lungenen Versuch niedergeschlagen und abge- schreckt werden konnten.
Dieses letztere gilt nicht nur von Ober- deutschland, sondern auch von dem Niedern; und obgleich in jenem der Gartenbau aus den obigen Gründen früher zu einiger Vollkom- menheit kam, so finden sich doch auch im Nie- dern schon im 16ten Jahrhunderte Spuren von der eifrigen Sorge für denselben. Es ge- hörte nach den Sitten der damligen Zeiten gleich- sam zu der Ehre eines jeden deutschen Hofes, einen sogenannten Hof- und Schloßgarten zu haben, welches die reichern und vorneh- mern Unterthanen nachahmten.
Der deutsche Gartengeschmack überhaupt aber in diesen Zeiten, zeichnete sich von andern dadurch aus, daß er sich mehr mit dem ökono- mischen Gartenbaue beschäftigte, als mit dem eigentlichen künstlichen, zumal da selbst der ökonomische noch sehr mühsam war, und sehr an den künstlichen gränzte, da man so viele Vortheile noch nicht kannte, und, von Vorurtheilen geleitet, sich viele vergebli- che Mühe machte; zuweilen aber auch wirk- lich sich dazu genöthiget sahe, weil die Früch- te oder Pflanzen noch nicht so an das Clima gewöhnt waren, als sie es durch den anhalten- den Bau vieler Jahre wurden; und selbst durch die damit viele Jahre fortgesetzte Cul- tur das Clima in vielen Gegenden noch nicht so gemildert war. Daß der ökonomische und
künst-
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lungenen Verſuch niedergeſchlagen und abge- ſchreckt werden konnten.
Dieſes letztere gilt nicht nur von Ober- deutſchland, ſondern auch von dem Niedern; und obgleich in jenem der Gartenbau aus den obigen Gruͤnden fruͤher zu einiger Vollkom- menheit kam, ſo finden ſich doch auch im Nie- dern ſchon im 16ten Jahrhunderte Spuren von der eifrigen Sorge fuͤr denſelben. Es ge- hoͤrte nach den Sitten der damligen Zeiten gleich- ſam zu der Ehre eines jeden deutſchen Hofes, einen ſogenannten Hof- und Schloßgarten zu haben, welches die reichern und vorneh- mern Unterthanen nachahmten.
Der deutſche Gartengeſchmack uͤberhaupt aber in dieſen Zeiten, zeichnete ſich von andern dadurch aus, daß er ſich mehr mit dem oͤkono- miſchen Gartenbaue beſchaͤftigte, als mit dem eigentlichen kuͤnſtlichen, zumal da ſelbſt der oͤkonomiſche noch ſehr muͤhſam war, und ſehr an den kuͤnſtlichen graͤnzte, da man ſo viele Vortheile noch nicht kannte, und, von Vorurtheilen geleitet, ſich viele vergebli- che Muͤhe machte; zuweilen aber auch wirk- lich ſich dazu genoͤthiget ſahe, weil die Fruͤch- te oder Pflanzen noch nicht ſo an das Clima gewoͤhnt waren, als ſie es durch den anhalten- den Bau vieler Jahre wurden; und ſelbſt durch die damit viele Jahre fortgeſetzte Cul- tur das Clima in vielen Gegenden noch nicht ſo gemildert war. Daß der oͤkonomiſche und
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lungenen Verſuch niedergeſchlagen und abge-
ſchreckt werden konnten.
Dieſes letztere gilt nicht nur von Ober-
deutſchland, ſondern auch von dem Niedern;
und obgleich in jenem der Gartenbau aus den
obigen Gruͤnden fruͤher zu einiger Vollkom-
menheit kam, ſo finden ſich doch auch im Nie-
dern ſchon im 16ten Jahrhunderte Spuren
von der eifrigen Sorge fuͤr denſelben. Es ge-
hoͤrte nach den Sitten der damligen Zeiten gleich-
ſam zu der Ehre eines jeden deutſchen Hofes,
einen ſogenannten Hof- und Schloßgarten
zu haben, welches die reichern und vorneh-
mern Unterthanen nachahmten.
Der deutſche Gartengeſchmack uͤberhaupt
aber in dieſen Zeiten, zeichnete ſich von andern
dadurch aus, daß er ſich mehr mit dem oͤkono-
miſchen Gartenbaue beſchaͤftigte, als mit dem
eigentlichen kuͤnſtlichen, zumal da ſelbſt der
oͤkonomiſche noch ſehr muͤhſam war, und
ſehr an den kuͤnſtlichen graͤnzte, da man
ſo viele Vortheile noch nicht kannte, und,
von Vorurtheilen geleitet, ſich viele vergebli-
che Muͤhe machte; zuweilen aber auch wirk-
lich ſich dazu genoͤthiget ſahe, weil die Fruͤch-
te oder Pflanzen noch nicht ſo an das Clima
gewoͤhnt waren, als ſie es durch den anhalten-
den Bau vieler Jahre wurden; und ſelbſt
durch die damit viele Jahre fortgeſetzte Cul-
tur das Clima in vielen Gegenden noch nicht
ſo gemildert war. Daß der oͤkonomiſche und
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/13>, abgerufen am 03.12.2024.
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