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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 10. Berlin, Wien, 1923.

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Ablaufberg in entgegengesetzter Richtung betrieben wird. Zwischen die beiden, den Bahnhof zwischen den Hauptrichtungen durchschneidenden, Durchlaufgleise (Verkehrsgleise) ist zweckmäßig eine große Umladeanlage gelegt, für deren Speisung mit Umladewagen beide Richtungsgruppen besondere Gleise enthalten, aus denen die Umladewagen mittels einfacher Sägebewegung an die Umladebühne gesetzt werden können. Die an der Umladebühne nach den erforderlichen Zwischenbewegungen erledigten Wagen können nach den vorhandenen Gleisverbindungen entweder unmittelbar als Züge ausfahren oder mit einfacher Ausziehbewegung in die Einfahrgleise der Hauptrichtung gelangen, in der sie abzugehen haben. In ungünstiger Weise dagegen ist die Lokomotiv- und Bekohlungsanlage nebst Betriebswerkstätte wegen Platzmangels nicht, wie die Umladeanlage, in die Mitte gelegt, sondern außerhalb nach Südwesten, so daß die Lokomotivfahrten die Ausfahrten nach Süden in Schienenhöhe überkreuzen. Zu beachten sind die Gleise für Umkehrwagen (Rückläufer), der Anschluß des Ortsgüterverkehrs, ein an der Ostseite durchgeführtes Gleispaar für durchgehende Güterzüge sowie die Ausrüstung des Bahnhofs mit Dienstgebäude, Stellwerken, Aufenthaltsgebäuden, Übernachtungsgebäude u. s. w. (Näheres s. Organ 1911).

2. Bahnhof Straßhof. Der V. Straßhof, an der österreichischen Nordbahn etwa 24 km von Wien zwischen den Stationen Wagram und Gänserndorf gelegen, ist, wie der vorbeschriebene ein Bahnhof der Anordnung II. Die den beiden Hauptrichtungen dienenden Gleisanlagen liegen aber hier (siehe Taf. II, Abb. 17) beiderseits der Hauptgleise, durch diese getrennt, entsprechen also derjenigen Sonderlösung der Anordnung II, die oben als in der Regel nicht zweckmäßig bezeichnet wurde. Diese Lösung war gleichwohl im vorliegenden Falle durch die eigenartigen Betriebsaufgaben dieses Bahnhofs bedingt. Der zur Entlastung der durch gewachsenen Verkehr unzureichend gewordenen Anlagen in Wien angelegte Bahnhof dient in seinem westlichen Teile dazu, die in der Richtung von Wien mit den Wagen von dort bzw. von der Wiener Verbindungs- und Donauuferbahn sowie von den Zwischenstationen Floridsdorf, Süßenbrunn und Wagram bunt eintreffenden Züge zu geordneten Zügen nach Norden umzubilden. Die in Taf. II, Abb. 17 ohne die während des Krieges vorgenommenen Erweiterungen dargestellte zweiseitige Anlage des V. Straßhof weist hier nur die beiden Hauptgruppen der Einfahrgleise und der zugleich als Ausfahrgleise dienenden Richtungsgleise mit zwischenliegendem Ablaufberge auf. Zum Feinordnen, soweit erforderlich, wird das am Nordende des westlichen Bahnhofsteils angeordnete Ausziehgleis benutzt. Das am Südende dieses Bahnhofsteils befindliche Ausziehgleis dient zum Herausholen solcher Wagen aus den eingetroffenen Zügen, die aus irgend einem Grund nicht zum Ablauf gebracht werden dürfen.

Im wesentlichen ebenso ist für das Ordnen der von Norden bunt eintreffenden Züge nach den Entladeplätzen in Wien, nach Übergang Wien u. s. w. der östliche Teil der Bahnhofsanlage eingerichtet. Um bei Überlastung der Wiener Ladeanlagen Wagen aufspeichern zu können, ist hier neben den Einfahrgleisen noch eine besondere Gleisgruppe vorgesehen.

