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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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I. Theil. I. Capitul.
auszuüben, als worinnen sie tagtäglich von dem
Hauffen der eigennützigen Schmeichler, mit denen
sie umzirckelt, bestärcket werden. Sie sind, in An-
sehung der Jrrthümer, des Verstandes und des
Willens, deren sie von Natur unterworffen, Men-
schen wie andere, und wegen des allzu sparsamen
Unterrichts, der ihnen gemeiniglich durch ihre eigne
Schuld ertheilet werde, und wegen der ungebunde-
nen Freyheit, darinnen sie sich befinden, noch viel
fähiger, denn ihre Unterthanen, in den Jrrthümern
zu verharren. Da es sich nun aber nicht der Mü-
he lohnet, ihre lasterhafften Handlungen aufzuzeich-
nen, und es nicht gar wohl vergönnet ist, morali-
sche Betrachtungen darüber anzustellen, so kan man
bey Abfassung der Staats-Ceremoniel-Wissen-
schafft nichts weiter thun, als daß man die hieher
gehörigen Handlungen der Europäischen Puissan-
cen, die sie theils als Privat-Personen, theils als
Landes-Fürsten durch eigene Bewegniß, entweder
nach der Vorschrifft der wahren Welt-Weißheit,
oder doch nicht wider dieselbe unternehmen, in all-
gemeine Regeln verfaßt, und sie aus denen ältesten
und neuesten Geschichten erläutert, ob und wie weit
vergönnet sey, hierbey eine und die andere politische
und moralische Anmerckung mit beyzufügen, be-
ruhet von eines jeden eigenen Uberlegungen.

§. 28. Jungen Leuten ist über die massen nöthig,
daß sie sich um diejenige Wissenschafft bekümmern,
welche den äusserlichen Handlungen eine gewisse,
angenehme und wohlanständige Weise vorschreibt,

sinte-

I. Theil. I. Capitul.
auszuuͤben, als worinnen ſie tagtaͤglich von dem
Hauffen der eigennuͤtzigen Schmeichler, mit denen
ſie umzirckelt, beſtaͤrcket werden. Sie ſind, in An-
ſehung der Jrrthuͤmer, des Verſtandes und des
Willens, deren ſie von Natur unterworffen, Men-
ſchen wie andere, und wegen des allzu ſparſamen
Unterrichts, der ihnen gemeiniglich durch ihre eigne
Schuld ertheilet werde, und wegen der ungebunde-
nen Freyheit, darinnen ſie ſich befinden, noch viel
faͤhiger, denn ihre Unterthanen, in den Jrrthuͤmern
zu verharren. Da es ſich nun aber nicht der Muͤ-
he lohnet, ihre laſterhafften Handlungen aufzuzeich-
nen, und es nicht gar wohl vergoͤnnet iſt, morali-
ſche Betrachtungen daruͤber anzuſtellen, ſo kan man
bey Abfaſſung der Staats-Ceremoniel-Wiſſen-
ſchafft nichts weiter thun, als daß man die hieher
gehoͤrigen Handlungen der Europaͤiſchen Puiſſan-
cen, die ſie theils als Privat-Perſonen, theils als
Landes-Fuͤrſten durch eigene Bewegniß, entweder
nach der Vorſchrifft der wahren Welt-Weißheit,
oder doch nicht wider dieſelbe unternehmen, in all-
gemeine Regeln verfaßt, und ſie aus denen aͤlteſten
und neueſten Geſchichten erlaͤutert, ob und wie weit
vergoͤnnet ſey, hierbey eine und die andere politiſche
und moraliſche Anmerckung mit beyzufuͤgen, be-
ruhet von eines jeden eigenen Uberlegungen.

§. 28. Jungen Leuten iſt uͤber die maſſen noͤthig,
daß ſie ſich um diejenige Wiſſenſchafft bekuͤmmern,
welche den aͤuſſerlichen Handlungen eine gewiſſe,
angenehme und wohlanſtaͤndige Weiſe vorſchreibt,

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[24/0044] I. Theil. I. Capitul. auszuuͤben, als worinnen ſie tagtaͤglich von dem Hauffen der eigennuͤtzigen Schmeichler, mit denen ſie umzirckelt, beſtaͤrcket werden. Sie ſind, in An- ſehung der Jrrthuͤmer, des Verſtandes und des Willens, deren ſie von Natur unterworffen, Men- ſchen wie andere, und wegen des allzu ſparſamen Unterrichts, der ihnen gemeiniglich durch ihre eigne Schuld ertheilet werde, und wegen der ungebunde- nen Freyheit, darinnen ſie ſich befinden, noch viel faͤhiger, denn ihre Unterthanen, in den Jrrthuͤmern zu verharren. Da es ſich nun aber nicht der Muͤ- he lohnet, ihre laſterhafften Handlungen aufzuzeich- nen, und es nicht gar wohl vergoͤnnet iſt, morali- ſche Betrachtungen daruͤber anzuſtellen, ſo kan man bey Abfaſſung der Staats-Ceremoniel-Wiſſen- ſchafft nichts weiter thun, als daß man die hieher gehoͤrigen Handlungen der Europaͤiſchen Puiſſan- cen, die ſie theils als Privat-Perſonen, theils als Landes-Fuͤrſten durch eigene Bewegniß, entweder nach der Vorſchrifft der wahren Welt-Weißheit, oder doch nicht wider dieſelbe unternehmen, in all- gemeine Regeln verfaßt, und ſie aus denen aͤlteſten und neueſten Geſchichten erlaͤutert, ob und wie weit vergoͤnnet ſey, hierbey eine und die andere politiſche und moraliſche Anmerckung mit beyzufuͤgen, be- ruhet von eines jeden eigenen Uberlegungen. §. 28. Jungen Leuten iſt uͤber die maſſen noͤthig, daß ſie ſich um diejenige Wiſſenſchafft bekuͤmmern, welche den aͤuſſerlichen Handlungen eine gewiſſe, angenehme und wohlanſtaͤndige Weiſe vorſchreibt, ſinte-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/44>, abgerufen am 21.11.2024.