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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.

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lag gleich vor der Thüre des Hauses des Ariston1); so legte man
oft gleich neben der Hausthür das Heiligthum eines Heroen an,
der dann wohl ein besonderer Beschützer seines Nachbarn wurde2).

In allen Lagen des Lebens, in Glück und Noth, sind die
Heroen den Menschen nahe, dem Einzelnen wie der Stadt.
Von dem Heros, den eine Stadt verehrt, wird jetzt oft (wie
sonst von den Stadtgöttern) gesagt, dass er sie beherrsche,
innehabe, über ihr walte3); er ist ihr rechter Schirmherr.
Es mochte wohl in mancher Stadt so sein, wie es von einigen
erzählt wird, dass der Glaube an den Stadtheros in ihnen
lebendiger war, als der an die allen gemeinsamen Götter4).
Das Verhältniss zu den Heroen ist ein näheres als das zu der
Majestät der oberen Götter, in anderer und innigerer Weise

Zeiten haben sich Orient und Occident an solchen Geschichten vergnügt:
orientalische Mustererzählung ist die "vom Weber als Vischnu" im
Pantschatantra (s. Benfey, Pantsch. I, § 56), occidentalische die Novelle
des Boccaccio von dem Alberto von Imola als Engel Gabriel, Decam.
4, 2. -- Recht nachdenklich stimmt auch der Bericht von einem in Epi-
dauros geschehenen Mirakel: eine unfruchtbare Frau kommt in das Heilig-
thum des Asklepios, um in der egkoimesis Rath zu suchen. Ein grosser
drakon nähert sich ihr und sie bekommt ein Kind. Ephem. arkhaiolog. 1885,
p. 21. 22, Z. 129 ff.
1) ek tou eroiou tou para tesi thuresi tesi auleiesi idrumenou. Herod.
2) Der Heros epi prothuro: Callimach. epigr. 26; ein Heros pro pu-
lais, pro domoisin: spätes Epigramm aus Thracien: Kaibel epigr. 841;
eroas plesion tes tou idontos oikias idrumenous: Artemidor. onirocr. p. 248, 9.
Herch. So ist auch Pindars Wort von dem Heros Alkmaeon als seinem
geiton zu verstehen, Pyth. 8, 57. S. oben S. 177. Eine Aesopische
Fabel (161 Halm) von dem Verhältniss eines Mannes zu seinem Nachbar-
heros handelnd, beginnt: eroa tis epi tes oikias ekhon touto polutelos
ethuen. Vgl. auch Babrius, fab. 63. -- Verwandt ist es, wenn der Sohn
dem Vater ein Grabmal an der Thüre seines Hauses errichtet: s. die
schönen Verse des Euripides, Hel. 1165 ff.
3) Kupro entha Teukros aparkhei. Salamis ekhei Aias, Achill seine
Insel im Pontus, Thetis de kratei Phthia, und so Neoptolemos in Epeiros:
Pindar. N. 4, 46--51; amphepei vom Heros: Pyth. 9, 70; tois theois kai erosi
tois katekhousi ten polin kai ten khoran ten Athenaion: Demosth. cor. 184.
4) Alabandus, den die Bewohner von Alabanda "sanctius colunt quam
quemquam nobilium deorum":
Cicero nat. d. 3, § 50 (bei Gelegenheit einer
im 4. Jahrhundert spielenden Anekdote). -- Tenem, qui apud Tenedios
sanctissimus deus habetur
: Cicero Verr. II 1 § 49.

lag gleich vor der Thüre des Hauses des Ariston1); so legte man
oft gleich neben der Hausthür das Heiligthum eines Heroen an,
der dann wohl ein besonderer Beschützer seines Nachbarn wurde2).

In allen Lagen des Lebens, in Glück und Noth, sind die
Heroen den Menschen nahe, dem Einzelnen wie der Stadt.
Von dem Heros, den eine Stadt verehrt, wird jetzt oft (wie
sonst von den Stadtgöttern) gesagt, dass er sie beherrsche,
innehabe, über ihr walte3); er ist ihr rechter Schirmherr.
Es mochte wohl in mancher Stadt so sein, wie es von einigen
erzählt wird, dass der Glaube an den Stadtheros in ihnen
lebendiger war, als der an die allen gemeinsamen Götter4).
Das Verhältniss zu den Heroen ist ein näheres als das zu der
Majestät der oberen Götter, in anderer und innigerer Weise

