Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 10. Berlin, Wien, 1923.Ausführung gekommen. Nach diesen französischen Mustern wurden Ende der Sechziger- und Anfang der Siebzigerjahre auch anderwärts V. mit eisernen Pfeilern zur Ausführung gebracht, so in Spanien, Italien; in Österreich (1870) der Iglawa- und der Weißenbachviadukt. Auch in Amerika wurde der eiserne Pfeilerbau aufgegriffen, daselbst aber bereits unter gänzlichem Ausschluß des Gußeisens ganz in Schmiedeeisen durchgebildet (Kentucky-River-Viadukt mit 53 m hohen Eisenpfeilern auf 20 m hohen Steinsockeln u. a.). Die nach 1880 in Europa erbauten eisernen Turmpfeiler sind ebenfalls ganz aus Schmiedeeisen errichtet worden. Als Beispiele sind zu nennen: in Deutschland der V. bei Angelrode (Linie Arnstadt-Ilmenau), der Niddaviadukt zu Assenheim, die Hochbrücke bei Alscheid; in Frankreich der V. über die Siagne, in der Schweiz die 1875-1877 erbauten V. der schweizerischen Nordostbahn, u. zw. der Thurviadukt bei Ossingen, die Rheinbrücke bei Stein und der Reußviadukt bei Mellingen, ferner die Guggilochbrücke bei Lütisburg der Toggenburger Bahn. Bei dem Iglawaviadukt bei Kanitz-Eibenschitz der Staatsbahnlinie Wien-Brünn wurden die ursprünglich mit Gußeisenständern ausgeführten Turmpfeiler 1892 durch ganz aus Schmiedeeisen hergestellte Pfeiler ersetzt. Die 4 Eckpfosten der Turmpfeiler sind so geneigt, daß die Form einer abgestutzten Pyramide oder eines Obelisken entsteht. Gewöhnlich ist die Neigung senkrecht zur Brückenachse größer als jene nach der Längsachse der Brücke und die Basisbreite wird so groß gewählt, daß auf den Pfeilersockel keine oder nur geringe Zugkräfte durch die Verankerung der Ständer übertragen werden. Das Gewicht eines eisernen Turmpfeilers kann G = c · l h gesetzt werden, wenn l die mittlere Spannweite der beiden vom Pfeiler getragenen Brückenfelder und h die Pfeilerhöhe bezeichnet. Die Größe c ist sonach das Pfeilergewicht f. d. 1 m2 der vom Pfeiler getragenen Aufrißfläche des V. In der nachstehenden Zusammenstellung sind hierfür Angaben gemacht. Hiernach wäre c nicht konstant anzunehmen, sondern es werden sich im allgemeinen bei wachsender Pfeilerhöhe und Spannweite etwas abnehmende Gewichtszahlen f. d. m2 Ansichtsfläche ergeben. Im Mittel wird aber für eingleisige V. und Schmiedeeisenpfeiler c = 45 kg angenommen werden können. Gewichte eiserner Turmpfeiler. ![]() Die Wand- oder Pendelpfeiler bestehen bloß aus einer Reihe von meist nur 2 in einer zur Brückenachse senkrechten Ebene stehenden Stützen, die untereinander wieder durch eine Ausfachung verbunden sind. Diese Stützen können bei einigermaßen größerer Ausführung gekommen. Nach diesen französischen Mustern wurden Ende der Sechziger- und Anfang der Siebzigerjahre auch anderwärts V. mit eisernen Pfeilern zur Ausführung gebracht, so in Spanien, Italien; in Österreich (1870) der Iglawa- und der Weißenbachviadukt. Auch in Amerika wurde der eiserne Pfeilerbau aufgegriffen, daselbst aber bereits unter gänzlichem Ausschluß des Gußeisens ganz in Schmiedeeisen durchgebildet (Kentucky-River-Viadukt mit 53 m hohen Eisenpfeilern auf 20 m hohen Steinsockeln u. a.). Die nach 1880 in Europa erbauten eisernen Turmpfeiler sind ebenfalls ganz aus Schmiedeeisen errichtet worden. Als Beispiele sind zu nennen: in Deutschland der V. bei Angelrode (Linie Arnstadt-Ilmenau), der Niddaviadukt zu Assenheim, die Hochbrücke bei Alscheid; in Frankreich der V. über die Siagne, in der Schweiz die 1875–1877 erbauten V. der schweizerischen Nordostbahn, u. zw. der Thurviadukt bei Ossingen, die Rheinbrücke bei Stein und der Reußviadukt bei Mellingen, ferner die Guggilochbrücke bei Lütisburg der Toggenburger Bahn. Bei dem Iglawaviadukt bei Kanitz-Eibenschitz der Staatsbahnlinie Wien-Brünn wurden die ursprünglich mit Gußeisenständern ausgeführten