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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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I. Theil. VII. Capitul.
unterlassen, denselben mit beyzuwohnen; Denn hier
siehet er den Hof in seiner grösten Splendeur, und
hier kan er am meisten lernen, was zu den Hof-
Manieren erfordert wird, zumahl wenn fremde
Fürstliche Herrschafften zugleich mit ankommen.
Zu dem Ende, muß er auch ein oder ein paar Gala-
Kleider mit bey sich führen, denn sonst wo er sich
nicht an einem Hofe lange genug aufgehalten, oder
vornehme Connoissacen hat, wird es ihm bißwei-
len schwehr fallen, von der Wache, um eine und an-
dere öffentliche Handlung mit anzuschauen, einge-
lassen zu werden. Zu dem Ende muß er sich auch
bey Zeiten um ein Billet bekümmern, wenn welche
ausgegeben werden.

§. 24. Bey den Bunte-Reyhen muß er sich an-
gelegen seyn lassen, die ihm auf einige Stunden
durchs Looß zugetheilte Dame mit Discoursen ge-
hörig zu unterhalten, sich ihr gefällig zu erweisen,
und nach ihrem Stand und Character alle ersinn-
liche Aufwartung zu leisten. Spührt er, daß sie
gerne discourirt, oder discouriren hört, so muß er
sie mit Discoursen entreteniren, wo aber nicht, so
muß er schweigen; Bey der Tafel muß er sorgen,
daß sie mit allem wohl bedient werde, er muß sie
nach Gelegenheit entweder auf den Wagen füh-
ren, oder gar biß in ihr Hauß begleiten.

§. 25. Jn Beforschung und Beobachtung des
Ceremoniels kan er nicht vorsichtig und accurat ge-
nug seyn, wiewohl man an einem Hofe immer eine
freyere und ungezwungenere Lebens-Art hat, als an

dem

I. Theil. VII. Capitul.
unterlaſſen, denſelben mit beyzuwohnen; Denn hier
ſiehet er den Hof in ſeiner groͤſten Splendeur, und
hier kan er am meiſten lernen, was zu den Hof-
Manieren erfordert wird, zumahl wenn fremde
Fuͤrſtliche Herrſchafften zugleich mit ankommen.
Zu dem Ende, muß er auch ein oder ein paar Gala-
Kleider mit bey ſich fuͤhren, denn ſonſt wo er ſich
nicht an einem Hofe lange genug aufgehalten, oder
vornehme Connoiſſacen hat, wird es ihm bißwei-
len ſchwehr fallen, von der Wache, um eine und an-
dere oͤffentliche Handlung mit anzuſchauen, einge-
laſſen zu werden. Zu dem Ende muß er ſich auch
bey Zeiten um ein Billet bekuͤmmern, wenn welche
ausgegeben werden.

§. 24. Bey den Bunte-Reyhen muß er ſich an-
gelegen ſeyn laſſen, die ihm auf einige Stunden
durchs Looß zugetheilte Dame mit Diſcourſen ge-
hoͤrig zu unterhalten, ſich ihr gefaͤllig zu erweiſen,
und nach ihrem Stand und Character alle erſinn-
liche Aufwartung zu leiſten. Spuͤhrt er, daß ſie
gerne diſcourirt, oder diſcouriren hoͤrt, ſo muß er
ſie mit Diſcourſen entreteniren, wo aber nicht, ſo
muß er ſchweigen; Bey der Tafel muß er ſorgen,
daß ſie mit allem wohl bedient werde, er muß ſie
nach Gelegenheit entweder auf den Wagen fuͤh-
ren, oder gar biß in ihr Hauß begleiten.

§. 25. Jn Beforſchung und Beobachtung des
Ceremoniels kan er nicht vorſichtig und accurat ge-
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freyere und ungezwungenere Lebens-Art hat, als an

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[218/0238] I. Theil. VII. Capitul. unterlaſſen, denſelben mit beyzuwohnen; Denn hier ſiehet er den Hof in ſeiner groͤſten Splendeur, und hier kan er am meiſten lernen, was zu den Hof- Manieren erfordert wird, zumahl wenn fremde Fuͤrſtliche Herrſchafften zugleich mit ankommen. Zu dem Ende, muß er auch ein oder ein paar Gala- Kleider mit bey ſich fuͤhren, denn ſonſt wo er ſich nicht an einem Hofe lange genug aufgehalten, oder vornehme Connoiſſacen hat, wird es ihm bißwei- len ſchwehr fallen, von der Wache, um eine und an- dere oͤffentliche Handlung mit anzuſchauen, einge- laſſen zu werden. Zu dem Ende muß er ſich auch bey Zeiten um ein Billet bekuͤmmern, wenn welche ausgegeben werden. §. 24. Bey den Bunte-Reyhen muß er ſich an- gelegen ſeyn laſſen, die ihm auf einige Stunden durchs Looß zugetheilte Dame mit Diſcourſen ge- hoͤrig zu unterhalten, ſich ihr gefaͤllig zu erweiſen, und nach ihrem Stand und Character alle erſinn- liche Aufwartung zu leiſten. Spuͤhrt er, daß ſie gerne diſcourirt, oder diſcouriren hoͤrt, ſo muß er ſie mit Diſcourſen entreteniren, wo aber nicht, ſo muß er ſchweigen; Bey der Tafel muß er ſorgen, daß ſie mit allem wohl bedient werde, er muß ſie nach Gelegenheit entweder auf den Wagen fuͤh- ren, oder gar biß in ihr Hauß begleiten. §. 25. Jn Beforſchung und Beobachtung des Ceremoniels kan er nicht vorſichtig und accurat ge- nug ſeyn, wiewohl man an einem Hofe immer eine freyere und ungezwungenere Lebens-Art hat, als an dem

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/238>, abgerufen am 24.11.2024.