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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von dem Tafel-Ceremoniel.
Aufheben giebt, diese giebt den Dames alle Spei-
sen, und von diesen nehmen es wieder die Cammer-
Diener; es soll dieses bey iedem Gange, und bey
den Confituren ebener maßen so gehalten werden.
An dem Königlich-Spanischen Hofe, wo man in
allen Stücken ungemein viel Ceremonien vor-
nimmt, hat man auch bey dem Aufheben der Tafel
ungemein viel ceremonieuse Handlungen. Der
Groß-Becken- oder Brod-Meister hebt die Schaa-
len und das Saltzfaß von der Tafel ab, und giebt
sie dem Aufseher des Brodts und Backwercks, der
sie auf einen Bey-Tisch trägt, woselbst er eine ge-
faltene Serviette nimmt, und selbige dem Groß-
Becken- oder Brodt-Meister giebt, um sie Jhrer
Majestät zu praesentiren, wenn Sie die Hände zu
waschen begehren. Der Ober-Hofmeister nimmt
sodann das eine Tafel-Tuch ab, und giebt es dem
Aufseher über das Brodt und Backwerck, der es
kniend annimmt, und auf den Schenck-Tisch trägt.
Jst das erste Tafel-Tuch von der Tafel genom-
men, so faltet der Groß-Becken- oder Brodt-Mei-
ster eine Serviette, nimmt dieselbe an einem, der
Vorschneider aber am andern Ende, und lassen
sich sodann alle beyde vor den König auf die Knie
nieder.

§. 71. Hierauf kommt der Ober-Mundschen-
cke, und hält in der rechten Hand eine Gieß-Kan-
ne, in der lincken aber ein Gieß-Becken, läst sich
sodann auf ein Knie nieder, und giebt dem König
das Wasser zu waschen. Hat sich der König die

Hände

Von dem Tafel-Ceremoniel.
Aufheben giebt, dieſe giebt den Dames alle Spei-
ſen, und von dieſen nehmen es wieder die Cammer-
Diener; es ſoll dieſes bey iedem Gange, und bey
den Confituren ebener maßen ſo gehalten werden.
An dem Koͤniglich-Spaniſchen Hofe, wo man in
allen Stuͤcken ungemein viel Ceremonien vor-
nimmt, hat man auch bey dem Aufheben der Tafel
ungemein viel ceremonieuſe Handlungen. Der
Groß-Becken- oder Brod-Meiſter hebt die Schaa-
len und das Saltzfaß von der Tafel ab, und giebt
ſie dem Aufſeher des Brodts und Backwercks, der
ſie auf einen Bey-Tiſch traͤgt, woſelbſt er eine ge-
faltene Serviette nimmt, und ſelbige dem Groß-
Becken- oder Brodt-Meiſter giebt, um ſie Jhrer
Majeſtaͤt zu præſentiren, wenn Sie die Haͤnde zu
waſchen begehren. Der Ober-Hofmeiſter nimmt
ſodann das eine Tafel-Tuch ab, und giebt es dem
Aufſeher uͤber das Brodt und Backwerck, der es
kniend annimmt, und auf den Schenck-Tiſch traͤgt.
Jſt das erſte Tafel-Tuch von der Tafel genom-
men, ſo faltet der Groß-Becken- oder Brodt-Mei-
ſter eine Serviette, nimmt dieſelbe an einem, der
Vorſchneider aber am andern Ende, und laſſen
ſich ſodann alle beyde vor den Koͤnig auf die Knie
nieder.

§. 71. Hierauf kommt der Ober-Mundſchen-
cke, und haͤlt in der rechten Hand eine Gieß-Kan-
ne, in der lincken aber ein Gieß-Becken, laͤſt ſich
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das Waſſer zu waſchen. Hat ſich der Koͤnig die

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[123/0147] Von dem Tafel-Ceremoniel. Aufheben giebt, dieſe giebt den Dames alle Spei- ſen, und von dieſen nehmen es wieder die Cammer- Diener; es ſoll dieſes bey iedem Gange, und bey den Confituren ebener maßen ſo gehalten werden. An dem Koͤniglich-Spaniſchen Hofe, wo man in allen Stuͤcken ungemein viel Ceremonien vor- nimmt, hat man auch bey dem Aufheben der Tafel ungemein viel ceremonieuſe Handlungen. Der Groß-Becken- oder Brod-Meiſter hebt die Schaa- len und das Saltzfaß von der Tafel ab, und giebt ſie dem Aufſeher des Brodts und Backwercks, der ſie auf einen Bey-Tiſch traͤgt, woſelbſt er eine ge- faltene Serviette nimmt, und ſelbige dem Groß- Becken- oder Brodt-Meiſter giebt, um ſie Jhrer Majeſtaͤt zu præſentiren, wenn Sie die Haͤnde zu waſchen begehren. Der Ober-Hofmeiſter nimmt ſodann das eine Tafel-Tuch ab, und giebt es dem Aufſeher uͤber das Brodt und Backwerck, der es kniend annimmt, und auf den Schenck-Tiſch traͤgt. Jſt das erſte Tafel-Tuch von der Tafel genom- men, ſo faltet der Groß-Becken- oder Brodt-Mei- ſter eine Serviette, nimmt dieſelbe an einem, der Vorſchneider aber am andern Ende, und laſſen ſich ſodann alle beyde vor den Koͤnig auf die Knie nieder. §. 71. Hierauf kommt der Ober-Mundſchen- cke, und haͤlt in der rechten Hand eine Gieß-Kan- ne, in der lincken aber ein Gieß-Becken, laͤſt ſich ſodann auf ein Knie nieder, und giebt dem Koͤnig das Waſſer zu waſchen. Hat ſich der Koͤnig die Haͤnde

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/147>, abgerufen am 24.11.2024.