Februar 1585. l) Und es ist sehr wahrschein- lich, daß sie schon in weit ältern Zeiten geblü- het. Sie trieben vorher ihre Bienenwirthschaft zu Hause und in ihren eigenen Wäldern. Als sie aber sahen, daß die herrschaftlichen Heiden auf diese Art ohne Schaden der Herrschaft auch sehr wohl benutzt werden könnten, so suchten sie vermuthlich anfangs um die Erlaubniß an, Beuten in den herrschaftlichen Wäldern zu machen, und versprachen einen Zins, worauf sie gegen die Beeinträchtigung der andern Un- terthanen privilegirt worden. Hierdurch en- stand eine geschlossene Gesellschaft, die sich Zeid- ler, auf Wendisch aber Dziedzizarjo nannten, da die andern Zeidler Czolnizy oder Czolnik m) welches einen Bienenmann anzeigt, heißen.
Auch in der Mark war die Bienenzucht im sechzehnten Jahrhunderte ansehnlich. Coler, n)
der
daß
l) S. Schirachs Waldbienenzucht S. 182-189, wo er eine Abschrift von dem Originaldocumente liefert.
m) Von Czola oder Czolar, eine Biene.
n) Weil diese Stelle aus dem Coler zugleich eini- gen Unterricht von der damaligen Bienenzucht ertheilt, so will ich sie hier ganz einrücken: §. 1. Es hat mein genädigster Churfürst zu Brandenburg auch sein gewisses Einkommen jährlich von denen Zeidlern und Heydeleuten, die ihre Bienen in denen Wäldern haben. Wie es aber die andern im wendischen Lande hin und her machen, ist mir unbewußt. Jedoch kann ich erachten, wie man es an einem Orte hält,
X
Februar 1585. l) Und es iſt ſehr wahrſchein- lich, daß ſie ſchon in weit aͤltern Zeiten gebluͤ- het. Sie trieben vorher ihre Bienenwirthſchaft zu Hauſe und in ihren eigenen Waͤldern. Als ſie aber ſahen, daß die herrſchaftlichen Heiden auf dieſe Art ohne Schaden der Herrſchaft auch ſehr wohl benutzt werden koͤnnten, ſo ſuchten ſie vermuthlich anfangs um die Erlaubniß an, Beuten in den herrſchaftlichen Waͤldern zu machen, und verſprachen einen Zins, worauf ſie gegen die Beeintraͤchtigung der andern Un- terthanen privilegirt worden. Hierdurch en- ſtand eine geſchloſſene Geſellſchaft, die ſich Zeid- ler, auf Wendiſch aber Dziedzizarjo nannten, da die andern Zeidler Czolnizy oder Czolnik m) welches einen Bienenmann anzeigt, heißen.
Auch in der Mark war die Bienenzucht im ſechzehnten Jahrhunderte anſehnlich. Coler, n)
der
daß
l) S. Schirachs Waldbienenzucht S. 182-189, wo er eine Abſchrift von dem Originaldocumente liefert.
m) Von Czola oder Czolar, eine Biene.
