Achselschlinge gegen das horizontale Schienenstück emporzuziehen; bei Brüchen des Vorderarms, der Hand und Finger flache oder Hohlschienen aus Fournier oder Draht. Nach Rippen- und Brustbeinbrüchen bietet schon eine kräftige zirkuläre Einwicklung des Brustkorbs eine hinreichende Stütze. Auch Brüche der Beckenknochen und des Kreuzbeins weisen nur selten größere Verschiebungen auf, so daß auch hier die feste kreisförmige Umwicklung mit eventueller Fixation der Hüftgelenke durch Oberschenkelschienen genügt. Die allergrößten Schwierigkeiten für die Herrichtung zum Transport bereiten die Verletzungen der Wirbelsäule. Etwas günstiger gestellt sind da noch die Verrenkungen, indem sich die aneinander verschobenen Wirbel infolge ihrer anatomischen Gestaltung (mit zahlreichen Fortsätzen) leicht gegenseitig verzahnen; wo aber die Kontinuität der Wirbelsäule einmal unterbrochen ist, da genügt eine einzige unvorsichtige Bewegung, um eine Lähmung des ganzen, peripher von der Verletzungsstelle gelegenen Körperabschnitts zu erzeugen. Da eine Differentialdiagnose nicht immer leicht zu stellen ist, Verrenkung und Bruch außerdem zusammen vorkommen können, so ist in beiden Fällen gleich zu verfahren. Eiselsberg ließ aus seiner Klinik eine von Broger angegebene Tragbahre beschreiben,1 die insbesondere zum Transport von Wirbelsäulen- und Beckenbrüchen bestimmt ist und das Einsinken der Bahrenmitte durch Kreuzung der Tragstangen verhindert; sie ist von Krondl so verbessert worden, daß sie auch als gewöhnliche Bahre benutzt werden kann. Wo man mit den üblichen Tragen das Auslangen finden muß, ist bei der Ruhigstellung dieser Läsionen die allergrößte Vorsicht aufzuwenden und es darf kein Handgriff ohne ärztliche Kontrolle gemacht werden; 2 Oberschenkelschienen und eine entsprechend zurechtgebogene Cramer-Schiene längs der Wirbelsäule werden manchmal aus der Verlegenheit helfen. Das Hauptkontingent zu den Schienenverbänden stellen die Beinbrüche. Die besonderen Schwierigkeiten der vorläufigen Versorgung von 1 A. Köhler, Die erste Hilfe bei Unfallverletzten. Berlin 1909, Hirschwald. 1 Eine zum Tragen von Wirbelsäulen- und Beckenbrüchen geeignete Tragbahre von Reg.-A. Dr. A. Krondl. Wr. kl. Wschr. 1911, S. 1465.
