Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876.um Instructionen zu holen 1). In diesen Kreisen sprach man Während solchergestalt der Ausbruch eines blutigen Bürger- 1) Benoit, Depesche vom 30. Juli. 2) Benoit, Depesche vom 30. Juli. 3) S. Beer a. a. O., S. 87. 89. 4) Benoit, Depesche vom 3. August.
um Inſtructionen zu holen 1). In dieſen Kreiſen ſprach man Während ſolchergeſtalt der Ausbruch eines blutigen Bürger- 1) Benoit, Depeſche vom 30. Juli. 2) Benoit, Depeſche vom 30. Juli. 3) S. Beer a. a. O., S. 87. 89. 4) Benoit, Depeſche vom 3. Auguſt.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0205" n="191"/> um Inſtructionen zu holen <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#g">Benoit</hi>, Depeſche vom 30. Juli.</note>. In dieſen Kreiſen ſprach man<lb/> davon, die Türken gegen Rußland in Bewegung zu ſetzen, und<lb/> rechnete zugleich auch auf Öſtreichs Unterſtützung, da der Wiener<lb/> Hof die Straßen von Oberſchleſien nach Polen eben in Stand<lb/> ſetzen ließe, offenbar, um den Marſch ſeiner Truppen, wenn<lb/> er nothwendig würde, zu erleichtern <note place="foot" n="2)"><hi rendition="#g">Benoit</hi>, Depeſche vom 30. Juli.</note>. Kaunitz beſchäftigte<lb/> ſich damals wirklich mit dem Gedanken, auf die eine oder die<lb/> andre Weiſe Rußland entgegenzutreten, und verhandelte dar-<lb/> über den ganzen Sommer hindurch mit Frankreich, ohne jedoch<lb/> zu einem Reſultate zu kommen <note place="foot" n="3)">S. <hi rendition="#g">Beer</hi> a. a. O., S. 87. 89.</note>.</p><lb/> <p>Während ſolchergeſtalt der Ausbruch eines blutigen Bürger-<lb/> krieges ernſtlich zu drohen ſchien <note place="foot" n="4)"><hi rendition="#g">Benoit</hi>, Depeſche vom 3. Auguſt.</note>, trat plötzlich allen uner-<lb/> wartet eine entſcheidende Wendung ein. Katharina gebot ihren<lb/> Freunden Halt. In zwei raſch aufeinanderfolgenden De-<lb/> peſchen vom 5. und 18. Auguſt erklärte ſie Keyſerling, ſie<lb/> wolle keine Conföderation vor dem Tode des Königs. In<lb/> ihrem Styl und Ton prägt ſich die innere Aufregung aus,<lb/> in der ſie in dem Moment der Abfaſſung war. Sie be-<lb/> greife, ſchrieb ſie, die Ungeduld ihrer Freunde, deren In-<lb/> tereſſe bei der Sache ſo groß wäre, daß ſie vor aller Welt<lb/> zu entſchuldigen ſeien. Auch wolle ſie dieſelben gegen jede<lb/> Unbill und im Genuß ihrer Freiheit und ihrer Rechte ſchützen:<lb/> er ſolle ihnen die poſitivſten Verſicherungen hierüber geben<lb/> ſowie auch darüber, daß ſie nach dem Tode des Königs un-<lb/> zweifelhaft zu ihren Gunſten handeln werde; aber ſie ſelbſt<lb/> habe noch andre Rückſichten zu nehmen. Sie könne, ohne ihren<lb/> Ruhm zu ſchädigen, nicht zugeben, daß man den König ent-<lb/> throne, aus keiner andern Urſache, als weil er ein zu großes<lb/> Zutrauen zu einem Schelm und Schwächling von Miniſter<lb/> habe, der eben ſo verwegen in ſeinen Unternehmungen, als<lb/> ſchlaff in der Ausführung geweſen ſei und jetzt am Rande des<lb/> Grabes ſtehe. Außerdem wären ihre Koffer leer und würden<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [191/0205]
um Inſtructionen zu holen 1). In dieſen Kreiſen ſprach man
davon, die Türken gegen Rußland in Bewegung zu ſetzen, und
rechnete zugleich auch auf Öſtreichs Unterſtützung, da der Wiener
Hof die Straßen von Oberſchleſien nach Polen eben in Stand
ſetzen ließe, offenbar, um den Marſch ſeiner Truppen, wenn
er nothwendig würde, zu erleichtern 2). Kaunitz beſchäftigte
ſich damals wirklich mit dem Gedanken, auf die eine oder die
andre Weiſe Rußland entgegenzutreten, und verhandelte dar-
über den ganzen Sommer hindurch mit Frankreich, ohne jedoch
zu einem Reſultate zu kommen 3).
Während ſolchergeſtalt der Ausbruch eines blutigen Bürger-
krieges ernſtlich zu drohen ſchien 4), trat plötzlich allen uner-
wartet eine entſcheidende Wendung ein. Katharina gebot ihren
Freunden Halt. In zwei raſch aufeinanderfolgenden De-
peſchen vom 5. und 18. Auguſt erklärte ſie Keyſerling, ſie
wolle keine Conföderation vor dem Tode des Königs. In
ihrem Styl und Ton prägt ſich die innere Aufregung aus,
in der ſie in dem Moment der Abfaſſung war. Sie be-
greife, ſchrieb ſie, die Ungeduld ihrer Freunde, deren In-
tereſſe bei der Sache ſo groß wäre, daß ſie vor aller Welt
zu entſchuldigen ſeien. Auch wolle ſie dieſelben gegen jede
Unbill und im Genuß ihrer Freiheit und ihrer Rechte ſchützen:
er ſolle ihnen die poſitivſten Verſicherungen hierüber geben
ſowie auch darüber, daß ſie nach dem Tode des Königs un-
zweifelhaft zu ihren Gunſten handeln werde; aber ſie ſelbſt
habe noch andre Rückſichten zu nehmen. Sie könne, ohne ihren
Ruhm zu ſchädigen, nicht zugeben, daß man den König ent-
throne, aus keiner andern Urſache, als weil er ein zu großes
Zutrauen zu einem Schelm und Schwächling von Miniſter
habe, der eben ſo verwegen in ſeinen Unternehmungen, als
ſchlaff in der Ausführung geweſen ſei und jetzt am Rande des
Grabes ſtehe. Außerdem wären ihre Koffer leer und würden
1) Benoit, Depeſche vom 30. Juli.
2) Benoit, Depeſche vom 30. Juli.
3) S. Beer a. a. O., S. 87. 89.
4) Benoit, Depeſche vom 3. Auguſt.
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