Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

nern Bienenstand. Der verdienstvolle Hr.
Hofr. Gleditsch machte sich es zu einem Haupt-
geschäfte, dem Undanke der Landleute gegen die
Bienen Einhalt zu thun, und sie die Mensch-
lichkeit zu lehren. Er sahe, daß im Sept. jähr-
lich viel hundert Stöcke in der Mark mit Schwefel
getödtet wurden. Er bemühete sich, die Landleute
eines Bessern zu belehren. Er that ihnen des-
halb verschiedene Vorschläge; sie sollten die ih-
rer Meynung nach zu schwachen Stöcke zu der
Zeit, da der Hederich l) in den großen Fel-
dern, und der Buchweizen m) noch über und
über blühete, auch selbst die Heide und andere
Herbstblumen sich noch lange nicht zeigten, auf
eine gute und sichere Weise zusammenschlagen,
und einige davon im Sept. und März zur Pro-
be auf seine Kosten mit so viel Honig füttern,
als die guten Stöcke etwa insgemein von Honig
und Wachs schwer zu seyn pflegen. Er stellte
ihnen die Vortheile von den künftigen zeitigen
starken Schwärmen vor, und daß, wer die Stö-
cke über Winters erhielte, sich auch die zukünfti-
gen Schwärme erhalte. Allein alles dieses hielt
man für Kleinigkeiten, und gab ihm kein Ge-
hör, unter dem Vorwande, es sey nicht ökono-
misch genug. Schande genug für die Men-
schen, die hierinne mit dem Bär, dem Zerstö-
rer der Bienenstöcke, wetteifern! Desto nach-
drücklicher sollten die Regierungen dieses Ver-

brechen
l) Raphanus raphanistrum.
m) Polygonon Fagopyrum.
Y 2

nern Bienenſtand. Der verdienſtvolle Hr.
Hofr. Gleditſch machte ſich es zu einem Haupt-
geſchaͤfte, dem Undanke der Landleute gegen die
Bienen Einhalt zu thun, und ſie die Menſch-
lichkeit zu lehren. Er ſahe, daß im Sept. jaͤhr-
lich viel hundert Stoͤcke in der Mark mit Schwefel
getoͤdtet wurden. Er bemuͤhete ſich, die Landleute
eines Beſſern zu belehren. Er that ihnen des-
halb verſchiedene Vorſchlaͤge; ſie ſollten die ih-
rer Meynung nach zu ſchwachen Stoͤcke zu der
Zeit, da der Hederich l) in den großen Fel-
dern, und der Buchweizen m) noch uͤber und
uͤber bluͤhete, auch ſelbſt die Heide und andere
Herbſtblumen ſich noch lange nicht zeigten, auf
eine gute und ſichere Weiſe zuſammenſchlagen,
und einige davon im Sept. und Maͤrz zur Pro-
be auf ſeine Koſten mit ſo viel Honig fuͤttern,
als die guten Stoͤcke etwa insgemein von Honig
und Wachs ſchwer zu ſeyn pflegen. Er ſtellte
ihnen die Vortheile von den kuͤnftigen zeitigen
ſtarken Schwaͤrmen vor, und daß, wer die Stoͤ-
cke uͤber Winters erhielte, ſich auch die zukuͤnfti-
gen Schwaͤrme erhalte. Allein alles dieſes hielt
man fuͤr Kleinigkeiten, und gab ihm kein Ge-
hoͤr, unter dem Vorwande, es ſey nicht oͤkono-
miſch genug. Schande genug fuͤr die Men-
ſchen, die hierinne mit dem Baͤr, dem Zerſtoͤ-
rer der Bienenſtoͤcke, wetteifern! Deſto nach-
druͤcklicher ſollten die Regierungen dieſes Ver-