enthalten alle diese Behelfe und außerdem Chloroform zur Inhalation; leicht ließe sich auch Äther in zugeschmolzenen Glasröhren bereit halten, da der Ätherrausch für diese Zwecke weitaus vorzuziehen ist und der Feuergefahr leicht begegnet werden kann, sobald man sich derselben nur bewußt bleibt. Bei schmerzhaften Knochenbrüchen, namentlich den komplizierten Formen, wird man ausgiebige Morphiumdosen nicht entbehren können, um alle heftigeren Bewegungen hintanzuhalten, die die umgebenden Weichteile schädigen und (vor der Versorgung) durch Reiben an schmutzigen Kleidern u. s. w. zu bedenklichen Infektionen führen können. Das gleiche gilt für das kritische Stadium der Atem- und Erstickungsnot bei Verletzungen des Halses und der Luftröhre, für die Linderung des peinigenden Hustenreizes bei Rippenbrüchen mit Brustfellschädigung u. s. w. Besonders qualvoll können die Leiden Eingeklemmter sein (bei weit aufgerissenen Weichteilen, gebrochenen Knochen, Verletzungen des Unterleibs, bei Fremdkörpern) und man wird hier schon um der seelischen Qualen willen kaum ohne ausgiebige Anästhesierung auskommen. Auch beim Transport soll mit Morphium nicht gespart werden, da seine wohltätige Wirkung die Beförderung oft günstiger beeinflußt als die beste und weichste Lagerung.1 6. Herrichtung zum Transport. Eine sehr wesentliche und keineswegs immer leicht zu erfüllende Aufgabe der ersten Hilfe besteht darin, die Verletzten transportfähig zu machen. Schon bei Weichteilwunden ist genau darauf Rücksicht zu nehmen, daß der Deckverband für den Transport sicher hält; Binden und Tücher müssen so angelegt sein, daß sie weder ab- noch zusammenrutschen, ohne jedoch einzuschnüren; das Scheuern der Gaze auf der Wunde ist recht schmerzhaft und kann außerdem die gestillte Blutung wieder in Gang bringen. Umsomehr müssen Knochenbrüche für den Transport ruhig gestellt werden, weil mangelhafte Fixation schmerzhafte Verschiebungen der Bruchstücke und damit weitere Verletzungen zur Folge haben kann. Die Art und Weise, wie dies zu geschehen hat, wird durch die getroffene Örtlichkeit und die Lebenswichtigkeit der anliegenden Organe und Gewebe bestimmt. So erfordern Brüche der Schädelknochen meist nur einen Deckverband, weil die Fragmente hier nur selten beweglich, sondern im Gegenteil eher starr eingedrückt sind und erst durch Hebel und Meißel des Chirurgen in die richtige Lage gebracht werden können. Bei vielen glatten Brüchen des Schlüsselbeins, des Schulterblatts und der oberen Extremität genügt das Armtragtuch mit allfälliger Befestigung des Armes am Brustkorb; sonst verwendet man bei Oberarmbrüchen eine an Stelle des Ellbogengelenks rechtwinklig abgebogene Cramersche Außenschiene, deren freies, oberes, die Schulter überragendes Ende man nach einwärts abbiegen kann, um das obere Fragment mit einer Achselschlinge gegen das horizontale Schienenstück emporzuziehen; bei Brüchen des Vorderarms, der Hand und Finger flache oder Hohlschienen aus Fournier oder Draht. Nach Rippen- und Brustbeinbrüchen bietet schon eine kräftige zirkuläre Einwicklung des Brustkorbs eine hinreichende Stütze. Auch Brüche der Beckenknochen und des Kreuzbeins weisen nur selten größere Verschiebungen auf, so daß auch hier die feste kreisförmige Umwicklung mit eventueller Fixation der Hüftgelenke durch Oberschenkelschienen genügt. Die allergrößten Schwierigkeiten für die Herrichtung zum Transport bereiten die Verletzungen der Wirbelsäule. Etwas günstiger gestellt sind da noch die Verrenkungen, indem sich die aneinander verschobenen Wirbel infolge ihrer anatomischen Gestaltung (mit zahlreichen Fortsätzen) leicht gegenseitig verzahnen; wo aber die Kontinuität der Wirbelsäule einmal unterbrochen ist, da genügt eine einzige unvorsichtige Bewegung, um eine Lähmung des ganzen, peripher von der Verletzungsstelle gelegenen Körperabschnitts zu erzeugen. Da eine Differentialdiagnose nicht immer leicht zu stellen ist, Verrenkung und Bruch außerdem zusammen vorkommen können, so ist in beiden Fällen gleich zu verfahren. Eiselsberg ließ aus seiner Klinik eine von Broger angegebene Tragbahre beschreiben,1 die insbesondere zum Transport von Wirbelsäulen- und Beckenbrüchen bestimmt ist und das Einsinken der Bahrenmitte durch Kreuzung der Tragstangen verhindert; sie ist von Krondl so verbessert worden, daß sie auch als gewöhnliche Bahre benutzt werden kann. Wo man mit den üblichen Tragen das Auslangen finden muß, ist bei der Ruhigstellung dieser Läsionen die allergrößte Vorsicht aufzuwenden und es darf kein Handgriff ohne ärztliche Kontrolle gemacht werden; 2 Oberschenkelschienen und eine entsprechend zurechtgebogene Cramer-Schiene längs der Wirbelsäule werden manchmal aus der Verlegenheit helfen. Das Hauptkontingent zu den Schienenverbänden stellen die Beinbrüche. Die besonderen Schwierigkeiten der vorläufigen Versorgung von 1 A. Köhler, Die erste Hilfe bei Unfallverletzten. Berlin 1909, Hirschwald. 1 Eine zum Tragen von Wirbelsäulen- und Beckenbrüchen geeignete Tragbahre von Reg.-A. Dr. A. Krondl. Wr. kl. Wschr. 1911, S. 1465.
