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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 9. Berlin, Wien, 1921.

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Verwendung finden. Auf den österreichischen Staatsbahnen wird diese Ausführungsart für alle Brückengewölbe bis zu 40 m Spannweite angewandt. Hausteingewölbe, die früher auch für kleine und mittlere Spannweiten ausgeführt wurden, beschränkt man ihrer höheren Kosten wegen jetzt meist nur auf Brücken, von denen ein besonders gutes Aussehen verlangt wird, oder auf solche von großer Spannweite. Man verwendet für die Gewölbemauerung Quader von 0·2-0·7 m3 Inhalt und gibt bei kleineren Gewölbestärken lauter durchbindende Steine, bei größeren Stärken abwechselnd Läufer und Binder, die in Verband stehende Ringe bilden. Die Mörtelfugen macht man 1 cm, wenn sie mit Stampfmörtel ausgefüllt werden sollen, mindestens 1·5 cm stark. Für die Ausführung großer Gewölbe (von mehr als 40 m Spannweite) kann an Stelle schwer zu beschaffender Quader auch die Verwendung von aus Bruchsteinen gemauerten Blöcken, denen aber mindestens 0·7 m3 Inhalt zu geben ist, in Betracht kommen. Sie sind der Mauerung auf dem Lehrgerüst vorzuziehen, weil sie am Werkplatz sorgfältig hergestellt werden können und günstigere Arbeitseinteilung gestatten. Sie müssen zur Zeit der Aufbringung auf das Lehrgerüst aber bereits eine genügende Druckfestigkeit besitzen.

Eine häufig beobachtete Erscheinung ist das Auftreten von Rissen am Gewölberücken in der Nähe des Kämpfers, u. zw. entweder noch am Lehrgerüst vor dem Schließen des Gewölbes oder nach dessen Ausrüstung. Diese Risse sind zwar meist ungefährlich, aber doch insofern nachteilig und unerwünscht, als sie den nutzbaren Querschnitt des Gewölbes vermindern und die wasserdichte Abdeckung zerstören können. Ihre Ursache liegt in einem Heraustreten der Stützlinie aus dem Kern des Gewölbes, herbeigeführt durch eine Formveränderung des Lehrgerüstes, Ausweichen der Widerlager, größere örtliche Preßbarkeit des Wölbematerials oder der Mörtelbänder bei noch nicht voller Erhärtung, also zu frühem Ausrüsten u. s. w. Man wird natürlich trachten, diese störenden Einwirkungen möglichst einzuschränken und insbesondere wird man Senkungen des Lehrgerüstes während der Ausführung des Gewölbes tunlichst hintanhalten oder unschädlich zu machen suchen. Dies wird durch gewisse Vorsichtsmaßregeln und Anordnungen bei der Ausführung erzielt, u. zw.

1. durch ein möglichst festes unnachgiebiges Lehrgerüst;

2. durch tunlichst gleichmäßige Belastung desselben während der Ausführung der Gewölbemauerung;

3. durch Aussparen von Lücken und Schließen des Gewölbes an mehreren Stellen;

4. durch nicht zu frühes Ausrüsten;

5. neuestens auch durch Anwendung des unten beschriebenen sog. Gewölbe-Expansions-Verfahrens.

