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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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II. Theil. I. Capitul.
Hauses, einen grössern Rang mitgetheilet, pflegen
dieses an andere höhere Häuser zu notificiren, da-
mit sie ihnen in Zukunfft mehr Praerogativen selbst
erzeigen, und auch bey ihren Mit-Ständen zuwege
bringen. Also berichtete der Landgraf zu Hessen-
Darmstadt Ludwig, Chur-Fürst Lothario Fran-
tzen zu Mayntz: Nachdem bißanhero die abgetheil-
ten Fürsten aus den alten Fürstlichen Häusern eine
Zeit her im Range mercklich zurück gesetzt worden,
sie aber solches der Billichkeit nicht gemäß befän-
den, und daher zu mehrer Bezeugung ihrer aufrich-
tigen Intention und Wohlmeynenheit sich erkläh-
ret, gedachten ihres freundlich geliebten Vetters
Liebden und seinen Successoren, wenn diese eben zu
ihm kommen würden, die Hand in ihrem Hause zu
geben; so hätten sie nicht ermangeln wollen, Jhro
Liebden in hergebrachtem Vertrauen diese Eröff-
nung zu thun, mit freundlichen Ersuch, es nicht nur
bey zutragenden Fällen mit ihres freundlich gelieb-
ten Vetters Liebden, an Dero Chur-Fürstlichen
Hofe eben also zu halten, sondern auch Dero hoch-
mögenden Officia bey andern Dero Mit-Chur-
Fürsten dahin anzuwenden, damit Seiner Liebden
von denselben ein gleichmäßig Tractament wieder-
fahren möge.

§. 33. Bey den Reichs-Versammlungen ist
unter den Ständen, die sonst wegen des Vorsitzes
nicht recht einig werden könten, die Alternation
eingeführet, sie tractiren einander auf diese Weise
al pari, sie sitzen wechsels weise einander vor, ohne

alle

II. Theil. I. Capitul.
Hauſes, einen groͤſſern Rang mitgetheilet, pflegen
dieſes an andere hoͤhere Haͤuſer zu notificiren, da-
mit ſie ihnen in Zukunfft mehr Prærogativen ſelbſt
erzeigen, und auch bey ihren Mit-Staͤnden zuwege
bringen. Alſo berichtete der Landgraf zu Heſſen-
Darmſtadt Ludwig, Chur-Fuͤrſt Lothario Fran-
tzen zu Mayntz: Nachdem bißanhero die abgetheil-
ten Fuͤrſten aus den alten Fuͤrſtlichen Haͤuſern eine
Zeit her im Range mercklich zuruͤck geſetzt worden,
ſie aber ſolches der Billichkeit nicht gemaͤß befaͤn-
den, und daher zu mehrer Bezeugung ihrer aufrich-
tigen Intention und Wohlmeynenheit ſich erklaͤh-
ret, gedachten ihres freundlich geliebten Vetters
Liebden und ſeinen Succeſſoren, wenn dieſe eben zu
ihm kommen wuͤrden, die Hand in ihrem Hauſe zu
geben; ſo haͤtten ſie nicht ermangeln wollen, Jhro
Liebden in hergebrachtem Vertrauen dieſe Eroͤff-
nung zu thun, mit freundlichen Erſuch, es nicht nur
bey zutragenden Faͤllen mit ihres freundlich gelieb-
ten Vetters Liebden, an Dero Chur-Fuͤrſtlichen
Hofe eben alſo zu halten, ſondern auch Dero hoch-
moͤgenden Officia bey andern Dero Mit-Chur-
Fuͤrſten dahin anzuwenden, damit Seiner Liebden
von denſelben ein gleichmaͤßig Tractament wieder-
fahren moͤge.

§. 33. Bey den Reichs-Verſammlungen iſt
unter den Staͤnden, die ſonſt wegen des Vorſitzes
nicht recht einig werden koͤnten, die Alternation
eingefuͤhret, ſie tractiren einander auf dieſe Weiſe
al pari, ſie ſitzen wechſels weiſe einander vor, ohne

alle
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[356/0380] II. Theil. I. Capitul. Hauſes, einen groͤſſern Rang mitgetheilet, pflegen dieſes an andere hoͤhere Haͤuſer zu notificiren, da- mit ſie ihnen in Zukunfft mehr Prærogativen ſelbſt erzeigen, und auch bey ihren Mit-Staͤnden zuwege bringen. Alſo berichtete der Landgraf zu Heſſen- Darmſtadt Ludwig, Chur-Fuͤrſt Lothario Fran- tzen zu Mayntz: Nachdem bißanhero die abgetheil- ten Fuͤrſten aus den alten Fuͤrſtlichen Haͤuſern eine Zeit her im Range mercklich zuruͤck geſetzt worden, ſie aber ſolches der Billichkeit nicht gemaͤß befaͤn- den, und daher zu mehrer Bezeugung ihrer aufrich- tigen Intention und Wohlmeynenheit ſich erklaͤh- ret, gedachten ihres freundlich geliebten Vetters Liebden und ſeinen Succeſſoren, wenn dieſe eben zu ihm kommen wuͤrden, die Hand in ihrem Hauſe zu geben; ſo haͤtten ſie nicht ermangeln wollen, Jhro Liebden in hergebrachtem Vertrauen dieſe Eroͤff- nung zu thun, mit freundlichen Erſuch, es nicht nur bey zutragenden Faͤllen mit ihres freundlich gelieb- ten Vetters Liebden, an Dero Chur-Fuͤrſtlichen Hofe eben alſo zu halten, ſondern auch Dero hoch- moͤgenden Officia bey andern Dero Mit-Chur- Fuͤrſten dahin anzuwenden, damit Seiner Liebden von denſelben ein gleichmaͤßig Tractament wieder- fahren moͤge. §. 33. Bey den Reichs-Verſammlungen iſt unter den Staͤnden, die ſonſt wegen des Vorſitzes nicht recht einig werden koͤnten, die Alternation eingefuͤhret, ſie tractiren einander auf dieſe Weiſe al pari, ſie ſitzen wechſels weiſe einander vor, ohne alle

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/380>, abgerufen am 24.11.2024.