einem Regenten des Landes alle Mittel vorgekehrt, um dem Feinde tapffern Wiederstand zu leisten. Die Unterthanen werden mit Gewehr versehen, es wird den Predigern anbefohlen, einem ieden seine Pflicht zu erinnern, und ihn zur Defension und zum Schutz des Landes auf das kräfftigste zu ver- mahnen. Die Römisch-Catholischen Puissancen sind in diesem Stück vor andern sehr sinnreich, wenn die Ketzer in ihre Lande einfallen, sie als die abscheulichsten und grausamsten Leute abzumah- len, sie befehlen ihrer Clerisey an, dem Volck vor- zustellen, daß die Religion in höchster Gefahr wäre, sintemahl dieselbe der Deckmantel, dessen sich hohe und niedrige bißweilen zu Vertheidigung ihres Eigennutzes schändlich mißbrauchen.
§. 27. An einigen bergichten, waldichten und sumpfigten Gegenden haben bißweilen die Bauern zu Krieges-Zeiten mehr Abbruch gethan dem Fein- de, als die regulierte Milice. Wie tapffer sich die Tyroler anno 1703 wider die eingefallenen Frantzosen und Bayern gehalten, ist allen denje- nigen bekandt, welche die Geschichte derselben Zeit gelesen. Es hat ein Frantzose daher Gelegenheit genommen, die aufrichtige Meynung seines Her- tzens in folgenden Reimen an Tag zu legen:
Was mack mir in Tyrol, Schelm Bauer Kop reiß ab, Und arm Franzoßlig todt da, wie Hund nit be- grab,
Weib,
H h 4
Vom Kriege.
einem Regenten des Landes alle Mittel vorgekehrt, um dem Feinde tapffern Wiederſtand zu leiſten. Die Unterthanen werden mit Gewehr verſehen, es wird den Predigern anbefohlen, einem ieden ſeine Pflicht zu erinnern, und ihn zur Defenſion und zum Schutz des Landes auf das kraͤfftigſte zu ver- mahnen. Die Roͤmiſch-Catholiſchen Puiſſancen ſind in dieſem Stuͤck vor andern ſehr ſinnreich, wenn die Ketzer in ihre Lande einfallen, ſie als die abſcheulichſten und grauſamſten Leute abzumah- len, ſie befehlen ihrer Cleriſey an, dem Volck vor- zuſtellen, daß die Religion in hoͤchſter Gefahr waͤre, ſintemahl dieſelbe der Deckmantel, deſſen ſich hohe und niedrige bißweilen zu Vertheidigung ihres Eigennutzes ſchaͤndlich mißbrauchen.
§. 27. An einigen bergichten, waldichten und ſumpfigten Gegenden haben bißweilen die Bauern zu Krieges-Zeiten mehr Abbruch gethan dem Fein- de, als die regulierte Milice. Wie tapffer ſich die Tyroler anno 1703 wider die eingefallenen Frantzoſen und Bayern gehalten, iſt allen denje- nigen bekandt, welche die Geſchichte derſelben Zeit geleſen. Es hat ein Frantzoſe daher Gelegenheit genommen, die aufrichtige Meynung ſeines Her- tzens in folgenden Reimen an Tag zu legen:
Was mack mir in Tyrol, Schelm Bauer Kop reiß ab, Und arm Franzoßlig todt da, wie Hund nit be- grab,
Weib,
H h 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0511"n="487"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Vom Kriege.</hi></fw><lb/>
einem Regenten des Landes alle Mittel vorgekehrt,<lb/>
um dem Feinde tapffern Wiederſtand zu leiſten.<lb/>
Die Unterthanen werden mit Gewehr verſehen, es<lb/>
wird den Predigern anbefohlen, einem ieden ſeine<lb/>
Pflicht zu erinnern, und ihn zur <hirendition="#aq">Defenſion</hi> und<lb/>
