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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 8. Berlin, Wien, 1917.

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Das Leitwerk am Sonnstein kreuzt den abzulenkenden Lawinengang unter einem Winkel von 60°. Bei größeren Lawinenabgängen sind die Schneemassen wiederholt über dieses Leitwerk hinweggegangen, weshalb es auch notwendig war, den alten Lawinengang unter dem Leitwerk mit stärkeren Schneefängen zu verbauen.

Lawinenleitwerke werden auch als Erddämme ausgeführt. Diesfalls ist es aber zu empfehlen,


Abb. 281.
die dem Lawinengang zugekehrte Seite möglichst steil zu böschen und die Böschung mit Stein zu bewehren (vgl. Abb. 281). Die Steinbewehrung (Trockenmauer) verhindert ebensowohl das Aufsteigen der Schneemassen an der inneren Böschung, wie die Zerstörung des Erdwerkes durch allfällige Abrasion.

Derartige Leitwerke sind sehr widerstandsfähig aber nur in flacherem Gelände auszuführen, weil in steilem die Erdanschüttungen nicht hergestellt werden können.

Leitwerke werden nicht allein dazu verwendet, um Lawinen aus ihrer Richtung abzulenken, sondern auch um Lawinen in ihrer Richtung zu erhalten.

Für solche Zwecke wurden Leitwerke beispielsweise am Arlberg oberhalb der Portale von Schutzgalerien angeordnet (Abb. 282).


Abb. 282.

Schnee- oder Lawinengalerien kommen dort zur Ausführung, wo Lawinen weder durch Leitwerke abgelenkt noch durch Verbauungen zurückgehalten werden können, sondern direkt über die Bahn bzw. über die Straße hinweggeführt werden müssen.

Solche Lawinengalerien sind schon in den den Eisenbahnbauten vorangegangenen Zeiten bei Straßen im Hochgebirge - Splügen - zur Ausführung gekommen, u. zw. teils als gewölbte und mit Erde überschüttete Bauwerke, teils aber auch als einfache Holzdächer. In letzterer Form sind diese Schutzbauten allerdings wesentlich billiger, aber selbstverständlich auch weit weniger dauerhaft und widerstandsfähig.

Beim Bau der Arlbergbahn sind noch beide Arten von Schutzgalerien zur Ausführung gekommen, die gewölbten allerdings immer nur dort, wo es sich um geringere Längen handelte.

Hölzerne Schutzdächer sind bei der Arlbergbahn an 2 Stellen in Längen von mehr als je 100 m hergestellt worden, u. zw. nach Maßgabe der Abb. 283. Die Schutzdecke wird bei diesen Schneedächern aus einer Lage von Mann an Mann angeordneten, miteinander verdübbelten


Abb. 283.
Balken von 26 cm Stärke gebildet. Die Balken waren, um Zündungen zu verhüten, mit Wasserglas angestrichen und an der Oberseite mit Zinkblech abgedeckt.

Das Schutzdach kostete zur damaligen Zeit einschließlich der auf der Talseite angeordneten Steinpfeiler und der eisernen Längsträger, aber ohne die bergseitige Futtermauer rd. 350 K f. d. laufenden m.

Die Tragfähigkeit der Decke ergibt sich bei einer Beanspruchung des Holzes von zirka 900 kg/cm2 mit etwa 3 t/m2.

Die Bahn führt an der Stelle, an der die Lawinendächer erforderlich waren, im Anschnitt an einer ziemlich steilen, unbewaldeten und hoch aufsteigenden Lehne (Brazzerhalde) und sind die von dieser Lehne abgehenden Schneerutschen durch die Schneedächer bisher anstandslos über die Bahn geleitet worden. Die - nach dem vorstehenden durch eine Tragfähigkeit von etwa 3 t f. d. m2 charakterisierte - Widerstandsfähigkeit dieser Holzdächer war also im vorliegenden Fall ausreichend.

