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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von dem Tafel-Ceremoniel.
sentiret. Alles mit unbeschreiblicher Freude und
Vergnügen der hohen Gäste. Es soll diese splen-
dide
Tafel über 10tausend Gülden gekostet haben.

§. 28. Die Galanterie-Speisen oder Figuren
stellen bißweilen allerhand Götter aus dem Hey-
denthum vor, die sich zu einem ieden Festin schicken,
sie sind zu Zeiten einige Schuh hoch, und werden
unter die Confecturen mit gesetzt. Bißweilen wird
zum Spaß, als ein Schau-Essen, eine grosse Pa-
stete aufgetragen, daraus ein kleiner Zwerg, wenn
man sie aufschneidet, heraus gesprungen kommt,
der der Herrschafft an ihren Nahmens- oder Ge-
burths-Tägen, oder denen vornehmsten von den
Gästen, ein Carmen oder etwas anders über-
reicht.

§. 29. Bey Solennitäten werden allerhand In-
ventions-
Tafeln von mancherley Gattung ange-
richtet, und auf eine sonderbahre und anmuthige
Weise mit Pyramiden, Fontainen und andern sinn-
reichen Inventionen ausgeziert. Die Fontainen
spritzen die herrlichsten wohlriechenden Wasser von
sich, als Rosen-Wasser, Zimmet-Wasser, u. d. g.
Zwischen diesen siehet man allerhand, Citronen-
Pomerantzen- und andere rare Bäume mit ihren
Früchten. Man findet auch wohl, nach gewissen
Erfindungen, einige rauchende Berge, aus welchen
eine kleine Oeffnung gehet, die die herrlichsten Par-
fums
ausrauchen, und einige kleine Flammen von
sich geben, und sich also wie Feuerspeyende Berge
praesentiren.

§. 30.
G 4

Von dem Tafel-Ceremoniel.
ſentiret. Alles mit unbeſchreiblicher Freude und
Vergnuͤgen der hohen Gaͤſte. Es ſoll dieſe ſplen-
dide
Tafel uͤber 10tauſend Guͤlden gekoſtet haben.

§. 28. Die Galanterie-Speiſen oder Figuren
ſtellen bißweilen allerhand Goͤtter aus dem Hey-
denthum vor, die ſich zu einem ieden Feſtin ſchicken,
ſie ſind zu Zeiten einige Schuh hoch, und werden
unter die Confecturen mit geſetzt. Bißweilen wird
zum Spaß, als ein Schau-Eſſen, eine groſſe Pa-
ſtete aufgetragen, daraus ein kleiner Zwerg, wenn
man ſie aufſchneidet, heraus geſprungen kommt,
der der Herrſchafft an ihren Nahmens- oder Ge-
burths-Taͤgen, oder denen vornehmſten von den
Gaͤſten, ein Carmen oder etwas anders uͤber-
reicht.

§. 29. Bey Solennitaͤten werden allerhand In-
ventions-
Tafeln von mancherley Gattung ange-
richtet, und auf eine ſonderbahre und anmuthige
Weiſe mit Pyramiden, Fontainen und andern ſinn-
reichen Inventionen ausgeziert. Die Fontainen
ſpritzen die herrlichſten wohlriechenden Waſſer von
ſich, als Roſen-Waſſer, Zimmet-Waſſer, u. d. g.
Zwiſchen dieſen ſiehet man allerhand, Citronen-
Pomerantzen- und andere rare Baͤume mit ihren
Fruͤchten. Man findet auch wohl, nach gewiſſen
Erfindungen, einige rauchende Berge, aus welchen
eine kleine Oeffnung gehet, die die herrlichſten Par-
fums
ausrauchen, und einige kleine Flammen von
ſich geben, und ſich alſo wie Feuerſpeyende Berge
præſentiren.

§. 30.
G 4
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[103/0127] Von dem Tafel-Ceremoniel. ſentiret. Alles mit unbeſchreiblicher Freude und Vergnuͤgen der hohen Gaͤſte. Es ſoll dieſe ſplen- dide Tafel uͤber 10tauſend Guͤlden gekoſtet haben. §. 28. Die Galanterie-Speiſen oder Figuren ſtellen bißweilen allerhand Goͤtter aus dem Hey- denthum vor, die ſich zu einem ieden Feſtin ſchicken, ſie ſind zu Zeiten einige Schuh hoch, und werden unter die Confecturen mit geſetzt. Bißweilen wird zum Spaß, als ein Schau-Eſſen, eine groſſe Pa- ſtete aufgetragen, daraus ein kleiner Zwerg, wenn man ſie aufſchneidet, heraus geſprungen kommt, der der Herrſchafft an ihren Nahmens- oder Ge- burths-Taͤgen, oder denen vornehmſten von den Gaͤſten, ein Carmen oder etwas anders uͤber- reicht. §. 29. Bey Solennitaͤten werden allerhand In- ventions-Tafeln von mancherley Gattung ange- richtet, und auf eine ſonderbahre und anmuthige Weiſe mit Pyramiden, Fontainen und andern ſinn- reichen Inventionen ausgeziert. Die Fontainen ſpritzen die herrlichſten wohlriechenden Waſſer von ſich, als Roſen-Waſſer, Zimmet-Waſſer, u. d. g. Zwiſchen dieſen ſiehet man allerhand, Citronen- Pomerantzen- und andere rare Baͤume mit ihren Fruͤchten. Man findet auch wohl, nach gewiſſen Erfindungen, einige rauchende Berge, aus welchen eine kleine Oeffnung gehet, die die herrlichſten Par- fums ausrauchen, und einige kleine Flammen von ſich geben, und ſich alſo wie Feuerſpeyende Berge præſentiren. §. 30. G 4

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/127>, abgerufen am 21.11.2024.