Turmpfeiler 1892 durch ganz aus Schmiedeeisen hergestellte Pfeiler ersetzt. Die 4 Eckpfosten der Turmpfeiler sind so geneigt, daß die Form einer abgestutzten Pyramide oder eines Obelisken entsteht. Gewöhnlich ist die Neigung senkrecht zur Brückenachse größer als jene nach der Längsachse der Brücke und die Basisbreite wird so groß gewählt, daß auf den Pfeilersockel keine oder nur geringe Zugkräfte durch die Verankerung der Ständer übertragen werden. Das Gewicht eines eisernen Turmpfeilers kann G = c · l h gesetzt werden, wenn l die mittlere Spannweite der beiden vom Pfeiler getragenen Brückenfelder und h die Pfeilerhöhe bezeichnet. Die Größe c ist sonach das Pfeilergewicht f. d. 1 m2 der vom Pfeiler getragenen Aufrißfläche des V. In der nachstehenden Zusammenstellung sind hierfür Angaben gemacht. Hiernach wäre c nicht konstant anzunehmen, sondern es werden sich im allgemeinen bei wachsender Pfeilerhöhe und Spannweite etwas abnehmende Gewichtszahlen f. d. m2 Ansichtsfläche ergeben. Im Mittel wird aber für eingleisige V. und Schmiedeeisenpfeiler c = 45 kg angenommen werden können. Gewichte eiserner Turmpfeiler. ![]() Die Wand- oder Pendelpfeiler bestehen bloß aus einer Reihe von meist nur 2 in einer zur Brückenachse senkrechten Ebene stehenden Stützen, die untereinander wieder durch eine Ausfachung verbunden sind. Diese Stützen können bei einigermaßen größerer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0209" n="194"/> Ausführung gekommen. Nach diesen französischen Mustern wurden Ende der Sechziger- und Anfang der Siebzigerjahre auch anderwärts V. mit eisernen Pfeilern zur Ausführung gebracht, so in Spanien, Italien; in Österreich (1870) der Iglawa- und der Weißenbachviadukt. Auch in Amerika wurde der eiserne Pfeilerbau aufgegriffen, daselbst aber bereits unter gänzlichem Ausschluß des Gußeisens ganz in Schmiedeeisen durchgebildet (Kentucky-River-Viadukt mit 53 <hi rendition="#i">m</hi> hohen Eisenpfeilern auf 20 <hi rendition="#i">m</hi> hohen Steinsockeln u. a.). Die nach 1880 in Europa erbauten eisernen Turmpfeiler sind ebenfalls ganz aus Schmiedeeisen errichtet worden. Als Beispiele sind zu nennen: in Deutschland der V. bei Angelrode (Linie Arnstadt-Ilmenau), der Niddaviadukt zu Assenheim, die Hochbrücke bei Alscheid; in Frankreich der V. über die Siagne, in der Schweiz die 1875–1877 erbauten V. der schweizerischen Nordostbahn, u. zw. der Thurviadukt bei Ossingen, die Rheinbrücke bei Stein und der Reußviadukt bei Mellingen, ferner die Guggilochbrücke bei Lütisburg der Toggenburger Bahn. Bei dem Iglawaviadukt bei Kanitz-Eibenschitz der Staatsbahnlinie Wien-Brünn wurden die ursprünglich mit Gußeisenständern ausgeführten Turmpfeiler 1892 durch ganz aus Schmiedeeisen hergestellte Pfeiler ersetzt.</p><lb/> <p>Die 4 Eckpfosten der Turmpfeiler sind so geneigt, daß die Form einer abgestutzten Pyramide oder eines Obelisken entsteht. Gewöhnlich ist die Neigung senkrecht zur Brückenachse größer als jene nach der Längsachse der Brücke und die Basisbreite wird so groß gewählt, daß auf den Pfeilersockel keine oder nur geringe Zugkräfte durch die Verankerung der Ständer übertragen werden.</p><lb/> <p>Das Gewicht eines eisernen Turmpfeilers kann <hi rendition="#i">G</hi> = <hi rendition="#i">c</hi> · <hi rendition="#i">l h</hi> gesetzt werden, wenn <hi rendition="#i">l</hi> die mittlere Spannweite der beiden vom Pfeiler getragenen Brückenfelder und <hi rendition="#i">h</hi> die Pfeilerhöhe bezeichnet. Die Größe <hi rendition="#i">c</hi> ist sonach das Pfeilergewicht f. d. 1 <hi rendition="#i">m</hi><hi rendition="#sup">2</hi> der vom Pfeiler getragenen Aufrißfläche des V.