Die gleichmäßige Belastung des Lehrgerüstes von Anfang an ist eine immer zu beobachtende Regel. Durch Aufbringen der Baustoffe auf das Lehrgerüst und Vorbelastung des Bogenscheitels wird man verhindern können, daß stärkere Senkungen erst während der Ausführung der Gewölbemauerung eintreten. Bei größeren Gewölbebogen wird überdies mit der Mauerung nicht bloß von den Kämpfern aus, sondern auch von zwei oder mehreren symmetrisch liegenden Stellen der Gewölbeschenkel begonnen. Dadurch wird das Gewölbe in kürzere Segmente zerlegt, die leichter den allfälligen Formänderungen des Lehrgerüstes folgen können; auch werden dadurch mehr Arbeitsstellen geschaffen. Die in den Gewölbeschenkeln beginnende Mauerung erfordert provisorische Widerlager durch Abpölzung, gewöhnlich in Form von auf das Lehrgerüst aufgesetzten Böcken. Der Gewölbeschluß erfolgt gleichzeitig an mehreren Stellen. In dieser Art erfolgt jetzt die Ausführung aller größeren Bruchsteingewölbe. Bei Hausteingewölben verbindet man damit auch noch das trockene Versetzen des untersten, auf der Lehrgerüstschalung liegenden Quaderrings. So wurde beispielsweise der 85 m weit gespannte Bogen der Isonzobrücke bei Salcano (Taf. IV, Abb. 8) in 8 Wölbungsabschnitte geteilt und baute man zu diesem Zweck an den Stellen der künftigen Gewölbeschlüsse provisorische, mit dem Lehrgerüst fest verbundene hölzerne Widerhalter ein. Es wurden dann die Steine des ersten Quaderrings trocken versetzt, wobei auf der Schalung zwischen den Lagerflächen der Steine Holzleisten von der Stärke der Mörtelfugen (16 mm) eingelegt oder in den stärker geneigten Gewölbepartien die Steine durch eiserne Trennungskeile in richtigem Abstand gehalten wurden. Die 7 Lücken zwischen den Gewölbesegmenten blieben offen. Nach dem Ausstampfen der Fugen mit Mörtel erfolgte das Aufbringen der Steine des zweiten und dritten Ringes in Mörtellage und schließlich der Gewölbeschluß gleichzeitig an den 7 offen gelassenen Stellen in der ganzen Gewölbestärke. Den gleichen Ausführungsvorgang hätte man bei Verwendung gemauerter Blöcke anstatt Quader anzuwenden.

Nachträgliche Verlagerungen der Stützlinie, die im fertigen Gewölbe beim Ausrüsten, ferner durch Temperaturwirkung oder infolge Widerlagerverschiebung eintreten können und ungünstige

Verwendung finden. Auf den österreichischen Staatsbahnen wird diese Ausführungsart für alle Brückengewölbe bis zu 40 m Spannweite angewandt. Hausteingewölbe, die früher auch für kleine und mittlere Spannweiten ausgeführt wurden, beschränkt man ihrer höheren Kosten wegen jetzt meist nur auf Brücken, von denen ein besonders gutes Aussehen verlangt wird, oder auf solche von großer Spannweite. Man verwendet für die Gewölbemauerung Quader von 0·2–0·7 m3 Inhalt und gibt bei kleineren Gewölbestärken lauter durchbindende Steine, bei größeren Stärken abwechselnd Läufer und Binder, die in Verband stehende Ringe bilden. Die Mörtelfugen macht man 1 cm, wenn sie mit Stampfmörtel ausgefüllt werden sollen, mindestens 1·5 cm stark. Für die Ausführung großer Gewölbe (von mehr als 40 m Spannweite) kann an Stelle schwer zu beschaffender Quader auch die Verwendung von aus Bruchsteinen gemauerten Blöcken, denen aber mindestens 0·7 m3 Inhalt zu geben ist, in Betracht kommen. Sie sind der Mauerung auf dem Lehrgerüst vorzuziehen, weil sie am Werkplatz sorgfältig hergestellt werden können und günstigere Arbeitseinteilung gestatten. Sie müssen zur Zeit der Aufbringung auf das Lehrgerüst aber bereits eine genügende Druckfestigkeit besitzen.

Eine häufig beobachtete Erscheinung ist das Auftreten von Rissen am Gewölberücken in der Nähe des Kämpfers, u. zw. entweder noch am Lehrgerüst vor dem Schließen des Gewölbes oder nach dessen Ausrüstung. Diese Risse sind zwar meist ungefährlich, aber doch insofern nachteilig und unerwünscht, als sie den nutzbaren Querschnitt des Gewölbes vermindern und die wasserdichte Abdeckung zerstören können. Ihre Ursache liegt in einem Heraustreten der Stützlinie aus dem Kern des Gewölbes, herbeigeführt durch eine Formveränderung des Lehrgerüstes, Ausweichen der Widerlager, größere örtliche Preßbarkeit des Wölbematerials oder der Mörtelbänder bei noch nicht voller Erhärtung, also zu frühem Ausrüsten u. s. w. Man wird natürlich trachten, diese störenden Einwirkungen möglichst einzuschränken und insbesondere wird man Senkungen des Lehrgerüstes während der Ausführung des Gewölbes tunlichst hintanhalten oder unschädlich zu machen suchen. Dies wird durch gewisse Vorsichtsmaßregeln und Anordnungen bei der Ausführung erzielt, u. zw.

1. durch ein möglichst festes unnachgiebiges Lehrgerüst;

2. durch tunlichst gleichmäßige Belastung desselben während der Ausführung der Gewölbemauerung;

3. durch Aussparen von Lücken und Schließen des Gewölbes an mehreren Stellen;

4. durch nicht zu frühes Ausrüsten;

5. neuestens auch durch Anwendung des unten beschriebenen sog. Gewölbe-Expansions-Verfahrens.

