de genug überwinden läst. Das Lächeln ist insge- mein eine Eigenschafft des weiblichen Geschlechts, und dererjenigen, welche ihnen aufwarten, es drückt die Vergnügung des Hertzens aus, und bezeiget ei- nen gewissen stillschweigenden Beyfall. Das ge- wöhnliche Lachen ist jederman bekandt. Das hö- nische Lachen ist eine Eigenschafft der Menschen, die ihre Lust darinnen suchen, daß sie sich mit Schaden anderer Leute, und so gar auch ihrer eigenen Freun- de, ergötzen, und der gantze Grund ihres schertzen- den Gemüths, rühret von ihrer bösen Unart her. Das laute Lachen soll ein Merckmahl seyn, daran man insonderheit das Land-Frauenzimmer erken- net. S. seinen XXVIII. Discours.
§. 23. Man findet eine gewisse Art Leute, welche stets, und auf öffentlicher Gasse, etwas an sich zu thun finden, bald den Hut, bald die Peruque, bald die Schuhe, bald die Manchetten, bald die Krause, bald die Strümpffe accommodiren, und wenn sie sich ein paar neue Handschuh gekaufft, innerhalb 50. Schritte, dieselben etliche mahl aus- und anzie- hen, stets zurück und in alle Fenster sehen, und sich also jedes mahl in Ordnung der Positur stellen, sich auch wohl gar mit dem Diener, der hinter ihnen ste- het, herum zancken. Herr Pasch giebt diesen Leu- ten, in seiner Dantz-Kunst, p. 123. und zwar mit gutem Recht, den Nahmen der Pedanten. Andere spielen stets mit etwas in den Händen, bald mit dem Spanischen Rohr, welches sie zu vielen mahlen herumdrehen, bald mit der Quaste oder den Rie-
men,
I. Theil. VI. Capitul.
de genug uͤberwinden laͤſt. Das Laͤcheln iſt insge- mein eine Eigenſchafft des weiblichen Geſchlechts, und dererjenigen, welche ihnen aufwarten, es druͤckt die Vergnuͤgung des Hertzens aus, und bezeiget ei- nen gewiſſen ſtillſchweigenden Beyfall. Das ge- woͤhnliche Lachen iſt jederman bekandt. Das hoͤ- niſche Lachen iſt eine Eigenſchafft der Menſchen, die ihre Luſt darinnen ſuchen, daß ſie ſich mit Schaden anderer Leute, und ſo gar auch ihrer eigenen Freun- de, ergoͤtzen, und der gantze Grund ihres ſchertzen- den Gemuͤths, ruͤhret von ihrer boͤſen Unart her. Das laute Lachen ſoll ein Merckmahl ſeyn, daran man inſonderheit das Land-Frauenzimmer erken- net. S. ſeinen XXVIII. Diſcours.
§. 23. Man findet eine gewiſſe Art Leute, welche ſtets, und auf oͤffentlicher Gaſſe, etwas an ſich zu thun finden, bald den Hut, bald die Peruque, bald die Schuhe, bald die Manchetten, bald die Krauſe, bald die Struͤmpffe accommodiren, und wenn ſie ſich ein paar neue Handſchuh gekaufft, innerhalb 50. Schritte, dieſelben etliche mahl aus- und anzie- hen, ſtets zuruͤck und in alle Fenſter ſehen, und ſich alſo jedes mahl in Ordnung der Poſitur ſtellen, ſich auch wohl gar mit dem Diener, der hinter ihnen ſte- het, herum zancken. Herr Paſch giebt dieſen Leu- ten, in ſeiner Dantz-Kunſt, p. 123. und zwar mit gutem Recht, den Nahmen der Pedanten. Andere ſpielen ſtets mit etwas in den Haͤnden, bald mit dem Spaniſchen Rohr, welches ſie zu vielen mahlen herumdrehen, bald mit der Quaſte oder den Rie-
men,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0216"n="196"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">I.</hi> Theil. <hirendition="#aq">VI.</hi> Capitul.</hi></fw><lb/>
de genug uͤberwinden laͤſt. Das Laͤcheln iſt insge-<lb/>
mein eine Eigenſchafft des weiblichen Geſchlechts,<lb/>
und dererjenigen, welche ihnen aufwarten, es druͤckt<lb/>
