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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782.

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andere Bäume, so, daß man damals schon
den Grundsatz kannte, auswärtige Früchte
durch Pfropfen auf erwachsene Stämme ein-
heimisch zu machen.

Man kannte von den einzelnen Früchten
schon mancherley Arten, den Scheibapfel, Ho-
nig- oder Süßapfel, Amarellen, die man in
der Mark Miswachs nennt, Borsdorfer z).
Von Birnen kannte man Honigbirnen, Speck-
birnen, Waldbirnen, Winterbirnen, Mus-
katellerbirnen, Parisbirnen, Pfalzgraverbir-
nen, Haberbirnen, Zappenbirnen. Die Pfir-
schen wurden sonderlich auch in Böheim er-
bauet, wo man eine besondere Kunst hatte,
sie aufzubewahren: man steckte sie breit ge-
schnitten an hölzerne Spieße, und ließ sie an
der Sonne oder Ofen austreugen. Man
kannte verschiedene Arten von Pflaumen, die
Marunken wurden vornehmlich in Schlesien
gezogen; so nannte man die großen gelben, die
wie Spillinge aussehenden Pflaumen. Man
hatte ferner Roßpflaumen, pruna asinina, pruna
Iberica, pruna cerea
oder Spillinge. Man baue-
te sie häufig im Brandenburgischen, wo sie auch
Marunken hießen. Ungarische Pflaumen Dama-
scena
oder Zwetschken, die man aber in Deutsch-
land nach Colers Zeichniß nicht bauete a). Eben

so
z) Coler l. c. p. 132 und 133.
a) l. c. p. 137.

andere Baͤume, ſo, daß man damals ſchon
den Grundſatz kannte, auswaͤrtige Fruͤchte
durch Pfropfen auf erwachſene Staͤmme ein-
heimiſch zu machen.

Man kannte von den einzelnen Fruͤchten
ſchon mancherley Arten, den Scheibapfel, Ho-
nig- oder Suͤßapfel, Amarellen, die man in
der Mark Miswachs nennt, Borsdorfer z).
Von Birnen kannte man Honigbirnen, Speck-
birnen, Waldbirnen, Winterbirnen, Mus-
katellerbirnen, Parisbirnen, Pfalzgraverbir-
nen, Haberbirnen, Zappenbirnen. Die Pfir-
ſchen wurden ſonderlich auch in Boͤheim er-
bauet, wo man eine beſondere Kunſt hatte,
ſie aufzubewahren: man ſteckte ſie breit ge-
ſchnitten an hoͤlzerne Spieße, und ließ ſie an
der Sonne oder Ofen austreugen. Man
kannte verſchiedene Arten von Pflaumen, die
Marunken wurden vornehmlich in Schleſien
gezogen; ſo nannte man die großen gelben, die
wie Spillinge ausſehenden Pflaumen. Man
hatte ferner Roßpflaumen, pruna aſinina, pruna
Iberica, pruna cerea
oder Spillinge. Man baue-
te ſie haͤufig im Brandenburgiſchen, wo ſie auch
Marunken hießen. Ungariſche Pflaumen Dama-
ſcena
oder Zwetſchken, die man aber in Deutſch-
land nach Colers Zeichniß nicht bauete a). Eben

ſo
z) Coler l. c. p. 132 und 133.
a) l. c. p. 137.
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[24/0034] andere Baͤume, ſo, daß man damals ſchon den Grundſatz kannte, auswaͤrtige Fruͤchte durch Pfropfen auf erwachſene Staͤmme ein- heimiſch zu machen. Man kannte von den einzelnen Fruͤchten ſchon mancherley Arten, den Scheibapfel, Ho- nig- oder Suͤßapfel, Amarellen, die man in der Mark Miswachs nennt, Borsdorfer z). Von Birnen kannte man Honigbirnen, Speck- birnen, Waldbirnen, Winterbirnen, Mus- katellerbirnen, Parisbirnen, Pfalzgraverbir- nen, Haberbirnen, Zappenbirnen. Die Pfir- ſchen wurden ſonderlich auch in Boͤheim er- bauet, wo man eine beſondere Kunſt hatte, ſie aufzubewahren: man ſteckte ſie breit ge- ſchnitten an hoͤlzerne Spieße, und ließ ſie an der Sonne oder Ofen austreugen. Man kannte verſchiedene Arten von Pflaumen, die Marunken wurden vornehmlich in Schleſien gezogen; ſo nannte man die großen gelben, die wie Spillinge ausſehenden Pflaumen. Man hatte ferner Roßpflaumen, pruna aſinina, pruna Iberica, pruna cerea oder Spillinge. Man baue- te ſie haͤufig im Brandenburgiſchen, wo ſie auch Marunken hießen. Ungariſche Pflaumen Dama- ſcena oder Zwetſchken, die man aber in Deutſch- land nach Colers Zeichniß nicht bauete a). Eben ſo z) Coler l. c. p. 132 und 133. a) l. c. p. 137.

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Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/34>, abgerufen am 21.11.2024.