Mit diesem Erfahrungsergebnis ist nun für die Dimensionierung solcher Schutzanlagen ein gewisser Anhaltspunkt gegeben und kann unter

Das Leitwerk am Sonnstein kreuzt den abzulenkenden Lawinengang unter einem Winkel von 60°. Bei größeren Lawinenabgängen sind die Schneemassen wiederholt über dieses Leitwerk hinweggegangen, weshalb es auch notwendig war, den alten Lawinengang unter dem Leitwerk mit stärkeren Schneefängen zu verbauen.

Lawinenleitwerke werden auch als Erddämme ausgeführt. Diesfalls ist es aber zu empfehlen,


Abb. 281.
die dem Lawinengang zugekehrte Seite möglichst steil zu böschen und die Böschung mit Stein zu bewehren (vgl. Abb. 281). Die Steinbewehrung (Trockenmauer) verhindert ebensowohl das Aufsteigen der Schneemassen an der inneren Böschung, wie die Zerstörung des Erdwerkes durch allfällige Abrasion.

Derartige Leitwerke sind sehr widerstandsfähig aber nur in flacherem Gelände auszuführen, weil in steilem die Erdanschüttungen nicht hergestellt werden können.

Leitwerke werden nicht allein dazu verwendet, um Lawinen aus ihrer Richtung abzulenken, sondern auch um Lawinen in ihrer Richtung zu erhalten.

Für solche Zwecke wurden Leitwerke beispielsweise am Arlberg oberhalb der Portale von Schutzgalerien angeordnet (Abb. 282).


Abb. 282.

Schnee- oder Lawinengalerien kommen dort zur Ausführung, wo Lawinen weder durch Leitwerke abgelenkt noch durch Verbauungen zurückgehalten werden können, sondern direkt über die Bahn bzw. über die Straße hinweggeführt werden müssen.

Solche Lawinengalerien sind schon in den den Eisenbahnbauten vorangegangenen Zeiten bei Straßen im Hochgebirge – Splügen – zur Ausführung gekommen, u. zw. teils als gewölbte und mit Erde überschüttete Bauwerke, teils aber auch als einfache Holzdächer. In letzterer Form sind diese Schutzbauten allerdings wesentlich billiger, aber selbstverständlich auch weit weniger dauerhaft und widerstandsfähig.

Beim Bau der Arlbergbahn sind noch beide Arten von Schutzgalerien zur Ausführung gekommen, die gewölbten allerdings immer nur dort, wo es sich um geringere Längen handelte.

Hölzerne Schutzdächer sind bei der Arlbergbahn an 2 Stellen in Längen von mehr als je 100 m hergestellt worden, u. zw. nach Maßgabe der Abb. 283. Die Schutzdecke wird bei diesen Schneedächern aus einer Lage von Mann an Mann angeordneten, miteinander verdübbelten


Abb. 283.
Balken von 26 cm Stärke gebildet. Die Balken waren, um Zündungen zu verhüten, mit Wasserglas angestrichen und an der Oberseite mit Zinkblech abgedeckt.

Das Schutzdach kostete zur damaligen Zeit einschließlich der auf der Talseite angeordneten Steinpfeiler und der eisernen Längsträger, aber ohne die bergseitige Futtermauer rd. 350 K f. d. laufenden m.

Die Tragfähigkeit der Decke ergibt sich bei einer Beanspruchung des Holzes von zirka 900 kg/cm2 mit etwa 3 t/m2.

Die Bahn führt an der Stelle, an der die Lawinendächer erforderlich waren, im Anschnitt an einer ziemlich steilen, unbewaldeten und hoch aufsteigenden Lehne (Brazzerhalde) und sind die von dieser Lehne abgehenden Schneerutschen durch die Schneedächer bisher anstandslos über die Bahn geleitet worden. Die – nach dem vorstehenden durch eine Tragfähigkeit von etwa 3 t f. d. m2 charakterisierte – Widerstandsfähigkeit dieser Holzdächer war also im vorliegenden Fall ausreichend.

