Erfindung mehr Beyfall gab. Und wenn dieser nicht so allgemein in Ausübung kam, so ist keine andere Ursache, als daß der Reich- thum in Deutschland mehr vertheilt, und nicht so an einem Orte und in dessen Häusern ge- häuft ist. Daher haben bis jetzt größtentheils nur fürstliche und gräfliche Personen nach die- sem englischen Geschmacke Gärten errichtet. Indessen fehlt es doch auch nicht an Privat- männern, welche davon Gebrauch machten, und ihn, wo nicht ganz in neuen Anlagen und ins Große ausführten, doch dazu benutzten, daß sie aus ihren Gärten die vielen Künste- leyen verdrängten, und die schöne Natur in ihre verlornen Rechte setzten. Der Haupt- charakter der brittischen Gärten, oder der so- genannten Parks, ist das Natürliche und das Große. Sie sind gleichsam Landschaftsge- mälde im heroischen Stil. Eine Zusammen- setzung von Gegenständen, worinnen von der Natur und Kunst alles entlehnt ist, was sie Großes haben: Berge, Felsen, hohe Wal- dungen, Wasserfälle, Flüsse, kühne Gebäu- de oder Ueberreste davon, Grabmäler, Py- ramiden, Tempel. Doch hüte man sich, einen Park und einen Garten für eins zu halten, da sie sich durch ihre Größe und verschiedene daraus entstehende Verhältnisse merklich un- terscheiden. Park ist ein größeres Landschafts- gemälde, Garten ein kleineres; oft wählt man bey dem Garten nur gewisse einzelne Theile
der
II.Theil. E
Erfindung mehr Beyfall gab. Und wenn dieſer nicht ſo allgemein in Ausuͤbung kam, ſo iſt keine andere Urſache, als daß der Reich- thum in Deutſchland mehr vertheilt, und nicht ſo an einem Orte und in deſſen Haͤuſern ge- haͤuft iſt. Daher haben bis jetzt groͤßtentheils nur fuͤrſtliche und graͤfliche Perſonen nach die- ſem engliſchen Geſchmacke Gaͤrten errichtet. Indeſſen fehlt es doch auch nicht an Privat- maͤnnern, welche davon Gebrauch machten, und ihn, wo nicht ganz in neuen Anlagen und ins Große ausfuͤhrten, doch dazu benutzten, daß ſie aus ihren Gaͤrten die vielen Kuͤnſte- leyen verdraͤngten, und die ſchoͤne Natur in ihre verlornen Rechte ſetzten. Der Haupt- charakter der brittiſchen Gaͤrten, oder der ſo- genannten Parks, iſt das Natuͤrliche und das Große. Sie ſind gleichſam Landſchaftsge- maͤlde im heroiſchen Stil. Eine Zuſammen- ſetzung von Gegenſtaͤnden, worinnen von der Natur und Kunſt alles entlehnt iſt, was ſie Großes haben: Berge, Felſen, hohe Wal- dungen, Waſſerfaͤlle, Fluͤſſe, kuͤhne Gebaͤu- de oder Ueberreſte davon, Grabmaͤler, Py- ramiden, Tempel. Doch huͤte man ſich, einen Park und einen Garten fuͤr eins zu halten, da ſie ſich durch ihre Groͤße und verſchiedene daraus entſtehende Verhaͤltniſſe merklich un- terſcheiden. Park iſt ein groͤßeres Landſchafts- gemaͤlde, Garten ein kleineres; oft waͤhlt man bey dem Garten nur gewiſſe einzelne Theile
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II.Theil. E
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Erfindung mehr Beyfall gab. Und wenn
dieſer nicht ſo allgemein in Ausuͤbung kam, ſo
iſt keine andere Urſache, als daß der Reich-
thum in Deutſchland mehr vertheilt, und nicht
ſo an einem Orte und in deſſen Haͤuſern ge-
haͤuft iſt. Daher haben bis jetzt groͤßtentheils
nur fuͤrſtliche und graͤfliche Perſonen nach die-
ſem engliſchen Geſchmacke Gaͤrten errichtet.
Indeſſen fehlt es doch auch nicht an Privat-
maͤnnern, welche davon Gebrauch machten,
und ihn, wo nicht ganz in neuen Anlagen und
ins Große ausfuͤhrten, doch dazu benutzten,
daß ſie aus ihren Gaͤrten die vielen Kuͤnſte-
leyen verdraͤngten, und die ſchoͤne Natur in
ihre verlornen Rechte ſetzten. Der Haupt-
charakter der brittiſchen Gaͤrten, oder der ſo-
genannten Parks, iſt das Natuͤrliche und das
Große. Sie ſind gleichſam Landſchaftsge-
maͤlde im heroiſchen Stil. Eine Zuſammen-
ſetzung von Gegenſtaͤnden, worinnen von der
Natur und Kunſt alles entlehnt iſt, was ſie
Großes haben: Berge, Felſen, hohe Wal-
dungen, Waſſerfaͤlle, Fluͤſſe, kuͤhne Gebaͤu-
de oder Ueberreſte davon, Grabmaͤler, Py-
ramiden, Tempel. Doch huͤte man ſich, einen
Park und einen Garten fuͤr eins zu halten,
da ſie ſich durch ihre Groͤße und verſchiedene
daraus entſtehende Verhaͤltniſſe merklich un-
terſcheiden. Park iſt ein groͤßeres Landſchafts-
gemaͤlde, Garten ein kleineres; oft waͤhlt man
bey dem Garten nur gewiſſe einzelne Theile
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/75>, abgerufen am 27.11.2024.
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