brechen
l) Raphanus raphaniſtrum.
m) Polygonon Fagopyrum.
Y 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0365" n="339"/>
nern Bienen&#x017F;tand. Der verdien&#x017F;tvolle Hr.<lb/>
Hofr. Gledit&#x017F;ch machte &#x017F;ich es zu einem Haupt-<lb/>
ge&#x017F;cha&#x0364;fte, dem Undanke der Landleute gegen die<lb/>
Bienen Einhalt zu thun, und &#x017F;ie die Men&#x017F;ch-<lb/>
lichkeit zu lehren. Er &#x017F;ahe, daß im Sept. ja&#x0364;hr-<lb/>
lich viel hundert Sto&#x0364;cke in der Mark mit Schwefel<lb/>
geto&#x0364;dtet wurden. Er bemu&#x0364;hete &#x017F;ich, die Landleute<lb/>
eines Be&#x017F;&#x017F;ern zu belehren. Er that ihnen des-<lb/>
halb ver&#x017F;chiedene Vor&#x017F;chla&#x0364;ge; &#x017F;ie &#x017F;ollten die ih-<lb/>
rer Meynung nach zu &#x017F;chwachen Sto&#x0364;cke zu der<lb/>
Zeit, da der Hederich <note place="foot" n="l)"><hi rendition="#aq">Raphanus raphani&#x017F;trum.</hi></note> in den großen Fel-<lb/>
dern, und der Buchweizen <note place="foot" n="m)"><hi rendition="#aq">Polygonon Fagopyrum.</hi></note> noch u&#x0364;ber und<lb/>
u&#x0364;ber blu&#x0364;hete, auch &#x017F;elb&#x017F;t die Heide und andere<lb/>
Herb&#x017F;tblumen &#x017F;ich noch lange nicht zeigten, auf<lb/>
eine gute und &#x017F;ichere Wei&#x017F;e zu&#x017F;ammen&#x017F;chlagen,<lb/>
und einige davon im Sept. und Ma&#x0364;rz zur Pro-<lb/>
be auf &#x017F;eine Ko&#x017F;ten mit &#x017F;o viel Honig fu&#x0364;ttern,<lb/>
als die guten Sto&#x0364;cke etwa insgemein von Honig<lb/>
und Wachs &#x017F;chwer zu &#x017F;eyn pflegen. Er &#x017F;tellte<lb/>
ihnen die Vortheile von den ku&#x0364;nftigen zeitigen<lb/>
&#x017F;tarken Schwa&#x0364;rmen vor, und daß, wer die Sto&#x0364;-<lb/>
cke u&#x0364;ber Winters erhielte, &#x017F;ich auch die zuku&#x0364;nfti-<lb/>
gen Schwa&#x0364;rme erhalte. Allein alles die&#x017F;es hielt<lb/>
man fu&#x0364;r Kleinigkeiten, und gab ihm kein Ge-<lb/>
ho&#x0364;r, unter dem Vorwande, es &#x017F;ey nicht o&#x0364;kono-<lb/>
mi&#x017F;ch genug. Schande genug fu&#x0364;r die Men-<lb/>
&#x017F;chen, die hierinne mit dem Ba&#x0364;r, dem Zer&#x017F;to&#x0364;-<lb/>
rer der Bienen&#x017F;to&#x0364;cke, wetteifern! De&#x017F;to nach-<lb/>
dru&#x0364;cklicher &#x017F;ollten die Regierungen die&#x017F;es Ver-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Y 2</fw><fw place="bottom" type="catch">brechen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[339/0365] nern Bienenſtand. Der verdienſtvolle Hr. Hofr. Gleditſch machte ſich es zu einem Haupt- geſchaͤfte, dem Undanke der Landleute gegen die Bienen Einhalt zu thun, und ſie die Menſch- lichkeit zu lehren. Er ſahe, daß im Sept. jaͤhr- lich viel hundert Stoͤcke in der Mark mit Schwefel getoͤdtet wurden. Er bemuͤhete ſich, die Landleute eines Beſſern zu belehren. Er that ihnen des- halb verſchiedene Vorſchlaͤge; ſie ſollten die ih- rer Meynung nach zu ſchwachen Stoͤcke zu der Zeit, da der Hederich l) in den großen Fel- dern, und der Buchweizen m) noch uͤber und uͤber bluͤhete, auch ſelbſt die Heide und andere Herbſtblumen ſich noch lange nicht zeigten, auf eine gute und ſichere Weiſe zuſammenſchlagen, und einige davon im Sept. und Maͤrz zur Pro- be auf ſeine Koſten mit ſo viel Honig fuͤttern, als die guten Stoͤcke etwa insgemein von Honig und Wachs ſchwer zu ſeyn pflegen. Er ſtellte ihnen die Vortheile von den kuͤnftigen zeitigen ſtarken Schwaͤrmen vor, und daß, wer die Stoͤ- cke uͤber Winters erhielte, ſich auch die zukuͤnfti- gen Schwaͤrme erhalte. Allein alles dieſes hielt man fuͤr Kleinigkeiten, und gab ihm kein Ge- hoͤr, unter dem Vorwande, es ſey nicht oͤkono- miſch genug. Schande genug fuͤr die Men- ſchen, die hierinne mit dem Baͤr, dem Zerſtoͤ- rer der Bienenſtoͤcke, wetteifern! Deſto nach- druͤcklicher ſollten die Regierungen dieſes Ver- brechen l) Raphanus raphaniſtrum. m) Polygonon Fagopyrum. Y 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/365
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/365>, abgerufen am 26.11.2024.