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[404/0424] Das Leitwerk am Sonnstein kreuzt den abzulenkenden Lawinengang unter einem Winkel von 60°. Bei größeren Lawinenabgängen sind die Schneemassen wiederholt über dieses Leitwerk hinweggegangen, weshalb es auch notwendig war, den alten Lawinengang unter dem Leitwerk mit stärkeren Schneefängen zu verbauen. Lawinenleitwerke werden auch als Erddämme ausgeführt. Diesfalls ist es aber zu empfehlen, [Abbildung Abb. 281. ] die dem Lawinengang zugekehrte Seite möglichst steil zu böschen und die Böschung mit Stein zu bewehren (vgl. Abb. 281). Die Steinbewehrung (Trockenmauer) verhindert ebensowohl das Aufsteigen der Schneemassen an der inneren Böschung, wie die Zerstörung des Erdwerkes durch allfällige Abrasion. Derartige Leitwerke sind sehr widerstandsfähig aber nur in flacherem Gelände auszuführen, weil in steilem die Erdanschüttungen nicht hergestellt werden können. Leitwerke werden nicht allein dazu verwendet, um Lawinen aus ihrer Richtung abzulenken, sondern auch um Lawinen in ihrer Richtung zu erhalten. Für solche Zwecke wurden Leitwerke beispielsweise am Arlberg oberhalb der Portale von Schutzgalerien angeordnet (Abb. 282). [Abbildung Abb. 282. ] Schnee- oder Lawinengalerien kommen dort zur Ausführung, wo Lawinen weder durch Leitwerke abgelenkt noch durch Verbauungen zurückgehalten werden können, sondern direkt über die Bahn bzw. über die Straße hinweggeführt werden müssen. Solche Lawinengalerien sind schon in den den Eisenbahnbauten vorangegangenen Zeiten bei Straßen im Hochgebirge – Splügen – zur Ausführung gekommen, u. zw. teils als gewölbte und mit Erde überschüttete Bauwerke, teils aber auch als einfache Holzdächer. In letzterer Form sind diese Schutzbauten allerdings wesentlich billiger, aber selbstverständlich auch weit weniger dauerhaft und widerstandsfähig. Beim Bau der Arlbergbahn sind noch beide Arten von Schutzgalerien zur Ausführung gekommen, die gewölbten allerdings immer nur dort, wo es sich um geringere Längen handelte. Hölzerne Schutzdächer sind bei der Arlbergbahn an 2 Stellen in Längen von mehr als je 100 m hergestellt worden, u. zw. nach Maßgabe der Abb. 283. Die Schutzdecke wird bei diesen Schneedächern aus einer Lage von Mann an Mann angeordneten, miteinander verdübbelten [Abbildung Abb. 283. ] Balken von 26 cm Stärke gebildet. Die Balken waren, um Zündungen zu verhüten, mit Wasserglas angestrichen und an der Oberseite mit Zinkblech abgedeckt. Das Schutzdach kostete zur damaligen Zeit einschließlich der auf der Talseite angeordneten Steinpfeiler und der eisernen Längsträger, aber ohne die bergseitige Futtermauer rd. 350 K f. d. laufenden m. Die Tragfähigkeit der Decke ergibt sich bei einer Beanspruchung des Holzes von zirka 900 kg/cm2 mit etwa 3 t/m2. Die Bahn führt an der Stelle, an der die Lawinendächer erforderlich waren, im Anschnitt an einer ziemlich steilen, unbewaldeten und hoch aufsteigenden Lehne (Brazzerhalde) und sind die von dieser Lehne abgehenden Schneerutschen durch die Schneedächer bisher anstandslos über die Bahn geleitet worden. Die – nach dem vorstehenden durch eine Tragfähigkeit von etwa 3 t f. d. m2 charakterisierte – Widerstandsfähigkeit dieser Holzdächer war also im vorliegenden Fall ausreichend. Mit diesem Erfahrungsergebnis ist nun für die Dimensionierung solcher Schutzanlagen ein gewisser Anhaltspunkt gegeben und kann unter

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 8. Berlin, Wien, 1917, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen08_1917/424>, abgerufen am 24.11.2024.