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Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876.

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dem Recht nicht vereinbar" hielten 1), oder ob sie nur in Folge
ihrer allgemeinen Opposition gegen Brühl und den Hof, und
im Hinblick auf den "jungen Hof" in Petersburg, widersprachen,
muß für jetzt dahingestellt bleiben 2). Das Gutachten der
weitüberwiegenden Mehrheit der versammelten Senatoren fiel
gegen sie aus, worauf der König am 16. November das
Diplom für den Prinzen Karl unterschrieb und dieser am
8. Januar 1759 feierlich mit Kurland belehnt ward. Am
29. März hielt der neue Herzog seinen Einzug in Mitau, reiste
von dort nach Petersburg, weselbst er bis gegen den August
blieb und von der Kaiserin eine Urkunde (16. Juli) erhielt,
in der sie auf alle Ansprüche an die Tafelgüter in Kurland,
welche sich an die Mitgift der verstorbenen Kaiserin Anna
knüpften, entsagte. Am 5. November 1759 huldigten die kur-
ländischen Stände dem neuen Herrn 3).

Aber auch die "Familie" wandte sich nach Petersburg, ge-
stützt auf ihre auch nach Poniatowski's Rückkehr von dort fort-
dauernde Verbindung mit dem jungen Hofe, mit welchem es jetzt
grade auch die einflußreiche Familie der Szuwalows hielt 4). An-
fang 1759 ging Adam Czartoryski, der nur um ein Jahr ältere
Vetter Poniatowski's, nach Petersburg, um die Interessen der
Familie zu fördern. Brühl scheint damals in der That eine
Conföderation seiner Gegner gefürchtet und in Petersburg um
Schutz gegen eine solche gebeten zu haben. Sein Agent Prasse
schrieb ihm am 30. Januar 1759, "der Kanzler Graf Woron-

1) Stanisl. Augusts Ausdruck Pam., p. 424.
2) Auch Prasse schreibt 28. November (also nach jener Senatssitzung):
"Ob Poniatowski jemals Absichten auf Kurland gehabt hat, oder ihm
darüber vom jungen Hof Versprechungen geschehen und ob die Widersetz-
lichkeit seiner und der Czartoryskischen Familie aus diesem Grunde her-
zuleiten sei, kann ich wohl eigentlich nicht wissen." Dann spricht er seine
Meinung dahin aus, daß die Absichten der Familie viel weiter als auf
Kurland gingen. Herrmann a. a. O. V, 230. Vergl. oben S. 84.
3) Stolterfoth giebt a. a. O. S. 748--769 alle Daten.
4) Letzteres nach Prasse's Berichten bei Herrmann a. a. O., S. 231.
Die Verbindung Poniatowski's mit dem jungen Hofe wurde durch den
dänischen Gesandten Baron v. Osten vermittelt.

dem Recht nicht vereinbar“ hielten 1), oder ob ſie nur in Folge
ihrer allgemeinen Oppoſition gegen Brühl und den Hof, und
im Hinblick auf den „jungen Hof“ in Petersburg, widerſprachen,
muß für jetzt dahingeſtellt bleiben 2). Das Gutachten der
weitüberwiegenden Mehrheit der verſammelten Senatoren fiel
gegen ſie aus, worauf der König am 16. November das
Diplom für den Prinzen Karl unterſchrieb und dieſer am
8. Januar 1759 feierlich mit Kurland belehnt ward. Am
29. März hielt der neue Herzog ſeinen Einzug in Mitau, reiſte
von dort nach Petersburg, weſelbſt er bis gegen den Auguſt
blieb und von der Kaiſerin eine Urkunde (16. Juli) erhielt,
in der ſie auf alle Anſprüche an die Tafelgüter in Kurland,
welche ſich an die Mitgift der verſtorbenen Kaiſerin Anna
knüpften, entſagte. Am 5. November 1759 huldigten die kur-
ländiſchen Stände dem neuen Herrn 3).

