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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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Von Manieren u. Stellungen des Leibes.
auch bey dem Lachen vernünfftig und mäßig auf-
führen. Die Sittsamkeit und Erbarkeit erstreckt
sich zwar nicht so weit, wie einige junge Leute den-
cken, als ob man in Gegenwart hoher Standes-
Personen, oder sonst in Gesellschafft vornehmer
Leute gantz und gar nicht lachen dürffte; Dieses
gehet nur die Subalternen und Bedienten an, die
sich bey einer Gesellschafft befinden, und dabey auf-
warten, nicht aber, die sich unter der Gesellschafft
mit aufhalten; diesen ist erlaubt zu lachen, und sie
haben nicht nöthig, bey allen demjenigen, was lä-
cherlich vorkommt, ein sinster und sauer Gesicht zu
machen; sie müssen aber nicht allein lachen, sondern
zu der Zeit, wenn andere vernünfftige Leute mit la-
chen, und über solche Sachen, die das Lachen ver-
dienen, sie müssen die ersten mit seyn, die zu lachen
aufhören, in keinem wunderlichen Thon oder lä-
cherlich Gezische dabey ausbrechen, und nicht so,
daß sie vor allen andern zu hören seyn. Der von
Faramond hat, in dem ersten Theil seiner Discourse
über die Sitten der gegenwärtigen Zeit, das Lachen
in folgende Classen eingetheilt, als, in die lächelnde
Geberde, oder das halbe Lächeln, in das Lächeln, in
das Lachen, in das hönische Lachen und laute La-
chen. Das halbe Lächeln geschiehet nur deswe-
gen, damit man eine neue Annehmlichkeit an den
Lineamenten des Angesichts erlangen möge, und
die Damen bedienen sich dessen offtermahls zum
Fallstrick, um einen solchen Liebhaber zu fangen,
der sich durch ihre Liebes-Reitzungen nicht geschwin-

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Von Manieren u. Stellungen des Leibes.
auch bey dem Lachen vernuͤnfftig und maͤßig auf-
fuͤhren. Die Sittſamkeit und Erbarkeit erſtreckt
ſich zwar nicht ſo weit, wie einige junge Leute den-
cken, als ob man in Gegenwart hoher Standes-
Perſonen, oder ſonſt in Geſellſchafft vornehmer
Leute gantz und gar nicht lachen duͤrffte; Dieſes
gehet nur die Subalternen und Bedienten an, die
ſich bey einer Geſellſchafft befinden, und dabey auf-
warten, nicht aber, die ſich unter der Geſellſchafft
mit aufhalten; dieſen iſt erlaubt zu lachen, und ſie
haben nicht noͤthig, bey allen demjenigen, was laͤ-
cherlich vorkommt, ein ſinſter und ſauer Geſicht zu
machen; ſie muͤſſen aber nicht allein lachen, ſondern
zu der Zeit, wenn andere vernuͤnfftige Leute mit la-
chen, und uͤber ſolche Sachen, die das Lachen ver-
dienen, ſie muͤſſen die erſten mit ſeyn, die zu lachen
aufhoͤren, in keinem wunderlichen Thon oder laͤ-
cherlich Geziſche dabey ausbrechen, und nicht ſo,
daß ſie vor allen andern zu hoͤren ſeyn. Der von
Faramond hat, in dem erſten Theil ſeiner Diſcourſe
uͤber die Sitten der gegenwaͤrtigen Zeit, das Lachen
in folgende Claſſen eingetheilt, als, in die laͤchelnde
Geberde, oder das halbe Laͤcheln, in das Laͤcheln, in
das Lachen, in das hoͤniſche Lachen und laute La-
chen. Das halbe Laͤcheln geſchiehet nur deswe-
gen, damit man eine neue Annehmlichkeit an den
Lineamenten des Angeſichts erlangen moͤge, und
die Damen bedienen ſich deſſen offtermahls zum
Fallſtrick, um einen ſolchen Liebhaber zu fangen,
der ſich durch ihre Liebes-Reitzungen nicht geſchwin-

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[195/0215] Von Manieren u. Stellungen des Leibes. auch bey dem Lachen vernuͤnfftig und maͤßig auf- fuͤhren. Die Sittſamkeit und Erbarkeit erſtreckt ſich zwar nicht ſo weit, wie einige junge Leute den- cken, als ob man in Gegenwart hoher Standes- Perſonen, oder ſonſt in Geſellſchafft vornehmer Leute gantz und gar nicht lachen duͤrffte; Dieſes gehet nur die Subalternen und Bedienten an, die ſich bey einer Geſellſchafft befinden, und dabey auf- warten, nicht aber, die ſich unter der Geſellſchafft mit aufhalten; dieſen iſt erlaubt zu lachen, und ſie haben nicht noͤthig, bey allen demjenigen, was laͤ- cherlich vorkommt, ein ſinſter und ſauer Geſicht zu machen; ſie muͤſſen aber nicht allein lachen, ſondern zu der Zeit, wenn andere vernuͤnfftige Leute mit la- chen, und uͤber ſolche Sachen, die das Lachen ver- dienen, ſie muͤſſen die erſten mit ſeyn, die zu lachen aufhoͤren, in keinem wunderlichen Thon oder laͤ- cherlich Geziſche dabey ausbrechen, und nicht ſo, daß ſie vor allen andern zu hoͤren ſeyn. Der von Faramond hat, in dem erſten Theil ſeiner Diſcourſe uͤber die Sitten der gegenwaͤrtigen Zeit, das Lachen in folgende Claſſen eingetheilt, als, in die laͤchelnde Geberde, oder das halbe Laͤcheln, in das Laͤcheln, in das Lachen, in das hoͤniſche Lachen und laute La- chen. Das halbe Laͤcheln geſchiehet nur deswe- gen, damit man eine neue Annehmlichkeit an den Lineamenten des Angeſichts erlangen moͤge, und die Damen bedienen ſich deſſen offtermahls zum Fallſtrick, um einen ſolchen Liebhaber zu fangen, der ſich durch ihre Liebes-Reitzungen nicht geſchwin- de N 2

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/215>, abgerufen am 09.11.2024.