§. 30. Manchmahl wird ein Garten vorgestellt, der von einem Ende der Tafel biß zum andern reicht. Der Grund der Parterre ist gelber candirter Zu- cker, und um und um mit Buchsbaum besteckt. Diese wird in vier Felder eingetheilet, so mit roth candirten Zucker überstreuet, und mit Buchsbaum bordirt; Jn der Mitten steht ein Becken mit einer Fontaine von fünff Röhren, welche das Wasser Schwibbögen-weise ausspritzen. Der Rand ist mit kleinen Alabasternen sehr zarten Figuren besetzt, und an den Piedestalen stehet eine Reyhe Blumen- Töpffe mit Blumen von unterschiedenen Farben. Die beyden Alleen stossen an die Parterre, von weissen candirten Zucker wird es wie Kieß gemacht, und an den Seiten mit Buchsbaum eingefaßt; in der Mitten aber hat man kleine, nach der Chinesi- schen Art gemachte Figuren in gewissen Distanzen von einander. Die Früchte und Confecturen werden längst dem Garten hingesetzt, und formi- ren, von dem Garten an zu rechnen die eine Rey- he, die Speisen die andere, und die Bey-Essen die dritte.
§. 31. So läst es auch gar manierlich, wenn die Tafeln rund herum an den Seiten mit Spie- geln belegt, auf dem Boden aber mit einem schö- nen Blumen-Felde bedeckt sind, so daß die daran sitzenden, sonderlich wegen der am Tische zwischen allerhand Laubwerck steckenden vielen Leute, bey- des dieses Blumen-Feld und dessen Parterre, als auch sich unter einander beständigst sehen können,
ohne
I. Theil. VIII. Capitul.
§. 30. Manchmahl wird ein Garten vorgeſtellt, der von einem Ende der Tafel biß zum andern reicht. Der Grund der Parterre iſt gelber candirter Zu- cker, und um und um mit Buchsbaum beſteckt. Dieſe wird in vier Felder eingetheilet, ſo mit roth candirten Zucker uͤberſtreuet, und mit Buchsbaum bordirt; Jn der Mitten ſteht ein Becken mit einer Fontaine von fuͤnff Roͤhren, welche das Waſſer Schwibboͤgen-weiſe ausſpritzen. Der Rand iſt mit kleinen Alabaſternen ſehr zarten Figuren beſetzt, und an den Piedeſtalen ſtehet eine Reyhe Blumen- Toͤpffe mit Blumen von unterſchiedenen Farben. Die beyden Alleen ſtoſſen an die Parterre, von weiſſen candirten Zucker wird es wie Kieß gemacht, und an den Seiten mit Buchsbaum eingefaßt; in der Mitten aber hat man kleine, nach der Chineſi- ſchen Art gemachte Figuren in gewiſſen Diſtanzen von einander. Die Fruͤchte und Confecturen werden laͤngſt dem Garten hingeſetzt, und formi- ren, von dem Garten an zu rechnen die eine Rey- he, die Speiſen die andere, und die Bey-Eſſen die dritte.
§. 31. So laͤſt es auch gar manierlich, wenn die Tafeln rund herum an den Seiten mit Spie- geln belegt, auf dem Boden aber mit einem ſchoͤ- nen Blumen-Felde bedeckt ſind, ſo daß die daran ſitzenden, ſonderlich wegen der am Tiſche zwiſchen allerhand Laubwerck ſteckenden vielen Leute, bey- des dieſes Blumen-Feld und deſſen Parterre, als auch ſich unter einander beſtaͤndigſt ſehen koͤnnen,
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I. Theil. VIII. Capitul.
§. 30. Manchmahl wird ein Garten vorgeſtellt,
der von einem Ende der Tafel biß zum andern reicht.
Der Grund der Parterre iſt gelber candirter Zu-
cker, und um und um mit Buchsbaum beſteckt.
Dieſe wird in vier Felder eingetheilet, ſo mit roth
candirten Zucker uͤberſtreuet, und mit Buchsbaum
bordirt; Jn der Mitten ſteht ein Becken mit einer
Fontaine von fuͤnff Roͤhren, welche das Waſſer
Schwibboͤgen-weiſe ausſpritzen. Der Rand iſt
mit kleinen Alabaſternen ſehr zarten Figuren beſetzt,
und an den Piedeſtalen ſtehet eine Reyhe Blumen-
Toͤpffe mit Blumen von unterſchiedenen Farben.
Die beyden Alleen ſtoſſen an die Parterre, von
weiſſen candirten Zucker wird es wie Kieß gemacht,
und an den Seiten mit Buchsbaum eingefaßt; in
der Mitten aber hat man kleine, nach der Chineſi-
ſchen Art gemachte Figuren in gewiſſen Diſtanzen
von einander. Die Fruͤchte und Confecturen
werden laͤngſt dem Garten hingeſetzt, und formi-
ren, von dem Garten an zu rechnen die eine Rey-
he, die Speiſen die andere, und die Bey-Eſſen die
dritte.
§. 31. So laͤſt es auch gar manierlich, wenn
die Tafeln rund herum an den Seiten mit Spie-
geln belegt, auf dem Boden aber mit einem ſchoͤ-
nen Blumen-Felde bedeckt ſind, ſo daß die daran
ſitzenden, ſonderlich wegen der am Tiſche zwiſchen
allerhand Laubwerck ſteckenden vielen Leute, bey-
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auch ſich unter einander beſtaͤndigſt ſehen koͤnnen,
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/128>, abgerufen am 21.11.2024.
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