Der Verkehr spielt sich hiernach auf jeder der beiden Bahnhofseiten im wesentlichen unabhängig von der anderen ab. Umkehrwagen kommen in der Regel nicht vor. Ortsgüterverkehr fehlt. Die Lokomotive jedes angekommenen Zuges fährt über das betreffende Lokomotivgleis (s. Taf. II, Abb. 17) nach vorn, um sogleich einen geordneten Zug derselben Richtung zu übernehmen. Nur die Verschiebelokomotiven haben bei ihrem Wege zu und von dem Schuppen die Hauptgleise zu überkreuzen. So erscheint die oben als Regelform verworfene Anordnung in anbetracht ihrer Einfachheit und Billigkeit für die besonderen hier vorliegenden Verhältnisse wohl geeignet.

3. Bahnhof Hausbergen (Straßburg). Der V. Hausbergen (s. die Skizze Taf. II, Abb. 18 nach Ztschr. f. Bw. 1908) ist ein Bahnhof der Form III, d. h. ein zweiseitiger Bahnhof, auf dem die Wagen beider Hauptrichtungen in derselben Richtung, also die der einen (Süd-Nord) entgegen ihrer Verkehrsrichtung rangiert werden. Diese Anordnung hat man deshalb getroffen, weil die Zahl der von Süden in den Bahnhof eingeführten Linien diejenige der von Norden eingeführten beträchtlich überwiegt, insbesondere auch der Güteranschluß der geographisch von Norden kommenden Lauterburger Linie von Süden her in den Bahnhof eingeführt ist, so daß der Bahnhof seinen Hauptrichtungen nach einen starken Eckverkehr von Süden nach Süden aufweist. Beiderseits sind in dem über 4 km langen, mit Ablaufbergen betriebenen Bahnhof die 4 Hauptgruppen der Einfahrgleise, Richtungsgleise, Stationsgleise, Ausfahrgleise hintereinander geschaltet. Eine Besonderheit weist die Fürsorge für den Eckverkehr (Umkehrwagen) Süd-Süd auf (s. Taf. II, Abb. 18): an die Einfahrgruppe von Süden schließt sich außer der Richtungsgruppe nach Norden noch eine zweite Richtungsgruppe nach Süden an, die sich neben

Ablaufberg in entgegengesetzter Richtung betrieben wird. Zwischen die beiden, den Bahnhof zwischen den Hauptrichtungen durchschneidenden, Durchlaufgleise (Verkehrsgleise) ist zweckmäßig eine große Umladeanlage gelegt, für deren Speisung mit Umladewagen beide Richtungsgruppen besondere Gleise enthalten, aus denen die Umladewagen mittels einfacher Sägebewegung an die Umladebühne gesetzt werden können. Die an der Umladebühne nach den erforderlichen Zwischenbewegungen erledigten Wagen können nach den vorhandenen Gleisverbindungen entweder unmittelbar als Züge ausfahren oder mit einfacher Ausziehbewegung in die Einfahrgleise der Hauptrichtung gelangen, in der sie abzugehen haben. In ungünstiger Weise dagegen ist die Lokomotiv- und Bekohlungsanlage nebst Betriebswerkstätte wegen Platzmangels nicht, wie die Umladeanlage, in die Mitte gelegt, sondern außerhalb nach Südwesten, so daß die Lokomotivfahrten die Ausfahrten nach Süden in Schienenhöhe überkreuzen. Zu beachten sind die Gleise für Umkehrwagen (Rückläufer), der Anschluß des Ortsgüterverkehrs, ein an der Ostseite durchgeführtes Gleispaar für durchgehende Güterzüge sowie die Ausrüstung des Bahnhofs mit Dienstgebäude, Stellwerken, Aufenthaltsgebäuden, Übernachtungsgebäude u. s. w. (Näheres s. Organ 1911).

