ein herrlicher Lob, das redliche Leute einen geben der Tugend halber, welches auch die Feinde nicht tadeln können, denn daß man einen lobet, daß man die Becher und Gläser räumen kan. S. Beckmanns Anhältischer Historie V. Theil. p. 174.
§. 64. Bey dem Beylager Hertzogs Johann Friedrichs zu Sachsen, welches mit Sybillen, Hertzogs Johannis zu Cleve Tochter Anno 1527. vollzogen ward, waren unter andern Hertzog Ernst zu Lüneburg, und Hertzog Heinrich zu Mecklen- burg. Mit diesen speiste einmahl D. Luther a parte, als nun der Hertzog zu Lüneburg sehr heff- tig über das unmäßige Sauffen bey Hofe klagte, und meldete, daß gleichwohl bey solcher Völlerey ein iedweder ein guter Christ seyn und heissen wolte, welches gar ein grosser Ubelstand wäre/ dem man billich wehren solte, antwortete D. Luther darauf: Da soltet billich ihr Herren und Fürsten daran thun, ja sagte Hertzog Ernst wir thun freylich da- zu, sonst wäre es längst abkommen. S. Müll. Annal. Saxon. p. 81.
§. 65. Der letzte Gang, der auf die Fürstl. Ta- feln kömmt, bestehet in Confecturen. Wie die- selben auf unterschiedene sinnreiche Weise aufge- setzt werden, ist in dem vorhergehenden gesagt worden. Anno 1705 ward über der Fürstlichen Tafel zu Bareuth an einem Geburths-Tage bey dem Confect die neu erbaute Stadt S. Georgen nebst ihren Hafen, grossen See, und darauf liegen- den Schiffen sehr künstlich vorgestellt. So bald
nun
H 4
Von dem Tafel-Ceremoniel.
ein herrlicher Lob, das redliche Leute einen geben der Tugend halber, welches auch die Feinde nicht tadeln koͤnnen, denn daß man einen lobet, daß man die Becher und Glaͤſer raͤumen kan. S. Beckmanns Anhaͤltiſcher Hiſtorie V. Theil. p. 174.
§. 64. Bey dem Beylager Hertzogs Johann Friedrichs zu Sachſen, welches mit Sybillen, Hertzogs Johannis zu Cleve Tochter Anno 1527. vollzogen ward, waren unter andern Hertzog Ernſt zu Luͤneburg, und Hertzog Heinrich zu Mecklen- burg. Mit dieſen ſpeiſte einmahl D. Luther a parte, als nun der Hertzog zu Luͤneburg ſehr heff- tig uͤber das unmaͤßige Sauffen bey Hofe klagte, und meldete, daß gleichwohl bey ſolcher Voͤllerey ein iedweder ein guter Chriſt ſeyn und heiſſen wolte, welches gar ein groſſer Ubelſtand waͤre/ dem man billich wehren ſolte, antwortete D. Luther darauf: Da ſoltet billich ihr Herren und Fuͤrſten daran thun, ja ſagte Hertzog Ernſt wir thun freylich da- zu, ſonſt waͤre es laͤngſt abkommen. S. Müll. Annal. Saxon. p. 81.
