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Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876.

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den Thronveränderungen in Rußland um das Vertrauen des
preußischen Residenten in Warschau und die Gunst des Berliner
Hofes, während Friedrich seinerseits gleich nach Katharina's
Thronbesteigung erkannte, welche guten Dienste jener ihm bei
dieser leisten könne 1). Bevor noch in Petersburg nach jenem
Gespräch Keyserlings mit Goltz ein weiterer Austausch der
Ansichten erfolgte, sprach Benoit in einer seiner Depeschen
(18. September) beiläufig den Gedanken aus, daß die Interessen
Preußens und Rußlands in Betreff Polens übereinstimmten,
und es demgemäß gut sein würde, wenn sie stets miteinander
enge verbunden wären: sie würden dann den Polen
einen König geben, der ihnen gefalle
. Als dann
Graf Solms, der neue Gesandte Friedrichs für Petersburg,
im October dorthin abging, nahm er in seiner Instruction die
Weisung mit, daß er, wenn man russischerseits die Frage der
polnischen Thronfolge berühre, davon ausgehen solle, es sei
für Friedrich die Hauptsache, einen Prinzen aus dem Hause
Östreich fern zu halten: außerdem würde es leicht sein, sich
über jeden andern Kandidaten, Prinz oder Piast, was ihm
gleichgültig sei, mit Rußland zu verständigen, vorausgesetzt, daß
der erstere nicht aus einem Hause stamme, dessen Macht die
Nachbarn allarmiren könne: in diesem Punkt seien die Interessen
Rußlands und Preußens dieselben 2). Wiederum war es
Keyserling, der die nächsten Schritte vermittelte. Auf seiner
Reise nach Warschau sprach er sich in Königsberg gegen den

1) Friedrichs Rescript vom 24. Juli an Benoit: "Apres cette revo-
lution il faut, que vous n'oublierez rien pour flatter le Stolnik Po-
niatowski, afin de mettre tout a fait dans mes interets, car je presume
que dans la situation presente vis-a-vis de la cour de Petersbourg
il sera a meme de me rendre des services bons et efficaces aupres de sa
Majeste l'imperatrice regnante.
Auch in Paris war man von Ponia-
towski's Verhältniß zu Katharina natürlich unterrichtet. Breteuil hatte
mit ihr selbst darüber gesprochen und berichtet: denn am 10. September
1762 schrieb diesem Ludwig XV.: "-- -- malgre des assurances, que
l'Imperatrice vous a donnees, qu'il ne la gouverneroit jamais, il sera
difficile qu'il n'ait au moins un grand credit." Flassan IV,
340.
2) Häusser a. a. O., S. 62.

den Thronveränderungen in Rußland um das Vertrauen des
preußiſchen Reſidenten in Warſchau und die Gunſt des Berliner
Hofes, während Friedrich ſeinerſeits gleich nach Katharina’s
Thronbeſteigung erkannte, welche guten Dienſte jener ihm bei
dieſer leiſten könne 1). Bevor noch in Petersburg nach jenem
Geſpräch Keyſerlings mit Goltz ein weiterer Austauſch der
Anſichten erfolgte, ſprach Benoit in einer ſeiner Depeſchen
(18. September) beiläufig den Gedanken aus, daß die Intereſſen
Preußens und Rußlands in Betreff Polens übereinſtimmten,
und es demgemäß gut ſein würde, wenn ſie ſtets miteinander
enge verbunden wären: ſie würden dann den Polen
einen König geben, der ihnen gefalle
. Als dann
Graf Solms, der neue Geſandte Friedrichs für Petersburg,
im October dorthin abging, nahm er in ſeiner Inſtruction die
Weiſung mit, daß er, wenn man ruſſiſcherſeits die Frage der
polniſchen Thronfolge berühre, davon ausgehen ſolle, es ſei
für Friedrich die Hauptſache, einen Prinzen aus dem Hauſe
Öſtreich fern zu halten: außerdem würde es leicht ſein, ſich
über jeden andern Kandidaten, Prinz oder Piaſt, was ihm
gleichgültig ſei, mit Rußland zu verſtändigen, vorausgeſetzt, daß
der erſtere nicht aus einem Hauſe ſtamme, deſſen Macht die
Nachbarn allarmiren könne: in dieſem Punkt ſeien die Intereſſen
Rußlands und Preußens dieſelben 2). Wiederum war es
Keyſerling, der die nächſten Schritte vermittelte. Auf ſeiner
Reiſe nach Warſchau ſprach er ſich in Königsberg gegen den

