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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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I. Theil. VII. Capitul.
bohrner von Mecklenburg geschlossen ward, auf dem
Schloß zu Torgau mit Gold gestickte und man-
cherley Figuren und Historien durchwürckte Tape-
ten zu sehen. S. aus einem alten Sächs. Historico
das III. Stück von Struvens historisch-politischen
Archiv p. 50. Jedoch waren sie nicht so gemein als
ietzund, und nur bloß in den Fürstlichen Parade-
Zimmern zu sehen. An statt der Tapeten sahe man
mehrentheils in den Vorgemächern die Bildnisse
von den Hoch-Fürstlichen Anverwandten in Le-
bens-Grösse, oder auch Bilder von unterschiedlich-
gehaltenen Jagten, von jagtbahren Hirschen, wil-
den Schweinen, raren Hunden, u. s. w. Bißwei-
len waren auch die Wände mit Wasser-Farben
bemahlet, oder mit unterschiedenen Sprüchen der
heiligen Schrifft beschrieben.

§. 38. Einige Fürsten sind keine Liebhaber von
Veränderung der Meublen, sondern diejenigen sind
ihnen die liebsten, die sie von ihren Fürstlichen El-
tern und Groß-Eltern noch herhaben. Andere hin-
gegen finden ihr gröstes Vergnügen an offtmahli-
ger Abwechselung, und in Nachahmung alles des-
sen, was bey den Ausländern an Galanterien und
Kostbarkeiten wahrgenommen wird. Sie sind
bey der Architectur und Ausmeublirung ihrer
Fürstlichen Residentz und Lust-Häuser nicht mit
dem zufrieden, was ihnen die sinnreichsten Meister
in Franckreich und Jtalien, Holland und England
an die Hand geben, sondern sie müssen auch noch
dazu, so wol bey der Bau-Art, als bey den Meublen,

aus

I. Theil. VII. Capitul.
bohrner von Mecklenburg geſchloſſen ward, auf dem
Schloß zu Torgau mit Gold geſtickte und man-
cherley Figuren und Hiſtorien durchwuͤrckte Tape-
ten zu ſehen. S. aus einem alten Saͤchſ. Hiſtorico
das III. Stuͤck von Struvens hiſtoriſch-politiſchen
Archiv p. 50. Jedoch waren ſie nicht ſo gemein als
ietzund, und nur bloß in den Fuͤrſtlichen Parade-
Zimmern zu ſehen. An ſtatt der Tapeten ſahe man
mehrentheils in den Vorgemaͤchern die Bildniſſe
von den Hoch-Fuͤrſtlichen Anverwandten in Le-
bens-Groͤſſe, oder auch Bilder von unterſchiedlich-
gehaltenen Jagten, von jagtbahren Hirſchen, wil-
den Schweinen, raren Hunden, u. ſ. w. Bißwei-
len waren auch die Waͤnde mit Waſſer-Farben
bemahlet, oder mit unterſchiedenen Spruͤchen der
heiligen Schrifft beſchrieben.

§. 38. Einige Fuͤrſten ſind keine Liebhaber von
Veraͤnderung der Meublen, ſondern diejenigen ſind
ihnen die liebſten, die ſie von ihren Fuͤrſtlichen El-
tern und Groß-Eltern noch herhaben. Andere hin-
gegen finden ihr groͤſtes Vergnuͤgen an offtmahli-
ger Abwechſelung, und in Nachahmung alles deſ-
ſen, was bey den Auslaͤndern an Galanterien und
Koſtbarkeiten wahrgenommen wird. Sie ſind
bey der Architectur und Ausmeublirung ihrer
Fuͤrſtlichen Reſidentz und Luſt-Haͤuſer nicht mit
dem zufrieden, was ihnen die ſinnreichſten Meiſter
in Franckreich und Jtalien, Holland und England
an die Hand geben, ſondern ſie muͤſſen auch noch
dazu, ſo wol bey der Bau-Art, als bey den Meublen,

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[80/0104] I. Theil. VII. Capitul. bohrner von Mecklenburg geſchloſſen ward, auf dem Schloß zu Torgau mit Gold geſtickte und man- cherley Figuren und Hiſtorien durchwuͤrckte Tape- ten zu ſehen. S. aus einem alten Saͤchſ. Hiſtorico das III. Stuͤck von Struvens hiſtoriſch-politiſchen Archiv p. 50. Jedoch waren ſie nicht ſo gemein als ietzund, und nur bloß in den Fuͤrſtlichen Parade- Zimmern zu ſehen. An ſtatt der Tapeten ſahe man mehrentheils in den Vorgemaͤchern die Bildniſſe von den Hoch-Fuͤrſtlichen Anverwandten in Le- bens-Groͤſſe, oder auch Bilder von unterſchiedlich- gehaltenen Jagten, von jagtbahren Hirſchen, wil- den Schweinen, raren Hunden, u. ſ. w. Bißwei- len waren auch die Waͤnde mit Waſſer-Farben bemahlet, oder mit unterſchiedenen Spruͤchen der heiligen Schrifft beſchrieben. §. 38. Einige Fuͤrſten ſind keine Liebhaber von Veraͤnderung der Meublen, ſondern diejenigen ſind ihnen die liebſten, die ſie von ihren Fuͤrſtlichen El- tern und Groß-Eltern noch herhaben. Andere hin- gegen finden ihr groͤſtes Vergnuͤgen an offtmahli- ger Abwechſelung, und in Nachahmung alles deſ- ſen, was bey den Auslaͤndern an Galanterien und Koſtbarkeiten wahrgenommen wird. Sie ſind bey der Architectur und Ausmeublirung ihrer Fuͤrſtlichen Reſidentz und Luſt-Haͤuſer nicht mit dem zufrieden, was ihnen die ſinnreichſten Meiſter in Franckreich und Jtalien, Holland und England an die Hand geben, ſondern ſie muͤſſen auch noch dazu, ſo wol bey der Bau-Art, als bey den Meublen, aus

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/104>, abgerufen am 21.11.2024.