§. 65. Der letzte Gang, der auf die Fuͤrſtl. Ta- feln koͤmmt, beſtehet in Confecturen. Wie die- ſelben auf unterſchiedene ſinnreiche Weiſe aufge- ſetzt werden, iſt in dem vorhergehenden geſagt worden. Anno 1705 ward uͤber der Fuͤrſtlichen Tafel zu Bareuth an einem Geburths-Tage bey dem Confect die neu erbaute Stadt S. Georgen nebſt ihren Hafen, groſſen See, und darauf liegen- den Schiffen ſehr kuͤnſtlich vorgeſtellt. So bald
nun
H 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0143"n="119"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Von dem Tafel-<hirendition="#aq">Ceremoniel.</hi></hi></fw><lb/>
ein herrlicher Lob, das redliche Leute einen geben<lb/>
der Tugend halber, welches auch die Feinde nicht<lb/>
tadeln koͤnnen, denn daß man einen lobet, daß<lb/>
man die Becher und Glaͤſer raͤumen kan. S.<lb/>
Beckmanns Anhaͤltiſcher Hiſtorie <hirendition="#aq">V.</hi> Theil. <hirendition="#aq">p.</hi> 174.</p><lb/><p>§. 64. Bey dem Beylager Hertzogs Johann<lb/>
Friedrichs zu Sachſen, welches mit Sybillen,<lb/>
Hertzogs <hirendition="#aq">Johannis</hi> zu Cleve Tochter <hirendition="#aq">Anno</hi> 1527.<lb/>
vollzogen ward, waren unter andern Hertzog Ernſt<lb/>
zu Luͤneburg, und Hertzog Heinrich zu Mecklen-<lb/>
burg. Mit dieſen ſpeiſte einmahl <hirendition="#aq">D.</hi> Luther <hirendition="#aq">a<lb/>
parte,</hi> als nun der Hertzog zu Luͤneburg ſehr heff-<lb/>
tig uͤber das unmaͤßige Sauffen bey Hofe klagte,<lb/>
und meldete, daß gleichwohl bey ſolcher Voͤllerey<lb/>
ein iedweder ein guter Chriſt ſeyn und heiſſen wolte,<lb/>
welches gar ein groſſer Ubelſtand waͤre/ dem man<lb/>
billich wehren ſolte, antwortete <hirendition="#aq">D.</hi> Luther darauf:<lb/>
Da ſoltet billich ihr Herren und Fuͤrſten daran<lb/>
thun, ja ſagte Hertzog Ernſt wir thun freylich da-<lb/>
zu, ſonſt waͤre es laͤngſt abkommen. S. <hirendition="#aq">Müll.<lb/>
Annal. Saxon. p.</hi> 81.</p><lb/><p>§. 65. Der letzte Gang, der auf die Fuͤrſtl. Ta-<lb/>
feln koͤmmt, beſtehet in <hirendition="#aq">Confectu</hi>ren. Wie die-<lb/>ſelben auf unterſchiedene ſinnreiche Weiſe aufge-<lb/>ſetzt werden, iſt in dem vorhergehenden geſagt<lb/>
worden. <hirendition="#aq">Anno</hi> 1705 ward uͤber der Fuͤrſtlichen<lb/>
Tafel zu Bareuth an einem Geburths-Tage bey<lb/>
dem <hirendition="#aq">Confect</hi> die neu erbaute Stadt S. Georgen<lb/>
nebſt ihren Hafen, groſſen See, und darauf liegen-<lb/>
den Schiffen ſehr kuͤnſtlich vorgeſtellt. So bald<lb/><fwplace="bottom"type="sig">H 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">nun</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[119/0143]
Von dem Tafel-Ceremoniel.
ein herrlicher Lob, das redliche Leute einen geben
der Tugend halber, welches auch die Feinde nicht
tadeln koͤnnen, denn daß man einen lobet, daß
man die Becher und Glaͤſer raͤumen kan. S.
Beckmanns Anhaͤltiſcher Hiſtorie V. Theil. p. 174.
§. 64. Bey dem Beylager Hertzogs Johann
Friedrichs zu Sachſen, welches mit Sybillen,
Hertzogs Johannis zu Cleve Tochter Anno 1527.
vollzogen ward, waren unter andern Hertzog Ernſt
zu Luͤneburg, und Hertzog Heinrich zu Mecklen-
burg. Mit dieſen ſpeiſte einmahl D. Luther a
parte, als nun der Hertzog zu Luͤneburg ſehr heff-
tig uͤber das unmaͤßige Sauffen bey Hofe klagte,
und meldete, daß gleichwohl bey ſolcher Voͤllerey
ein iedweder ein guter Chriſt ſeyn und heiſſen wolte,
welches gar ein groſſer Ubelſtand waͤre/ dem man
billich wehren ſolte, antwortete D. Luther darauf:
Da ſoltet billich ihr Herren und Fuͤrſten daran
thun, ja ſagte Hertzog Ernſt wir thun freylich da-
zu, ſonſt waͤre es laͤngſt abkommen. S. Müll.
Annal. Saxon. p. 81.
§. 65. Der letzte Gang, der auf die Fuͤrſtl. Ta-
feln koͤmmt, beſtehet in Confecturen. Wie die-
ſelben auf unterſchiedene ſinnreiche Weiſe aufge-
ſetzt werden, iſt in dem vorhergehenden geſagt
worden. Anno 1705 ward uͤber der Fuͤrſtlichen
Tafel zu Bareuth an einem Geburths-Tage bey
dem Confect die neu erbaute Stadt S. Georgen
nebſt ihren Hafen, groſſen See, und darauf liegen-
den Schiffen ſehr kuͤnſtlich vorgeſtellt. So bald
nun
H 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/143>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.