Zeiten haben sich Orient und Occident an solchen Geschichten vergnügt:
orientalische Mustererzählung ist die „vom Weber als Vischnu“ im
Pantschatantra (s. Benfey, Pantsch. I, § 56), occidentalische die Novelle
des Boccaccio von dem Alberto von Imola als Engel Gabriel, Decam.
4, 2. — Recht nachdenklich stimmt auch der Bericht von einem in Epi-
dauros geschehenen Mirakel: eine unfruchtbare Frau kommt in das Heilig-
thum des Asklepios, um in der ἐγκοίμησις Rath zu suchen. Ein grosser
δράκων nähert sich ihr und sie bekommt ein Kind. Ἐφημ. ἀρχαιολογ. 1885,
p. 21. 22, Z. 129 ff.
1) ἐκ τοῦ ἡρωίου τοῦ παρὰ τῇσι ϑύρῃσι τῇσι αὐλείῃσι ἱδρυμένου. Herod.
2) Der Heros ἐπὶ προϑύρῳ: Callimach. epigr. 26; ein Heros πρὸ πύ-
λαις, πρὸ δόμοισιν: spätes Epigramm aus Thracien: Kaibel epigr. 841;
ἥρωας πλησίον τῆς τοῦ ἰδόντος οἰκίας ἱδρυμένους: Artemidor. onirocr. p. 248, 9.
Herch. So ist auch Pindars Wort von dem Heros Alkmaeon als seinem
γείτων zu verstehen, Pyth. 8, 57. S. oben S. 177. Eine Aesopische
Fabel (161 Halm) von dem Verhältniss eines Mannes zu seinem Nachbar-
heros handelnd, beginnt: ἥρωά τις ἐπὶ τῆς οἰκίας ἔχων τούτῳ πολυτελῶς
ἔϑυεν. Vgl. auch Babrius, fab. 63. — Verwandt ist es, wenn der Sohn
dem Vater ein Grabmal an der Thüre seines Hauses errichtet: s. die
schönen Verse des Euripides, Hel. 1165 ff.
3) Κύπρῳ ἔνϑα Τεῦκρος ἀπάρχει. Salamis ἔχει Aias, Achill seine
Insel im Pontus, Θέτις δὲ κρατεῖ Φϑίᾳ, und so Neoptolemos in Epeiros:
Pindar. N. 4, 46—51; ἀμφέπει vom Heros: Pyth. 9, 70; τοῖς ϑεοῖς καὶ ἥρωσι
τοῖς κατέχουσι τὴν πόλιν καὶ τὴν χώραν τὴν Ἀϑηναίων: Demosth. cor. 184.
4) Alabandus, den die Bewohner von Alabanda „sanctius colunt quam
quemquam nobilium deorum“:
Cicero nat. d. 3, § 50 (bei Gelegenheit einer
im 4. Jahrhundert spielenden Anekdote). — Tenem, qui apud Tenedios
sanctissimus deus habetur
: Cicero Verr. II 1 § 49.
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[185/0201] lag gleich vor der Thüre des Hauses des Ariston 1); so legte man oft gleich neben der Hausthür das Heiligthum eines Heroen an, der dann wohl ein besonderer Beschützer seines Nachbarn wurde 2). In allen Lagen des Lebens, in Glück und Noth, sind die Heroen den Menschen nahe, dem Einzelnen wie der Stadt. Von dem Heros, den eine Stadt verehrt, wird jetzt oft (wie sonst von den Stadtgöttern) gesagt, dass er sie beherrsche, innehabe, über ihr walte 3); er ist ihr rechter Schirmherr. Es mochte wohl in mancher Stadt so sein, wie es von einigen erzählt wird, dass der Glaube an den Stadtheros in ihnen lebendiger war, als der an die allen gemeinsamen Götter 4). Das Verhältniss zu den Heroen ist ein näheres als das zu der Majestät der oberen Götter, in anderer und innigerer Weise 5) 1) ἐκ τοῦ ἡρωίου τοῦ παρὰ τῇσι ϑύρῃσι τῇσι αὐλείῃσι ἱδρυμένου. Herod. 2) Der Heros ἐπὶ προϑύρῳ: Callimach. epigr. 26; ein Heros πρὸ πύ- λαις, πρὸ δόμοισιν: spätes Epigramm aus Thracien: Kaibel epigr. 841; ἥρωας πλησίον τῆς τοῦ ἰδόντος οἰκίας ἱδρυμένους: Artemidor. onirocr. p. 248, 9. Herch. So ist auch Pindars Wort von dem Heros Alkmaeon als seinem γείτων zu verstehen, Pyth. 8, 57. S. oben S. 177. Eine Aesopische Fabel (161 Halm) von dem Verhältniss eines Mannes zu seinem Nachbar- heros handelnd, beginnt: ἥρωά τις ἐπὶ τῆς οἰκίας ἔχων τούτῳ πολυτελῶς ἔϑυεν. Vgl. auch Babrius, fab. 63. — Verwandt ist es, wenn der Sohn dem Vater ein Grabmal an der Thüre seines Hauses errichtet: s. die schönen Verse des Euripides, Hel. 1165 ff. 3) Κύπρῳ ἔνϑα Τεῦκρος ἀπάρχει. Salamis ἔχει Aias, Achill seine Insel im Pontus, Θέτις δὲ κρατεῖ Φϑίᾳ, und so Neoptolemos in Epeiros: Pindar. N. 4, 46—51; ἀμφέπει vom Heros: Pyth. 9, 70; τοῖς ϑεοῖς καὶ ἥρωσι τοῖς κατέχουσι τὴν πόλιν καὶ τὴν χώραν τὴν Ἀϑηναίων: Demosth. cor. 184. 4) Alabandus, den die Bewohner von Alabanda „sanctius colunt quam quemquam nobilium deorum“: Cicero nat. d. 3, § 50 (bei Gelegenheit einer im 4. Jahrhundert spielenden Anekdote). — Tenem, qui apud Tenedios sanctissimus deus habetur: Cicero Verr. II 1 § 49. 5) Zeiten haben sich Orient und Occident an solchen Geschichten vergnügt: orientalische Mustererzählung ist die „vom Weber als Vischnu“ im Pantschatantra (s. Benfey, Pantsch. I, § 56), occidentalische die Novelle des Boccaccio von dem Alberto von Imola als Engel Gabriel, Decam. 4, 2. — Recht nachdenklich stimmt auch der Bericht von einem in Epi- dauros geschehenen Mirakel: eine unfruchtbare Frau kommt in das Heilig- thum des Asklepios, um in der ἐγκοίμησις Rath zu suchen. Ein grosser δράκων nähert sich ihr und sie bekommt ein Kind. Ἐφημ. ἀρχαιολογ. 1885, p. 21. 22, Z. 129 ff.

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Zitationshilfe: Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/201>, abgerufen am 22.11.2024.