Was den eigentlichen oder ökonomischen Gartenbau betrifft, der sich nicht mit dem Ge- schmack in der Anlage, sondern mit Erzie- lung der Pflanzen, Gewächse, Blumen, Früchte und Küchenkräuter beschäftiget, so hätte man es in Deutschland eher zu einer weit größern Vollkommenheit bringen können, wenn man auf die Schriften eines Quintinie und Bradley aufmerksamer gewesen, und die- selben eher als andere Werke der Ausländer übersetzt und studirt hätte. Der Erstere, ein Franzos, steuerte sonderlich dem Aberglauben, und Bradley brachte mehr Grundsätze, die auf sorgfältiger Beobachtung, zuverläßiger Erfahrung, und physichen Gründen beruhe- ten, in den Gartenbau. Allein die Schriften beyder Männer sind, so viel ich weiß, nie ins Deutsche übersetzt worden, obgleich der erstere schon im vorigen Jahrhunderte zu Ende, der letztere aber zu Anfange des itzigen schrieb. Vieles trugen auch zur Verbesserung des Gar- tenbaues bey, die ausgebreitetern Kenntnis- se der Botanik, und das Licht, welches Hales in seiner Statik der Gewächse über densel- ben verbreitete, indem ihn doch die Kenner
lasen,
t) S. Kaiserl. Königl. privilegirte Realzeitung der Wissenschaften, Künste und Commerzien. Wien 1775. 8. S. 536.
Was den eigentlichen oder oͤkonomiſchen Gartenbau betrifft, der ſich nicht mit dem Ge- ſchmack in der Anlage, ſondern mit Erzie- lung der Pflanzen, Gewaͤchſe, Blumen, Fruͤchte und Kuͤchenkraͤuter beſchaͤftiget, ſo haͤtte man es in Deutſchland eher zu einer weit groͤßern Vollkommenheit bringen koͤnnen, wenn man auf die Schriften eines Quintinie und Bradley aufmerkſamer geweſen, und die- ſelben eher als andere Werke der Auslaͤnder uͤberſetzt und ſtudirt haͤtte. Der Erſtere, ein Franzos, ſteuerte ſonderlich dem Aberglauben, und Bradley brachte mehr Grundſaͤtze, die auf ſorgfaͤltiger Beobachtung, zuverlaͤßiger Erfahrung, und phyſichen Gruͤnden beruhe- ten, in den Gartenbau. Allein die Schriften beyder Maͤnner ſind, ſo viel ich weiß, nie ins Deutſche uͤberſetzt worden, obgleich der erſtere ſchon im vorigen Jahrhunderte zu Ende, der letztere aber zu Anfange des itzigen ſchrieb. Vieles trugen auch zur Verbeſſerung des Gar- tenbaues bey, die ausgebreitetern Kenntniſ- ſe der Botanik, und das Licht, welches Hales in ſeiner Statik der Gewaͤchſe uͤber denſel- ben verbreitete, indem ihn doch die Kenner
laſen,
t) S. Kaiſerl. Koͤnigl. privilegirte Realzeitung der Wiſſenſchaften, Kuͤnſte und Commerzien. Wien 1775. 8. S. 536.
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Was den eigentlichen oder oͤkonomiſchen
Gartenbau betrifft, der ſich nicht mit dem Ge-
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lung der Pflanzen, Gewaͤchſe, Blumen,
Fruͤchte und Kuͤchenkraͤuter beſchaͤftiget, ſo
haͤtte man es in Deutſchland eher zu einer
weit groͤßern Vollkommenheit bringen koͤnnen,
wenn man auf die Schriften eines Quintinie
und Bradley aufmerkſamer geweſen, und die-
ſelben eher als andere Werke der Auslaͤnder
uͤberſetzt und ſtudirt haͤtte. Der Erſtere, ein
Franzos, ſteuerte ſonderlich dem Aberglauben,
und Bradley brachte mehr Grundſaͤtze, die
auf ſorgfaͤltiger Beobachtung, zuverlaͤßiger
Erfahrung, und phyſichen Gruͤnden beruhe-
ten, in den Gartenbau. Allein die Schriften
beyder Maͤnner ſind, ſo viel ich weiß, nie ins
Deutſche uͤberſetzt worden, obgleich der erſtere
ſchon im vorigen Jahrhunderte zu Ende, der
letztere aber zu Anfange des itzigen ſchrieb.
Vieles trugen auch zur Verbeſſerung des Gar-
tenbaues bey, die ausgebreitetern Kenntniſ-
ſe der Botanik, und das Licht, welches Hales
in ſeiner Statik der Gewaͤchſe uͤber denſel-
ben verbreitete, indem ihn doch die Kenner
laſen,
t) S. Kaiſerl. Koͤnigl. privilegirte Realzeitung der
Wiſſenſchaften, Kuͤnſte und Commerzien. Wien
1775. 8. S. 536.
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/103>, abgerufen am 27.11.2024.
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