n) Weil dieſe Stelle aus dem Coler zugleich eini- gen Unterricht von der damaligen Bienenzucht ertheilt, ſo will ich ſie hier ganz einruͤcken: §. 1. Es hat mein genaͤdigſter Churfuͤrſt zu Brandenburg auch ſein gewiſſes Einkommen jaͤhrlich von denen Zeidlern und Heydeleuten, die ihre Bienen in denen Waͤldern haben. Wie es aber die andern im wendiſchen Lande hin und her machen, iſt mir unbewußt. Jedoch kann ich erachten, wie man es an einem Orte haͤlt,
X
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0347"n="321"/>
Februar 1585. <noteplace="foot"n="l)">S. Schirachs Waldbienenzucht S. 182-189, wo<lb/>
er eine Abſchrift von dem Originaldocumente<lb/>
liefert.</note> Und es iſt ſehr wahrſchein-<lb/>
lich, daß ſie ſchon in weit aͤltern Zeiten gebluͤ-<lb/>
het. Sie trieben vorher ihre Bienenwirthſchaft<lb/>
zu Hauſe und in ihren eigenen Waͤldern. Als<lb/>ſie aber ſahen, daß die herrſchaftlichen Heiden<lb/>
auf dieſe Art ohne Schaden der Herrſchaft auch<lb/>ſehr wohl benutzt werden koͤnnten, ſo ſuchten ſie<lb/>
vermuthlich anfangs um die Erlaubniß an,<lb/>
Beuten in den herrſchaftlichen Waͤldern zu<lb/>
machen, und verſprachen einen Zins, worauf<lb/>ſie gegen die Beeintraͤchtigung der andern Un-<lb/>
terthanen privilegirt worden. Hierdurch en-<lb/>ſtand eine geſchloſſene Geſellſchaft, die ſich Zeid-<lb/>
ler, auf Wendiſch aber Dziedzizarjo nannten,<lb/>
da die andern Zeidler Czolnizy oder Czolnik <noteplace="foot"n="m)">Von Czola oder Czolar, eine Biene.</note><lb/>
welches einen Bienenmann anzeigt, heißen.</p><lb/><p>Auch in der Mark war die Bienenzucht im<lb/>ſechzehnten Jahrhunderte anſehnlich. Coler, <notexml:id="seg2pn_25_1"next="#seg2pn_25_2"place="foot"n="n)">Weil dieſe Stelle aus dem Coler zugleich eini-<lb/>
gen Unterricht von der damaligen Bienenzucht<lb/>
ertheilt, ſo will ich ſie hier ganz einruͤcken:<lb/>
§. 1. Es hat mein genaͤdigſter Churfuͤrſt zu<lb/>
Brandenburg auch ſein gewiſſes Einkommen<lb/>
jaͤhrlich von denen Zeidlern und Heydeleuten,<lb/>
die ihre Bienen in denen Waͤldern haben. Wie<lb/>
es aber die andern im wendiſchen Lande hin<lb/>
und her machen, iſt mir unbewußt. Jedoch kann<lb/>
ich erachten, wie man es an einem Orte haͤlt,</note><lb/><fwplace="bottom"type="catch">der</fw><lb/><fwplace="bottom"type="sig">X</fw><fwplace="bottom"type="catch">daß</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[321/0347]
Februar 1585. l) Und es iſt ſehr wahrſchein-
lich, daß ſie ſchon in weit aͤltern Zeiten gebluͤ-
het. Sie trieben vorher ihre Bienenwirthſchaft
zu Hauſe und in ihren eigenen Waͤldern. Als
ſie aber ſahen, daß die herrſchaftlichen Heiden
auf dieſe Art ohne Schaden der Herrſchaft auch
ſehr wohl benutzt werden koͤnnten, ſo ſuchten ſie
vermuthlich anfangs um die Erlaubniß an,
Beuten in den herrſchaftlichen Waͤldern zu
machen, und verſprachen einen Zins, worauf
ſie gegen die Beeintraͤchtigung der andern Un-
terthanen privilegirt worden. Hierdurch en-
ſtand eine geſchloſſene Geſellſchaft, die ſich Zeid-
ler, auf Wendiſch aber Dziedzizarjo nannten,
da die andern Zeidler Czolnizy oder Czolnik m)
welches einen Bienenmann anzeigt, heißen.
Auch in der Mark war die Bienenzucht im
ſechzehnten Jahrhunderte anſehnlich. Coler, n)
der
daß
l) S. Schirachs Waldbienenzucht S. 182-189, wo
er eine Abſchrift von dem Originaldocumente
liefert.
m) Von Czola oder Czolar, eine Biene.
n) Weil dieſe Stelle aus dem Coler zugleich eini-
gen Unterricht von der damaligen Bienenzucht
ertheilt, ſo will ich ſie hier ganz einruͤcken:
§. 1. Es hat mein genaͤdigſter Churfuͤrſt zu
Brandenburg auch ſein gewiſſes Einkommen
jaͤhrlich von denen Zeidlern und Heydeleuten,
die ihre Bienen in denen Waͤldern haben. Wie
es aber die andern im wendiſchen Lande hin
und her machen, iſt mir unbewußt. Jedoch kann
ich erachten, wie man es an einem Orte haͤlt,
X
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/347>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.