brechen, Verhauen. Das Verbrechen betrifft die Schosse, die künftig nicht tragen; das Aus- brechen geht auf die Oberzähne im guten Hol- ze; das Verhauen betrifft die Abgipfelung des guten Holzes mit der Hacke. Hierauf erfolgt den Sommer über das Falgen zwey bis drey- mal. Im Herbste erfolgt das Pfahlauszie- hen, und das Decken der Weinstöcke, welches in verschiedenen Gegenden auf unterschiedene Art geschiehet, da man in einigen Gegenden die Ruthen bloß niederbeugt, und in Graben legt, an andern mit Erbsen- oder Wickenstroh überzieht, oder gar die Stöcke mir Erde be- deckt. Im Oesterreichischen hält man die Stö- cke bloß niedrig wegen des Winterfrostes, zu- mal wenn der Weinberg eben und niedrig ist. Im Oberamte Neuenburg, zu Grafenhausen, und an einigen andern Orten, beziehet man die Stöcke wenig oder selten, man läßt die Pfähle im Boden, trennt sie nicht auf, son- dern ziehet die Strohbande noch fester an, da sie vom Winterfrost weit weniger leiden, auch die Ruthen nicht wieder dürre werden sol- len. Herr Gaupp hat eine durch seine eigene Erfahrung bestätigte Theorie in Vorschlag gebracht, wodurch der Weinstock gegen die Kälte, ohne das beschwerliche Beziehen, gesi- chert werden könne. Er schlägt vor, ein tiefe- res, nämlich zwey Schuh tiefes Setzen der Weinstöcke, die Vermeidung der Köpfe, das behutsame Abnehmen aller Blätter gleich
nach
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brechen, Verhauen. Das Verbrechen betrifft die Schoſſe, die kuͤnftig nicht tragen; das Aus- brechen geht auf die Oberzaͤhne im guten Hol- ze; das Verhauen betrifft die Abgipfelung des guten Holzes mit der Hacke. Hierauf erfolgt den Sommer uͤber das Falgen zwey bis drey- mal. Im Herbſte erfolgt das Pfahlauszie- hen, und das Decken der Weinſtoͤcke, welches in verſchiedenen Gegenden auf unterſchiedene Art geſchiehet, da man in einigen Gegenden die Ruthen bloß niederbeugt, und in Graben legt, an andern mit Erbſen- oder Wickenſtroh uͤberzieht, oder gar die Stoͤcke mir Erde be- deckt. Im Oeſterreichiſchen haͤlt man die Stoͤ- cke bloß niedrig wegen des Winterfroſtes, zu- mal wenn der Weinberg eben und niedrig iſt. Im Oberamte Neuenburg, zu Grafenhauſen, und an einigen andern Orten, beziehet man die Stoͤcke wenig oder ſelten, man laͤßt die Pfaͤhle im Boden, trennt ſie nicht auf, ſon- dern ziehet die Strohbande noch feſter an, da ſie vom Winterfroſt weit weniger leiden, auch die Ruthen nicht wieder duͤrre werden ſol- len. Herr Gaupp hat eine durch ſeine eigene Erfahrung beſtaͤtigte Theorie in Vorſchlag gebracht, wodurch der Weinſtock gegen die Kaͤlte, ohne das beſchwerliche Beziehen, geſi- chert werden koͤnne. Er ſchlaͤgt vor, ein tiefe- res, naͤmlich zwey Schuh tiefes Setzen der Weinſtoͤcke, die Vermeidung der Koͤpfe, das behutſame Abnehmen aller Blaͤtter gleich
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brechen, Verhauen. Das Verbrechen betrifft
die Schoſſe, die kuͤnftig nicht tragen; das Aus-
brechen geht auf die Oberzaͤhne im guten Hol-
ze; das Verhauen betrifft die Abgipfelung des
guten Holzes mit der Hacke. Hierauf erfolgt
den Sommer uͤber das Falgen zwey bis drey-
mal. Im Herbſte erfolgt das Pfahlauszie-
hen, und das Decken der Weinſtoͤcke, welches
in verſchiedenen Gegenden auf unterſchiedene
Art geſchiehet, da man in einigen Gegenden
die Ruthen bloß niederbeugt, und in Graben
legt, an andern mit Erbſen- oder Wickenſtroh
uͤberzieht, oder gar die Stoͤcke mir Erde be-
deckt. Im Oeſterreichiſchen haͤlt man die Stoͤ-
cke bloß niedrig wegen des Winterfroſtes, zu-
mal wenn der Weinberg eben und niedrig iſt.
Im Oberamte Neuenburg, zu Grafenhauſen,
und an einigen andern Orten, beziehet man
die Stoͤcke wenig oder ſelten, man laͤßt die
Pfaͤhle im Boden, trennt ſie nicht auf, ſon-
dern ziehet die Strohbande noch feſter an, da ſie
vom Winterfroſt weit weniger leiden, auch
die Ruthen nicht wieder duͤrre werden ſol-
len. Herr Gaupp hat eine durch ſeine eigene
Erfahrung beſtaͤtigte Theorie in Vorſchlag
gebracht, wodurch der Weinſtock gegen die
Kaͤlte, ohne das beſchwerliche Beziehen, geſi-
chert werden koͤnne. Er ſchlaͤgt vor, ein tiefe-
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/221>, abgerufen am 23.11.2024.
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