Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.I. Theil. VII. Capitul. ihn bey sich zu haben, oder mit ihm zu discouri-ren. Jnsonderheit bemühet er sich die Freund- schafft und Gewogenheit derer zu erlangen, die mit ihm von gleichen Metier, und hält sich am meisten zu ihnen. Hat er in Studiis etwas gethan, so adressirt er sich an diejenigen, die Liebhaber von der Literatur. Gedenckt er von dem Degen Pro- fession zu machen, so bemühet er sich einen solchen Hof-Mann aufzusuchen, der etwan sonst ein Sol- dat gewesen, oder nebst der Hof-Charge, wie an einigen Höfen gewöhnlich, eine Militair-Charge zugleich mit begleidet. Hat er im Reiten einige Ge- schicklichkeit und Erkäntniß erlangt, da legt er bey dem Stall-Meister fleißig Visiten ab, oder macht sich mit dem Fürstlichen Bereuter wohl bekandt. Hat er sich nun zu einem gewisser Metier sattsam qualificirt gemacht, und die Gewogenheit eines Hof-Manns, der auch darinne geübt ist, überkom- men, so kan er gewiß versichert seyn, daß durch denselben guten Freund seine Geschicklichkeit bey der Herrschafft und bey dem gantzen Hofe, ohne daß er nöthig hat, selbst etwas davon zu erweh- nen, sattsam bekandt gemacht, und ausgebreitet wird werden. §. 22. Man handelt allerdings wider den gewisse
I. Theil. VII. Capitul. ihn bey ſich zu haben, oder mit ihm zu diſcouri-ren. Jnſonderheit bemuͤhet er ſich die Freund- ſchafft und Gewogenheit derer zu erlangen, die mit ihm von gleichen Metier, und haͤlt ſich am meiſten zu ihnen. Hat er in Studiis etwas gethan, ſo adreſſirt er ſich an diejenigen, die Liebhaber von der Literatur. Gedenckt er von dem Degen Pro- feſſion zu machen, ſo bemuͤhet er ſich einen ſolchen Hof-Mann aufzuſuchen, der etwan ſonſt ein Sol- dat geweſen, oder nebſt der Hof-Charge, wie an einigen Hoͤfen gewoͤhnlich, eine Militair-Charge zugleich mit begleidet. Hat er im Reiten einige Ge- ſchicklichkeit und Erkaͤntniß erlangt, da legt er bey dem Stall-Meiſter fleißig Viſiten ab, oder macht ſich mit dem Fuͤrſtlichen Bereuter wohl bekandt. Hat er ſich nun zu einem gewiſſer Metier ſattſam qualificirt gemacht, und die Gewogenheit eines Hof-Manns, der auch darinne geuͤbt iſt, uͤberkom- men, ſo kan er gewiß verſichert ſeyn, daß durch denſelben guten Freund ſeine Geſchicklichkeit bey der Herrſchafft und bey dem gantzen Hofe, ohne daß er noͤthig hat, ſelbſt etwas davon zu erweh- nen, ſattſam bekandt gemacht, und ausgebreitet wird werden. §. 22. Man handelt allerdings wider den gewiſſe
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I. Theil. VII. Capitul.
ihn bey ſich zu haben, oder mit ihm zu diſcouri-
ren. Jnſonderheit bemuͤhet er ſich die Freund-
ſchafft und Gewogenheit derer zu erlangen, die mit
ihm von gleichen Metier, und haͤlt ſich am meiſten
zu ihnen. Hat er in Studiis etwas gethan, ſo
adreſſirt er ſich an diejenigen, die Liebhaber von der
Literatur. Gedenckt er von dem Degen Pro-
feſſion zu machen, ſo bemuͤhet er ſich einen ſolchen
Hof-Mann aufzuſuchen, der etwan ſonſt ein Sol-
dat geweſen, oder nebſt der Hof-Charge, wie an
einigen Hoͤfen gewoͤhnlich, eine Militair-Charge
zugleich mit begleidet. Hat er im Reiten einige Ge-
ſchicklichkeit und Erkaͤntniß erlangt, da legt er bey
dem Stall-Meiſter fleißig Viſiten ab, oder macht
ſich mit dem Fuͤrſtlichen Bereuter wohl bekandt.
Hat er ſich nun zu einem gewiſſer Metier ſattſam
qualificirt gemacht, und die Gewogenheit eines
Hof-Manns, der auch darinne geuͤbt iſt, uͤberkom-
men, ſo kan er gewiß verſichert ſeyn, daß durch
denſelben guten Freund ſeine Geſchicklichkeit bey
der Herrſchafft und bey dem gantzen Hofe, ohne
daß er noͤthig hat, ſelbſt etwas davon zu erweh-
nen, ſattſam bekandt gemacht, und ausgebreitet
wird werden.
§. 22. Man handelt allerdings wider den
Wohlſtand, wenn man einige Hof-Bedienten
vom geringen Rang und Character, zumahl wenn
ihre Verdienſte ihren ſchlechten Umſtaͤnden gleich
ſind, zu ſeinen Confidenten oder Cameraden er-
wehlet; inzwiſchen ereignen ſich doch auch zuweilen
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