die Vergnuͤgung des Hertzens aus, und bezeiget ei-<lb/>
nen gewiſſen ſtillſchweigenden Beyfall. Das ge-<lb/>
woͤhnliche Lachen iſt jederman bekandt. Das hoͤ-<lb/>
niſche Lachen iſt eine Eigenſchafft der Menſchen, die<lb/>
ihre Luſt darinnen ſuchen, daß ſie ſich mit Schaden<lb/>
anderer Leute, und ſo gar auch ihrer eigenen Freun-<lb/>
de, ergoͤtzen, und der gantze Grund ihres ſchertzen-<lb/>
den Gemuͤths, ruͤhret von ihrer boͤſen Unart her.<lb/>
Das laute Lachen ſoll ein Merckmahl ſeyn, daran<lb/>
man inſonderheit das Land-Frauenzimmer erken-<lb/>
net. S. ſeinen <hirendition="#aq">XXVIII. Diſcours.</hi></p><lb/><p>§. 23. Man findet eine gewiſſe Art Leute, welche<lb/>ſtets, und auf oͤffentlicher Gaſſe, etwas an ſich zu<lb/>
thun finden, bald den Hut, bald die <hirendition="#aq">Peruque,</hi> bald<lb/>
die Schuhe, bald die <hirendition="#aq">Manchett</hi>en, bald die Krauſe,<lb/>
bald die Struͤmpffe <hirendition="#aq">accommodi</hi>ren, und wenn ſie<lb/>ſich ein paar neue Handſchuh gekaufft, innerhalb<lb/>
50. Schritte, dieſelben etliche mahl aus- und anzie-<lb/>
hen, ſtets zuruͤck und in alle Fenſter ſehen, und ſich<lb/>
alſo jedes mahl in Ordnung der <hirendition="#aq">Poſitur</hi>ſtellen, ſich<lb/>
auch wohl gar mit dem Diener, der hinter ihnen ſte-<lb/>
het, herum zancken. Herr <hirendition="#aq">Paſch</hi> giebt dieſen Leu-<lb/>
ten, in ſeiner Dantz-Kunſt, <hirendition="#aq">p.</hi> 123. und zwar mit<lb/>
gutem Recht, den Nahmen der <hirendition="#aq">Pedant</hi>en. Andere<lb/>ſpielen ſtets mit etwas in den Haͤnden, bald mit dem<lb/>
Spaniſchen Rohr, welches ſie zu vielen mahlen<lb/>
herumdrehen, bald mit der Quaſte oder den Rie-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">men,</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[196/0216]
I. Theil. VI. Capitul.
de genug uͤberwinden laͤſt. Das Laͤcheln iſt insge-
mein eine Eigenſchafft des weiblichen Geſchlechts,
und dererjenigen, welche ihnen aufwarten, es druͤckt
die Vergnuͤgung des Hertzens aus, und bezeiget ei-
nen gewiſſen ſtillſchweigenden Beyfall. Das ge-
woͤhnliche Lachen iſt jederman bekandt. Das hoͤ-
niſche Lachen iſt eine Eigenſchafft der Menſchen, die
ihre Luſt darinnen ſuchen, daß ſie ſich mit Schaden
anderer Leute, und ſo gar auch ihrer eigenen Freun-
de, ergoͤtzen, und der gantze Grund ihres ſchertzen-
den Gemuͤths, ruͤhret von ihrer boͤſen Unart her.
Das laute Lachen ſoll ein Merckmahl ſeyn, daran
man inſonderheit das Land-Frauenzimmer erken-
net. S. ſeinen XXVIII. Diſcours.
§. 23. Man findet eine gewiſſe Art Leute, welche
ſtets, und auf oͤffentlicher Gaſſe, etwas an ſich zu
thun finden, bald den Hut, bald die Peruque, bald
die Schuhe, bald die Manchetten, bald die Krauſe,
bald die Struͤmpffe accommodiren, und wenn ſie
ſich ein paar neue Handſchuh gekaufft, innerhalb
50. Schritte, dieſelben etliche mahl aus- und anzie-
hen, ſtets zuruͤck und in alle Fenſter ſehen, und ſich
alſo jedes mahl in Ordnung der Poſitur ſtellen, ſich
auch wohl gar mit dem Diener, der hinter ihnen ſte-
het, herum zancken. Herr Paſch giebt dieſen Leu-
ten, in ſeiner Dantz-Kunſt, p. 123. und zwar mit
gutem Recht, den Nahmen der Pedanten. Andere
ſpielen ſtets mit etwas in den Haͤnden, bald mit dem
Spaniſchen Rohr, welches ſie zu vielen mahlen
herumdrehen, bald mit der Quaſte oder den Rie-
men,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/216>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.