1) Friedrichs Reſcript vom 24. Juli an Benoit: „Apres cette revo-
lution il faut, que vous n’oublierez rien pour flatter le Stolnik Po-
niatowski, afin de mettre tout a fait dans mes intérêts, car je présume
que dans la situation présente vis-à-vis de la cour de Petersbourg
il sera a même de me rendre des services bons et efficaces auprès de sa
Majesté l’imperatrice regnante.
Auch in Paris war man von Ponia-
towski’s Verhältniß zu Katharina natürlich unterrichtet. Breteuil hatte
mit ihr ſelbſt darüber geſprochen und berichtet: denn am 10. September
1762 ſchrieb dieſem Ludwig XV.: „— — malgré des assurances, que
l’Imperatrice vous a données, qu’il ne la gouverneroit jamais, il sera
difficile qu’il n’ait au moins un grand credit.“ Flassan IV,
340.
2) Häuſſer a. a. O., S. 62.
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[167/0181] den Thronveränderungen in Rußland um das Vertrauen des preußiſchen Reſidenten in Warſchau und die Gunſt des Berliner Hofes, während Friedrich ſeinerſeits gleich nach Katharina’s Thronbeſteigung erkannte, welche guten Dienſte jener ihm bei dieſer leiſten könne 1). Bevor noch in Petersburg nach jenem Geſpräch Keyſerlings mit Goltz ein weiterer Austauſch der Anſichten erfolgte, ſprach Benoit in einer ſeiner Depeſchen (18. September) beiläufig den Gedanken aus, daß die Intereſſen Preußens und Rußlands in Betreff Polens übereinſtimmten, und es demgemäß gut ſein würde, wenn ſie ſtets miteinander enge verbunden wären: ſie würden dann den Polen einen König geben, der ihnen gefalle. Als dann Graf Solms, der neue Geſandte Friedrichs für Petersburg, im October dorthin abging, nahm er in ſeiner Inſtruction die Weiſung mit, daß er, wenn man ruſſiſcherſeits die Frage der polniſchen Thronfolge berühre, davon ausgehen ſolle, es ſei für Friedrich die Hauptſache, einen Prinzen aus dem Hauſe Öſtreich fern zu halten: außerdem würde es leicht ſein, ſich über jeden andern Kandidaten, Prinz oder Piaſt, was ihm gleichgültig ſei, mit Rußland zu verſtändigen, vorausgeſetzt, daß der erſtere nicht aus einem Hauſe ſtamme, deſſen Macht die Nachbarn allarmiren könne: in dieſem Punkt ſeien die Intereſſen Rußlands und Preußens dieſelben 2). Wiederum war es Keyſerling, der die nächſten Schritte vermittelte. Auf ſeiner Reiſe nach Warſchau ſprach er ſich in Königsberg gegen den 1) Friedrichs Reſcript vom 24. Juli an Benoit: „Apres cette revo- lution il faut, que vous n’oublierez rien pour flatter le Stolnik Po- niatowski, afin de mettre tout a fait dans mes intérêts, car je présume que dans la situation présente vis-à-vis de la cour de Petersbourg il sera a même de me rendre des services bons et efficaces auprès de sa Majesté l’imperatrice regnante. Auch in Paris war man von Ponia- towski’s Verhältniß zu Katharina natürlich unterrichtet. Breteuil hatte mit ihr ſelbſt darüber geſprochen und berichtet: denn am 10. September 1762 ſchrieb dieſem Ludwig XV.: „— — malgré des assurances, que l’Imperatrice vous a données, qu’il ne la gouverneroit jamais, il sera difficile qu’il n’ait au moins un grand credit.“ Flassan IV, 340. 2) Häuſſer a. a. O., S. 62.

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Zitationshilfe: Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roepell_polen_1876/181>, abgerufen am 21.11.2024.