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Besonders qualvoll können die Leiden Eingeklemmter sein (bei weit aufgerissenen Weichteilen, gebrochenen Knochen, Verletzungen des Unterleibs, bei Fremdkörpern) und man wird hier schon um der seelischen Qualen willen kaum ohne ausgiebige Anästhesierung auskommen. Auch beim Transport soll mit Morphium nicht gespart werden, da seine wohltätige Wirkung die Beförderung oft günstiger beeinflußt als die beste und weichste Lagerung.<note place="foot" n="1">A. <hi rendition="#g">Köhler</hi>, Die erste Hilfe bei Unfallverletzten. Berlin 1909, Hirschwald.</note></p><lb/> <p>6. <hi rendition="#g">Herrichtung zum Transport</hi>. Eine sehr wesentliche und keineswegs immer leicht zu erfüllende Aufgabe der ersten Hilfe besteht darin, die Verletzten transportfähig zu machen. 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enthalten alle diese Behelfe und außerdem Chloroform zur Inhalation; leicht ließe sich auch Äther in zugeschmolzenen Glasröhren bereit halten, da der Ätherrausch für diese Zwecke weitaus vorzuziehen ist und der Feuergefahr leicht begegnet werden kann, sobald man sich derselben nur bewußt bleibt. Bei schmerzhaften Knochenbrüchen, namentlich den komplizierten Formen, wird man ausgiebige Morphiumdosen nicht entbehren können, um alle heftigeren Bewegungen hintanzuhalten, die die umgebenden Weichteile schädigen und (vor der Versorgung) durch Reiben an schmutzigen Kleidern u. s. w. zu bedenklichen Infektionen führen können. Das gleiche gilt für das kritische Stadium der Atem- und Erstickungsnot bei Verletzungen des Halses und der Luftröhre, für die Linderung des peinigenden Hustenreizes bei Rippenbrüchen mit Brustfellschädigung u. s. w. Besonders qualvoll können die Leiden Eingeklemmter sein (bei weit aufgerissenen Weichteilen, gebrochenen Knochen, Verletzungen des Unterleibs, bei Fremdkörpern) und man wird hier schon um der seelischen Qualen willen kaum ohne ausgiebige Anästhesierung auskommen. Auch beim Transport soll mit Morphium nicht gespart werden, da seine wohltätige Wirkung die Beförderung oft günstiger beeinflußt als die beste und weichste Lagerung. 1
6. Herrichtung zum Transport. Eine sehr wesentliche und keineswegs immer leicht zu erfüllende Aufgabe der ersten Hilfe besteht darin, die Verletzten transportfähig zu machen. Schon bei Weichteilwunden ist genau darauf Rücksicht zu nehmen, daß der Deckverband für den Transport sicher hält; Binden und Tücher müssen so angelegt sein, daß sie weder ab- noch zusammenrutschen, ohne jedoch einzuschnüren; das Scheuern der Gaze auf der Wunde ist recht schmerzhaft und kann außerdem die gestillte Blutung wieder in Gang bringen.