zum Schutz des Landes auf das kraͤfftigſte zu ver-<lb/>
mahnen. Die Roͤmiſch-Catholiſchen <hirendition="#aq">Puiſſanc</hi>en<lb/>ſind in dieſem Stuͤck vor andern ſehr ſinnreich,<lb/>
wenn die Ketzer in ihre Lande einfallen, ſie als die<lb/>
abſcheulichſten und grauſamſten Leute abzumah-<lb/>
len, ſie befehlen ihrer Cleriſey an, dem Volck vor-<lb/>
zuſtellen, daß die Religion in hoͤchſter Gefahr<lb/>
waͤre, ſintemahl dieſelbe der Deckmantel, deſſen<lb/>ſich hohe und niedrige bißweilen zu Vertheidigung<lb/>
ihres Eigennutzes ſchaͤndlich mißbrauchen.</p><lb/><p>§. 27. An einigen bergichten, waldichten und<lb/>ſumpfigten Gegenden haben bißweilen die Bauern<lb/>
zu Krieges-Zeiten mehr Abbruch gethan dem Fein-<lb/>
de, als die <hirendition="#aq">regulier</hi>te <hirendition="#aq">Milice.</hi> Wie tapffer ſich<lb/>
die Tyroler <hirendition="#aq">anno</hi> 1703 wider die eingefallenen<lb/>
Frantzoſen und Bayern gehalten, iſt allen denje-<lb/>
nigen bekandt, welche die Geſchichte derſelben Zeit<lb/>
geleſen. Es hat ein Frantzoſe daher Gelegenheit<lb/>
genommen, die aufrichtige Meynung ſeines Her-<lb/>
tzens in folgenden Reimen an Tag zu legen:</p><lb/><lgtype="poem"><l>Was mack mir in Tyrol, Schelm Bauer Kop</l><lb/><l><hirendition="#et">reiß ab,</hi></l><lb/><l>Und arm Franzoßlig todt da, wie Hund nit be-</l><lb/><l><hirendition="#et">grab,</hi></l><lb/><fwplace="bottom"type="sig">H h 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">Weib,</fw><lb/></lg></div></div></body></text></TEI>
[487/0511]
Vom Kriege.
einem Regenten des Landes alle Mittel vorgekehrt,
um dem Feinde tapffern Wiederſtand zu leiſten.
Die Unterthanen werden mit Gewehr verſehen, es
wird den Predigern anbefohlen, einem ieden ſeine
Pflicht zu erinnern, und ihn zur Defenſion und
zum Schutz des Landes auf das kraͤfftigſte zu ver-
mahnen. Die Roͤmiſch-Catholiſchen Puiſſancen
ſind in dieſem Stuͤck vor andern ſehr ſinnreich,
wenn die Ketzer in ihre Lande einfallen, ſie als die
abſcheulichſten und grauſamſten Leute abzumah-
len, ſie befehlen ihrer Cleriſey an, dem Volck vor-
zuſtellen, daß die Religion in hoͤchſter Gefahr
waͤre, ſintemahl dieſelbe der Deckmantel, deſſen
ſich hohe und niedrige bißweilen zu Vertheidigung
ihres Eigennutzes ſchaͤndlich mißbrauchen.
§. 27. An einigen bergichten, waldichten und
ſumpfigten Gegenden haben bißweilen die Bauern
zu Krieges-Zeiten mehr Abbruch gethan dem Fein-
de, als die regulierte Milice. Wie tapffer ſich
die Tyroler anno 1703 wider die eingefallenen
Frantzoſen und Bayern gehalten, iſt allen denje-
nigen bekandt, welche die Geſchichte derſelben Zeit
geleſen. Es hat ein Frantzoſe daher Gelegenheit
genommen, die aufrichtige Meynung ſeines Her-
tzens in folgenden Reimen an Tag zu legen:
Was mack mir in Tyrol, Schelm Bauer Kop
reiß ab,
Und arm Franzoßlig todt da, wie Hund nit be-
grab,
Weib,
H h 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 487. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/511>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.