nun die Confituren aufgesetzt werden, pflegen biß- weilen einige Printzen und andre Fürsten, so die Gnade gehabt bey den höchsten Häuptern der Christenheit über der Tafel zu seyn, aufzustehen, und ihre Aufwartung hinter der Tafel mit zu ma- chen. An den Teutschen Fürstlichen Höfen pfle- gen alsdenn der Hof-Marschall, Hauß-Marschall oder wer sonst in seiner Abwesenheit den Stab führt, von den Marschalls-Tafeln aufzustehen, und mit den sämtlichen Cavalieren sich bey der Herr- schafft zur Aufwartung einzufinden.
§. 66. Unter der Tafel werden bey Solennitae- ten schöne Musiquen gehört, bißweilen bestehen sie nur in Trompeten und Paucken, zuweilen aber auch in der schönsten Vocal- und Instrumental- Music, es werden Castraten und Cantatricen da- bey gehört, die mehrentheils Jtaliänische Piecen dabey abzusingen pflegen. Finden die Fürstlichen Herrschafften ein Gefallen unter Krieges-Gezel- ten, oder in Jagt- und Forst-Häusern, oder nach Art einer Bauer-Hochzeit, oder bey einer andern Verkleidung zu speisen, so wird die Musique, da- mit alles zusammen harmoniren möge, darnach eingerichtet. Bißweilen wird um das Gebäude, darinnen Sie Tafel halten, wo es sich schicken will, ein Gang den Fenstern gleich angelegt, darinnen sich ein Jahrmarckt praesentirt, bey dem die Buden mit lauter Galanterie-Waaren auf das zierlichste ausgeziert, und den Fürstlichen Herrschafften bey der Tafel zu einen angenehmen Spectacul dienet.
Bey
I. Theil. VIII. Capitul.
nun die Confituren aufgeſetzt werden, pflegen biß- weilen einige Printzen und andre Fuͤrſten, ſo die Gnade gehabt bey den hoͤchſten Haͤuptern der Chriſtenheit uͤber der Tafel zu ſeyn, aufzuſtehen, und ihre Aufwartung hinter der Tafel mit zu ma- chen. An den Teutſchen Fuͤrſtlichen Hoͤfen pfle- gen alsdenn der Hof-Marſchall, Hauß-Marſchall oder wer ſonſt in ſeiner Abweſenheit den Stab fuͤhrt, von den Marſchalls-Tafeln aufzuſtehen, und mit den ſaͤmtlichen Cavalieren ſich bey der Herr- ſchafft zur Aufwartung einzufinden.
§. 66. Unter der Tafel werden bey Solennitæ- ten ſchoͤne Muſiquen gehoͤrt, bißweilen beſtehen ſie nur in Trompeten und Paucken, zuweilen aber auch in der ſchoͤnſten Vocal- und Inſtrumental- Muſic, es werden Caſtraten und Cantatricen da- bey gehoͤrt, die mehrentheils Jtaliaͤniſche Piecen dabey abzuſingen pflegen. Finden die Fuͤrſtlichen Herrſchafften ein Gefallen unter Krieges-Gezel- ten, oder in Jagt- und Forſt-Haͤuſern, oder nach Art einer Bauer-Hochzeit, oder bey einer andern Verkleidung zu ſpeiſen, ſo wird die Muſique, da- mit alles zuſammen harmoniren moͤge, darnach eingerichtet. Bißweilen wird um das Gebaͤude, darinnen Sie Tafel halten, wo es ſich ſchicken will, ein Gang den Fenſtern gleich angelegt, darinnen ſich ein Jahrmarckt præſentirt, bey dem die Buden mit lauter Galanterie-Waaren auf das zierlichſte ausgeziert, und den Fuͤrſtlichen Herrſchafften bey der Tafel zu einen angenehmen Spectacul dienet.
Bey
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I. Theil. VIII. Capitul.
nun die Confituren aufgeſetzt werden, pflegen biß-
weilen einige Printzen und andre Fuͤrſten, ſo die
Gnade gehabt bey den hoͤchſten Haͤuptern der
Chriſtenheit uͤber der Tafel zu ſeyn, aufzuſtehen,
und ihre Aufwartung hinter der Tafel mit zu ma-
chen. An den Teutſchen Fuͤrſtlichen Hoͤfen pfle-
gen alsdenn der Hof-Marſchall, Hauß-Marſchall
oder wer ſonſt in ſeiner Abweſenheit den Stab
fuͤhrt, von den Marſchalls-Tafeln aufzuſtehen, und
mit den ſaͤmtlichen Cavalieren ſich bey der Herr-
ſchafft zur Aufwartung einzufinden.
§. 66. Unter der Tafel werden bey Solennitæ-
ten ſchoͤne Muſiquen gehoͤrt, bißweilen beſtehen ſie
nur in Trompeten und Paucken, zuweilen aber
auch in der ſchoͤnſten Vocal- und Inſtrumental-
Muſic, es werden Caſtraten und Cantatricen da-
bey gehoͤrt, die mehrentheils Jtaliaͤniſche Piecen
dabey abzuſingen pflegen. Finden die Fuͤrſtlichen
Herrſchafften ein Gefallen unter Krieges-Gezel-
ten, oder in Jagt- und Forſt-Haͤuſern, oder nach
Art einer Bauer-Hochzeit, oder bey einer andern
Verkleidung zu ſpeiſen, ſo wird die Muſique, da-
mit alles zuſammen harmoniren moͤge, darnach
eingerichtet. Bißweilen wird um das Gebaͤude,
darinnen Sie Tafel halten, wo es ſich ſchicken will,
ein Gang den Fenſtern gleich angelegt, darinnen
ſich ein Jahrmarckt præſentirt, bey dem die Buden
mit lauter Galanterie-Waaren auf das zierlichſte
ausgeziert, und den Fuͤrſtlichen Herrſchafften bey
der Tafel zu einen angenehmen Spectacul dienet.
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/144>, abgerufen am 24.11.2024.
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