Nordischen viel Fleischwerck, Wildpreth und Fisch- werck, und auf den Teutschen Tafeln ist alles auf unterschiedene Weise untermengt. Bißweilen wird folgende Speise-Ordnung beobachtet, daß erstlich die Fleisch-Speisen, nachgehends die Fische und Gebackense, endlich die Braten, und vierdtens das Confect aufgetragen werden.
§. 25. Es geschicht nicht selten, daß einige von den Fürstlichen Ministres prächtigere Tafeln füh- ren, als die Fürsten selbst, oder eine besondere deli- catesse zu mancher Zeit eher in ihre Küchen einläuft, als in die Fürstlichen. Der Römische Kayser Jo- sephus, glorwürdigsten Andenckens, schertzte ein- stens von einem gewissen Ministre über der Tafel, als ihm ein Gerichte Krebse aufgesetzt worden, weil selbige gantz klein waren, fragte er, woher es käme, daß so kleine Krebse auf seine Tafel gesetzt würden? Als man nun zur Antwort gab, man hätte vor die- sesmahl keine grössere bekommen können, so versetz- te er: Jhr wisset nur nicht, wo ihr gute Sachen su- chen sollt, wäret ihr nur zu meines Vaters R. ge- gangen, da würdet ihr gewiß sie sehr gut angetrof- fen haben; womit er auf die grossen Einkünffte des- selben zielte, wodurch es manche zuwege bringen, daß sie sich öffters mehr, als der Kayser selbst zu gute thun können. S. des curieusen Bücher-Ca- binets VI. Eingang, p. 885.
§. 26. Die Schau-Essen sind in den alten Zei- ten mehr mode gewesen als ietzund. Man findet bey den alten Geschicht-Schreibern, daß auf gros-
sen
G 3
Von dem Tafel-Ceremoniel.
Nordiſchen viel Fleiſchwerck, Wildpreth und Fiſch- werck, und auf den Teutſchen Tafeln iſt alles auf unterſchiedene Weiſe untermengt. Bißweilen wird folgende Speiſe-Ordnung beobachtet, daß erſtlich die Fleiſch-Speiſen, nachgehends die Fiſche und Gebackenſe, endlich die Braten, und vierdtens das Confect aufgetragen werden.
§. 25. Es geſchicht nicht ſelten, daß einige von den Fuͤrſtlichen Miniſtres praͤchtigere Tafeln fuͤh- ren, als die Fuͤrſten ſelbſt, oder eine beſondere deli- cateſſe zu mancher Zeit eher in ihre Kuͤchen einlaͤuft, als in die Fuͤrſtlichen. Der Roͤmiſche Kayſer Jo- ſephus, glorwuͤrdigſten Andenckens, ſchertzte ein- ſtens von einem gewiſſen Miniſtre uͤber der Tafel, als ihm ein Gerichte Krebſe aufgeſetzt worden, weil ſelbige gantz klein waren, fragte er, woher es kaͤme, daß ſo kleine Krebſe auf ſeine Tafel geſetzt wuͤrden? Als man nun zur Antwort gab, man haͤtte vor die- ſesmahl keine groͤſſere bekommen koͤnnen, ſo verſetz- te er: Jhr wiſſet nur nicht, wo ihr gute Sachen ſu- chen ſollt, waͤret ihr nur zu meines Vaters R. ge- gangen, da wuͤrdet ihr gewiß ſie ſehr gut angetrof- fen haben; womit er auf die groſſen Einkuͤnffte deſ- ſelben zielte, wodurch es manche zuwege bringen, daß ſie ſich oͤffters mehr, als der Kayſer ſelbſt zu gute thun koͤnnen. S. des curieuſen Buͤcher-Ca- binets VI. Eingang, p. 885.
§. 26. Die Schau-Eſſen ſind in den alten Zei- ten mehr mode geweſen als ietzund. Man findet bey den alten Geſchicht-Schreibern, daß auf groſ-
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Von dem Tafel-Ceremoniel.
Nordiſchen viel Fleiſchwerck, Wildpreth und Fiſch-
werck, und auf den Teutſchen Tafeln iſt alles auf
unterſchiedene Weiſe untermengt. Bißweilen wird
folgende Speiſe-Ordnung beobachtet, daß erſtlich
die Fleiſch-Speiſen, nachgehends die Fiſche und
Gebackenſe, endlich die Braten, und vierdtens das
Confect aufgetragen werden.
§. 25. Es geſchicht nicht ſelten, daß einige von
den Fuͤrſtlichen Miniſtres praͤchtigere Tafeln fuͤh-
ren, als die Fuͤrſten ſelbſt, oder eine beſondere deli-
cateſſe zu mancher Zeit eher in ihre Kuͤchen einlaͤuft,
als in die Fuͤrſtlichen. Der Roͤmiſche Kayſer Jo-
ſephus, glorwuͤrdigſten Andenckens, ſchertzte ein-
ſtens von einem gewiſſen Miniſtre uͤber der Tafel,
als ihm ein Gerichte Krebſe aufgeſetzt worden, weil
ſelbige gantz klein waren, fragte er, woher es kaͤme,
daß ſo kleine Krebſe auf ſeine Tafel geſetzt wuͤrden?
Als man nun zur Antwort gab, man haͤtte vor die-
ſesmahl keine groͤſſere bekommen koͤnnen, ſo verſetz-
te er: Jhr wiſſet nur nicht, wo ihr gute Sachen ſu-
chen ſollt, waͤret ihr nur zu meines Vaters R. ge-
gangen, da wuͤrdet ihr gewiß ſie ſehr gut angetrof-
fen haben; womit er auf die groſſen Einkuͤnffte deſ-
ſelben zielte, wodurch es manche zuwege bringen,
daß ſie ſich oͤffters mehr, als der Kayſer ſelbſt zu
gute thun koͤnnen. S. des curieuſen Buͤcher-Ca-
binets VI. Eingang, p. 885.
§. 26. Die Schau-Eſſen ſind in den alten Zei-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/125>, abgerufen am 21.11.2024.
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