2. Bahnhof Straßhof. Der V. Straßhof, an der österreichischen Nordbahn etwa 24 km von Wien zwischen den Stationen Wagram und Gänserndorf gelegen, ist, wie der vorbeschriebene ein Bahnhof der Anordnung II. Die den beiden Hauptrichtungen dienenden Gleisanlagen liegen aber hier (siehe Taf. II, Abb. 17) beiderseits der Hauptgleise, durch diese getrennt, entsprechen also derjenigen Sonderlösung der Anordnung II, die oben als in der Regel nicht zweckmäßig bezeichnet wurde. Diese Lösung war gleichwohl im vorliegenden Falle durch die eigenartigen Betriebsaufgaben dieses Bahnhofs bedingt. Der zur Entlastung der durch gewachsenen Verkehr unzureichend gewordenen Anlagen in Wien angelegte Bahnhof dient in seinem westlichen Teile dazu, die in der Richtung von Wien mit den Wagen von dort bzw. von der Wiener Verbindungs- und Donauuferbahn sowie von den Zwischenstationen Floridsdorf, Süßenbrunn und Wagram bunt eintreffenden Züge zu geordneten Zügen nach Norden umzubilden. Die in Taf. II, Abb. 17 ohne die während des Krieges vorgenommenen Erweiterungen dargestellte zweiseitige Anlage des V. Straßhof weist hier nur die beiden Hauptgruppen der Einfahrgleise und der zugleich als Ausfahrgleise dienenden Richtungsgleise mit zwischenliegendem Ablaufberge auf. Zum Feinordnen, soweit erforderlich, wird das am Nordende des westlichen Bahnhofsteils angeordnete Ausziehgleis benutzt. Das am Südende dieses Bahnhofsteils befindliche Ausziehgleis dient zum Herausholen solcher Wagen aus den eingetroffenen Zügen, die aus irgend einem Grund nicht zum Ablauf gebracht werden dürfen.

Im wesentlichen ebenso ist für das Ordnen der von Norden bunt eintreffenden Züge nach den Entladeplätzen in Wien, nach Übergang Wien u. s. w. der östliche Teil der Bahnhofsanlage eingerichtet. Um bei Überlastung der Wiener Ladeanlagen Wagen aufspeichern zu können, ist hier neben den Einfahrgleisen noch eine besondere Gleisgruppe vorgesehen.

Der Verkehr spielt sich hiernach auf jeder der beiden Bahnhofseiten im wesentlichen unabhängig von der anderen ab. Umkehrwagen kommen in der Regel nicht vor. Ortsgüterverkehr fehlt. Die Lokomotive jedes angekommenen Zuges fährt über das betreffende Lokomotivgleis (s. Taf. II, Abb. 17) nach vorn, um sogleich einen geordneten Zug derselben Richtung zu übernehmen. Nur die Verschiebelokomotiven haben bei ihrem Wege zu und von dem Schuppen die Hauptgleise zu überkreuzen. So erscheint die oben als Regelform verworfene Anordnung in anbetracht ihrer Einfachheit und Billigkeit für die besonderen hier vorliegenden Verhältnisse wohl geeignet.

3. Bahnhof Hausbergen (Straßburg). Der V. Hausbergen (s. die Skizze Taf. II, Abb. 18 nach Ztschr. f. Bw. 1908) ist ein Bahnhof der Form III, d. h. ein zweiseitiger Bahnhof, auf dem die Wagen beider Hauptrichtungen in derselben Richtung, also die der einen (Süd-Nord) entgegen ihrer Verkehrsrichtung rangiert werden. Diese Anordnung hat man deshalb getroffen, weil die Zahl der von Süden in den Bahnhof eingeführten Linien diejenige der von Norden eingeführten beträchtlich überwiegt, insbesondere auch der Güteranschluß der geographisch von Norden kommenden Lauterburger Linie von Süden her in den Bahnhof eingeführt ist, so daß der Bahnhof seinen Hauptrichtungen nach einen starken Eckverkehr von Süden nach Süden aufweist. Beiderseits sind in dem über 4 km langen, mit Ablaufbergen betriebenen Bahnhof die 4 Hauptgruppen der Einfahrgleise, Richtungsgleise, Stationsgleise, Ausfahrgleise hintereinander geschaltet. Eine Besonderheit weist die Fürsorge für den Eckverkehr (Umkehrwagen) Süd-Süd auf (s. Taf. II, Abb. 18): an die Einfahrgruppe von Süden schließt sich außer der Richtungsgruppe nach Norden noch eine zweite Richtungsgruppe nach Süden an, die sich neben

