Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Theil. VI. Capitul.
dern; sie versichern daß sie das Bündniß treulich
halten wollen, und fügen hefftige Protestationen
mit an, daß sie sich nicht, als biß nach hergebrachten
sichern und renomirlichen Frieden, von einander
trennen wolten.

§. 28. Wenn einige Puissancen zu Kriegs-Zei-
ten bemühet sind, andere in ein Bündniß zu ziehen,
so wenden hingegen andere wieder alle nur ersinn-
liche Kräffte an, sie von dem Eintritt in die Allianz
abzumahnen, sie recommendiren ihnen die Neu-
tralit
ät, und zeigen ihnen mit den schönsten Wor-
ten und vortrefflich colorirten Gründen die beson-
dern Vortheile, so sie sich in diese Alliance nicht
einliessen.

§. 29 Einige Puissancen achten bey ihren Bünd-
nissen vor eine besondere Staats-Maxime, daß in
ihrer Nachbarschafft viel Souverainen erhalten
werden, und so viel als möglich, nicht zugelassen
werde, daß ein eintziger auf allen Seiten seine
Macht ausbreite. Sie schliessen nicht leichtlich ei-
ne Allianz, da sie sich nicht vorbehalten, ihren be-
nachbarten Ländern, im Fall sie von einem [m]äch-
tigern angegriffen werden solten, beyzustehen, ohne
daß dieses den anderwärtigen Tractaten einen Ab-
bruch thue.

§. 30. Weil es bißweilen zu geschehen pflegt,
daß einige Allirten vor dem Bündniß abspringen,
und mit dem Feinde einen Particulier-Frieden
schliessen, so praecaviren sich andere bey Schlies-
sung der Off- und Defensiv-Allianzen auf a[l]le we-

ge,

II. Theil. VI. Capitul.
dern; ſie verſichern daß ſie das Buͤndniß treulich
halten wollen, und fuͤgen hefftige Proteſtationen
mit an, daß ſie ſich nicht, als biß nach hergebrachten
ſichern und renomirlichen Frieden, von einander
trennen wolten.

§. 28. Wenn einige Puiſſancen zu Kriegs-Zei-
ten bemuͤhet ſind, andere in ein Buͤndniß zu ziehen,
ſo wenden hingegen andere wieder alle nur erſinn-
liche Kraͤffte an, ſie von dem Eintritt in die Allianz
abzumahnen, ſie recommendiren ihnen die Neu-
tralit
aͤt, und zeigen ihnen mit den ſchoͤnſten Wor-
ten und vortrefflich colorirten Gruͤnden die beſon-
dern Vortheile, ſo ſie ſich in dieſe Alliance nicht
einlieſſen.

§. 29 Einige Puiſſancen achten bey ihren Buͤnd-
niſſen vor eine beſondere Staats-Maxime, daß in
ihrer Nachbarſchafft viel Souverainen erhalten
werden, und ſo viel als moͤglich, nicht zugelaſſen
werde, daß ein eintziger auf allen Seiten ſeine
Macht ausbreite. Sie ſchlieſſen nicht leichtlich ei-
ne Allianz, da ſie ſich nicht vorbehalten, ihren be-
nachbarten Laͤndern, im Fall ſie von einem [m]aͤch-
tigern angegriffen werden ſolten, beyzuſtehen, ohne
daß dieſes den anderwaͤrtigen Tractaten einen Ab-
bruch thue.

§. 30. Weil es bißweilen zu geſchehen pflegt,
daß einige Allirten vor dem Buͤndniß abſpringen,
und mit dem Feinde einen Particulier-Frieden
ſchlieſſen, ſo præcaviren ſich andere bey Schlieſ-
ſung der Off- und Defenſiv-Allianzen auf a[l]le we-