Aber auch die „Familie“ wandte ſich nach Petersburg, ge-
ſtützt auf ihre auch nach Poniatowski’s Rückkehr von dort fort-
dauernde Verbindung mit dem jungen Hofe, mit welchem es jetzt
grade auch die einflußreiche Familie der Szuwalows hielt 4). An-
fang 1759 ging Adam Czartoryski, der nur um ein Jahr ältere
Vetter Poniatowski’s, nach Petersburg, um die Intereſſen der
Familie zu fördern. Brühl ſcheint damals in der That eine
Conföderation ſeiner Gegner gefürchtet und in Petersburg um
Schutz gegen eine ſolche gebeten zu haben. Sein Agent Praſſe
ſchrieb ihm am 30. Januar 1759, „der Kanzler Graf Woron-

1) Stanisl. Auguſts Ausdruck Pam., p. 424.
2) Auch Praſſe ſchreibt 28. November (alſo nach jener Senatsſitzung):
„Ob Poniatowski jemals Abſichten auf Kurland gehabt hat, oder ihm
darüber vom jungen Hof Verſprechungen geſchehen und ob die Widerſetz-
lichkeit ſeiner und der Czartoryskiſchen Familie aus dieſem Grunde her-
zuleiten ſei, kann ich wohl eigentlich nicht wiſſen.“ Dann ſpricht er ſeine
Meinung dahin aus, daß die Abſichten der Familie viel weiter als auf
Kurland gingen. Herrmann a. a. O. V, 230. Vergl. oben S. 84.
3) Stolterfoth giebt a. a. O. S. 748—769 alle Daten.
4) Letzteres nach Praſſe’s Berichten bei Herrmann a. a. O., S. 231.
Die Verbindung Poniatowski’s mit dem jungen Hofe wurde durch den
däniſchen Geſandten Baron v. Oſten vermittelt.
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[134/0148] dem Recht nicht vereinbar“ hielten 1), oder ob ſie nur in Folge ihrer allgemeinen Oppoſition gegen Brühl und den Hof, und im Hinblick auf den „jungen Hof“ in Petersburg, widerſprachen, muß für jetzt dahingeſtellt bleiben 2). Das Gutachten der weitüberwiegenden Mehrheit der verſammelten Senatoren fiel gegen ſie aus, worauf der König am 16. November das Diplom für den Prinzen Karl unterſchrieb und dieſer am 8. Januar 1759 feierlich mit Kurland belehnt ward. Am 29. März hielt der neue Herzog ſeinen Einzug in Mitau, reiſte von dort nach Petersburg, weſelbſt er bis gegen den Auguſt blieb und von der Kaiſerin eine Urkunde (16. Juli) erhielt, in der ſie auf alle Anſprüche an die Tafelgüter in Kurland, welche ſich an die Mitgift der verſtorbenen Kaiſerin Anna knüpften, entſagte. Am 5. November 1759 huldigten die kur- ländiſchen Stände dem neuen Herrn 3). Aber auch die „Familie“ wandte ſich nach Petersburg, ge- ſtützt auf ihre auch nach Poniatowski’s Rückkehr von dort fort- dauernde Verbindung mit dem jungen Hofe, mit welchem es jetzt grade auch die einflußreiche Familie der Szuwalows hielt 4). An- fang 1759 ging Adam Czartoryski, der nur um ein Jahr ältere Vetter Poniatowski’s, nach Petersburg, um die Intereſſen der Familie zu fördern. Brühl ſcheint damals in der That eine Conföderation ſeiner Gegner gefürchtet und in Petersburg um Schutz gegen eine ſolche gebeten zu haben. Sein Agent Praſſe ſchrieb ihm am 30. Januar 1759, „der Kanzler Graf Woron- 1) Stanisl. Auguſts Ausdruck Pam., p. 424. 2) Auch Praſſe ſchreibt 28. November (alſo nach jener Senatsſitzung): „Ob Poniatowski jemals Abſichten auf Kurland gehabt hat, oder ihm darüber vom jungen Hof Verſprechungen geſchehen und ob die Widerſetz- lichkeit ſeiner und der Czartoryskiſchen Familie aus dieſem Grunde her- zuleiten ſei, kann ich wohl eigentlich nicht wiſſen.“ Dann ſpricht er ſeine Meinung dahin aus, daß die Abſichten der Familie viel weiter als auf Kurland gingen. Herrmann a. a. O. V, 230. Vergl. oben S. 84. 3) Stolterfoth giebt a. a. O. S. 748—769 alle Daten. 4) Letzteres nach Praſſe’s Berichten bei Herrmann a. a. O., S. 231. Die Verbindung Poniatowski’s mit dem jungen Hofe wurde durch den däniſchen Geſandten Baron v. Oſten vermittelt.

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Zitationshilfe: Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roepell_polen_1876/148>, abgerufen am 21.11.2024.