Umsomehr müssen Knochenbrüche für den Transport ruhig gestellt werden, weil mangelhafte Fixation schmerzhafte Verschiebungen der Bruchstücke und damit weitere Verletzungen zur Folge haben kann. Die Art und Weise, wie dies zu geschehen hat, wird durch die getroffene Örtlichkeit und die Lebenswichtigkeit der anliegenden Organe und Gewebe bestimmt. So erfordern Brüche der Schädelknochen meist nur einen Deckverband, weil die Fragmente hier nur selten beweglich, sondern im Gegenteil eher starr eingedrückt sind und erst durch Hebel und Meißel des Chirurgen in die richtige Lage gebracht werden können. Bei vielen glatten Brüchen des Schlüsselbeins, des Schulterblatts und der oberen Extremität genügt das Armtragtuch mit allfälliger Befestigung des Armes am Brustkorb; sonst verwendet man bei Oberarmbrüchen eine an Stelle des Ellbogengelenks rechtwinklig abgebogene Cramersche Außenschiene, deren freies, oberes, die Schulter überragendes Ende man nach einwärts abbiegen kann, um das obere Fragment mit einer Achselschlinge gegen das horizontale Schienenstück emporzuziehen; bei Brüchen des Vorderarms, der Hand und Finger flache oder Hohlschienen aus Fournier oder Draht. Nach Rippen- und Brustbeinbrüchen bietet schon eine kräftige zirkuläre Einwicklung des Brustkorbs eine hinreichende Stütze. Auch Brüche der Beckenknochen und des Kreuzbeins weisen nur selten größere Verschiebungen auf, so daß auch hier die feste kreisförmige Umwicklung mit eventueller Fixation der Hüftgelenke durch Oberschenkelschienen genügt. Die allergrößten Schwierigkeiten für die Herrichtung zum Transport bereiten die Verletzungen der Wirbelsäule. Etwas günstiger gestellt sind da noch die Verrenkungen, indem sich die aneinander verschobenen Wirbel infolge ihrer anatomischen Gestaltung (mit zahlreichen Fortsätzen) leicht gegenseitig verzahnen; wo aber die Kontinuität der Wirbelsäule einmal unterbrochen ist, da genügt eine einzige unvorsichtige Bewegung, um eine Lähmung des ganzen, peripher von der Verletzungsstelle gelegenen Körperabschnitts zu erzeugen. Da eine Differentialdiagnose nicht immer leicht zu stellen ist, Verrenkung und Bruch außerdem zusammen vorkommen können, so ist in beiden Fällen gleich zu verfahren. Eiselsberg ließ aus seiner Klinik eine von Broger angegebene Tragbahre beschreiben, 1 die insbesondere zum Transport von Wirbelsäulen- und Beckenbrüchen bestimmt ist und das Einsinken der Bahrenmitte durch Kreuzung der Tragstangen verhindert; sie ist von Krondl so verbessert worden, daß sie auch als gewöhnliche Bahre benutzt werden kann. Wo man mit den üblichen Tragen das Auslangen finden muß, ist bei der Ruhigstellung dieser Läsionen die allergrößte Vorsicht aufzuwenden und es darf kein Handgriff ohne ärztliche Kontrolle gemacht werden; 2 Oberschenkelschienen und eine entsprechend zurechtgebogene Cramer-Schiene längs der Wirbelsäule werden manchmal aus der Verlegenheit helfen.
Das Hauptkontingent zu den Schienenverbänden stellen die Beinbrüche. Die besonderen Schwierigkeiten der vorläufigen Versorgung von
1 A. Köhler, Die erste Hilfe bei Unfallverletzten. Berlin 1909, Hirschwald.
1 Eine zum Tragen von Wirbelsäulen- und Beckenbrüchen geeignete Tragbahre von Reg.-A. Dr. A. Krondl. Wr. kl. Wschr. 1911, S. 1465.
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