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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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Von dem Hof-Leben.
ten desto aufmercksamer seyn möge, und den Grund
anzuzeigen wisse, woher dieses oder jenes, welches
einem andern unbekandt, zu entspringen pflege.

§. 17. An manchen Höfen wird an die man-
cherley Divertissemens eben so viel gedacht, als an
die ernstlichen Handlungen. Befindet er sich nun
an einem solchen Hofe, so ist er bemühet, wie er bey
mancherley Lustbarkeiten, als Opern, Comoedien,
Masqueraden, Redouten, Bällen, Wirthschafften,
Schäfer-Spielen, Illuminationen, Feuerwercken,
Schneppenschiessen, Schlittenfahrten, Aufzügen,
Einzügen, Carrasellen, Damen-Rennen, Inven-
tions-
Tafeln, und viel andern dergleichen, entwe-
der durch Hülffe des Zeichnens und der Bau-Kunst
eines und das andere dabey mit angeben und ver-
bessern, oder doch zum wenigsten gründlich davon
zu urtheilen, und historice manches darüber herzu-
sagen wisse.

§. 18. Die Oratorie ist vor einem Hof-Mann
ein nützlich Studium. Ob es schon heutiges Tages
nicht mehr so gebräuchlich, als vor diesem, daß bey
Empfangung und Bewillkommung fremder Herr-
schafften auf den Grentzen weitläufftige und solenne
Reden gehalten werden, und man es in diesem Fall
bey einem kurtzen Compliment bewenden läst, so
ereignen sich doch mancherley Gelegenheiten, daß
ein Cavalier, der in den Studiis etwas gethan, bey
Hofe öffentlich reden muß. Bald wird er bey der
Beerdigung einer adelichen Leiche zu einem Paren-
tator
ausgebeten, bald muß er bey einem Fürstli-

chen

Von dem Hof-Leben.
ten deſto aufmerckſamer ſeyn moͤge, und den Grund
anzuzeigen wiſſe, woher dieſes oder jenes, welches
einem andern unbekandt, zu entſpringen pflege.

§. 17. An manchen Hoͤfen wird an die man-
cherley Divertiſſemens eben ſo viel gedacht, als an
die ernſtlichen Handlungen. Befindet er ſich nun
an einem ſolchen Hofe, ſo iſt er bemuͤhet, wie er bey
mancherley Luſtbarkeiten, als Opern, Comœdien,
Maſqueraden, Redouten, Baͤllen, Wirthſchafften,
Schaͤfer-Spielen, Illuminationen, Feuerwercken,
Schneppenſchieſſen, Schlittenfahrten, Aufzuͤgen,
Einzuͤgen, Carraſellen, Damen-Rennen, Inven-
tions-
Tafeln, und viel andern dergleichen, entwe-
der durch Huͤlffe des Zeichnens und der Bau-Kunſt
eines und das andere dabey mit angeben und ver-
beſſern, oder doch zum wenigſten gruͤndlich davon
zu urtheilen, und hiſtorice manches daruͤber herzu-
ſagen wiſſe.

§. 18. Die Oratorie iſt vor einem Hof-Mann
ein nuͤtzlich Studium. Ob es ſchon heutiges Tages
nicht mehr ſo gebraͤuchlich, als vor dieſem, daß bey
Empfangung und Bewillkommung fremder Herr-
ſchafften auf den Grentzen weitlaͤufftige und ſolenne
Reden gehalten werden, und man es in dieſem Fall
bey einem kurtzen Compliment bewenden laͤſt, ſo
ereignen ſich doch mancherley Gelegenheiten, daß
ein Cavalier, der in den Studiis etwas gethan, bey
Hofe oͤffentlich reden muß. Bald wird er bey der
Beerdigung einer adelichen Leiche zu einem Paren-
tator
ausgebeten, bald muß er bey einem Fuͤrſtli-

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[235/0255] Von dem Hof-Leben. ten deſto aufmerckſamer ſeyn moͤge, und den Grund anzuzeigen wiſſe, woher dieſes oder jenes, welches einem andern unbekandt, zu entſpringen pflege. §. 17. An manchen Hoͤfen wird an die man- cherley Divertiſſemens eben ſo viel gedacht, als an die ernſtlichen Handlungen. Befindet er ſich nun an einem ſolchen Hofe, ſo iſt er bemuͤhet, wie er bey mancherley Luſtbarkeiten, als Opern, Comœdien, Maſqueraden, Redouten, Baͤllen, Wirthſchafften, Schaͤfer-Spielen, Illuminationen, Feuerwercken, Schneppenſchieſſen, Schlittenfahrten, Aufzuͤgen, Einzuͤgen, Carraſellen, Damen-Rennen, Inven- tions-Tafeln, und viel andern dergleichen, entwe- der durch Huͤlffe des Zeichnens und der Bau-Kunſt eines und das andere dabey mit angeben und ver- beſſern, oder doch zum wenigſten gruͤndlich davon zu urtheilen, und hiſtorice manches daruͤber herzu- ſagen wiſſe. §. 18. Die Oratorie iſt vor einem Hof-Mann ein nuͤtzlich Studium. Ob es ſchon heutiges Tages nicht mehr ſo gebraͤuchlich, als vor dieſem, daß bey Empfangung und Bewillkommung fremder Herr- ſchafften auf den Grentzen weitlaͤufftige und ſolenne Reden gehalten werden, und man es in dieſem Fall bey einem kurtzen Compliment bewenden laͤſt, ſo ereignen ſich doch mancherley Gelegenheiten, daß ein Cavalier, der in den Studiis etwas gethan, bey Hofe oͤffentlich reden muß. Bald wird er bey der Beerdigung einer adelichen Leiche zu einem Paren- tator ausgebeten, bald muß er bey einem Fuͤrſtli- chen

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/255>, abgerufen am 24.11.2024.