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Ablaufberg in entgegengesetzter Richtung betrieben wird. Zwischen die beiden, den Bahnhof zwischen den Hauptrichtungen durchschneidenden, Durchlaufgleise (Verkehrsgleise) ist zweckmäßig eine große Umladeanlage gelegt, für deren Speisung mit Umladewagen beide Richtungsgruppen besondere Gleise enthalten, aus denen die Umladewagen mittels einfacher Sägebewegung an die Umladebühne gesetzt werden können. Die an der Umladebühne nach den erforderlichen Zwischenbewegungen erledigten Wagen können nach den vorhandenen Gleisverbindungen entweder unmittelbar als Züge ausfahren oder mit einfacher Ausziehbewegung in die Einfahrgleise der Hauptrichtung gelangen, in der sie abzugehen haben. In ungünstiger Weise dagegen ist die Lokomotiv- und Bekohlungsanlage nebst Betriebswerkstätte wegen Platzmangels nicht, wie die Umladeanlage, in die Mitte gelegt, sondern außerhalb nach Südwesten, so daß die Lokomotivfahrten die Ausfahrten nach Süden in Schienenhöhe überkreuzen. Zu beachten sind die Gleise für Umkehrwagen (Rückläufer), der Anschluß des Ortsgüterverkehrs, ein an der Ostseite durchgeführtes Gleispaar für durchgehende Güterzüge sowie die Ausrüstung des Bahnhofs mit Dienstgebäude, Stellwerken, Aufenthaltsgebäuden, Übernachtungsgebäude u. s. w. (Näheres s. Organ 1911).</p><lb/>
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[131/0144] Ablaufberg in entgegengesetzter Richtung betrieben wird. Zwischen die beiden, den Bahnhof zwischen den Hauptrichtungen durchschneidenden, Durchlaufgleise (Verkehrsgleise) ist zweckmäßig eine große Umladeanlage gelegt, für deren Speisung mit Umladewagen beide Richtungsgruppen besondere Gleise enthalten, aus denen die Umladewagen mittels einfacher Sägebewegung an die Umladebühne gesetzt werden können. Die an der Umladebühne nach den erforderlichen Zwischenbewegungen erledigten Wagen können nach den vorhandenen Gleisverbindungen entweder unmittelbar als Züge ausfahren oder mit einfacher Ausziehbewegung in die Einfahrgleise der Hauptrichtung gelangen, in der sie abzugehen haben. In ungünstiger Weise dagegen ist die Lokomotiv- und Bekohlungsanlage nebst Betriebswerkstätte wegen Platzmangels nicht, wie die Umladeanlage, in die Mitte gelegt, sondern außerhalb nach Südwesten, so daß die Lokomotivfahrten die Ausfahrten nach Süden in Schienenhöhe überkreuzen. Zu beachten sind die Gleise für Umkehrwagen (Rückläufer), der Anschluß des Ortsgüterverkehrs, ein an der Ostseite durchgeführtes Gleispaar für durchgehende Güterzüge sowie die Ausrüstung des Bahnhofs mit Dienstgebäude, Stellwerken, Aufenthaltsgebäuden, Übernachtungsgebäude u. s. w. (Näheres s. Organ 1911). 2. Bahnhof Straßhof. Der V. Straßhof, an der österreichischen Nordbahn etwa 24 km von Wien zwischen den Stationen Wagram und Gänserndorf gelegen, ist, wie der vorbeschriebene ein Bahnhof der Anordnung II. Die den beiden Hauptrichtungen dienenden Gleisanlagen liegen aber hier (siehe Taf. II, Abb. 17) beiderseits der Hauptgleise, durch diese getrennt, entsprechen also derjenigen Sonderlösung der Anordnung II, die oben als in der Regel nicht zweckmäßig bezeichnet wurde. Diese Lösung war gleichwohl im vorliegenden Falle durch die eigenartigen Betriebsaufgaben dieses Bahnhofs bedingt. Der zur Entlastung der