Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

Bild:
<< vorherige Seite

Von dem Hof-Leben.
liche Dienste zu leisten, und richtet sich so viel ihm
nur immer möglich, nach ihren Willen und Nei-
gungen. Es gereichet seiner Herrschafft selbst zu
Ehren, wenn fremde sehen, daß ihre Diener qua-
lifici
rt, und über die maßen mühsam und besorgt
sind, Fremde zu bedienen, die Praesente, welche die
fremden Herrschafften an die Cavaliers und ande-
re, die das Aufwarten haben, austheilt, werden ge-
meiniglich vor diejenigen, die sich hierbey accurat
bezeugen, ansehnlicher und besser; sie setzen sich
auch wohl bißweilen hiedurch bey der fremden
Herrschafft in solche Gnade, daß sie dieselben, zu der
Diener Verbeßerung, in ihre eigene Dienste ziehen,
oder sie doch bey ihren Herrschafften rühmen.

§. 25. Er ist auch überhaupt gegen alle Fremde,
ohn Unterscheid des Standes und ihres Characters,
höflich und dienstfertig, sie mögen nun nach Hof
kommen, um die Gnade zu haben, der Herrschafft
ihren Reverence zu machen, oder bloß den Hof
zu besuchen. Er erkundiget sich, wenn es zumahl
junge Leute sind, ob sie etwan bey dem Hof-
Marschall u. s. w. bereits gemeldt, und wenn es
nicht geschehen, ertheilt er ihnen Nachricht, an wem
sie sich zu adressiren haben; spühret er, daß sie es
nöthig haben, und vor gut aufnehmen möchten, so
sagt er ihnen eines und das andere von dem Cere-
moniel
des Hofes, wie es bey der Tafel, bey dem
Gesundheits-Trincken u. s. w. in diesem oder je-
nem, gehalten werde, er praesentirt sie selbst an an-
dere Cavaliers, unterhält sie bey Hofe mit Discour-

sen,

Von dem Hof-Leben.
liche Dienſte zu leiſten, und richtet ſich ſo viel ihm
nur immer moͤglich, nach ihren Willen und Nei-
gungen. Es gereichet ſeiner Herrſchafft ſelbſt zu
Ehren, wenn fremde ſehen, daß ihre Diener qua-
lifici
rt, und uͤber die maßen muͤhſam und beſorgt
ſind, Fremde zu bedienen, die Præſente, welche die
fremden Herrſchafften an die Cavaliers und ande-
re, die das Aufwarten haben, austheilt, werden ge-
meiniglich vor diejenigen, die ſich hierbey accurat
bezeugen, anſehnlicher und beſſer; ſie ſetzen ſich
auch wohl bißweilen hiedurch bey der fremden
Herrſchafft in ſolche Gnade, daß ſie dieſelben, zu der
Diener Verbeßerung, in ihre eigene Dienſte ziehen,
oder ſie doch bey ihren Herrſchafften ruͤhmen.

§. 25. Er iſt auch uͤberhaupt gegen alle Fremde,
ohn Unterſcheid des Standes und ihres Characters,
hoͤflich und dienſtfertig, ſie moͤgen nun nach Hof
kommen, um die Gnade zu haben, der Herrſchafft
ihren Reverence zu machen, oder bloß den Hof
zu beſuchen. Er erkundiget ſich, wenn es zumahl
junge Leute ſind, ob ſie etwan bey dem Hof-
Marſchall u. ſ. w. bereits gemeldt, und wenn es
nicht geſchehen, ertheilt er ihnen Nachricht, an wem
ſie ſich zu adreſſiren haben; ſpuͤhret er, daß ſie es
noͤthig haben, und vor gut aufnehmen moͤchten, ſo
ſagt er ihnen eines und das andere von dem Cere-
moniel
des Hofes, wie es bey der Tafel, bey dem
Geſundheits-Trincken u. ſ. w. in dieſem oder je-
nem, gehalten werde, er præſentirt ſie ſelbſt an an-
dere Cavaliers, unterhaͤlt ſie bey Hofe mit Diſcour-