Die gleichmäßige Belastung des Lehrgerüstes von Anfang an ist eine immer zu beobachtende Regel. Durch Aufbringen der Baustoffe auf das Lehrgerüst und Vorbelastung des Bogenscheitels wird man verhindern können, daß stärkere Senkungen erst während der Ausführung der Gewölbemauerung eintreten. Bei größeren Gewölbebogen wird überdies mit der Mauerung nicht bloß von den Kämpfern aus, sondern auch von zwei oder mehreren symmetrisch liegenden Stellen der Gewölbeschenkel begonnen. Dadurch wird das Gewölbe in kürzere Segmente zerlegt, die leichter den allfälligen Formänderungen des Lehrgerüstes folgen können; auch werden dadurch mehr Arbeitsstellen geschaffen. Die in den Gewölbeschenkeln beginnende Mauerung erfordert provisorische Widerlager durch Abpölzung, gewöhnlich in Form von auf das Lehrgerüst aufgesetzten Böcken. Der Gewölbeschluß erfolgt gleichzeitig an mehreren Stellen. In dieser Art erfolgt jetzt die Ausführung aller größeren Bruchsteingewölbe. Bei Hausteingewölben verbindet man damit auch noch das trockene Versetzen des untersten, auf der Lehrgerüstschalung liegenden Quaderrings. So wurde beispielsweise der 85 m weit gespannte Bogen der Isonzobrücke bei Salcano (Taf. IV, Abb. 8) in 8 Wölbungsabschnitte geteilt und baute man zu diesem Zweck an den Stellen der künftigen Gewölbeschlüsse provisorische, mit dem Lehrgerüst fest verbundene hölzerne Widerhalter ein. Es wurden dann die Steine des ersten Quaderrings trocken versetzt, wobei auf der Schalung zwischen den Lagerflächen der Steine Holzleisten von der Stärke der Mörtelfugen (16 mm) eingelegt oder in den stärker geneigten Gewölbepartien die Steine durch eiserne Trennungskeile in richtigem Abstand gehalten wurden. Die 7 Lücken zwischen den Gewölbesegmenten blieben offen. Nach dem Ausstampfen der Fugen mit Mörtel erfolgte das Aufbringen der Steine des zweiten und dritten Ringes in Mörtellage und schließlich der Gewölbeschluß gleichzeitig an den 7 offen gelassenen Stellen in der ganzen Gewölbestärke. Den gleichen Ausführungsvorgang hätte man bei Verwendung gemauerter Blöcke anstatt Quader anzuwenden.

Nachträgliche Verlagerungen der Stützlinie, die im fertigen Gewölbe beim Ausrüsten, ferner durch Temperaturwirkung oder infolge Widerlagerverschiebung eintreten können und ungünstige

