Forstwirthschaft nachtheilige Sache; obgleich damals die mühsame und kostbare Wegschaf- fung derselben, und die noch mangelnden Werk- zeuge die beste Entschuldigung sind. Man verordnete l) vornehmlich die Gehölze am thü- ringer Walde zu hauen, weil diese am reifsten waren, und dagegen die übrigen zu schonen. Es waren unter diesen folgende Wälder, durch deren Benennung wir die vielen Waldungen im Schwarzburgischen, die schon damals wa- ren, kennen lernen. In dem gräflichen Thier- garten wuchsen Buchen und Linden; ferner gehörte dazu das Tannicht sammt den Quit- telsberge, der Beilstein Wildeholz, die Schott- leite, der Rothestein und der Steinberg. Aus dem Cellerwalde, Pohr und Tell, durf- te kein Holz genommen werden, außer Wind- brüche und dürres. Die Gehaue des harten Holzes wurden sechs Jahre vor Viehtrift ver- schonet, und die vom weichen Holze zehn Jahre.
In dem Jahre 1619 und 1638 wurde sonderlich im Reußischen das Forstwesen voll- kommen und gut eingerichtet; die erstere Wald- ordnung, wie in der letztern erwähnt m). Sie bestehet aus zwey und zwanzig Artikeln, und ist sehr ausführlich und gründlich. Sie be- stimmt pünktlich die Pflichten eines jeden bey
dem
l) Art. 28. und l. c. p. 202.
m) Fritsch p. 274.
Forſtwirthſchaft nachtheilige Sache; obgleich damals die muͤhſame und koſtbare Wegſchaf- fung derſelben, und die noch mangelnden Werk- zeuge die beſte Entſchuldigung ſind. Man verordnete l) vornehmlich die Gehoͤlze am thuͤ- ringer Walde zu hauen, weil dieſe am reifſten waren, und dagegen die uͤbrigen zu ſchonen. Es waren unter dieſen folgende Waͤlder, durch deren Benennung wir die vielen Waldungen im Schwarzburgiſchen, die ſchon damals wa- ren, kennen lernen. In dem graͤflichen Thier- garten wuchſen Buchen und Linden; ferner gehoͤrte dazu das Tannicht ſammt den Quit- telsberge, der Beilſtein Wildeholz, die Schott- leite, der Rotheſtein und der Steinberg. Aus dem Cellerwalde, Pohr und Tell, durf- te kein Holz genommen werden, außer Wind- bruͤche und duͤrres. Die Gehaue des harten Holzes wurden ſechs Jahre vor Viehtrift ver- ſchonet, und die vom weichen Holze zehn Jahre.
In dem Jahre 1619 und 1638 wurde ſonderlich im Reußiſchen das Forſtweſen voll- kommen und gut eingerichtet; die erſtere Wald- ordnung, wie in der letztern erwaͤhnt m). Sie beſtehet aus zwey und zwanzig Artikeln, und iſt ſehr ausfuͤhrlich und gruͤndlich. Sie be- ſtimmt puͤnktlich die Pflichten eines jeden bey
dem
l) Art. 28. und l. c. p. 202.
m) Fritſch p. 274.
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Forſtwirthſchaft nachtheilige Sache; obgleich
damals die muͤhſame und koſtbare Wegſchaf-
fung derſelben, und die noch mangelnden Werk-
zeuge die beſte Entſchuldigung ſind. Man
verordnete l) vornehmlich die Gehoͤlze am thuͤ-
ringer Walde zu hauen, weil dieſe am reifſten
waren, und dagegen die uͤbrigen zu ſchonen.
Es waren unter dieſen folgende Waͤlder, durch
deren Benennung wir die vielen Waldungen
im Schwarzburgiſchen, die ſchon damals wa-
ren, kennen lernen. In dem graͤflichen Thier-
garten wuchſen Buchen und Linden; ferner
gehoͤrte dazu das Tannicht ſammt den Quit-
telsberge, der Beilſtein Wildeholz, die Schott-
leite, der Rotheſtein und der Steinberg.
Aus dem Cellerwalde, Pohr und Tell, durf-
te kein Holz genommen werden, außer Wind-
bruͤche und duͤrres. Die Gehaue des harten
Holzes wurden ſechs Jahre vor Viehtrift ver-
ſchonet, und die vom weichen Holze zehn
Jahre.
In dem Jahre 1619 und 1638 wurde
ſonderlich im Reußiſchen das Forſtweſen voll-
kommen und gut eingerichtet; die erſtere Wald-
ordnung, wie in der letztern erwaͤhnt m). Sie
beſtehet aus zwey und zwanzig Artikeln, und
iſt ſehr ausfuͤhrlich und gruͤndlich. Sie be-
ſtimmt puͤnktlich die Pflichten eines jeden bey
dem
l) Art. 28. und l. c. p. 202.
m) Fritſch p. 274.
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/310>, abgerufen am 22.11.2024.
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