ſen,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0259" n="239"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von dem Hof-Leben.</hi></fw><lb/>
liche Dien&#x017F;te zu lei&#x017F;ten, und richtet &#x017F;ich &#x017F;o viel ihm<lb/>
nur immer mo&#x0364;glich, nach ihren Willen und Nei-<lb/>
gungen. Es gereichet &#x017F;einer Herr&#x017F;chafft &#x017F;elb&#x017F;t zu<lb/>
Ehren, wenn fremde &#x017F;ehen, daß ihre Diener <hi rendition="#aq">qua-<lb/>
lifici</hi>rt, und u&#x0364;ber die maßen mu&#x0364;h&#x017F;am und be&#x017F;orgt<lb/>
&#x017F;ind, Fremde zu bedienen, die <hi rendition="#aq">Præ&#x017F;ente,</hi> welche die<lb/>
fremden Herr&#x017F;chafften an die <hi rendition="#aq">Cavaliers</hi> und ande-<lb/>
re, die das Aufwarten haben, austheilt, werden ge-<lb/>
meiniglich vor diejenigen, die &#x017F;ich hierbey <hi rendition="#aq">accurat</hi><lb/>
bezeugen, an&#x017F;ehnlicher und be&#x017F;&#x017F;er; &#x017F;ie &#x017F;etzen &#x017F;ich<lb/>
auch wohl bißweilen hiedurch bey der fremden<lb/>
Herr&#x017F;chafft in &#x017F;olche Gnade, daß &#x017F;ie die&#x017F;elben, zu der<lb/>
Diener Verbeßerung, in ihre eigene Dien&#x017F;te ziehen,<lb/>
oder &#x017F;ie doch bey ihren Herr&#x017F;chafften ru&#x0364;hmen.</p><lb/>
        <p>§. 25. Er i&#x017F;t auch u&#x0364;berhaupt gegen alle Fremde,<lb/>
ohn Unter&#x017F;cheid des Standes und ihres <hi rendition="#aq">Characters,</hi><lb/>
ho&#x0364;flich und dien&#x017F;tfertig, &#x017F;ie mo&#x0364;gen nun nach Hof<lb/>
kommen, um die Gnade zu haben, der Herr&#x017F;chafft<lb/>
ihren <hi rendition="#aq">Reverence</hi> zu machen, oder bloß den Hof<lb/>
zu be&#x017F;uchen. Er erkundiget &#x017F;ich, wenn es zumahl<lb/>
junge Leute &#x017F;ind, ob &#x017F;ie etwan bey dem Hof-<lb/>
Mar&#x017F;chall u. &#x017F;. w. bereits gemeldt, und wenn es<lb/>
nicht ge&#x017F;chehen, ertheilt er ihnen Nachricht, an wem<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich zu <hi rendition="#aq">adre&#x017F;&#x017F;i</hi>ren haben; &#x017F;pu&#x0364;hret er, daß &#x017F;ie es<lb/>
no&#x0364;thig haben, und vor gut aufnehmen mo&#x0364;chten, &#x017F;o<lb/>
&#x017F;agt er ihnen eines und das andere von dem <hi rendition="#aq">Cere-<lb/>
moniel</hi> des Hofes, wie es bey der Tafel, bey dem<lb/>
Ge&#x017F;undheits-Trincken u. &#x017F;. w. in die&#x017F;em oder je-<lb/>
nem, gehalten werde, er <hi rendition="#aq">præ&#x017F;enti</hi>rt &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t an an-<lb/>
dere <hi rendition="#aq">Cavaliers,</hi> unterha&#x0364;lt &#x017F;ie bey Hofe mit <hi rendition="#aq">Di&#x017F;cour-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">&#x017F;</hi>en,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[239/0259] Von dem Hof-Leben. liche Dienſte zu leiſten, und richtet ſich ſo viel ihm nur immer moͤglich, nach ihren Willen und Nei- gungen. Es gereichet ſeiner Herrſchafft ſelbſt zu Ehren, wenn fremde ſehen, daß ihre Diener qua- lificirt, und uͤber die maßen muͤhſam und beſorgt ſind, Fremde zu bedienen, die Præſente, welche die fremden Herrſchafften an die Cavaliers und ande- re, die das Aufwarten haben, austheilt, werden ge- meiniglich vor diejenigen, die ſich hierbey accurat bezeugen, anſehnlicher und beſſer; ſie ſetzen ſich auch wohl bißweilen hiedurch bey der fremden Herrſchafft in ſolche Gnade, daß ſie dieſelben, zu der Diener Verbeßerung, in ihre eigene Dienſte ziehen, oder ſie doch bey ihren Herrſchafften ruͤhmen. §. 25. Er iſt auch uͤberhaupt gegen alle Fremde, ohn Unterſcheid des Standes und ihres Characters, hoͤflich und dienſtfertig, ſie moͤgen nun nach Hof kommen, um die Gnade zu haben, der Herrſchafft ihren Reverence zu machen, oder bloß den Hof zu beſuchen. Er erkundiget ſich, wenn es zumahl junge Leute ſind, ob ſie etwan bey dem Hof- Marſchall u. ſ. w. bereits gemeldt, und wenn es nicht geſchehen, ertheilt er ihnen Nachricht, an wem ſie ſich zu adreſſiren haben; ſpuͤhret er, daß ſie es noͤthig haben, und vor gut aufnehmen moͤchten, ſo ſagt er ihnen eines und das andere von dem Cere- moniel des Hofes, wie es bey der Tafel, bey dem Geſundheits-Trincken u. ſ. w. in dieſem oder je- nem, gehalten werde, er præſentirt ſie ſelbſt an an- dere Cavaliers, unterhaͤlt ſie bey Hofe mit Diſcour- ſen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/259
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/259>, abgerufen am 24.11.2024.