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[158/0164] Verwendung finden. Auf den österreichischen Staatsbahnen wird diese Ausführungsart für alle Brückengewölbe bis zu 40 m Spannweite angewandt. Hausteingewölbe, die früher auch für kleine und mittlere Spannweiten ausgeführt wurden, beschränkt man ihrer höheren Kosten wegen jetzt meist nur auf Brücken, von denen ein besonders gutes Aussehen verlangt wird, oder auf solche von großer Spannweite. Man verwendet für die Gewölbemauerung Quader von 0·2–0·7 m3 Inhalt und gibt bei kleineren Gewölbestärken lauter durchbindende Steine, bei größeren Stärken abwechselnd Läufer und Binder, die in Verband stehende Ringe bilden. Die Mörtelfugen macht man 1 cm, wenn sie mit Stampfmörtel ausgefüllt werden sollen, mindestens 1·5 cm stark. Für die Ausführung großer Gewölbe (von mehr als 40 m Spannweite) kann an Stelle schwer zu beschaffender Quader auch die Verwendung von aus Bruchsteinen gemauerten Blöcken, denen aber mindestens 0·7 m3 Inhalt zu geben ist, in Betracht kommen. Sie sind der Mauerung auf dem Lehrgerüst vorzuziehen, weil sie am Werkplatz sorgfältig hergestellt werden können und günstigere Arbeitseinteilung gestatten. Sie müssen zur Zeit der Aufbringung auf das Lehrgerüst aber bereits eine genügende Druckfestigkeit besitzen. Eine häufig beobachtete Erscheinung ist das Auftreten von Rissen am Gewölberücken in der Nähe des Kämpfers, u. zw. entweder noch am Lehrgerüst vor dem Schließen des Gewölbes oder nach dessen Ausrüstung. Diese Risse sind zwar meist ungefährlich, aber doch insofern nachteilig und unerwünscht, als sie den nutzbaren Querschnitt des Gewölbes vermindern und die wasserdichte Abdeckung zerstören können. Ihre Ursache liegt in einem Heraustreten der Stützlinie aus dem Kern des Gewölbes, herbeigeführt durch eine Formveränderung des Lehrgerüstes, Ausweichen der Widerlager, größere örtliche Preßbarkeit des Wölbematerials oder der Mörtelbänder bei noch nicht voller Erhärtung, also zu frühem Ausrüsten u. s. w. Man wird natürlich trachten, diese störenden Einwirkungen möglichst einzuschränken und insbesondere wird man Senkungen des Lehrgerüstes während der Ausführung des Gewölbes tunlichst hintanhalten oder unschädlich zu machen suchen. Dies wird durch gewisse Vorsichtsmaßregeln und Anordnungen bei der Ausführung erzielt, u. zw. 1. durch ein möglichst festes unnachgiebiges Lehrgerüst; 2. durch tunlichst gleichmäßige Belastung desselben während der Ausführung der Gewölbemauerung; 3. durch Aussparen von Lücken und Schließen des Gewölbes an mehreren Stellen; 4. durch nicht zu frühes Ausrüsten; 5. neuestens auch durch Anwendung des unten beschriebenen sog. Gewölbe-Expansions-Verfahrens. Die gleichmäßige Belastung des Lehrgerüstes von Anfang an ist eine immer zu beobachtende Regel. Durch Aufbringen der Baustoffe auf das Lehrgerüst und Vorbelastung des Bogenscheitels wird man verhindern können, daß stärkere Senkungen erst während der Ausführung der Gewölbemauerung eintreten. Bei größeren Gewölbebogen wird überdies mit der Mauerung nicht bloß von den Kämpfern aus, sondern auch von zwei oder mehreren symmetrisch liegenden Stellen der Gewölbeschenkel begonnen. Dadurch wird das Gewölbe in kürzere Segmente zerlegt, die leichter den allfälligen Formänderungen des Lehrgerüstes folgen können; auch werden dadurch mehr Arbeitsstellen geschaffen. Die in den Gewölbeschenkeln beginnende Mauerung erfordert provisorische Widerlager durch Abpölzung, gewöhnlich in Form von auf das Lehrgerüst aufgesetzten Böcken. Der Gewölbeschluß erfolgt gleichzeitig an mehreren Stellen. In dieser Art erfolgt jetzt die Ausführung aller größeren Bruchsteingewölbe. Bei Hausteingewölben verbindet man damit auch noch das trockene Versetzen des untersten, auf der Lehrgerüstschalung liegenden Quaderrings. So wurde beispielsweise der 85 m weit gespannte Bogen der Isonzobrücke bei Salcano (Taf. IV, Abb. 8) in 8 Wölbungsabschnitte geteilt und baute man zu diesem Zweck an den Stellen der künftigen Gewölbeschlüsse provisorische, mit dem Lehrgerüst fest verbundene hölzerne Widerhalter ein. Es wurden dann die Steine des ersten Quaderrings trocken versetzt, wobei auf der Schalung zwischen den Lagerflächen der Steine Holzleisten von der Stärke der Mörtelfugen (16 mm) eingelegt oder in den stärker geneigten Gewölbepartien die Steine durch eiserne Trennungskeile in richtigem Abstand gehalten wurden. Die 7 Lücken zwischen den Gewölbesegmenten blieben offen. Nach dem Ausstampfen der Fugen mit Mörtel erfolgte das Aufbringen der Steine des zweiten und dritten Ringes in Mörtellage und schließlich der Gewölbeschluß gleichzeitig an den 7 offen gelassenen Stellen in der ganzen Gewölbestärke. Den gleichen Ausführungsvorgang hätte man bei Verwendung gemauerter Blöcke anstatt Quader anzuwenden. Nachträgliche Verlagerungen der Stützlinie, die im fertigen Gewölbe beim Ausrüsten, ferner durch Temperaturwirkung oder infolge Widerlagerverschiebung eintreten können und ungünstige

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 9. Berlin, Wien, 1921, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen09_1921/164>, abgerufen am 02.11.2024.