der Landschaft, die man zu einem Ganzen von besonderer Art vereiniget, und woraus durch den besondern Endzweck eines jeden die verschie- denen Arten von Gärten entstehen. Beyde können zwar leicht nach einerley Grundsätzen beurtheilet werden; nur muß man die Unter- schiede nicht vergessen, die eben aus dem Ver- hältniß der verschiedenen Größe entstehen, und daraus einzusehen ist, was sich von den Grund- sätzen für das größere Landschaftsgemälde, oder den Park, auf das kleinere, oder den eigentlichen Garten, und mit welcher Ein- schränkung es sich anwenden lasse.
Der Herr von Münchhausen war einer der ersten Deutschen, die den Gartengeschmack und die eigentliche Gartenkunst auf gute Re- geln festsetzten. Er gründet sein System vor- züglich auf den Nutzen, Zierlichkeit und auch auf die Vorsicht für die Zukunft. Er wider- setzt sich dem alten Geschmacke, wo man den Garten in ein regelmäßiges Viereck zu brin- gen suchte, in der Mitte einen breiten Haupt- gang anlegte, den ganzen Platz wagerecht ebnete, oder, wenn der Garten an Bergen lag, Absätze, Terassen und Stufen anlegte, und sich bemühete, den ganzen Garten in eine sym- metrische Figur zu bringen. Aber nicht weni- ger billigt er auch ganz den neuern der Englän- der, welche ihn auf folgende Grundsätze bauen: Die Natur wende die Symmetrie in großen Stücken nicht an; eine unordentliche Einrich-
tung
der Landſchaft, die man zu einem Ganzen von beſonderer Art vereiniget, und woraus durch den beſondern Endzweck eines jeden die verſchie- denen Arten von Gaͤrten entſtehen. Beyde koͤnnen zwar leicht nach einerley Grundſaͤtzen beurtheilet werden; nur muß man die Unter- ſchiede nicht vergeſſen, die eben aus dem Ver- haͤltniß der verſchiedenen Groͤße entſtehen, und daraus einzuſehen iſt, was ſich von den Grund- ſaͤtzen fuͤr das groͤßere Landſchaftsgemaͤlde, oder den Park, auf das kleinere, oder den eigentlichen Garten, und mit welcher Ein- ſchraͤnkung es ſich anwenden laſſe.
Der Herr von Muͤnchhauſen war einer der erſten Deutſchen, die den Gartengeſchmack und die eigentliche Gartenkunſt auf gute Re- geln feſtſetzten. Er gruͤndet ſein Syſtem vor- zuͤglich auf den Nutzen, Zierlichkeit und auch auf die Vorſicht fuͤr die Zukunft. Er wider- ſetzt ſich dem alten Geſchmacke, wo man den Garten in ein regelmaͤßiges Viereck zu brin- gen ſuchte, in der Mitte einen breiten Haupt- gang anlegte, den ganzen Platz wagerecht ebnete, oder, wenn der Garten an Bergen lag, Abſaͤtze, Teraſſen und Stufen anlegte, und ſich bemuͤhete, den ganzen Garten in eine ſym- metriſche Figur zu bringen. Aber nicht weni- ger billigt er auch ganz den neuern der Englaͤn- der, welche ihn auf folgende Grundſaͤtze bauen: Die Natur wende die Symmetrie in großen Stuͤcken nicht an; eine unordentliche Einrich-
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[66/0076]
der Landſchaft, die man zu einem Ganzen von
beſonderer Art vereiniget, und woraus durch
den beſondern Endzweck eines jeden die verſchie-
denen Arten von Gaͤrten entſtehen. Beyde
koͤnnen zwar leicht nach einerley Grundſaͤtzen
beurtheilet werden; nur muß man die Unter-
ſchiede nicht vergeſſen, die eben aus dem Ver-
haͤltniß der verſchiedenen Groͤße entſtehen, und
daraus einzuſehen iſt, was ſich von den Grund-
ſaͤtzen fuͤr das groͤßere Landſchaftsgemaͤlde,
oder den Park, auf das kleinere, oder den
eigentlichen Garten, und mit welcher Ein-
ſchraͤnkung es ſich anwenden laſſe.
Der Herr von Muͤnchhauſen war einer der
erſten Deutſchen, die den Gartengeſchmack
und die eigentliche Gartenkunſt auf gute Re-
geln feſtſetzten. Er gruͤndet ſein Syſtem vor-
zuͤglich auf den Nutzen, Zierlichkeit und auch
auf die Vorſicht fuͤr die Zukunft. Er wider-
ſetzt ſich dem alten Geſchmacke, wo man den
Garten in ein regelmaͤßiges Viereck zu brin-
gen ſuchte, in der Mitte einen breiten Haupt-
gang anlegte, den ganzen Platz wagerecht
ebnete, oder, wenn der Garten an Bergen lag,
Abſaͤtze, Teraſſen und Stufen anlegte, und
ſich bemuͤhete, den ganzen Garten in eine ſym-
metriſche Figur zu bringen. Aber nicht weni-
ger billigt er auch ganz den neuern der Englaͤn-
der, welche ihn auf folgende Grundſaͤtze bauen:
Die Natur wende die Symmetrie in großen
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/76>, abgerufen am 23.11.2024.
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