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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.

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von unsterblichem Weiterleben erwachsen war, der für die
Bedeutenderen erst recht nicht unbefriedigt bleiben konnte.
Wenigstens für die nicht, über deren Ende die homerischen
Gedichte nicht selbst andere Angaben gemacht hatten. Das
Gedicht von der Rückkehr der Helden von Troja mochte vor
anderen Raum bieten zu manchen Entrückungssagen 1). Man
könnte z. B. fragen, ob nicht mindestens den Diomedes,
von dessen Unsterblichkeit spätere Sagen oft berichten, bereits
die an Homer angeschlossene epische Dichtung in die Zahl
der ewig fortlebenden Helden aufgenommen hatte. Ein attisches
volksthümliches Lied des 5. Jahrhunderts weiss gerade von
Diomedes zu sagen, dass er nicht gestorben sei, sondern auf
den "Inseln der Seligen" lebe 2). Und dass von den Helden
des troischen Krieges eine grössere Schaar, als wir aus den
zufällig uns erhaltenen Angaben über den Inhalt der nach-
homerischen Epen zusammenrechnen können, auf seligen Ei-
landen draussen im Meere bereits durch die Heldendichtung
homerischen Styles versammelt worden sein muss, haben wir
zu schliessen aus Versen eines hesiodischen Gedichtes, welche
über ältesten griechischen Seelencult und Unsterblichkeits-
glauben die merkwürdigsten Aufschlüsse geben und darum einer
genaueren Betrachtung zu unterziehen sind.

II.

In dem aus mancherlei selbständigen Abschnitten belehren-
den und erzählenden Inhalts lose zusammengeschobenen hesiodi-
schen Gedichte der "Werke und Tage" steht, nicht weit vom
Anfang, mit dem Vorausgehenden und Folgenden nur durch
einen kaum sichtbaren Faden des Gedankenzusammenhanges

1) Der Auszug der Nostoi bei Proclus ist besonders dürftig und
giebt offenbar von dem nach vielen Richtungen auseinander gehenden
Inhalt des Gedichts keine volle Vorstellung: daher auch die anderweit
erhaltenen Notizen über Einzelheiten seines Inhalts (insbesondere über
die Nekyia, die darin vorkam) sich in dem von Proclus gegebenen Rahmen
nicht unterbringen lassen.
2) Vgl. Anhang 10.

von unsterblichem Weiterleben erwachsen war, der für die
Bedeutenderen erst recht nicht unbefriedigt bleiben konnte.
Wenigstens für die nicht, über deren Ende die homerischen
Gedichte nicht selbst andere Angaben gemacht hatten. Das
Gedicht von der Rückkehr der Helden von Troja mochte vor
anderen Raum bieten zu manchen Entrückungssagen 1). Man
könnte z. B. fragen, ob nicht mindestens den Diomedes,
von dessen Unsterblichkeit spätere Sagen oft berichten, bereits
die an Homer angeschlossene epische Dichtung in die Zahl
der ewig fortlebenden Helden aufgenommen hatte. Ein attisches
volksthümliches Lied des 5. Jahrhunderts weiss gerade von
Diomedes zu sagen, dass er nicht gestorben sei, sondern auf
den „Inseln der Seligen“ lebe 2). Und dass von den Helden
des troischen Krieges eine grössere Schaar, als wir aus den
zufällig uns erhaltenen Angaben über den Inhalt der nach-
homerischen Epen zusammenrechnen können, auf seligen Ei-
landen draussen im Meere bereits durch die Heldendichtung
homerischen Styles versammelt worden sein muss, haben wir
zu schliessen aus Versen eines hesiodischen Gedichtes, welche
über ältesten griechischen Seelencult und Unsterblichkeits-
glauben die merkwürdigsten Aufschlüsse geben und darum einer
genaueren Betrachtung zu unterziehen sind.

II.

In dem aus mancherlei selbständigen Abschnitten belehren-
den und erzählenden Inhalts lose zusammengeschobenen hesiodi-
schen Gedichte der „Werke und Tage“ steht, nicht weit vom
Anfang, mit dem Vorausgehenden und Folgenden nur durch
einen kaum sichtbaren Faden des Gedankenzusammenhanges

1) Der Auszug der Νόστοι bei Proclus ist besonders dürftig und
giebt offenbar von dem nach vielen Richtungen auseinander gehenden
Inhalt des Gedichts keine volle Vorstellung: daher auch die anderweit
erhaltenen Notizen über Einzelheiten seines Inhalts (insbesondere über
die Nekyia, die darin vorkam) sich in dem von Proclus gegebenen Rahmen
nicht unterbringen lassen.
2) Vgl. Anhang 10.
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[84/0100] von unsterblichem Weiterleben erwachsen war, der für die Bedeutenderen erst recht nicht unbefriedigt bleiben konnte. Wenigstens für die nicht, über deren Ende die homerischen Gedichte nicht selbst andere Angaben gemacht hatten. Das Gedicht von der Rückkehr der Helden von Troja mochte vor anderen Raum bieten zu manchen Entrückungssagen 1). Man könnte z. B. fragen, ob nicht mindestens den Diomedes, von dessen Unsterblichkeit spätere Sagen oft berichten, bereits die an Homer angeschlossene epische Dichtung in die Zahl der ewig fortlebenden Helden aufgenommen hatte. Ein attisches volksthümliches Lied des 5. Jahrhunderts weiss gerade von Diomedes zu sagen, dass er nicht gestorben sei, sondern auf den „Inseln der Seligen“ lebe 2). Und dass von den Helden des troischen Krieges eine grössere Schaar, als wir aus den zufällig uns erhaltenen Angaben über den Inhalt der nach- homerischen Epen zusammenrechnen können, auf seligen Ei- landen draussen im Meere bereits durch die Heldendichtung homerischen Styles versammelt worden sein muss, haben wir zu schliessen aus Versen eines hesiodischen Gedichtes, welche über ältesten griechischen Seelencult und Unsterblichkeits- glauben die merkwürdigsten Aufschlüsse geben und darum einer genaueren Betrachtung zu unterziehen sind. II. In dem aus mancherlei selbständigen Abschnitten belehren- den und erzählenden Inhalts lose zusammengeschobenen hesiodi- schen Gedichte der „Werke und Tage“ steht, nicht weit vom Anfang, mit dem Vorausgehenden und Folgenden nur durch einen kaum sichtbaren Faden des Gedankenzusammenhanges 1) Der Auszug der Νόστοι bei Proclus ist besonders dürftig und giebt offenbar von dem nach vielen Richtungen auseinander gehenden Inhalt des Gedichts keine volle Vorstellung: daher auch die anderweit erhaltenen Notizen über Einzelheiten seines Inhalts (insbesondere über die Nekyia, die darin vorkam) sich in dem von Proclus gegebenen Rahmen nicht unterbringen lassen. 2) Vgl. Anhang 10.

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Zitationshilfe: Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/100>, abgerufen am 22.11.2024.