ge,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0496" n="472"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Theil. <hi rendition="#aq">VI.</hi> Capitul.</hi></fw><lb/>
dern; &#x017F;ie ver&#x017F;ichern daß &#x017F;ie das Bu&#x0364;ndniß treulich<lb/>
halten wollen, und fu&#x0364;gen hefftige <hi rendition="#aq">Prote&#x017F;tation</hi>en<lb/>
mit an, daß &#x017F;ie &#x017F;ich nicht, als biß nach hergebrachten<lb/>
&#x017F;ichern und <hi rendition="#aq">renomi</hi>rlichen Frieden, von einander<lb/>
trennen wolten.</p><lb/>
          <p>§. 28. Wenn einige <hi rendition="#aq">Pui&#x017F;&#x017F;anc</hi>en zu Kriegs-Zei-<lb/>
ten bemu&#x0364;het &#x017F;ind, andere in ein Bu&#x0364;ndniß zu ziehen,<lb/>
&#x017F;o wenden hingegen andere wieder alle nur er&#x017F;inn-<lb/>
liche Kra&#x0364;ffte an, &#x017F;ie von dem Eintritt in die <hi rendition="#aq">Allianz</hi><lb/>
abzumahnen, &#x017F;ie <hi rendition="#aq">recommendi</hi>ren ihnen die <hi rendition="#aq">Neu-<lb/>
tralit</hi>a&#x0364;t, und zeigen ihnen mit den &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Wor-<lb/>
ten und vortrefflich <hi rendition="#aq">colori</hi>rten Gru&#x0364;nden die be&#x017F;on-<lb/>
dern Vortheile, &#x017F;o &#x017F;ie &#x017F;ich in die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Alliance</hi> nicht<lb/>
einlie&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>§. 29 Einige <hi rendition="#aq">Pui&#x017F;&#x017F;anc</hi>en achten bey ihren Bu&#x0364;nd-<lb/>
ni&#x017F;&#x017F;en vor eine be&#x017F;ondere Staats-<hi rendition="#aq">Maxime,</hi> daß in<lb/>
ihrer Nachbar&#x017F;chafft viel <hi rendition="#aq">Souverain</hi>en erhalten<lb/>
werden, und &#x017F;o viel als mo&#x0364;glich, nicht zugela&#x017F;&#x017F;en<lb/>
werde, daß ein eintziger auf allen Seiten &#x017F;eine<lb/>
Macht ausbreite. Sie &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en nicht leichtlich ei-<lb/>
ne <hi rendition="#aq">Allianz,</hi> da &#x017F;ie &#x017F;ich nicht vorbehalten, ihren be-<lb/>
nachbarten La&#x0364;ndern, im Fall &#x017F;ie von einem <supplied>m</supplied>a&#x0364;ch-<lb/>
tigern angegriffen werden &#x017F;olten, beyzu&#x017F;tehen, ohne<lb/>
daß die&#x017F;es den anderwa&#x0364;rtigen <hi rendition="#aq">Tractat</hi>en einen Ab-<lb/>
bruch thue.</p><lb/>
          <p>§. 30. Weil es bißweilen zu ge&#x017F;chehen pflegt,<lb/>
daß einige <hi rendition="#aq">Alli</hi>rten vor dem Bu&#x0364;ndniß ab&#x017F;pringen,<lb/>
und mit dem Feinde einen <hi rendition="#aq">Particulier-</hi>Frieden<lb/>
&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o <hi rendition="#aq">præcavi</hi>ren &#x017F;ich andere bey Schlie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ung der <hi rendition="#aq">Off-</hi> und <hi rendition="#aq">Defen&#x017F;iv-Allianz</hi>en auf a<supplied>l</supplied>le we-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ge,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[472/0496] II. Theil. VI. Capitul. dern; ſie verſichern daß ſie das Buͤndniß treulich halten wollen, und fuͤgen hefftige Proteſtationen mit an, daß ſie ſich nicht, als biß nach hergebrachten ſichern und renomirlichen Frieden, von einander trennen wolten. §. 28. Wenn einige Puiſſancen zu Kriegs-Zei- ten bemuͤhet ſind, andere in ein Buͤndniß zu ziehen, ſo wenden hingegen andere wieder alle nur erſinn- liche Kraͤffte an, ſie von dem Eintritt in die Allianz abzumahnen, ſie recommendiren ihnen die Neu- tralitaͤt, und zeigen ihnen mit den ſchoͤnſten Wor- ten und vortrefflich colorirten Gruͤnden die beſon- dern Vortheile, ſo ſie ſich in dieſe Alliance nicht einlieſſen. §. 29 Einige Puiſſancen achten bey ihren Buͤnd- niſſen vor eine beſondere Staats-Maxime, daß in ihrer Nachbarſchafft viel Souverainen erhalten werden, und ſo viel als moͤglich, nicht zugelaſſen werde, daß ein eintziger auf allen Seiten ſeine Macht ausbreite. Sie ſchlieſſen nicht leichtlich ei- ne Allianz, da ſie ſich nicht vorbehalten, ihren be- nachbarten Laͤndern, im Fall ſie von einem maͤch- tigern angegriffen werden ſolten, beyzuſtehen, ohne daß dieſes den anderwaͤrtigen Tractaten einen Ab- bruch thue. §. 30. Weil es bißweilen zu geſchehen pflegt, daß einige Allirten vor dem Buͤndniß abſpringen, und mit dem Feinde einen Particulier-Frieden ſchlieſſen, ſo præcaviren ſich andere bey Schlieſ- ſung der Off- und Defenſiv-Allianzen auf alle we- ge,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/496
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 472. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/496>, abgerufen am 22.11.2024.