Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.II. Theil. XVII. Capitul. Zeuge handelt, und im Nahmen des Kindes einenunauflößlichen Bund schlüßt, so ist man auch schul- dig, hierbey eben die Ehrerbietung zu erweisen, als bey Geniessung des heiligen Abendmahls. Sie sind schuldig, sich vorher andächtig zuzubereiten/ immaßen Exempel von hohen Standes-Personen bekandt, welche, wenn sie zu Gevattern gebeten wer- den, selbigen gantzen Tag gefastet, und das heilige Werck mit nüchterm Hertzen und stetem Gebet verrichtet; welche Christliche Vorbereitung um so viel eher geschehen kan und soll, wenn die heilige Tauffe, so fort nach der Predigt und Betstunde an- gestellt wird, als welches sonderlich zu diesem Ende geschiehet, damit das heilige Werck mit GOtt und Gebet angefangen werden möge, welchenfalls denn die Gevattern sich nicht als rechtschaffne Christen erweisen, wenn sie solchen öffentlichen GOttes- dienst vorsetzlich versäumen, hingegen ihren Putz und Hoffarth abwarten, und sodann erst zur heili- gen Tauffe kommen. S. das theologische Re- sponsum in Wideburgs Dissertat. de gladio in Sacramentorum reverentiam deponendo, p. 56. und 57, 62. und 63. §. 4. Doch, wie rar sind diejenigen Tauff-Zeu- Fara-
II. Theil. XVII. Capitul. Zeuge handelt, und im Nahmen des Kindes einenunaufloͤßlichen Bund ſchluͤßt, ſo iſt man auch ſchul- dig, hierbey eben die Ehrerbietung zu erweiſen, als bey Genieſſung des heiligen Abendmahls. Sie ſind ſchuldig, ſich vorher andaͤchtig zuzubereiten/ immaßen Exempel von hohen Standes-Perſonen bekandt, welche, wenn ſie zu Gevattern gebeten wer- den, ſelbigen gantzen Tag gefaſtet, und das heilige Werck mit nuͤchterm Hertzen und ſtetem Gebet verrichtet; welche Chriſtliche Vorbereitung um ſo viel eher geſchehen kan und ſoll, wenn die heilige Tauffe, ſo fort nach der Predigt und Betſtunde an- geſtellt wird, als welches ſonderlich zu dieſem Ende geſchiehet, damit das heilige Werck mit GOtt und Gebet angefangen werden moͤge, welchenfalls denn die Gevattern ſich nicht als rechtſchaffne Chriſten erweiſen, wenn ſie ſolchen oͤffentlichen GOttes- dienſt vorſetzlich verſaͤumen, hingegen ihren Putz und Hoffarth abwarten, und ſodann erſt zur heili- gen Tauffe kommen. S. das theologiſche Re- ſponſum in Wideburgs Diſſertat. de gladio in Sacramentorum reverentiam deponendo, p. 56. und 57, 62. und 63. §. 4. Doch, wie rar ſind diejenigen Tauff-Zeu- Fara-
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II. Theil. XVII. Capitul.
Zeuge handelt, und im Nahmen des Kindes einen
unaufloͤßlichen Bund ſchluͤßt, ſo iſt man auch ſchul-
dig, hierbey eben die Ehrerbietung zu erweiſen, als
bey Genieſſung des heiligen Abendmahls. Sie
ſind ſchuldig, ſich vorher andaͤchtig zuzubereiten/
immaßen Exempel von hohen Standes-Perſonen
bekandt, welche, wenn ſie zu Gevattern gebeten wer-
den, ſelbigen gantzen Tag gefaſtet, und das heilige
Werck mit nuͤchterm Hertzen und ſtetem Gebet
verrichtet; welche Chriſtliche Vorbereitung um ſo
viel eher geſchehen kan und ſoll, wenn die heilige
Tauffe, ſo fort nach der Predigt und Betſtunde an-
geſtellt wird, als welches ſonderlich zu dieſem Ende
geſchiehet, damit das heilige Werck mit GOtt und
Gebet angefangen werden moͤge, welchenfalls denn
die Gevattern ſich nicht als rechtſchaffne Chriſten
erweiſen, wenn ſie ſolchen oͤffentlichen GOttes-
dienſt vorſetzlich verſaͤumen, hingegen ihren Putz
und Hoffarth abwarten, und ſodann erſt zur heili-
gen Tauffe kommen. S. das theologiſche Re-
ſponſum in Wideburgs Diſſertat. de gladio in
Sacramentorum reverentiam deponendo, p. 56.
und 57, 62. und 63.
§. 4. Doch, wie rar ſind diejenigen Tauff-Zeu-
gen, die ihrer Chriſten-Pflichten hierinnen gehoͤrig
wahrnehmen. Die meiſten ſehen die Tauff-Hand-
lung, ſo wohl als der groͤſte Theil derer, die die
Kindtauffen ausrichten, vor ein bloß Ceremoniel-
Werck an, und nicht vor eine heilige Handlung.
Der gottloſe und weltgeſinnete Demas fuͤhret in des
Fara-
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