</p><lb/> <p>In der nachstehenden Zusammenstellung sind hierfür Angaben gemacht. Hiernach wäre <hi rendition="#i">c</hi> nicht konstant anzunehmen, sondern es werden sich im allgemeinen bei wachsender Pfeilerhöhe und Spannweite etwas abnehmende Gewichtszahlen f. d. <hi rendition="#i">m</hi><hi rendition="#sup">2</hi> Ansichtsfläche ergeben. Im Mittel wird aber für eingleisige V. und Schmiedeeisenpfeiler <hi rendition="#i">c</hi> = 45 <hi rendition="#i">kg</hi> angenommen werden können.</p><lb/> <table facs="https://media.dwds.de/dta/images/roell_eisenbahnwesen10_1923/figures/roell_eisenbahnwesen10_1923_figure-0105.jpg" rendition="#c"> <head><hi rendition="#g">Gewichte eiserner Turmpfeiler</hi>.</head><lb/> <row> <cell/> </row> </table><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Wand</hi>- oder <hi rendition="#g">Pendelpfeiler</hi> bestehen bloß aus einer Reihe von meist nur 2 in einer zur Brückenachse senkrechten Ebene stehenden Stützen, die untereinander wieder durch eine Ausfachung verbunden sind. Diese Stützen können bei einigermaßen größerer </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [194/0209]
Ausführung gekommen. Nach diesen französischen Mustern wurden Ende der Sechziger- und Anfang der Siebzigerjahre auch anderwärts V. mit eisernen Pfeilern zur Ausführung gebracht, so in Spanien, Italien; in Österreich (1870) der Iglawa- und der Weißenbachviadukt. Auch in Amerika wurde der eiserne Pfeilerbau aufgegriffen, daselbst aber bereits unter gänzlichem Ausschluß des Gußeisens ganz in Schmiedeeisen durchgebildet (Kentucky-River-Viadukt mit 53 m hohen Eisenpfeilern auf 20 m hohen Steinsockeln u. a.). Die nach 1880 in Europa erbauten eisernen Turmpfeiler sind ebenfalls ganz aus Schmiedeeisen errichtet worden. Als Beispiele sind zu nennen: in Deutschland der V. bei Angelrode (Linie Arnstadt-Ilmenau), der Niddaviadukt zu Assenheim, die Hochbrücke bei Alscheid; in Frankreich der V. über die Siagne, in der Schweiz die 1875–1877 erbauten V. der schweizerischen Nordostbahn, u. zw. der Thurviadukt bei Ossingen, die Rheinbrücke bei Stein und der Reußviadukt bei Mellingen, ferner die Guggilochbrücke bei Lütisburg der Toggenburger Bahn. Bei dem Iglawaviadukt bei Kanitz-Eibenschitz der Staatsbahnlinie Wien-Brünn wurden die ursprünglich mit Gußeisenständern ausgeführten Turmpfeiler 1892 durch ganz aus Schmiedeeisen hergestellte Pfeiler ersetzt.
Die 4 Eckpfosten der Turmpfeiler sind so geneigt, daß die Form einer abgestutzten Pyramide oder eines Obelisken entsteht. Gewöhnlich ist die Neigung senkrecht zur Brückenachse größer als jene nach der Längsachse der Brücke und die Basisbreite wird so groß gewählt, daß auf den Pfeilersockel keine oder nur geringe Zugkräfte durch die Verankerung der Ständer übertragen werden.
Das Gewicht eines eisernen Turmpfeilers kann G = c · l h gesetzt werden, wenn l die mittlere Spannweite der beiden vom Pfeiler getragenen Brückenfelder und h die Pfeilerhöhe bezeichnet. Die Größe c ist sonach das Pfeilergewicht f. d. 1 m2 der vom Pfeiler getragenen Aufrißfläche des V.
In der nachstehenden Zusammenstellung sind hierfür Angaben gemacht. Hiernach wäre c nicht konstant anzunehmen, sondern es werden sich im allgemeinen bei wachsender Pfeilerhöhe und Spannweite etwas abnehmende Gewichtszahlen f. d. m2 Ansichtsfläche ergeben. Im Mittel wird aber für eingleisige V. und Schmiedeeisenpfeiler c = 45 kg angenommen werden können.
Gewichte eiserner Turmpfeiler.
Die Wand- oder Pendelpfeiler bestehen bloß aus einer Reihe von meist nur 2 in einer zur Brückenachse senkrechten Ebene stehenden Stützen, die untereinander wieder durch eine Ausfachung verbunden sind. Diese Stützen können bei einigermaßen größerer
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen10_1923 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen10_1923/209 |
Zitationshilfe: | Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 10. Berlin, Wien, 1923, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen10_1923/209>, abgerufen am 16.07.2024. |