durch gewachsenen Verkehr unzureichend gewordenen Anlagen in Wien angelegte Bahnhof dient in seinem westlichen Teile dazu, die in der Richtung von Wien mit den Wagen von dort bzw. von der Wiener Verbindungs- und Donauuferbahn sowie von den Zwischenstationen Floridsdorf, Süßenbrunn und Wagram bunt eintreffenden Züge zu geordneten Zügen nach Norden umzubilden. Die in Taf. II, Abb. 17 ohne die während des Krieges vorgenommenen Erweiterungen dargestellte zweiseitige Anlage des V. Straßhof weist hier nur die beiden Hauptgruppen der Einfahrgleise und der zugleich als Ausfahrgleise dienenden Richtungsgleise mit zwischenliegendem Ablaufberge auf. Zum Feinordnen, soweit erforderlich, wird das am Nordende des westlichen Bahnhofsteils angeordnete Ausziehgleis benutzt. Das am Südende dieses Bahnhofsteils befindliche Ausziehgleis dient zum Herausholen solcher Wagen aus den eingetroffenen Zügen, die aus irgend einem Grund nicht zum Ablauf gebracht werden dürfen. Im wesentlichen ebenso ist für das Ordnen der von Norden bunt eintreffenden Züge nach den Entladeplätzen in Wien, nach Übergang Wien u. s. w. der östliche Teil der Bahnhofsanlage eingerichtet. Um bei Überlastung der Wiener Ladeanlagen Wagen aufspeichern zu können, ist hier neben den Einfahrgleisen noch eine besondere Gleisgruppe vorgesehen. Der Verkehr spielt sich hiernach auf jeder der beiden Bahnhofseiten im wesentlichen unabhängig von der anderen ab. Umkehrwagen kommen in der Regel nicht vor. Ortsgüterverkehr fehlt. Die Lokomotive jedes angekommenen Zuges fährt über das betreffende Lokomotivgleis (s. Taf. II, Abb. 17) nach vorn, um sogleich einen geordneten Zug derselben Richtung zu übernehmen. Nur die Verschiebelokomotiven haben bei ihrem Wege zu und von dem Schuppen die Hauptgleise zu überkreuzen. So erscheint die oben als Regelform verworfene Anordnung in anbetracht ihrer Einfachheit und Billigkeit für die besonderen hier vorliegenden Verhältnisse wohl geeignet. 3. Bahnhof Hausbergen (Straßburg). Der V. Hausbergen (s. die Skizze Taf. II, Abb. 18 nach Ztschr. f. Bw. 1908) ist ein Bahnhof der Form III, d. h. ein zweiseitiger Bahnhof, auf dem die Wagen beider Hauptrichtungen in derselben Richtung, also die der einen (Süd-Nord) entgegen ihrer Verkehrsrichtung rangiert werden. Diese Anordnung hat man deshalb getroffen, weil die Zahl der von Süden in den Bahnhof eingeführten Linien diejenige der von Norden eingeführten beträchtlich überwiegt, insbesondere auch der Güteranschluß der geographisch von Norden kommenden Lauterburger Linie von Süden her in den Bahnhof eingeführt ist, so daß der Bahnhof seinen Hauptrichtungen nach einen starken Eckverkehr von Süden nach Süden aufweist. Beiderseits sind in dem über 4 km langen, mit Ablaufbergen betriebenen Bahnhof die 4 Hauptgruppen der Einfahrgleise, Richtungsgleise, Stationsgleise, Ausfahrgleise hintereinander geschaltet. Eine Besonderheit weist die Fürsorge für den Eckverkehr (Umkehrwagen) Süd-Süd auf (s. Taf. II, Abb. 18): an die Einfahrgruppe von Süden schließt sich außer der Richtungsgruppe nach Norden noch eine zweite Richtungsgruppe nach Süden an, die sich neben

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 10. Berlin, Wien, 1923, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen10_1923/144>, abgerufen am 21.06.2024.